tag:blogger.com,1999:blog-15764262889378973132024-02-07T06:16:37.506+01:00Streifzügekleine mürrische GeschichtenAdolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.comBlogger31125tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-22111390066752878812022-08-02T18:47:00.011+02:002022-08-03T19:18:01.596+02:0031. Das Boot<p>Ich streife durch meine Gegend und freue mich darauf, meinen Lesern heute endlich das dritte Mopped vorzustellen. Ich habe es ja schon rund ein Jahr, aber wie das eben so ist mit einem neuen Mopped: Der kleine Adolf muss sich immer erst ganz langsam herantasten an das Gefährt. Er muss lernen, das Ding mit dem Kleinhirn zu steuern und nicht mit dem Großhirn. Oder wie man auch sagt: Aus dem Bauch heraus und nicht mit dem Kopf. So habe ich das mit der Guzzi gemacht und mit der BWM, und so mache ich es auch mit dem neuen Mopped. Aus Gründen, und zwar guten.</p><p>Die Tour beginnt in einer Tiefgarage in Neustadt. Ich muss das neue Mopped rückwärts die Rampe hochfahren, auf der es geparkt wird. Also: aufsitzen, Rückwärtsgang einlegen, und dann den noch kalten Motor richtig aufdrehen, sonst schafft sie das nicht. „Rückwärtsgang“ - Sie haben richtig gelesen! Mein neues Motorrad verfügt über einen Rückwärtsgang. Dann pöttere ich gemütlich am mit blühenden Wildkräutern bepflanzten Seitenstreifen vorbei nach Mußbach, wo mich eine liebe Kollegin auf einen Kaffee eingeladen hat. Wir plaudern eine Weile bis die Kinder mit Nahrung versorgt werden müssen. Zuviel Multitasking will ich ihr dann aber doch nicht zumuten: Als ihr Mann dazukommt um sie bei der Fütterung der Raubtiere zu unterstützen verdrücke ich mich schließlich. </p><p>Und obwohl ich im letzten Jahr schon so manche Strecke mit dem kleinen Schwarzen zurückgelegt habe, fühlt es sich noch immer etwas fremd an. Die Motorisierung ist mit knapp über 40 PS weit weniger souverän als bei der Guzzi oder der GS. Aber das ist es nicht, was sich fremd anfühlt. Schließlich habe ich vor langer, langer Zeit in meiner Jugend mit Mofa und Mokick ja mal sehr viel kleiner angefangen. Es ist mit rund 350 kg das schwerste Mopped, das ich jemals gefahren bin. Aber auch das macht es nicht einzigartig. Auf der Guzzi bin ich schon mit einem ausgewachsenen Menschen als Sozius unterwegs gewesen, das war dann zusammen auch nicht ganz so leichtfüßig und alles Andere als gazellenhaft. Auch das ist es also nicht. Aber die völlig asymmetrische Gewichtsverteilung und das dritte Rad auf halber Strecke zwischen dem Vorder- und dem Hinterrad, die machen etwas aus. Man könnte es so ausdrücken: Das Russeneisen fährt sich wie eine Mischung aus Seifenkiste und Weinbergschlepper.</p><p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEit2NZLQ1dvzhtj945iNoyNjwTIjnWWhsD5_271U1Nd9N8e7VHGm11FVwUrvGK3S_2bfQfSRTylrZS9Px-bamh20S0q4nW1FlduSQHVbhbbPYzH67JjZ5cBjJhvhNb0qHvY2QurIKEjSgJR2pFRXQT0jP1EKfdnzPOYT3lk1VAM2dkzCKlFNtfqSYJFTw/s640/51788039738_3f1e5885b3_z.jpg" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="640" data-original-width="480" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEit2NZLQ1dvzhtj945iNoyNjwTIjnWWhsD5_271U1Nd9N8e7VHGm11FVwUrvGK3S_2bfQfSRTylrZS9Px-bamh20S0q4nW1FlduSQHVbhbbPYzH67JjZ5cBjJhvhNb0qHvY2QurIKEjSgJR2pFRXQT0jP1EKfdnzPOYT3lk1VAM2dkzCKlFNtfqSYJFTw/w240-h320/51788039738_3f1e5885b3_z.jpg" title="Das Russeneisen" width="240" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Russeneisen</td></tr></tbody></table>Es geht weiter ins mondäne Deidesheim und am niedlichen Forst vorbei nach Wachenheim. Hier biege ich auf eine Nebenstraße ab und lande schließlich auf einer sehr engen Landstraße, die mich durch den Wald und am Kurpfalz-Park vorbei in Richtung Lambrecht führt. Der Plan: In Frankeneck abbiegen in das an Wochenenden für Moppeds gesperrte Elmsteiner Tal, und dann schauen, wo ich etwas zu Essen finde. Irgendein Ausflugslokal mit ordentlicher Küche wird ja wohl geöffnet sein. Dachte ich. Aber herausfinden kann ich das nicht, denn wegen einer Baustelle ist Frankeneck komplett gesperrt, zumindest in die für mich notwendige Richtung. Also fahre ich zurück an die nördliche Weinstraße, dieses mal weiter bis nach Bad Dürkheim.<p></p><p>Da ist zunächst einmal das Gefühl beim Lenken. Auf einspurigen Moppeds geht das mit einer leichten Gewichtsverlagerung. Man fährt sie sozusagen mit dem Hintern. Der Rest besteht aus einem intuitiv zu bewältigenden Tanz mit Schwerkraft und Fliehkraft. Auf einem Gespann muss der Fahrer jedoch beim Steuern deutlich und bewusst den Lenker einschlagen. Für einen Autofahrer klingt das vielleicht banal, aber als Moppedfahrer muss man sich tatsächlich erst einmal daran gewöhnen.</p><p>Hinter Bad Dürkheim zieht es mich wieder in Richtung Westen. Alles bekannte Strecken - mit dem neuen Mopped fahre ich zunächst nur solche Routen, bei denen ich jedes Schlagloch und jede Kurve mit Vornamen kenne: In Dürkheimer Ortsteil Grethen erfreue ich mich am Anblick des Herzogweihers, der die Luft spürbar herunterkühlt. Das Pfalzmuseum für Naturkunde würdige ich keines Blickes. Hier hatte ich vor vielen Jahren mal eine Fortbildung, die ich eher so mittel fand. Zwei Tage verlorener Lebenszeit und seitdem meine letzte fachliche Fortbildung. Ich bin jetzt so alt, dass ich keine Zeit mehr verschwende und das Thema Fortbildung in meinen Fächern lieber mit zwei guten Zeitschriften erledige, die ich seit Jahren regelmäßig beziehe. Die Hardenburg grüßt mich von einer Bergkuppe. Die Kurven sind zahlreich, aber nie besonders eng. Das habe ich mit Absicht so gewählt.</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgM4KQOD1fEbtyfg12JwTXF8cpj3jdFfJM_llNpe_u8WPhFesjT31iYwI_wHoUKF0vvrpcf3PzSQ_Z1CKT5q1iDj2ASuPBXlQTqz02ixpLnEFC_kzCRBOc4sjrveGSzeEhH0Hn1W8E31U5e7h7yBgOOvrOmrHzwqv-DE_QB2wt0382TrTAMW6ENtzagIg/s601/Fliehkraft.jpg" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="571" data-original-width="601" height="304" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgM4KQOD1fEbtyfg12JwTXF8cpj3jdFfJM_llNpe_u8WPhFesjT31iYwI_wHoUKF0vvrpcf3PzSQ_Z1CKT5q1iDj2ASuPBXlQTqz02ixpLnEFC_kzCRBOc4sjrveGSzeEhH0Hn1W8E31U5e7h7yBgOOvrOmrHzwqv-DE_QB2wt0382TrTAMW6ENtzagIg/w320-h304/Fliehkraft.jpg" title="Die Wirkung der Fliehkraft in einer Rechtskurve" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Wirkung der Fliehkraft in einer Rechtskurve</td></tr></tbody></table><p>Gewichtsverlagerung in der Kurve ist beim Gespannfahren wichtig und alles Andere als intuitiv. Besonders in Rechtskurven. Ein Gespann liegt normalerweise auf der Straße wie ein Brett. In einer Linkskurve legt man sich als Fahrer trotzdem nach links, damit das Hinterrad nicht abhebt und das Gefährt sich überschlägt. Das macht man gerne auch übertrieben stark, denn es hängen ja rechts noch die 100 kg Beiboot als störrisches Gegengewicht. In einer Rechtskurve wird es ganz verrückt: Legt man sich hier als Fahrer nicht weit nach rechts, hebt der Seitenwagen ab. Und zwar umso wahrscheinlicher, je enger die Kurve ist. Verantwortlich sind einerseits die Fliehkräfte, die am Fahrer ziehen, und andererseits die Hebelgesetze: Je größer der Fahrer, desto länger der Hebel, an dem die Fliehkraft zerrt und desto größer ihre Wirkung. Lehnt der Fahrer sich also in einer Rechtskurve nach rechts, geht es weniger darum, Gewicht auf den Seitenwagen zu verlagern (obwohl das tatsächlich hilft), sondern vielmehr darum, den Hebel zu verkürzen, an dem die Fliehkraft sonst mitleidlos zerrt und den Seitenwagen abheben lässt.</p><p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwOwuDdolwC9SGXoFgl_S_gArPPpsvFu2tew_Dk4hZEU03ipKzItC5LQLQCo9wj0EXtGChM8vQqlP0HvdIIVDG3lA3CnUHmrXZ7isASF0ksfj--OHwsWl7dpL4846Ig3_ufVpZBlI_b1IoDJ9rtVvePslELDrj8EulCTAvCUtMP4uPVEt07emoFQy0cA/s640/52220901220_82144a3f6c_z.jpg" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="480" data-original-width="640" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwOwuDdolwC9SGXoFgl_S_gArPPpsvFu2tew_Dk4hZEU03ipKzItC5LQLQCo9wj0EXtGChM8vQqlP0HvdIIVDG3lA3CnUHmrXZ7isASF0ksfj--OHwsWl7dpL4846Ig3_ufVpZBlI_b1IoDJ9rtVvePslELDrj8EulCTAvCUtMP4uPVEt07emoFQy0cA/w320-h240/52220901220_82144a3f6c_z.jpg" title="Berechtigte Frage." width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Berechtigte Frage</td></tr></tbody></table><p></p>Schließlich kullere ich von Frankenstein aus das Lambrechter Tal in Richtung Neustadt herunter. In Weidental bemerke ich noch ein merkwürdiges Graffito, das alle Fragen offen lässt. Die Kurven werden etwas enger und hinter mir bildet sich eine Schlange. Da kaum einer der Autofahrer mich überholt fahre ich ab und zu rechts ran, um die Autos vorbeizulassen. Die meisten Fahrer lächeln mich bzw. das Russeneisen an. Auch bei mir entgegenkommenden oder am Straßenrand stehende Menschen entdecke ich so manch wohlwollenden Gesichtsausdruck, nach oben gereckte Daumen oder höre sogar begeisterte „Ach wie schön!“-Ausrufe. Das geht runter!<div><br /></div><div>Zufrieden stelle ich das Russeneisen am Ende meiner kleinen Lernfahrt im Hof meiner Wohnung ab.<p>Abb.2: Verändert aus: Franitza, M., Götz, B. et al. (2017): Das 1 x 1 für Gespannfahrer - Grundlagenwissen über Krafträder mit Beiwagen, Königswinter 2017</p></div>Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-46034374329522017362021-08-14T20:40:00.013+02:002021-10-10T10:59:28.225+02:0030. Die große Flut<p>Ich streife durch die Einträge meiner Blogs und dabei stelle ich ein seltsames Jubiläum fest: Ich habe zwar mit dem „<a href="https://adolfszettelkasten.blogspot.com/" target="_blank">Zettelkasten</a>“ endlich ein Projekt verwirklicht, das mir schon sehr lange vorschwebte. Was es damit auf sich hat, könnt ihr <a href="https://adolfszettelkasten.blogspot.com/p/uber-den-zettelkasten.html" target="_blank">hier</a> nachlesen. Aber in diesem Blog, eigentlich die Mutter meiner Blogs, ist seit ziemlich genau zwei Jahren tote Hose. Und das hat Gründe, und zwar gute: Zuerst war es die unglaubliche Hitze des Sommers 2019, die mich gelähmt hat. Gerade eine Geschichte habe ich noch verfassen können, aber dann war die Energie weg. Im darauf folgenden Winter überschlugen sich dann die Ereignisse in der bekannten Weise: Zoonose in China, Epidemie und schließlich Pandemie. Lockdown, Wechselunterricht, Lockdown, Wechselunterricht und so weiter. Das frustriert, das schränkt die Möglichkeiten für Streifzüge radikal ein und die Lust, darüber zu schreiben auch. Deprimiert und paralysiert sitzt man in der Wohnung und schaut den Balkonpflanzen beim Verwelken zu. Man könnte etwas dagegen tun, aber es ist einem scheißegal. Es ist Corona. </p><p> Aber darüber schreibe ich heute nicht. Das ist Thema einer eigenen, einer anderen Geschichte. Heute geht es um die Ereignisse in meiner alten Heimat, die mich zutiefst betroffen machen und erschrecken. Es geht um die Überschwemmungskatastrophen im Westen Deutschlands, also in der Umgebung von Trier (Kyll und Mosel), in Bad Münstereifel und in der Gegend um Erftstadt (wie der Name schon sagt: Erft) und im Ahrtal.</p><p>Aber der Reihe nach: Die Erft kenne ich von Kindesbeinen an. Meine Großeltern lebten in einem Stadtteil von Grevenbroich in einem prächtigen Haus mit großem Garten direkt an diesem Fluß. Topographisch gehört die Gegend zur Kölner Bucht, einem keilförmigen Ausläufer des Norddeutschen Tieflandes in das südlicher gelegene Rheinische Schiefergebirge. Da gibt es zum Beispiel das Phantasialand oder das Brühler Schloß als touristische Attraktionen, die ich schon als Kind gerne besucht habe. Ziemlich flach ist es dort. Schwemmland. Der Untergrund besteht aus Sedimenten wie Sand oder Kies, obendrauf eine mächtige Schicht Löss. Der aus diesem Löss entstehende Boden ist so fruchtbar, dass ein Bauer hier den Finger nur in die Erde stecken muss, schon wächst da etwas Grünes. Und Bodenschätze gibt es hier. Am bekanntesten ist sicher die Braunkohle, die hier in riesigen Tagebauten von majestätischen anmutenden Schaufelradbaggern geerntet wird. Mein Großvater hat mir den Tagebau in Garzweiler immer voller Stolz auf die menschliche Ingenieursleistung gezeigt. (Zu dem Zusammenhang zwischen der Braunkohle und dem heutigen Thema kommen wir später.) Aber auch der Kies und der Sand werden abgebaut, und zwar ebenfalls im Tagebau. Die Betonwerke in der Nähe der Millionenstadt Köln gieren nach diesen Rohstoffen. Die Kiesgruben sind in der Regel kleiner als die Braunkohlebergwerke, aber dafür auch zahlreicher. Und oft sehr nah an den Städten und Dörfern. </p><p>So auch in Erftstadt-Blessem. Hier rutschte in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 ein Teil einer Straße mit angrenzenden Häusern und einem Pferdehof einfach weg. Das durchnässte Lockermaterial im Untergrund begann zu fließen und schob so Straße und Häuser in eine Kiesgrube. So las ich es in einer Quelle. In einer anderen Darstellung ist davon die Rede, dass die überfließende Erft sich den Weg in den tiefsten Punkt der Landschaft, hier die Kiesgrube, gesucht hat. Beim Abfließen in die Grube erodierte sie dann rückschreitend die Grubenwand. Das Ergebnis bleibt das Gleiche. Tote hat es in dieser Stadt glücklicherweise nicht gegeben.</p><p>Meinen Referendardienst habe ich in Trier absolviert. Trier ist als Wohnort wunderschön. Es ist zwar eine Großstadt mit allen kulturellen Vorzügen einer Großstadt. Aber man ist, wenn man das möchte, innerhalb weniger Minuten mitten im Wald. Das kulturelle Angebot ist reichhaltig, der geschichtliche Hintergrund überwältigend. Im nördlichsten Stadtteil Ehrang mündet das kleine Flüsschen Kyll in die Mosel. Hier habe ich als Referendar gelegentlich ein wirklich gutes italienisches Restaurant besucht. Am Mittellauf der Kyll habe ich als Junge gezeltet. Das Flüsschen ist dort normalerweise nicht einmal knietief.</p><p>Am Morgen des 15. Juli ergoss sich eine Flutwelle durch Ehrang, die die Bürger so noch nie gesehen haben. Im Ober- und Mittellauf der Kyll hatte diese Welle schon erhebliche Zerstörungen angerichtet, in der nahen Ortsgemeinde Kordel hatte sie einen Rekordpegel von 7,85 Metern. Jetzt bahnte sie sich den Weg durch den Trierer Stadtteil. </p><p>Als Kind und Jugendlicher habe ich im Remagener Stadtteil Kripp gelebt. Mein Elternhaus stand direkt am Rhein, und die regelmäßigen Rheinhochwasser trafen uns mit voller Wucht, manchmal auch zweimal im Jahr. Aber wir hatten immer Vorlauf. Wir wussten immer mehrere Tage im Voraus, wann die Flut kommt und hatten einigermaßen sichere Prognosen über die Höhe des Flutereignisses. Wir konnten in Kripp die Autos in Sicherheit bringen, Möbel und andere Habseligkeiten in höhere Stockwerke retten oder, bei kleineren Hochwasserereignissen, Türen mit Sandsäcken oder Holzbohlen abdichten. Im Laufe der Jahre lernten wir, wie man Heizöltanks gegen die Flut sichern kann oder wie man Häuser nach und nach hochwassersicher umbaut. Der Dreck und der Schlamm waren trotzdem jedesmal unbeschreiblich. </p><p>In Ehrang gab es keine Vorwarnzeit. Für die Verantwortlichen sah es lange Zeit so aus, als könne die Kyll die Deiche nicht überwinden. Erst im Laufe des Vormittags wurde klar, dass die für eine Prognose des Verlaufs der Flutwelle notwendigen Pegelmeldungen aus der Eifel aufgrund von Stromausfällen und weggeschwemmter Messeinrichtungen mit der Realität nichts, aber auch gar nichts zu tun hatten. Die Menschen wurden überrascht und konnten nur in größter Eile evakuiert werden. Es grenzt an ein Wunder, das in Ehrang nicht noch viel mehr Schaden angerichtet wurde.</p><p>Hatte ich schon erwähnt, dass der Remagener Stadtteil Kripp, in dem ich meine Kindheit verbracht habe, direkt an der Mündung der Ahr in den Rhein liegt? Meine Eltern hatten dort ein Hotel mit Rheinblick. Nichts tolles. Eher eine Anlaufpunkt für Niederländische und Britische Bustouristen älteren Semesters. Diese Klientel ist übrigens der Grund, warum ich bis heute keinen Dialekt spreche: Wenn die Gäste aus fremden Ländern sich schon die Mühe machen, eine Handvoll deutsche Vokabeln zu lernen, dann soll ihnen die Kommunikation nicht noch durch Kinder erschwert werden, die rheinische Mundart benutzen. Als sprach man in der Casa Kluth Hochdeutsch. Und zwar immer. Gerade die Niederländischen Gäste, die ja zum Teil noch im zweiten Weltkrieg unter der deutschen Besatzung gelitten haben, waren immer ganz besonders freundlich, höflich und interessiert. Die Ironie bzw. den Sarkasmus beim Bestaunen meines Vornamens („DAS ist aber ein schöner Name!“) habe ich als Fünfjähriger nicht verstanden. Für mich waren die „Holländer“ als Kind einfach nur rundrum nette und tiefenentspannte Leute, die eine irgendwie lustige Sprache sprechen. Deshalb habe ich in den ersten Semestern meines Studiums auch die Gelegenheit ergriffen, mich im Rahmen des Studium Universale näher mit dieser Sprache zu beschäftigen. </p><p>Gerne haben ich als Kind die holländischen Gäste bei ihren Tagesausflügen begleitet. Ich durfte ganz vorne im Bus sitzen, auf dem Platz des Reiseleiters. Wir fuhren den Rhein rauf und runter, um Orte mit wohlklingenden Namen wie Bacharach oder Rüdesheim zu erkunden. Auch die Orte an der Ahr waren beliebte Ausflugsziele: Dernau oder Altenburg. Der Weinkeller der Winzergenossenschaft in Mayschoß hat sich mir bis heute im Gedächtnis eingebrannt. Nicht zuletzt deshalb, weil ich Jahrzehnte später eine besonders netten Kollegin auf einer Exkursion ihres Leistungskurses dorthin begleiten durfte. Aber das ist eine andere Geschichte. Auch das Restaurant „Lochmühle“ ist mir ein Begriff. Es wurde von meinem Vater bewundert, weil dort regelmäßig Bonner Politpromis zum Abendessen aufschlugen. An die „Bunte Kuh“ kann ich mich gut erinnern: Ein vorspringender Felsen, wo dereinst ein Raubritter ein Glöckchen vernahm und fromme Gefühle ihn deshalb zum Niederknien nötigten. Dass das Glöckchen nur an einem Stück Milchvieh hing, erzürnte ihn sehr. Die Kuh überlebte das nicht.</p>
<div style="text-align: center;"><iframe allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/386povo-Xe8" title="YouTube video player" width="560"></iframe></div><p>Ich schweife ab. Wir sind im Ahrtal, und damit bei dem Teil des Themas, der zu erzählen mir am schwersten fällt:</p><p>An dieser Stelle möchte ich zunächst kurz auf den Ursachenkomplex für die Ereignisse eingehen. So kann man besser verstehen, was an der Ahr so anders war als bei vergangenen Rekordhochwasserereignissen. Da kommt tatsächlich Einiges zusammen: Der Klimawandel spielt eine Rolle, wenn auch nicht die einzige: Tief Bernd hatte sich über Mitteleuropa festgesetzt. Der Jetstream hatte sich soweit abgeschwächt, dass Tiefs und Hochs einfach viel länger ortsfest blieben als in der Zeit meiner Kindheit. Das hatte uns in den vergangenen Jahren immer wieder mal ungewöhnlich lange Trockenperioden beschert, oder eben auch ungewöhnlich feuchte Phasen. Und wenn die Atmosphäre im Schnitt 1°C wärmer ist, kann sie etwa 7% mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Die muss sich irgendwann und irgendwo auch wieder abregnen. Und das ist in diesem Jahr über der Eifel geschehen. An manchen Orten waren das 150mm Niederschlag in 24 Stunden. Bitte machen Sie sich klar: Das sind 15 große Putzeimer voll Wasser pro Quadratmeter. Oder eine nicht ganz volle Badewanne. Pro Quadratmeter. </p><p>Die Böden waren nach einer langen Regenperiode schon weitgehend mit Wasser vollgesogen und konnten die Wassermengen die der Starkregen brachte nicht mehr aufnehmen. In den Einzugsgebieten der Flüsse waren in den vergangenen Jahrzehnten viele Flächen versiegelt worden. Auch hier versickerte nichts mehr. Bäche und Flüsse im Einzugsgebiet der Ahr waren befestigt und begradigt worden. Die Fließgeschwindigkeit dieser Gewässer hat sich so stark erhöht. In den Weinbergen war in den vergangenen Jahrzehnten eine Flurbereinigung durchgeführt worden. Dabei wurde auch dergestalt umgebaut, dass man hier jetzt auch Maschinen an Seilwinden den Berg hinaufziehen kann. Wo noch in meiner Kindheit die Steillagen stark terrassiert waren und wo die Terrassen abfließendes Wasser bremsten, rauschte es nun ungebremst zu Tal. Seit Jahrhunderten forstete man die Eifel mit standortfremden Nadelgehölzen auf. Die Böden in Nadelwäldern nehmen viel weniger Wasser auf, als die in Laubwäldern. </p><p>In der Land- und Forstwirtschaft benutzte man seit Jahrzehnten immer schwerere Maschinen, die die Böden verdichteten. Auch wenn man glaubte, das mit immer breiteren ballonartigen Reifen verhindern zu können. Klingt ja auch logisch: Das Gewicht der Maschinen wird auf eine größere Fläche verteilt. Aber leider entstehen bei diesen Maschinen Druckwellen im Boden, die denselben dann weiter im Untergrund doch verdichten. Doch dieser Punkt ist umstritten: Während die Einen die Druckwellen im Unterboden beklagen, weisen die Anderen darauf hin, dass man bei den Ballonreifen moderner Schlepper während der Fahrt die Luft entweichen lassen kann, um die Auflagefläche zu vergrößern und so den Druck zu verringern. Solche Systeme habe ich vor Jahrzehnten auf Isländischen Gletschern bewundern dürfen, hier hat man mit diesem Trick v. A. den Gripp der Pneus auf rutschigem Untergrund erhöht. Dass sie heute auch in der Landwirtschaft üblich sind, wusste ich bisher nicht. Da ich in diesem Punkt kein Spezialist bin, und mir hier auch keine entsprechende Fachliteratur zugänglich ist, unterlasse ich eine Bewertung. </p><p>Der schlimmste Fehler aber war das Ausweisen von Baugebieten an Stellen, die viel zu nah an den Flüssen liegen. Die Topographie des Ahrtals tut ein Übriges: Das Ahrtal ist ungewöhnlich steilwandig und eng. Eine Flutwelle kann hier weder nach links noch nach rechts ausweichen, sondern nur in eine Richtung: nach oben. Und so schaukelte sich der Pegel in Altenahr auf über sieben Meter auf, an besonders engen Stellen im Tal muß man noch von weit höheren Pegelständen ausgehen. Auch hier wurden die Messgeräte fortgerissen, sodass kein genaues Zahlenmaterial vorliegt. </p><p>Bäume wurden geknickt wie Streichhölzer. Vor Brücken staute sich Treibgut. Dadurch entstanden dann regelrechte Staudämme. Wenn diese nachgaben und brachen ergoss sich eine Art Tsunami auf die darunterlegenden Dörfer. Die nächste Brücke wurde durch das Treibgut ebenfalls blockiert und das Spiel begann von neuem. Autos, Wohnwagen und Lieferwagen wurden weggeschwemmt und an den Brücken wie von einer Riesenfaust zerquetscht. </p><p>Ein Heizöltank an einem älteren Einfamilienhaus fasst um die 2500 bis 3000 Liter. Man füllt diese Tanks üblicherweise im Sommer, weil die Heizölpreise dann niedriger sind als im Winter. Wollte man einen solchen vollen Tank bewegen, bräuchte man vermutlich einen Autokran von beachtlicher Leistungsfähigkeit. Oder eine große Menge Wasser. Öl ist nämlich spezifisch leichter als Wasser, weshalb ein voller Öltank, so schwer er auch sein mag, einen Schwimmkörper mit erstaunlichem Auftrieb darstellt. Er schwimmt auf, löst sich dabei aus seiner Verankerung und dabei reißen die Leitungen ab. Sein Inhalt ergießt sich nach und nach in die Umgebung und vermischt sich dabei mit den Treibstoffen der weggeschwemmten Kraftfahrzeuge. </p><p style="text-align: left;">Menschen wurden im Schlaf überrascht, als das Wasser bereits so hoch stand, dass sie sich nur noch auf die Dachböden oder auf die Dächer retten konnten. Viele konnten mit Hubschraubern gerettet werden, aber nicht alle. Mehr als 130 Menschen kamen allein im Landkreis Ahrweiler ums Leben, noch immer gibt es Vermisste. Viele Häuser wurden zerstört, ebenso Straßen, Brücken und Eisenbahnstrecken. Die Häuser, die nicht weggerissen sondern nur überflutet wurden, müssen vollständig entkernt werden. Das bedeutet, dass man sie in den Zustand eines Rohbaus zurückversetzt, vollständig trocknet und dann wieder ausbaut. Viele Häuser sind jedoch so stark unterspült und destabilisiert worden, dass nur noch der Abriss bleibt. Existenzen wurden vernichtet: Winzer verloren mehrere eingelagerte Jahrgänge, sämtliche Maschinen sowie die Rebstöcke in den tieferen Lagen. Gaststätten wie zum Beispiel die oben angesprochene Lochmühle wurden vollständig zerstört. Handwerker verloren Werkstätten und Werkzeug. Heizöl, Kraftstoffe, Chemikalien, Leichen und Tierkadaver verseuchen das Grundwasser und die Seuchengefahr ist bis heute nicht gebannt. In den Straßen türmen sich mehrere Meter hoch Autowracks, abgeknickte Bäume und Schutt- und Sperrmüllberge. Ratten vermehren sich rasend schnell. Nach dem zweiten Weltkrieg hat das Ahrtal längst nicht so schlimm ausgesehen wie heute.</p><p style="text-align: center;">
<iframe allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/DFHzqmjI67M" title="YouTube video player" width="560"></iframe> </p><p>In den folgenden Wochen machten sich freiwillige Helfer, Landwirte, Bau- und Lohnunternehmer aus ganz Deutschland auf den Weg, um ihre Hilfe anzubieten. Eine unfassbare Welle der Hilfsbereitschaft generierte Spenden und Menschen, die mit anpacken wollen. Und wer keinen Radlader fahren kann, nimmt eben Besen und Eimer und hilft beim Aufräumen. </p><p>Aber wir wollen realistisch bleiben: Das Tal wieder aufzubauen wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern. Und es wird Unsummen verschlingen. </p><p>Die Frage ist nicht, ob der Klimawandel kommt (er ist längst da!), die Frage ist vielmehr, wann wir Menschen es verstehen und endlich etwas dagegen tun.</p><p><br /></p>Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-83853538018177721222019-07-03T15:53:00.000+02:002019-07-04T09:46:26.808+02:0029. Der große Bahnhof<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlObwubxoXQf1oBnvG-yaqiC33wI9ShuetTnicyMqdQ5FLAQYSmA8bLfYEGnx4aQm8Xsastwe4WGtWg7QrouovtfnxDVtHifAskkvGHePri6DiCEGKCta8Y5qXrzluJxshwnv9oZ0uxAlk/s1600/IMG_4102.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlObwubxoXQf1oBnvG-yaqiC33wI9ShuetTnicyMqdQ5FLAQYSmA8bLfYEGnx4aQm8Xsastwe4WGtWg7QrouovtfnxDVtHifAskkvGHePri6DiCEGKCta8Y5qXrzluJxshwnv9oZ0uxAlk/s320/IMG_4102.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Schicker Zug der SBB. Wohl in Japan gekauft.</td></tr>
</tbody></table>
Ich streife durch meine Gegend. Heute benutze ich dafür ausnahmsweise einmal die Bahn und lasse den Boxer Zuhause. Ich möchte nach Stuttgart auf eine Comic-Messe. Das ist mir für die Fahrt mit dem Mopped zu weit, denn ich benutze ja bekanntlich keine Autobahnen. Ohne Autobahn ist der Weg von Neustadt nach Stuttgart aber eine richtige Reise von vielen Stunden. Und das bei dem Wetter! Dann doch lieber die Eisenbahn.<br />
Man sollte ohnehin wieder öfter mit dem Zug reisen. Die Deutsche Bahn ist, von der Pünktlichkeit abgesehen, in der Regel viel besser als ihr Ruf. Die Züge sind oft klimatisiert und das Personal freundlich und wirklich bemüht, den Fahrgast zufrieden zu stellen. An Sauberkeit mangelt es in der Regel auch nicht. Ich muss jedoch zugeben, dass ich mir in der letzten Zeit immer häufiger den Luxus der ersten Klasse gönne. Mit etwas vorausschauender Planung ist das gar nicht mal so teuer. Insofern ist der Vergleich mit meinen früheren Erlebnissen etwas unfair.<br />
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Der Regionalexpress bringt mich bis Karlsruhe, dort steige ich in einen ICE und fahre bis Stuttgart HBF. Im ICE erklärt mir eine entzückende Zugbegleiterin noch den Weg vom ICE-Gleis zur Abfahrtsstelle der S-Bahn, mit der ich bis zum Messegelände am Flughafen fahren möchte. Im Grunde genommen ist das nicht notwendig, denn innerhalb von Bahnhöfen sind die Wegstrecken immer ausgezeichnet beschildert. Außerdem könnte ich das ganze Apfelzeug an meinem Körper auch als Fußgängernavi benutzen. Aber sie meint, dass man sicherer den Weg findet, wenn man schon einmal eine ungefähre Richtung im Kopf hat. Da hat sie natürlich auch wieder Recht. Also lasse ich sie weiterplappern. Ich bin geradezu hypnotisiert von ihrem bezaubernden Akzent, dessen Herkunft ich irgendwo im westlicher Erzgebirge verorte. Es ist wirklich nur der Hauch eines Zungenschlags, eine ganz leicht eingefärbte Sprachmelodie. Aber seitdem ich fünf Jahre am Erzgebirgsrand gelebt und gearbeitet habe, empfinde ich diesen Akzent als äusserst angenehm, fast schon als erotisch. Die arme Zugbegleiterin denkt vermutlich, dass der debil grinsende ältere Herr vor ihr versucht, sie anzubaggern. Aber danach steht mir wirklich nicht der Sinn. Die junge Frau könnte mit ihren geschätzt Anfang 30 Lenzen locker meine Tochter sein und so junge Dinger fasse ich nicht an. Also reiße ich mich los und verlasse den klimatisierten Zug. Die Hitze im Bahnhof trifft mich wie ein Vorschlaghammer. Draußen müssen es jetzt schon über 30 Grad sein - so zeigt es mir zumindest das virtuelle Thermometer an der Apfeluhr. Und das im Juni. Um 10 Uhr morgens. Also nichts wie zur S-Bahn.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFnqdXn-AunxOE1qqWeNyLHO5_nj3aT4FGlJTuSGX-0GaHE91Rts8wEnqF7jnh4p6_CIN8KXm6YgWOJsFZbca0oQabwZAOa0t4LvDifs-DsvX9uVy322YEaKqlHweuG4Jk1JOd1majCJo4/s1600/IMG_4133.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFnqdXn-AunxOE1qqWeNyLHO5_nj3aT4FGlJTuSGX-0GaHE91Rts8wEnqF7jnh4p6_CIN8KXm6YgWOJsFZbca0oQabwZAOa0t4LvDifs-DsvX9uVy322YEaKqlHweuG4Jk1JOd1majCJo4/s320/IMG_4133.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">In der S-Bahn-Station</td></tr>
</tbody></table>
Den Weg finde ich leicht, auch wenn er sich bei dieser Hitze zieht wie Kaugummi. Ein junger Mann fällt mir wegen seines ungewöhnlichen Haarschnitts auf. Er trägt einen klassischen Afro-Look wie aus den frühen Siebzigern kombiniert mit einem modischen Undercut an den Seiten und am Hinterkopf. Merkwürdig! An der S-Bahn angekommen stelle ich fest, dass überhaupt keine Züge fahren. Die Anzeigetafel gibt erstaunlich detailliert Auskunft: Wegen polizeilicher Ermittlungen auf dem Bahnhof Bad Cannstatt ist die gesamte Strecke b. a. W. gesperrt. Diese Erklärung für einen Zugausfall ist tatsächlich neu. Deshalb lasse ich das mal gelten und verlasse den Bahnhof, um mir ein Taxi zu suchen. Empfand ich die Hitze beim Aussteigen aus dem klimatisierten ICE noch wie einen Schlag mit dem Vorschlaghammer, trifft sie mich jetzt wie eine Abrissbirne. Laut meiner Wetter-App beträgt die Lufttemperatur zwar „lediglich“ 30°C. Aber diese Werte gelten für Messungen im Schatten. Auf dem Bahnhofsvorplatz von Stuttgart gibt es jedoch keinen Schatten. Der Asphalt der Großstadt, die Betonwände, überhaupt alles hat sich in der prallen Sonne trefflich aufgeheizt und diese Hitze wird jetzt auf mich abgestrahlt als gälte es, mich zu garen. Und ich rede nicht vom fast zärtlichen Niedrigtemperaturgaren, wie ich es bisweilen mit einem Stückchen Lachs in meinem Backofen mache. Ich meine Oberhitze plus Unterhitze plus Grill und alles auf höchster Stufe. Der kleine Adolf: außen knusprig - innen Geschmack.<br />
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Wir müssen über das sich verändernde Klima reden, Leute. Damit habe ich mich im letzten Jahr noch zurückgehalten, obwohl es von den Temperaturen her ein Rekordjahr war. Aber es hilft ja nichts! Da müssen wir jetzt durch. Müssen wir uns ängstigen? Es hat natürlich immer wieder heiße Tage gegeben, auch ungewöhnlich warme Sommer oder besonders milde Winter. Das sind alles noch keine Gründe, Alarm zu schlagen. Der Unterschied ergibt sich aus einer mathematischen Betrachtung heraus, genauer gesagt aus einer statistischen. Ein heißer Tag macht noch keine Hitzewelle. Folgen aber mehrere Dutzend ungewöhnlich heiße Tage aufeinander, spricht man ganz selbstverständlich von einer Hitzewelle. Das würde man selbst dann noch tun, wenn die Folge sehr heißer Tage von einem oder zwei kühlen Tagen unterbrochen würde.<br />
Ein heißes Jahr macht noch kein erwärmtes Klima. Aber eine Folge von einem Dutzend oder oder gar mehreren Dutzend heißen Jahren wäre ganz ohne Zweifel eine messbare Klimaerwärmung. Das gilt ganz besonders dann, wenn hier zusätzlich ein stetiger Trend nach oben erkennbar ist.<br />
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Def.: Klima ist der langjährige Mittelwert (i. d. R. über 30 Jahre gemittelt) der Klimaelemente Temperatur, Niederschlag, Wind, Luftfeuchte usw.<br />
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Das bedeutet, dass ein seriöser Klimaforscher niemals von einer Klimaveränderung sprechen würde, weil das Wetter mal für ein paar Tage oder Wochen verrückt spielt. Und genau das machte lange Zeit die Argumente derer, die einen Klimawandel befürchten, so angreifbar. Es gab einfach noch nicht genug vom langjährigen Mittelwert abweichende Daten. Das ist inzwischen anders. Schon in den späten 90er Jahren warnte das MPI für Meteorologie in Hamburg, dass alle statistischen Daten darauf hinweisen, dass es tatsächlich zu einer Veränderung des Klimas kommt. Das sehen alle seriösen Klimaforscher (damit meine ich jetzt die, die nicht von irgendeinem Interessensverband der Industrie bezahlt werden) schon seit einigen Jahren so und setzen aktuell sogar noch eins drauf: Diese Veränderung, da ist man sich inzwischen ebenfalls einig, ist vom Menschen verursacht und sie beschleunigt sich.<br />
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Der Taxifahrer tippt während der Fahrt fast ohne Pause auf seinem Telefon herum. Im Normalfall würde ich ihn jetzt bitten, rechts ranzufahren. Dann würde ich aussteigen und mir ohne Kommentar ein neues Taxi suchen. Aber bei diesen Außentemperaturen ist diese Vorgehensweise keine Option. Wer möchte schon als Trockenmumie enden? Am Straßenrand in Stuttgart. Trotz seines verkehrswidrigen Verhaltens bringt der Fahrer mich relativ sicher und nur mäßig zu schnell zum Messegelände am Flughafen. Am Eingang wird mein Rucksack durchsucht, wobei die Dame vom Sicherheitsdienst mit meiner Kamera sichtlich überfordert ist. Statt der geradezu zierlichen und leicht zu transportierenden D810 habe ich nämlich die vergleichsweise klobige D3 eingesteckt und das dicke Telezoom angeflanscht, mit dem ich immer bei der Schauspielgruppe Bilder mache. Die D3 ist zwar laut und hat eine viel kleinere Auflösung als die D810, aber sie ist brutal schnell und extrem zuverlässig. Noch nie hat sie die Auslösung verweigert, wenn es darauf ankam. In dieser Beziehung ist die D810 eine kleine Zicke die ich schon mehrfach während einer Fotositzung neu starten musste, indem ich den Akku herausgenommen habe. Die Dame schaut in meinen Rucksack und hat keine Vorstellung davon, wie sie den Anblick eines dicken, schwarzen Rohres deuten soll, das da aus dem Rucksack heraus auf sie gerichtet ist. Die bei mir wie immer mit schwarzem Klebeband abgedeckten Herstellerlogos und das hohe Gewicht des rätselhaften Objekts machen ihr die Interpretation des Anblicks auch nicht gerade leichter. Schließlich fragt sie, ich sage nur „Kamera“ und jetzt scheint ihr alles klar zu sein. Vielleicht auch nicht, schließlich hat sie heute schon dutzende der bizarren Waffenattrappen der Cosplayer inspiziert, wer weiß also, was sie wirklich denkt. Ist mir jetzt aber auch egal. Hauptsache, ich darf rein.<br />
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Ich fasse noch einmal zusammen:<br />
Die Erde erwärmt sich immer schneller.<br />
Diese Erwärmung wird vom Menschen verursacht.<br />
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Das sind die Fakten. Ich gehe davon aus, dass die Leser dieses Blogs den Erkenntnissen zustimmen, bei denen sich die überwiegende Mehrheit der zuständigen Wissenschaftler einig sind. Hier geht es nicht mehr um Meinungen, es geht hier um wissenschaftlich untermauerte Fakten. Darüber diskutiere ich nicht mehr und erkläre es auch nicht, denn wir reden hier über Schulbuchwissen. Wer das leugnet, sei gewarnt: Sie können JETZT aufhören diesen Blog zu lesen. Oder Sie müssen es ertragen, dass Sie sich möglicherweise im weiteren Verlauf dieser Episode meines Blogs brüskiert oder gar übel beschimpft fühlen. Vielleicht lernen Sie ja auch noch etwas dazu, aber ich wage das zu bezweifeln. Wenn Sie die oben genannten Fakten leugnen ist jede weitere Diskussion an dieser Stelle Zeitverschwendung. Kaufen Sie sich ein gutes, wissenschaftliches Lehrbuch der Klimatologie oder wenigstens ein Erdkundebuch für die gymnasiale Oberstufe und melden Sie sich wieder, wenn Sie es gelesen und verstanden haben. Oder kaufen Sie sich eine Rolle Aluminiumfolie und falten Sie sich einen lustigen Hut daraus. Das ist allein Ihre Entscheidung!<br />
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Noch ein kurzer Plausch mit dem Mann an der Kasse, 29 Euronen wechseln den Besitzer und dann bin ich endlich drin. Genauer gesagt bin ich nur fast drin, denn jetzt steht Boba Fett, der Kopfgeldjäger aus dem Star-Wars-Universum, vor mir und unverrückbar im Weg herum. Wir schweigen uns an, ausweichen ist keine Option. Er zückt seine futuristische Strahlenpistole, ich die D3. Er gibt auf und ich gewinne das Duell. Leider vergesse ich in der Aufregung völlig, ein Bild von ihm zu machen. Ein unverzeihlicher Fehler, aber da muss ich jetzt wohl durch. Schon jetzt wird mir klar, dass ich im nächsten Jahr auf ein weiteres Duell mit Boba Fett wiederkommen muss.<br />
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In den Messehallen ist es dank einer gigantischen Klimaanlage angenehm kühl.<br />
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Klimaanlage liefert das Stichwort. Die Klimamaschine Erde ist viel zu kompliziert, als dass wir sie in einfachen, linearen Zusammenhängen denken dürften. Deshalb kursieren ein paar gravierende Missverständnisse, die von Klimaleugnern (gemeint sind: Leugner der globalen, durch den Menschen verursachten Erwärmung) gerne für plakative Meme genutzt werden. Diese Meme kursieren dann in den einschlägigen Filterblasen und verfestigen dort die irrige Meinung, dass eine einzige knackig kalte Woche im Februar oder ein besonders schneereicher Monat in den Dolomiten im Widerspruch zur globalen Erwärmung stehen würden. Sogar der Mann mit dem Eichhörnchen auf dem Kopf entblödet sich nicht, dies so in seinen Twitter-Meldungen zu thematisieren.<br />
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Mit diesen Missverständnissen und Vereinfachungen möchte ich an dieser Stelle aufräumen, zumindest exemplarisch. „Globale Erwärmung“ bedeutet nämlich nicht zwingend, dass es auf dem gesamten Planeten gleichmäßig wärmer wird. Im Gegenteil. Die Erwärmung des Planeten kann regional sehr unterschiedlich erfolgen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass sich einzelne Regionen im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung abkühlen könnten. Klingt komisch - ist aber so. Das zu verstehen ist gar nicht so schwierig. Benötigt werden ein paar grundlegende geographische und physikalische Kenntnisse aus der Mittelstufe. Und los gehts: <br />
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Dass unterschiedliche Regionen der Erde unterschiedlich auf globale Erwärmung reagieren hat, unter Anderem, mit ihrer Albedo zu tun, also mit der Fähigkeit von Oberflächen, elektromagnetische Strahlung (Eigentlich sind das Wellen, aber wir wollen nicht pingelig sein.) in den Weltraum zurück zu reflektieren. Diese Fähigkeit zu reflektieren ändert sich bei einigen Oberflächen kaum, ob sie nun kalt oder warm sind. Es gibt aber Oberflächen, bei denen sich die Albedo ziemlich radikal ändert, wenn sie erwärmt werden. Wasseroberflächen zum Beispiel. Die flüssige Oberfläche eines Meeres absorbiert deutlich über 90% der einfallenden Strahlung und reflektiert nicht einmal 10%. Die Energie der absorbierten Strahlung wird dabei auf die Wassermoleküle übertragen, die der reflektierten, vereinfacht gesagt, in den Weltraum zurückgeworfen. Die schneebedeckte Oberfläche von Eis (Ob Gletscher oder Meereis spielt dabei keine Rolle) reflektiert hingegen über 90% der einfallenden Strahlung, nur weniger als 10% werden absorbiert. Da Eisflächen auf diesem Planeten aber (noch) recht ungleichmäßig verteilt sind (in der Nähe der Pole sehr viel, in der Nähe des Äquators eher wenige) reagiert die Albedo der Erdoberfläche breitengradabhängig auf die globale Erwärmung: Am Äquator ändert sie sich wenig, an den Polen jedoch nimmt sie bei durch die schmelzenden Eisflächen dramatisch ab. Das führt dann zu einer weiteren Erwärmung dieser Flächen, denn plötzlich reflektieren sie nicht mehr 90% der einfallenden Energie, sondern absorbieren 90%. Deshalb schaukelt die die globale Erwärmung in der Nähe der Pole quasi selbst hoch und die Polarregionen erwärmen sich im Rahmen der Klimaänderung viel dramatischer als die Äquatorregionen. Von solchen Rückkopplungseffekten im Zusammenhang mit dem Thema werden wir noch öfter sprechen, jedoch nicht in dieser Folge des Blogs.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEge1L5nP9F-zST_a5DgMQ0vCGewXxaQVSKqD9FLGAjGvDzgP9dUfJJk0zJP4w87ZvvRWPMxH9XYORVcIepopA3e0xnhQQ5CoXCl1RdPVHgh3Eyh7JNMCrbuaqdYmePf9bNbxtd_Y-rK95dM/s1600/48164210667_c301098e3c_k.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1067" data-original-width="1600" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEge1L5nP9F-zST_a5DgMQ0vCGewXxaQVSKqD9FLGAjGvDzgP9dUfJJk0zJP4w87ZvvRWPMxH9XYORVcIepopA3e0xnhQQ5CoXCl1RdPVHgh3Eyh7JNMCrbuaqdYmePf9bNbxtd_Y-rK95dM/s320/48164210667_c301098e3c_k.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Man darf schon verrückt sein. Aber bitte mit Stil!</td></tr>
</tbody></table>
Nach dem Durchqueren des Foyers betrete ich die große Messehalle. Ich bin überwältigt: Comicstand reiht sich an Comicstand, Zeichner signieren ihre Werke mit kleinen Zeichnungen, Devotionalien werden gehandelt, futuristische oder mittelalterlich-martialische Waffenreplikate kann man ebenso erstehen wie Action-Figuren in Originalverpackung. In mobilen Fotostudios kann sich jeder in seiner Verkleidung von Profis ablichten lassen, es wird geschminkt und tätowiert. Wo wir gerade beim Thema sind: am meisten beeindrucken mich die vielen aufwändig verkleideten Besucher. Täuschend echt stellen sie futuristische Cyborg-Soldaten mit klobigen Uniformen dar. Der Boden bebt, wenn sie mit den Füßen aufstampfen. Star-Wars Figuren, Vulkanier, Klingonen, Elfen, Trolle und andere Fantasiegestalten tummeln sich. Jonathan Frakes und Brent Spinner sollen übrigens auch kommen, Richard Dean Anderson ist schon da und scherzt auf der Bühne über seine etwas aus der Form geratene Figur. Eben überholt mich eine Mutter in Hobbitkostümierung. An ihrer Hand zieht sie einen etwa sechsjährigen Superboy hinter sich her. Ich bin so geflasht, dass ich wieder über einen längeren Zeitraum das Fotografieren vergesse.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5ElDQVK9effnR-2SqwugFYlnNHTJUqzBT3Q5AWRRwxeB56NbMCZds8vIXB7Du5oDstRRw8QMJES2dG9V9pga8SPBJv_OG9BiKhdvEPDnmRQtpir0txf-HHX1-OVt1GhdLzu7lu27gWq8i/s1600/48164220237_d6eb120442_h.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1066" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5ElDQVK9effnR-2SqwugFYlnNHTJUqzBT3Q5AWRRwxeB56NbMCZds8vIXB7Du5oDstRRw8QMJES2dG9V9pga8SPBJv_OG9BiKhdvEPDnmRQtpir0txf-HHX1-OVt1GhdLzu7lu27gWq8i/s320/48164220237_d6eb120442_h.jpg" width="213" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span class="js-subbuzz__title-text" style="box-sizing: inherit;">"AAARARRRGWWWH."</span></td></tr>
</tbody></table>
Schließlich mache ich dann doch noch ein paar Bilder von Chewbacca, der für einen der Fotografen posiert. Chewie ist viel zu groß für die vorbereiteten Blitzreflektoren. Der Fotograf sieht die D3 und bittet mich sofort um kollegiale Hilfe. Die D3 als Bildjournalistenausweis? Gar als VIP-Pass? So habe ich das noch nie gesehen. Das würde natürlich ganz andere Möglichkeiten bei einer solchen Veranstaltung eröffnen.<br />
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Ein weiterer Grund für die regional unterschiedlichen Auswirkungen der globalen Erwärmung ist in den Meeresströmungen zu suchen, die gewaltige Wärmemengen um den Globus transportieren. Manche Regionen werden dadurch aufgeheizt wie mit einer Fußbodenheizung, andere werden abgekühlt wie mit einer Klimaanlage. Meeresströmungen können ihren Lauf ändern und damit auch die regionale Wärmeverteilung. So etwas geschieht zum Beispiel, wenn durch Vorgänge der Plattentektonik große Landmassen zusammenstoßen und so Meeresströmungen den Weg versperren. Ein solches Ereignis ist wohl in den nächsten Jahrzehnten nicht zu erwarten. Und wenn, dann wurde es mit Sicherheit nicht durch die globale Erwärmung hervorgerufen. Aber neben den Meeresströmungen an der Oberfläche gibt es auch noch die globalen Tiefenströmungen, die mit den oberflächennahen Strömungen in lebhaftem Austausch stehen. Bei diesem Austausch spielt die salzgehalt- und temperaturabhängige Dichte des Oberflächenwassers eine entscheidende Rolle. Und Temperatur und Salzgehalt von Meerwasser ändern sich durch einströmendes Wasser vom Festland. Schmelzwasser von abtauenden Gletschern zum Beispiel. So etwas kann dann eine Meeresströmung wie den <a href="https://www.br.de/themen/wissen/golfstrom-meeresstroemung-klimawandel-100.html" target="_blank">Golfstrom</a> abreißen lassen. Das ist in der Vergangenheit schon mehrfach geschehen, und die Auswirkungen waren fatal und werden es wieder sein. Ohne den Golfstrom, so schätzen Wissenschaftler, wird die Temperatur in Europa im Schnitt um 5 bis 10 Grad sinken. Selbst wenn wir davon die ca. 1,5°C abziehen, die sich die Pfalz seit dem Anfang der Industriealisierung bereits erwärmt hat, so wären es dann in meiner Wahlheimat knackige 8,5°C kühler, als im langjährigen Mittel. Und dann gute Nacht, Riesling! Vielleicht reicht es dann ja gerade noch für den Getreideanbau. Dann gäbe es wenigstens noch Bier.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhwM49j9aJA7tluZSuYaJixwCIwEujSTOtFLpkMFx9K_4mpvqpahRT5cDutCnpZ6wmv2RWKKbezEQC3CRHRlaXhN93X2LftKz9_FSsxAWn-iU31qQifdMADRGcZ_lDvhqjk8k8JN2-b3Zmj/s1600/48164212302_0134994ba3_k.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1065" data-original-width="1600" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhwM49j9aJA7tluZSuYaJixwCIwEujSTOtFLpkMFx9K_4mpvqpahRT5cDutCnpZ6wmv2RWKKbezEQC3CRHRlaXhN93X2LftKz9_FSsxAWn-iU31qQifdMADRGcZ_lDvhqjk8k8JN2-b3Zmj/s320/48164212302_0134994ba3_k.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Mein persönlicher Comic-Gott</td></tr>
</tbody></table>
Die beiden Höhepunkte meines Comic-Con-Besuchs habe ich mir bis zum Schluß aufgehoben:<br />
Ralf König liest aus seinem neuesten Buch „Stehaufmännchen“. Er macht das, indem er die Bilder aus seinen Comics auf eine große Leinwand projiziert und dann die Sprechblasen seiner Protagonisten mit verschiedenen Stimmen vorliest. Gerne auch die der weiblichen Figuren. Da er auch die Geräusche „vorliest“ ist das sehr unterhaltsam für das Publikum und vermutlich sehr anstrengend für den Autor.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFFKXZ0q5p7hzvl6oQ4DZTnGQ3tkSe4NDTZ4erMCWqYG9L5-aRfi69IGAae5oJ2dGeyiuwZSZDYvJ5GC2FirwxpGMBzoUnqXl2SohBcJJ4BeH9duvKPk3wJRUfUgYL5E0kFsKGtCbUvOZp/s1600/foto-squaredolf.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFFKXZ0q5p7hzvl6oQ4DZTnGQ3tkSe4NDTZ4erMCWqYG9L5-aRfi69IGAae5oJ2dGeyiuwZSZDYvJ5GC2FirwxpGMBzoUnqXl2SohBcJJ4BeH9duvKPk3wJRUfUgYL5E0kFsKGtCbUvOZp/s320/foto-squaredolf.JPG" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Squaredolf</td></tr>
</tbody></table>
Finale Furioso: Ich mache einem mir bekannten Comiczeichner meine Aufwartung. Der ist eigentlich Grafiker oder so, zeichnet aber in seiner Freizeit witzige, ganz aus dem Leben gegriffene <a href="https://demichl.wordpress.com/" target="_blank">Comics</a>, die er dann kostenlos im Internet veröffentlicht. Markenzeichen sind die rechteckigen Köpfe seiner Comic-Charaktere, die Squareheads, die er auch nach meinem Vorbild schon gestrichelt hat. Kennengelernt habe ich ihn, wie sollte es anders sein, bei der Neustadter Schauspielgruppe. Ich freue mich sehr ihn zu sehen und er ist offensichtlich überrascht. Hoffentlich angenehm überrascht. Wir unterhalten uns eine Weile, dann kaufe ihm zwei seiner Heftchen ab (die heißen wirklich so!) und bekomme zum Dank wieder eine entzückende Karikatur meiner Person. Wie cool ist das denn? Von mir existiert eine Comic-Version!<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRlz_moL2etscpFgsTs3sA_4RoHR6rL5CWyO52mPoyrwpaCSgc9lRvLJd2NkfTUxdM6EOTRkHg0mNPDpaTpHBDZyrEvbtOAcNioGoz5yiXTgeK3D6-c0r0-4cqrTIYcdSLE3e3KOdExbbg/s1600/IMG_4140.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRlz_moL2etscpFgsTs3sA_4RoHR6rL5CWyO52mPoyrwpaCSgc9lRvLJd2NkfTUxdM6EOTRkHg0mNPDpaTpHBDZyrEvbtOAcNioGoz5yiXTgeK3D6-c0r0-4cqrTIYcdSLE3e3KOdExbbg/s320/IMG_4140.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Stuttgart 21</td></tr>
</tbody></table>
Reichlich verschwitzt, aber sehr glücklich mache ich mich auf den Heimweg. Inzwischen ist das Thermometer im Glutofen Stuttgart auf 36°C gestiegen. Ich bestaune noch die riesige Baugrube des Stuttgart21-Projektes, dann will ich aber unbedingt wieder in einen klimatisierten Zug. Man gönnt sich ja sonst nichts. In Neustadt sind es dann 38°C. Es bleibt schwierig.<br />
<div>
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Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-46090759246090701872019-05-24T20:31:00.002+02:002019-10-22T18:10:18.872+02:0028. Der abgeworfene Ballast (2)<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhaD8Q_P6ryegDmYaRfmnxcdsc-hF46Y1mF52cmStqNCGYCN6jRlQQY_XDWSGcwNptgCvsyVL6yMhx1LMJaGIAJy1C6_yENc5sx-cFTXYn6IeUx-Q72UdTfvyrF4ceQUavtW1YTm5mprD7g/s1600/spd1.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1159" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhaD8Q_P6ryegDmYaRfmnxcdsc-hF46Y1mF52cmStqNCGYCN6jRlQQY_XDWSGcwNptgCvsyVL6yMhx1LMJaGIAJy1C6_yENc5sx-cFTXYn6IeUx-Q72UdTfvyrF4ceQUavtW1YTm5mprD7g/s320/spd1.jpg" width="231" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Gerne bestätigt ihr mir meinen Austritt?<br />
Wie schade! Ich hätte viel lieber noch<br />
einmal mit euch darüber geredet.</td></tr>
</tbody></table>
Und wieder streife ich. In diesem Fall aber nicht durch die unendlichen Weiten meiner Festplatte, denn was jetzt kommt, hätte ich euch schon viel früher zum Lesen anbieten sollen. Deshalb liegt es auch schon seit Monaten vor meiner Nase herum. Es sind vielmehr die Windungen meines schlechten Gewissens, durch die ich streife.<br />
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Wohlan denn - ans Werk:<br />
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<div class="page" title="Page 1">
<div class="section" style="background-color: white;">
<div class="layoutArea">
<div class="column">
SPD-Parteivorstand<br />
Direktkommunikation<br />
Wilhelmstr. 141<br />
10963 Berlin<br />
<br />
Betr. Austritt des Mitglieds 80153509<br />
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<div style="text-align: right;">
Neustadt, den 2. Dezember 2018</div>
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Liebe SPD,<br />
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wir müssen reden.<br />
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Du und ich, wir haben eine wechselvolle Zeit hinter uns. Ich kenne dich schon ganz lange und habe bei Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen fast immer wenigstens ein Kreuz bei dir gemacht. Ich war gelegentlich auch schon einmal gegen etwas, was du auf deiner politischen Agenda stehen hattest. Aber in der Summe hast du eigentlich immer ganz gut zu mir gepasst. Oder du warst zumindest das kleinere Übel - das ist ja auch schon etwas. Sogar den Schröder habe ich dir inzwischen verziehen, man will ja nicht ewig nachkarten.<br />
<br />
Außerdem war ich immer der Überzeugung, dass global wichtige ökologische und ökonomische Ziele am ehesten zusammen mit einer großen Partei vorangetrieben werden können, die die internationale Solidarität in ihren Liedern besingt. Politisch engagiert habe ich mich, außer auf Demonstrationen, nie. Dazu fühlte ich mich nicht berufen. Lieber habe ich mich darauf konzentriert, meinen Schülerinnen und Schülern im Unterricht die ökologischen und wirtschaftlichen Kreisläufe, sowie die Zusammenhänge zwischen diesen beiden Systemen aufzuzeigen. Ich hegte immer die Hoffnung, dass ich damit einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Welt leisten kann. Deshalb war ich auch die längste Zeit meines Lebens in keiner Partei Mitglied, auch nicht bei dir.<br />
<br />
Und dann kam diese gruselige Bundestagswahl. Auf einmal saßen im Reichstagsgebäude wieder Politiker, die offen mit rassistischen und diffamierenden Parolen provozierten und die in beängstigender Weise wissenschaftliche Erkenntnisse leugnen. Die Parteienlandschaft ist inzwischen so zersplittert, dass einem angst und bang werden kann. Wenn man CDU und CSU als zwei Parteien rechnet, und sie beweisen in der letzten Zeit immer wieder, das sie das tatsächlich sind, dann kommt man im aktuellen Bundestag auf sieben Parteien. Das sind ja Zustände wie in der Weimarer Republik. Es kann doch nicht wahr sein, dass sich vor meinen Augen Geschichte wiederholt!<br />
<br />
Immer häufiger schrie ich abends die Tagesthemen oder das Heute-Journal an. Dabei sind Frau Miosga, Frau Slomka oder Herr Zamperoni doch nur die Überbringer der schlechten Botschaften. Ein guter Freund erzählte mir vor einem Jahr mehrfach, dass es ihm genauso gehe. Wir diskutierten viel darüber und eines Tages bekam er, und damit indirekt auch ich, von seiner Frau die unbequeme Wahrheit auf’s Brot geschmiert: „Wenn dir nicht passt, was in der Politik geschieht, dann gibt es nur einen Weg, das zu ändern: Gehe in die Politik und mach es selbst besser.“ sagte sie ihm sinngemäß. Bald setzte er das in die Tat um und wurde SPD-Mitglied. Ich selbst brauchte noch ein paar Wochen länger, bis ich zu dem Ergebnis kam, dass es an der Zeit ist, eine der großen Volksparteien zu unterstützen und meinen Beitrag zu leisten, damit sich Geschichte eben nicht wiederholt. Und seit dem 1. 4. 2018 bin ich nun Genosse. So richtig mit Mitgliedsausweis und kleinem roten Buch.<br />
<br />
Mein Vorsatz war: Ich schaue mir diese Partei erst einmal ganz genau an, bevor ich mich reinhänge. Von innen sieht man halt doch mehr als von außen, und dann werde ich schon merken, ob die SPD wirklich zu mir passt. Ich war vom Bauchgefühl her eher skeptisch. Und so schaute ich mich um. Ich betrachtete auch die Nachrichten aus einem anderen Blickwinkel, weil mich ja jetzt die SPD-Positionen besonders interessierten. Gerade neulich habe ich mir den Livestream vom Debattencamp in voller Länge angeschaut. Das klang alles sehr gut, erfreulich und nahe an meinen Zielen. Auch die Internetpräsentation der Partei wirkt jung, frisch und hip. In meinen Augen schon etwas zu jung, frisch und hip. Fast so, als habe eine Werbeagentur dieses Image verordnet und umgesetzt.<br />
<br />
Doch da gibt es noch eine andere Seite der Medaille. Was hauen SPD-Politiker an Statements an anderer Stelle raus? Bei Ereignissen, die nicht so durchgestylt und - geplant sind wie das Debattencamp? Was tun sie tatsächlich in ihrer politischen Arbeit? „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ sagte Helmut Kohl 1984 auf einer Pressekonferenz und lieferte damit eine unfreiwillig komische Zitiervorlage. Immer wieder erschrecken mich Nachrichten aus deinem Umfeld, liebe SPD, wundern mich oder machen mich zornig.<br />
<br />
Ich gebe dir ein paar Beispiele:<br />
<br />
Die SPD erhält jetzt größere Summen aus dem Topf für die Parteienfinanzierung als vor der Wahl.<br />
Warum?<br />
Hat sie mit weniger Abgeordneten jetzt höhere Ausgaben? Muss sie, um mit der Zeit zu gehen, viele neue Computer anschaffen? Damit sie weniger abgängig von Parteispenden wird?<br />
Nein!<br />
Sie erhält größere Summen, weil die Groko das so beschlossen hat. Dass die CDU ebenfalls davon profitiert, macht es nicht besser.<br />
Das Ganze hat nicht nur ein G’schmäckle. Es fördert auch die Politikverdrossenheit.<br />
<br />
„Wir halten Wort: 19,3 Mio. Euro für das Panzermuseum Munster.“ Das sagte nicht irgendwer. Das sagte der SPD Generalsekretär Klingbeil höchstpersönlich. Da schüttelt man als Bürger den Kopf und wundert sich ein Loch in den Bauch. Ein Panzermuseum? Das liest sich wie ein schlechter Witz. Selbstverständlich habe ich nichts gegen eine den Tourismus unterstützende Investition in einem strukturschwachen Raum. Auch einer Auseinandersetzung mit unserer Geschichte möchte ich nicht im Weg stehen. Aber 19 Millionen? Für ein Panzermuseum? Haben wir nicht wichtigere Probleme?<br />
<br />
Da vergammeln doch in den Kasernen Rüstungsgüter - auch Panzer. Bei allem was da im Argen liegt drängt sich der Eindruck auf, unsere Bundeswehr verkommt zu einer nicht einsatzfähigen Gurkentruppe. Und dann werden 19 Millionen in ein Museum von äußerst fragwürdiger Ausrichtung geblasen? Das ist nicht zu fassen! Ich selbst bin Wehrdienstverweigerer, denn ich kann und konnte mir nie vorstellen, dass ich den Beruf des Soldaten ausüben könnte, ohne ernsthaften Schaden an meiner Seele zu nehmen. Ich stehe aber auf dem Standpunkt, dass diejenigen Frauen und Männer, die das können, die in der Bundeswehr den Kopf für uns - auch für mich - hinhalten, die beste Ausbildung und Ausrüstung verdient haben, die man für Geld kaufen kann. Da müssen einfach andere Prioritäten gesetzt werden. Das Leben unserer Soldaten ist doch letzten Endes wichtiger als ein fragwürdiges Museum. Könnte es eventuell sein, dass es sich hier um ein taktisches Geschenk des Herrn Klingbeil an seinen Wahlkreis handelt? Vielleicht kuschelt der Wehrdienstverweigerer Klingbeil auch einfach nur gerne mit der Waffenlobby. Ein Schurke, wer sich Böses dabei denkt.<br />
<br />
Oder die Vorsitzende, die sich darüber beschwerte, dass die Grünen die Maghrebstaaten nicht als sichere Herkunftsländer anerkennen wollen. Liebe Andrea: Hast du schon einmal etwas von Amnesty International gehört? Dass die Grünen diese Haltung den Maghrebstaaten gegenüber haben, könnte vielleicht daran liegen, das die Mitglieder dieser Partei die Berichte von Amnesty International zur Menschenrechtssituation in den Maghrebstaaten nicht nur gelesen, sondern auch verstanden haben.<br />
<br />
Wo wir gerade über die Vorsitzende sprechen: Andrea will sich für den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Braunkohle einsetzen. Hat Ätschi-Bätschi-Andrea etwa Clown gefrühstückt? Die Menschheit rast in einem voll besetzten ICE auf einen Abgrund zu, und Andrea will, dass der Zug noch schneller fährt? Ja wo hat diese Frau eigentlich Abitur gemacht? Hat sie denn in der Schule kein Erdkunde gehabt? Gerade hatten wir - mal wieder - den heißesten und trockensten Sommer seit Beginn der Klimaaufzeichnungen, die UN-Klimakonferenz rastet völlig aus und gibt tiefroten Alarm aus, und Frau Nahles will Arbeitsplätze in der Braunkohle sichern, weil da ganze Regionen dranhängen? Ich glaube, die Leute in der Region, deren Dörfer man abbaggert, fänden eine Bremse für die Braunkohle ganz gut. Auch die Menschen, die zum Beispiel auf den Fidschi-Inseln beheimatet sind, würden eine Verringerung des CO2-Ausstoßes sehr wohl befürworten. Die haben nämlich keine Heimat mehr wenn der Meeresspiegel trotz Einhaltung der Pariser Klimaziele bis 2100 um 1,80 Meter ansteigt, wie erst kürzlich von Fachleuten prognostiziert. Ich dachte tatsächlich, dass die SPD für Werte wie „internationale Solidarität“ steht. Aber diese internationale Solidarität gilt offenbar nicht für die knapp 900.000 Menschen auf Fidschi. Und auch nicht für vielen Millionen anderer Menschen auf anderen Inselstaaten. Und nicht für die vielen 100 Millionen Küstenbewohner auf diesem Planeten. Nicht für die Leute in Bangladesch. Nicht für unsere lieben Nachbarn in den Niederlanden. Hat die große Vorsitzende denn noch nie davon gelesen, wieviele Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren entstanden sind? Vielleicht sollte man ihr das einmal ganz vernünftig erklären.<br />
<br />
Aber innerhalb und außerhalb der Partei scheint Andrea mit dieser Haltung nicht alleine zu sein. So wundert es nicht, dass sich in der mit dem Kohleausstieg betrauten Kohlekommission mehr Vertreter von Wirtschaftsverbänden als aus der Opposition finden. Es wundert nicht, dass sich diese Kommission eher mit Wirtschaftsförderung und Strukturwandel beschäftigt, ein Ausstiegsdatum aber noch nicht benannt hat. Mir fehlt da das Visionäre. Das konsequente und radikale Vorgehen, das angesichts der akuten Bedrohungslage notwendig wäre.<br />
<br />
Ich beobachte Dinge, die mich daran zweifeln lassen, ob es den Funktionären der Partei wirklich um die Lösung von Sachproblemen geht. Ganz offensichtlich werden in der Groko Problemlösungen so lange mit Kompromissen verwässert, bis sie an den Problemen eben nichts mehr lösen. Der Eindruck, das Geschachere um Posten, Pöstchen und Pfründe könnte den Funktionären wichtiger sein als das Lösen von Sachproblemen, ist zumindest naheliegend. Vielleicht irre ich mich ja und tue meinen Genossinnen und Genossen hier Unrecht. Dann entschuldige ich mich hiermit und behaupte das Gegenteil.<br />
<br />
Probleme haben wir mehr als genug. Bleiben wir ruhig noch bei dem oben angesprochenen Klimawandel: Es handelt sich dabei um die aktuell größte und gefährlichste vermeidbare Gefahr für den Fortbestand der menschlichen Zivilisation wie wir sie kennen. Und nein, liebe SPD, ich übertreibe nicht. Ich bin studierter Geograph und Biologe. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich davon mehr verstehe als die meisten Politiker. Weit über 99% der Klimaforscher sind sich einig: Der Klimawandel hat nicht nur begonnen, wir haben in einigen Teilsystemen des Klimas schon den sogenannten „point of no return“ erreicht. Diese Teilsysteme kippen irgendwann von einem ehemals stabilen Grundzustand in einen neuen, dann wieder sehr stabilen Zustand um, der die Erwärmung der Erde selbst dann noch beschleunigen wird, wenn wir die CO2-Emissionen wider Erwarten in der Griff bekommen sollten. Die Eiskappe des Nordpolarmeeres hat diesen Kipppunkt bereits erreicht, denn das Meerwasser darunter hat bereits viel mehr Wärme aufgenommen, als noch vor wenigen Monaten vermutet. Das grönländische Inlandeis ist ein wahrscheinlicher Kandidat für das nächste „point of no return“-Ereignis. Oder das Methanhydrat am Boden der Ozeane. Oder, oder, oder...<br />
<br />
Ich könnte hier noch stundenlang so weitererzählen, lasse es aber bleiben. Ich werde nämlich das Gefühl nicht los, dass du den Klimawandel als nur eines von vielen Problemen ansiehst, die irgendwie gleichberechtigt mit Kompromissen unter einen Hut gebracht werden müssen. Klimawandel, Arbeitsplätze in der Braunkohle, KiTa-Plätze und Pöstchen in der Partei... alles irgendwie gleich wichtig. Aber das stimmt so nicht. Natürlich sind neue Arbeitsplätze für die Bergleute wichtig, KiTa-Plätze ganz sicher auch. Vielleicht sogar die Pöstchen - man will ja auch in der nächsten Legislaturperiode noch aktiv mitgestalten.<br />
<br />
Aber der Klimawandel ist das Problem Nummer eins, die Mutter aller Probleme. Die kompromisslose Bekämpfung des Klimawandels muss deshalb allerhöchste Priorität haben. Dazu gehören dramatische Umbaumaßnahmen. Es muss aus allen Rohren gefeuert werden:<br />
<br />
<ul>
<li>Völlig neue Mobilitätskonzepte, jenseits vom SUV und Elektroauto müssen erarbeitet werden. Die Automobilkonzerne, die krampfhaft an der Technik von Vorgestern festhalten, besiegeln damit ihren Untergang. Hoffentlich nicht auch noch unseren.</li>
<li>Städtebau muss sich ändern, damit das Leben in den Städten wieder lebenswert wird und damit auch der Pendlerverkehr abnimmt. Der äußerst ungünstige ökologische Fußabdruck der Städte könnte so nach unten gedrückt werden. Schau‘ dir nur die tollen Beispiele an, die man in Europa schon bewundern kann: Kopenhagen, Delft oder Wien.</li>
<li>Die Energieversorgung muss zügig umgebaut werden: weg von Kohle und Öl, und zwar so schnell wie es geht. Nicht an alter Technik festhalten! Parallel dazu müssen Energiesparkonzepte weiter voran getrieben werden.</li>
<li>Der Rückgang der Artenvielfalt, insbesondere das Insektensterben, müssen mit schnellen, drastischen und sehr konsequenten Maßnahmen bekämpft werden. Wir müssen umgehend die Landwirtschaft umstrukturieren. Wir wissen heute, dass die „grüne Revolution“ der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein großer Fehler war. Alternative Methoden in der Landwirtschaft müssen weiter erforscht und flächendeckend eingeführt werden, denn die Pestizide vergiften das Grundwasser, die schweren Maschinen verdichten den Ackerboden, die Flurbereinigungen förderten die Erosion und den Rückgang der Biodiversität.</li>
</ul>
<br />
Auch hier könnte ich noch weiter ausholen, aber ich fasse es einfach mal ganz plakativ zusammen:<br />
<br />
Uns fliegt gerade der Planet um die Ohren!<br />
<br />
Aber das alles scheinst du, liebe SPD, nicht auf dem Schirm zu haben oder nur als ein kleineres Problem von vielen anzusehen.<br />
<br />
Doch die Natur schachert nicht. Mit der Natur kann man auch keine Kompromisse aushandeln. Die Natur handelt einfach nach ihren Gesetzen, den Naturgesetzen. Sie schert sich nicht darum, ob es uns Menschen gibt.<br />
<br />
Immer mehr Wähler verstehen das inzwischen. Finde dich damit ab, liebe SPD: Wenn du es nicht bald auch begreifst, dann wirst du untergehen. Dann ist deine mehr als 150- Jährige Geschichte zu Ende. Dann bist du Geschichte und du wirst zu Grabe getragen. Und ich, liebe SPD, werde nicht trauernd an deinem Grab stehen.<br />
Denn wir trennen uns heute.<br />
<br />
Ich trete aus.<br />
<br />
<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
<br />
<br />
(Adolf Kluth)<br />
<br />
_______________________________<br />
<br />
Monate später stoße ich auf <a href="https://www.youtube.com/watch?v=imVqF8Wrpk0" target="_blank">diese Video</a>. Es bestätigt mich in meiner Entscheidung.<br />
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Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-78680503153652983322019-02-03T18:57:00.001+01:002019-02-04T15:14:21.874+01:0027. Der abgeworfene Ballast (1)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKzgkyiZI15IJdeb_flGUi_gP0kWR1UbjDfAQxDDsoYG6z6OE8XcWYjwxxAH2h8r-nq8yXFUkWm7xv-0HF4Cxplb_HH1dqk1pML3GuqNYg9Eab912PJhgIsCZH9_awI3r_QpqlLeUOus5h/s1600/ct1.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1159" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKzgkyiZI15IJdeb_flGUi_gP0kWR1UbjDfAQxDDsoYG6z6OE8XcWYjwxxAH2h8r-nq8yXFUkWm7xv-0HF4Cxplb_HH1dqk1pML3GuqNYg9Eab912PJhgIsCZH9_awI3r_QpqlLeUOus5h/s320/ct1.jpg" width="233" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Schreiben ist freundlich und klingt nach<br />
echtem Interesse. Meinen Brief haben sie<br />
wohl nicht gelesen. Schade, denn ich hatte<br />
mir sehr viel Mühe gegeben.</td></tr>
</tbody></table>
Ich streife mal wieder durch die unendlichen Weiten meiner Festplatte und finde das Kündigungsschreiben, das ich zur Beendigung des langjährigen Abonnements meiner Lieblings-Computerzeitschrift verfasst habe. Ich gebe das hier weitgehend unkommentiert wieder, und zwar inclusive des Antwortschreibens durch den Verlag:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Heise Medien GmbH & Co KG<br />
Leserservice<br />
Postfach 2469<br />
49014 Osnabrück<br />
<br />
<br />
<br />
<div style="text-align: right;">
Neustadt, der 29. 11. 2018</div>
<br />
Betrifft: Kündigung des c’t-Abonnements (Kundennummer 10431922)<br />
<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe c’t-Redakteure,<br />
<br />
seit über 20 Jahren bin ich nun Abonnent Ihrer Zeitschrift. Und es war eine tolle Zeit!<br />
Ich habe immer viel gelernt, oft gestaunt und nicht selten auch gelacht über Ihre Artikel. Gerne habe ich die April-Ausgabe nach dem Aprilscherz durchsucht (selten gefunden) sehr amüsiert hat mich vor 20 Jahren der Briefträger, der laut schimpfend in den dritten Stock zu meiner Wohnung geklettert ist, weil eine telefonbuchdicke c’t-Ausgabe nicht in den Briefkasten gepasst hat. Ich habe durch die c’t viel gelernt, manches davon hat mich sogar beruflich voran gebracht. Ohne das Wissen, das mir Ihre Zeitschrift vermittelt hat, wäre ich vermutlich nicht Studiendirektor geworden. Dafür bin ich sehr dankbar. Nicht zuletzt deshalb habe ich mich an meiner Schule auch schon vor Jahren dafür stark gemacht, dass für unsere technische Assistentin ein c’t-Abo angeschafft wird. Jetzt lernt sie mit Ihrer Hilfe und hält an meiner Stelle Computer am Laufen.<br />
<br />
Nach und nach haben sich meine Interessen jedoch gewandelt. Auch das ist ein Verdienst Ihrer Zeitschrift. Denn letzten Endes war es die c’t, die mich die Scheu vor Betriebssystemen jenseits der Windows-Welt verlieren ließ. So schaffte ich mir vor ziemlich genau zehn Jahren anläßlich des vorzeitigen Hinschieds des heiß geliebten ThinkPads meinen ersten Mac an. Mein Umgang mit Computern hat sich seitdem stark gewandelt.<br />
<br />
Vor 2008 war meine Computernutzung noch geprägt durch massives Gebastel an Hard- und Software: Da wurden Steckkarten, Arbeitsspeicher, Prozessoren und Motherboards getauscht. Windows musste unbedingt modifiziert werden. Also wurde knietief in der Registry gewühlt, Shareware-Programme veränderten das Aussehen des Betriebssystems oder fügten schmerzlich vermisste Funktionen hinzu.<br />
<br />
Nach 2008 wurde das schlagartig anders. Ursprünglicher Plan war, den Windows-Desktoprechner parallel zum MacBook zu benutzen. Aber irgendwann habe ich den PC überhaupt nicht mehr benutzt, er war nur noch das Datenlager für informationstechnische Altlasten, fraß als Server im Dachbodenzimmer Strom, während ich mit dem schicken MacBook in der großen Wohnküche saß und dort arbeitete.<br />
<br />
Als dann eines Tages mein erster iMac auf dem Schreibtisch auftauchte, überspielte ich die Daten vom Windows-System auf ein NAS und fuhr die Kiste zum letzten Mal runter. Sie steht immer noch auf dem Dachboden, aber im Laufe des kommenden Jahres werde ich da oben einmal aufräumen und das ganze Bastelzeug entsorgen. Denn gebastelt habe ich seitdem überhaupt nicht mehr. Einmal habe ich ein paar RAM-Riegel in den iMac geschoben, aber das kann man ja wohl kaum als Basteln bezeichnen. Kein Vergleich zu früher, wo ich riesige Towergehäuse mein eigen nannte, in denen ich Weltrekorde im Verbauen von Festplatten aufstellte (sieben in einem Rechner), oder mit Schläuchen von Dunstabzugshauben die Warmluft vom Prozessor nach Außen geführt habe, weil sie ihren Weg sonst nicht schnell genug gefunden hätte.<br />
<br />
So wurden für mich nach und nach viele Artikel in der c’t uninteressant: Was interessiert es mich, wenn Windows-Nutzer sich mit Shareware-Software ihr altes Startmenü wieder hindengeln. Notfall-Windows mit Virenschutz-Software? Ein gar meisterliches Werk! Damit habe ich bei Freunden schon mehrfach Betriebssystem und Daten gerettet. Aber heute? Heute schicke ich meine Freunde zum PC-Schrauber an der Ecke. Der kann das richtig gut und der verdient seine Brötchen damit. Das nehme ich dem doch nicht weg! Windows-Installation automatisieren? Wer’s braucht… UEFI-BIOS? Muss ich als Mac-Nutzer gar nicht wissen!<br />
<br />
Ich verkneife es mir an dieser Stelle, weitere Beispiele aufzulisten. Aber das Ergebnis können Sie sich bestimmt vorstellen: Hier stapeln sich dutzende c’t-Ausgaben, die ich immer häufiger ungelesen ins Altpapier bringe. Und das hat die c’t nicht verdient.<br />
<br />
Deshalb kündige ich hiermit schweren Herzens und mit feuchten Augen mein Abonnement. Ein paar Ausgaben werden Sie mir noch schicken, denn ich habe ja erst kürzlich die Jahresrechnung überwiesen. Aber dann heißt es Abschied nehmen. Sicher werde ich immer wieder am Bahnhofskiosk noch eine Mac & i erwerben, aber es ist nicht mehr dasselbe.<br />
<br />
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg, Mut, Experimentierfreude und alles, alles Gute.<br />
<br />
Es war eine tolle Zeit.<br />
Aber das sagte ich ja bereits.<br />
<br />
<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
<br />
<br />
<br />
(Adolf Kluth)Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-87165879159042537682018-07-18T17:48:00.002+02:002018-10-22T15:41:50.124+02:0026. Die SchlussfolgerungIch streife durch die Straßen meiner Gegend. Heute bin ich im Elmsteiner Tal unterwegs. Das ist ein Seitental des Lambrechter Tals und somit noch etwas abgelegener und verträumter. Ich staune trotzdem darüber, wie viel Gewerbe und Industrie hier ansässig ist: alle Arten von Holzverarbeitung und eine große Spedition sehe ich, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Früher wurde im Tal auch lebhaft mit Schuhen gehandelt. So gab es in Elmstein ein riesiges Schuhgeschäft. Viel zu groß für ein kleines Örtchen wie Elmstein. Doch heute steht das Ladenlokal leer. Seit in der Gegend keine Schuhe mehr produziert werden, kann man sie hier auch nicht mehr günstiger anbieten als anderswo.<br />
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjttZru3cEn1t-4zYp7qbNi9KADV5EOf7tuCWty5CfL0UzjunblLNEld8-VmMU8e7zoyZ1fDBgzpiznoFNImdzwWDuK2RZZ2o9JyapingvvmPELf_fDX36WLfgLt5lS6-OitsPNmzu9giz/s1600/42563616575_f7de36578f_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjttZru3cEn1t-4zYp7qbNi9KADV5EOf7tuCWty5CfL0UzjunblLNEld8-VmMU8e7zoyZ1fDBgzpiznoFNImdzwWDuK2RZZ2o9JyapingvvmPELf_fDX36WLfgLt5lS6-OitsPNmzu9giz/s320/42563616575_f7de36578f_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Leihmopped habe ich an <a href="http://adolfkluth.blogspot.com/2017/07/19-der-verrat.html" target="_blank">anderer Stelle</a> bereits vorgestellt.<br />
Man beachte den Kaisermantel, der sich den<br />
rechten Zylinder des Motors ganz genau anschaut.</td></tr>
</tbody></table>
Mir ist das piepenhagen, denn ich hab‘s nicht so mit Schuhen. Der Boxer schnurrt emsig und vertraut, obwohl es nicht mein Boxer ist. Der ist in der Inspektion. Seit ich ihn im letzten Herbst erworben habe, hat der auch schon mehr als 8000km runter. Heute fahre ich das Leihmopped vom besten Mechaniker der Welt. Das kennt ihr ja bereits. Das ist das Mopped, das mich vor einem Jahr zum <a href="https://adolfkluth.blogspot.com/2017/07/19-der-verrat.html" target="_blank">Verrat</a> an meiner Italienerin verführt hat. Deshalb bin ich auch nur mit kleinem Gepäck unterwegs, denn das Leihmopped hat keine Koffer. Ich will mir eine schöne Wiese suchen und dort Insekten fotografieren. Kamera mit Makrolinse und Blitz kann man noch gut mit einem Rucksack transportieren. Bei der Teletröte für die Vogelbilder sieht das schon anders aus. Die möchte ich nicht den ganzen Tag auf dem Rücken herumtragen.<br />
<br />
Außerdem ist da ja noch das „Nebenthema“ der letzten drei Folgen dieses Blogs: Insektensterben. Sie hatte wohl gehofft, dass ich das vergessen habe, nicht wahr? Bislang ist immer noch die Frage offen, was wir, also Sie und ich, dagegen unternehmen können. Ich will mich hier nicht als Fachmann aufspielen. Aber immerhin bin ich ausgebildeter Geograph und Biologe. Das Thema meiner ersten Staatsarbeit war die Schädlingsbekämpfung, deshalb habe ich mich über ein halbes Jahr lang sehr intensiv mit den Lebensbedingungen von Insekten sowie mit der Wirkungsweise von Insektiziden beschäftigt. Ich gebe zu, dass ich schon lange keine Universität mehr von innen gesehen habe, vermutlich sind meine Kenntnisse deshalb nicht in jedem Bereich auf dem neuesten Stand. Aber sie sind da. Ich kann beobachten und ich kann fundierte Schlussfolgerungen ziehen die ich auf Nachfrage auch gerne begründe:<br />
<br />
Ich sehe drei Bereiche, in denen dringender Handlungsbedarf besteht: Landwirtschaft, kommunale und regionale Planung und schließlich die Ebene der Privathaushalte. Meine Schlußfolgerungen erheben nicht den Anspruch, wissenschaftlich untermauert zu sein. Ich lasse mich an dieser Stelle auch gerne auf Diskussionen ein und mich gegebenenfalls auch gerne von Fachleuten eines Besseren belehren. Nutzen Sie dafür die Kommentarfunktion des Blogs. Aber bitte ersparen Sie mir Stammtischparolen.<br />
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkGVE0vIN995mewBpSKJex2ynLRo6iV7C-jsI8yr5ac8EJPRHdQ4GDd3T63HVZ1tPV0vhIqqiWE3lrCYSzkAvC-DGNLS6pi_UkWr9ArFYu-51owyKdXENAD2Tn6C3-1wrgPKCCl1OsRmQZ/s1600/28581444057_470d5e85db_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkGVE0vIN995mewBpSKJex2ynLRo6iV7C-jsI8yr5ac8EJPRHdQ4GDd3T63HVZ1tPV0vhIqqiWE3lrCYSzkAvC-DGNLS6pi_UkWr9ArFYu-51owyKdXENAD2Tn6C3-1wrgPKCCl1OsRmQZ/s320/28581444057_470d5e85db_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Im Stillen Tal ist es nicht ohne Grund still.<br />
Ich prangere das an!</td></tr>
</tbody></table>
Kurz hinter Helmbach biege ich ab Richtung Iggelbach. Ein Schild warnt vor Steinschlag, und tatsächlich sehe ich bald darauf einen Sandsteinbrocken auf der schmalen Straße liegen. Schließlich mache ich noch einen Abstecher in Richtung eines Ortes mit dem bezaubernden Namen Hornesselwiese. Ein Ort mit diesem Namen kann nur idyllisch sein. Außerdem kann man von dort aus noch weiterfahren: Das „Stille Tal“ lockt. Dort gibt es eine schöne Blumenwiese. Das weiß ich, denn ich war letzte Woche schon einmal hier. Neben der Blumenwiese plätschert ein Bach, der direkt neben einem Ausflugslokal zu einem kleinen Weiher aufgestaut wird. Deshalb gibt es hier, neben zahlreichen Schmetterlings- und Wildbienenarten auch diverse Groß- und Kleinlibellen. Sogar eine bunt schillernde Prachtlibelle entdecke ich, wobei ich rückblickend nicht beschwören kann, dass sich meine Erinnerungen hier nicht vermischt haben mit denen, die ich beim Besuch an einem anderen Gewässer abgespeichert habe.<br />
<br />
Neugierig umschwirren mich verschiedene fliegende Tiere. Allerdings...<br />
Gierig ist hier sicher der treffendere Ausdruck. Einfach nur gierig, ohne „neu“. Ganz offensichtlich handelt es sich hier um solche Fluginsekten, die es weniger auf goldenen Nektar abgesehen haben als vielmehr auf rotes Blut. Auf mein Blut. Von allen Seiten fallen Sie über mich her. Zunächst nur an frei liegenden Hautpartien an Gesicht, Hals und Armen, bald spüre ich aber ihre Stiche auch an Stellen, die eigentlich von Stoff bedeckt sind. Es ist wie in einem Horrorfilm. Während ich eilig die Flucht ergreife, kommt mir eine Idee zur Namensgebung des „Stillen Tals“. Vermutlich ist es deshalb so still hier, weil es unter dem Regiment der blutrünstigen Kerbtiere niemand lange aushält. Ein paar Forellen, in den Weiher des Tals eingesetzt, könnten in diesem Zusammenhang Wunder bewirken. Vielleicht habe ich heute morgen auch einfach nur das falsche Duschgel benutzt.<br />
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Beginnen wir mit der Landwirtschaft. Und ja! Mir ist durchaus klar, dass Landwirte unter hohem Erfolgsdruck stehen. Dass allerlei Sachzwänge auf Landwirte einwirken und ihren Handlungsspielraum einengen. Deshalb können nur die Landwirte selbst entscheiden, welcher meiner Vorschläge überhaupt realisiert werden kann.<br />
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<li>Informieren Sie sich über Prinzipien biologischen Landbaus. Lassen Sie sich von entsprechenden Fachleuten beraten oder lesen Sie Bücher zum Thema, zum Beispiel die von <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz/_Erven" target="_blank">Heinz Erven</a>, einem Pionier des ökologischen Landbaus.</li>
<li>Wenden Sie so viele Prinzipien des ökologischen Landbaus an, wie es Ihnen möglich ist oder stellen Sie ganz auf biologische Landwirtschaft um. Sorry, aber alles Andere ist mit Spatzen auf Kanonen geschossen.</li>
<li>Nehmen Sie am <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ackerrandstreifen" target="_blank">Ackerrandstreifenprogramm</a> Teil. In einigen Bundesländern erhalten Sie dafür Ausgleichszahlungen für entgangene Ernteerträge. Außerdem werden Sie auf den verbleibenden Flächen bald weniger Pestizide einsetzen müssen, weil sich auf Ackerrandstreifen natürliche Gegenspieler der Pflanzenschädlinge entwickeln. </li>
<li>Wenn möglich, lassen Sie Vielfalt zu. Manche Gemüsepflanze schreckt die Schädlinge anderer Gemüsesorten ab. Jede Pflanzenart benötigt andere Mineralien, durch Vielfalt erhalten Sie langfristig auch die Bodenfruchtbarkeit. Auch zu dieser Methode gibt es Literatur und Fachleute, die Sie sicher gerne beraten. Nutzen Sie diese Möglichkeiten. </li>
<li>Wenn möglich erhalten Sie <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hecke#Die\_Hecke\_als\_Linienbiotop" target="_blank">Hecken</a> oder schaffen sogar neue davon. Und ich meine hier keineswegs kubisch frisierte Buchsbaumhecken - im biologischen Sinn ist das keine Hecke, sondern überflüssig. Ich meine die Hecken, die es in der guten, alten Zeit immer zwischen benachbarten Äckern gegeben hat, auf Lesesteinwällen oder ungünstig geschnittenen Grundstücksteilen auf natürliche Art und Weise von selbst entstanden und dann bei diversen Flurbereinigungen verloren gegangen sind. Solche Hecken schaffen nicht nur einen ausgezeichneten Schutz gegen Winderosion, sie beherbergen auch zahlreiche Arten, die Sie im Kampf gegen Schädlinge unterstützen. Auch zu diesem Punkt kann man sich von Naturschutzverbänden beraten lassen. Fragen Sie gezielt nach dem Stichwort „<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Benjeshecke" target="_blank">Benjeshecke</a>“. Das ist die mit Abstand günstigste Methode, eine Naturnahe Hecke anzulegen.</li>
</ol>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEje88c3bAMLsxKCY-qD6jILGPQoht95so1plPXUugfYx40HAiWVjmTwultj-FGVO8mvZc2TAowLLKAPP_nivhjIB6Igi2kBG9H_73HKc4htJ2sgnhv5nRbatxH3fG3oB1tb15ge8kB2P1Rj/s1600/28581516287_6547131dde_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEje88c3bAMLsxKCY-qD6jILGPQoht95so1plPXUugfYx40HAiWVjmTwultj-FGVO8mvZc2TAowLLKAPP_nivhjIB6Igi2kBG9H_73HKc4htJ2sgnhv5nRbatxH3fG3oB1tb15ge8kB2P1Rj/s320/28581516287_6547131dde_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Wimmelgebüsch im Edenkobener Tal.</td></tr>
</tbody></table>
Ich steige wieder auf‘s Leihmopped und verlasse das Stille Tal. Iggelbach, von dort auf die B48 und über Johanniskreuz nach Speyerbrunn. In Mückenwiese halte ich trotz idyllischer Landschaft gar nicht erst an. Ich möchte nicht herausbekommen, woher der Ort seinen Namen hat. In Frankeneck biege ich wieder ab um über die Kalmit nach Maikammer zu fahren. Der von hier aus schönere Weg nach Edenkoben ist wegen Bauarbeiten gesperrt, deshalb muss ich kurz auf die Landstraße ausweichen. Und dann kommt meine neue Liebligsstrecke, die ich hier auch schon beschrieben habe: Das Edenkobener Tal hoch, und durch das Modenbachtal wieder herunter. Irgendwo an dieser Route liegt ein Parkplatz. <br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXn3h4kkUcOuEySMjHzfY1NOg8AQiSVnXKObDBoWDNmH87NJrge5GvwRq7MPPgqS_Dfq6aKMA5ZmwN5JdOt0MPY-nFuDAS8uS7Qn58dxQn42SDNDhnp0V5YAOHD-XKgZ5-PjreWymqwT5N/s1600/42751648834_57b7674c22_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXn3h4kkUcOuEySMjHzfY1NOg8AQiSVnXKObDBoWDNmH87NJrge5GvwRq7MPPgqS_Dfq6aKMA5ZmwN5JdOt0MPY-nFuDAS8uS7Qn58dxQn42SDNDhnp0V5YAOHD-XKgZ5-PjreWymqwT5N/s320/42751648834_57b7674c22_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Tagpfauenauge wollte mir partout nicht seine Flügel<br />
zeigen.</td></tr>
</tbody></table>
Vielleicht ist es auch ein Holzlagerplatz, denn er wird für beide Zwecke genutzt. Ein verwildertes Gestrüpp fällt mir auf: Disteln, Schafgarbe und alles mögliche andere Zeug blühen hier. Hier tummeln sich wieder Schmetterlinge, und zwar nicht zu knapp: Kaisermantel, Tagpfauenauge, Kohlweißling, Zitronenfalter und vieles mehr. Das kommt mir sehr gelegen und ich widme mich dem <a href="http://adolfkluth.blogspot.com/2018/07/23-das-sommerthema.html" target="_blank">Sommerthema</a>.<br />
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Führen wir das Nebenthema fort. Es entwickelt sich mehr und mehr zum Hauptthema.<br />
Kommunale und regionale Verwaltung:<br />
Auch hier ist mir durchaus bewusst, dass Raumplanung nicht nur eine Interessengruppe im Blick behalten darf. Mir ist ebenfalls klar, dass Ihnen durch Bundes- und Europarecht in vielen Fällen die Hände gebunden sind. Aber es sind ja auch nur Vorschläge, schauen Sie halt, welche Sie berücksichtigen können:<br />
<ol>
<li>Lassen Sie sich beraten von Fachleuten, die sich mit Ökologie und Stadtplanung auskennen. </li>
<li>Bepflanzen Sie ihre Städte mit so vielen Blütenpflanzen, Bäumen und Büschen wie möglich. Denken Sie dabei auch an Fassaden. Achten Sie bei der Auswahl darauf, dass es sich um einheimische Pflanzen handelt oder um solche, die von heimischen Insekten als Futterpflanzen angenommen werden. Regen Sie auch ihre Bürger dazu an. Straßenränder können mit Mischungen einheimischer Wiesenpflanzen begrünt werden. Das sieht viel besser aus als kurz geschorener Rasen und ist ökologisch viel wertvoller. Ziehen Sie bei der Bepflanzung von Grünanlagen auch essbare Pflanzen in Betracht. Die Stadt <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Andernach#Essbare\_Stadt" target="_blank">Andernach</a> hat in diesem Zusammenhang gute Erfahrungen auf allen möglichen Ebenen gemacht.</li>
<li>Berücksichtigen Sie Nistmöglichkeiten. Hilfreich ist zum Beispiel ein Komposthaufen in jeder städtischen Grünanlage oder auf dem Friedhof. Denkbar sind auch Insektenhotels sowie Vogelnistkästen. Oder einfach hie und da ein großes Stück Totholz. Muss ja niemand zu sehen bekommen.</li>
<li>Bringen Sie Wasser in die Stadt: Bachläufe mit natürlicher oder naturnaher Uferbepflanzung statt betonierte Fließrinnen. Wenn Sie können lassen Sie dem Bach etwas mehr Platz, das ist aktiver Hochwasserschutz. Lassen Sie Tümpel und Teiche in Parkanlagen anlegen - vergessen Sie aber bitte nicht die Fische, die die Mücklarven in Schach halten.</li>
<li>Vermeiden Sie den Einsatz von Insektiziden. Wenn sich ein Schädling über Gebühr vermehrt, dann fehlt oft einfach nur ein natürlicher Feind. </li>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidY3PYN4TdZ9MyiHD3kKGNG_r9MCbyrsArIaSbnwj5IgYUm4a4xqgkXbLE8fbAm4QHXNpBKUmIxHQRCld7e9R-9HOKUImchUfcNB1Uz9SRkHspGZFRII7VWH8lGU6r6Uz1yMbschciOx8u/s1600/28603009647_c0613a0b95_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="768" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidY3PYN4TdZ9MyiHD3kKGNG_r9MCbyrsArIaSbnwj5IgYUm4a4xqgkXbLE8fbAm4QHXNpBKUmIxHQRCld7e9R-9HOKUImchUfcNB1Uz9SRkHspGZFRII7VWH8lGU6r6Uz1yMbschciOx8u/s320/28603009647_c0613a0b95_b.jpg" width="240" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Insektenhotel XXL, gesehen an der Weinstraße.</td></tr>
</tbody></table>
<li>Zerhächseln Sie Pflanzenschnitt nicht sofort. Bevorzugen Sie Mähtechniken, die möglichst vielen Kleintieren eine Chance gibt.</li>
</ol>
Die Straße durch Edenkoben ist immer noch gesperrt. Ich nehme in Rhodt die Straße nach Edesheim und biege hier in Richtung Großfischlingen ab. Durch ein paar kleine und überaus entzückende Weindörfer führt jetzt eine kleine Kreisstraße parallel zur Bundesstraße bis nach Kirrweiler. Über Maikammer komme ich jetzt wieder auf die gewohnte und geliebte Weinstraße.<br />
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Privatleute können auch etwas tun.<br />
<ol>
<li>Lassen Sie sich beraten bei ihrer Grundstücksbepflanzung. Die Experten der Naturschutzverbände tun das gerne und kostenlos. Achten auch Sie auf einheimische Pflanzen oder solche, die von heimischen Insekten als Futterpflanzen angenommen werden. <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Schmetterlingsflieder" target="_blank">Sommerflieder</a> (auch Schmetterlingsflieder genannt - raten Sie, warum.) ist immer eine gute Idee. Der ist zwar aus Asien eingeschleppt, aber unsere heimischen Insekten können gar nicht genug davon bekommen. Nehmen Sie Sommerflieder. Sie werden Ihren Spaß haben. </li>
<li>Vermeiden Sie versiegelte Flächen. Wenn Sie unbedingt auf Ihren Vorgarten als Autostellplatz angewiesen sind, verwenden Sie sog. Rasengittersteine. Dann können Sie hier Ihr Auto abstellen und trotzdem noch eine Blumenwiese einsähen.</li>
<li>Vermeiden Sie den Einsatz von Insektiziden. Wenn sich ein Schädling über Gebühr vermehrt, dann fehlt oft einfach nur ein natürlicher Feind.</li>
<li>Zerhächseln Sie Pflanzenschnitt nicht sofort. Bevorzugen Sie Mähtechniken, die möglichst vielen Kleintieren eine Chance gibt.</li>
<li>Meiden Sie kurz geschorenen Rasen. Lassen Sie Vielfalt zu und auch etwas Unordnung. Rasen ist ökologisch praktisch wertlos.</li>
<li>Eine <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Benjeshecke" target="_blank">Benjeshecke</a> kann man auch in einem Privatgarten anlegen. Auch ein selbst gebautes Insektenhotel macht viel Freude und ist ökologisch wertvoll. Nur die aus dem Baumarkt sind nicht so toll. Nicht selten ist das Holz behandelt, und das mögen Insekten gar nicht.</li>
</ol>
Diese Vorschläge erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich behalte mir vor, die drei Listen jederzeit zu ändern und zu ergänzen. Wenn Sie in irgendeinem Punkt anderer Meinung sind, lasse ich mich gerne überzeugen. Mit Argumenten. Benutzen Sie gerne die Kommentarfunktion<br />
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Auch in Hambach versperrt mir eine Baustelle den direkten Heimweg. Macht nix. So komme ich noch einmal in den Wald. Hinauf! Hinauf auf‘s Schloß! Als ich in die Eichstraße einbiege spüre ich an meiner rechten Schulter einen Stich. Ich ertaste mit der linken Hand ein etwa zwei Millimeter dickes und einen Zentimeter langes Krabbeltier. Ohne zu zögern ziehe ich es aus meinem T-Shirt. "Du blödes, widerliches Mistvieh!" denke ich. "Wahrscheinlich sitzt du da schon seit zweieinhalb Stunden und freust dich kichernd darauf, zuzustechen." Ich unterziehe das Insekt einem Dimensionsdowngrade. Eben war es noch dreidimensional und im nächsten Augenblick hat es schon eine Dimension weniger. Wenn es um mein eigenes Blut geht verstehe ich keinen Spaß. Das brauche ich, bei aller Insektenliebe, selber, und zwar jeden Tropfen.<br />
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P.S.: Normalerweise flicke ich meine Geschichten aus den Erinnerungen an mehrere, manchmal zeitlich weit voneinander getrennten Ausflügen zusammen. Die eben beschriebene Tour bin ich aber genau so tatsächlich gefahren. Wer diese einmal ausprobieren möchte folge bitte diesem <a href="http://bit.ly/2NmZt8t" target="_blank">Link</a> für eine Karte.<br />
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P.P.S.: Die Erlebnisse im Stillen Tal habe ich aus dramaturgischen Gründen schamlos aufgeblasen und völlig übertrieben dargestellt. Es ist wirklich sehr schön dort und bei nächster Gelegenheit werde ich auch das dortige Gasthaus einmal ausprobieren. Es genießt einen guten Ruf.<br />
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P.P.P.S.: Hier sammle ich ab jetzt Links zum Thema:<br />
<a href="https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/hummeln/02636.html">https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/hummeln/02636.html</a><br />
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Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-22906299179159020982018-07-16T16:38:00.001+02:002018-08-08T21:09:44.602+02:0025. Die zweite Exkursion zu den BienenfressernIch streife durch meine Gegend und gehe schon wieder über den Feldweg neben dem Zwiebelfeld. Das Feld wurde inzwischen umgepflügt, dabei wurden auch ein paar von den Erntemaschinen nicht erfasste Zwiebeln zerquetscht. Deshalb riecht es hier immer noch sehr intensiv wie an der Salattheke in der Dönerbude. Beim Parken des Moppeds ist mir ein PKW mit vier Personen aufgefallen. Große Taschen haben sie aus dem Kofferraum des Autos geholt, nachdem sie ausgestiegen sind. Deshalb beeile ich mich, um vor ihnen zu dem Unterstand zu kommen, den der NaBu zur Vogelbeobachtung eingerichtet hat. Das sah mir alles verdächtig nach Birdwatching-Picknick aus. Da muss ich zusehen, dass ich noch einen Platz auf den schmalen Holzbänken bekomme.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjcP_2MkZ-7FCDZqpda4DW71t7q3NPnpVqLd6AYfD6qMudP4EAugZser1_KCyndS3GbJeVZA3mqy-dAydWu4iZNTH90Qsy4Rii9WhjmwsNUPLtsYhyphenhyphengNm-2zge6_28zxuOkqJBZgRRfuS6k/s1600/28560060167_43b2c3f382_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="682" data-original-width="1024" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjcP_2MkZ-7FCDZqpda4DW71t7q3NPnpVqLd6AYfD6qMudP4EAugZser1_KCyndS3GbJeVZA3mqy-dAydWu4iZNTH90Qsy4Rii9WhjmwsNUPLtsYhyphenhyphengNm-2zge6_28zxuOkqJBZgRRfuS6k/s320/28560060167_43b2c3f382_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Merops apiaster<br />
Das Bild entstand zu einem späteren Zeitpunkt<br />
mit einem anderen als dem im Text beschriebenen Objektiv.</td></tr>
</tbody></table>
Die Gruppe aus dem Auto ist tatsächlich zum Birdwatching gekommen. Aber ganz anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Hier wird nicht gepicknickt. Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier. Alle haben dicke Kameras dabei, einer sogar eine professionelle Canon mit einem Teleobjektiv, das mich an ein mittleres Flugabwehrgeschütz erinnert. Das Objektiv hat eine Stoffhülle im Camouflage-Look, was die militärische Anmutung noch verstärkt. Es gibt schwere Stative und einen Bohnensack als Aufstützhilfe für die Canon.<br />
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Wo waren wir stehen geblieben beim Insektensterben? Sie hatten doch nicht etwa erwartet, dass ich mit dem Thema schon durch bin? Ach ja: Über die Zahlen hatten wir gesprochen und über die möglichen Folgen. Fehlen noch die Ursachen und die Frage danach, wie wir dem entgegenwirken können. Im Grunde kann man da nur raten, und das tun die Wissenschaftler auch. Aber da die Zeit drängt, können wir nicht auf wissenschaftlich belastbare Theorien warten. Wir müssen gegensteuern, und zwar auf allen Ebenen und möglichst sofort.<br />
<br />
Um der Frage nach den Ursachen nachzugehen, habe ich in den letzten Tagen viel recherchiert und eigene, nicht repräsentative Nachforschungen angestellt. Ich habe gezielt ganz unterschiedliche mögliche Lebensräume für Insekten abgeklappert und die angetroffenen Arten gezählt. Feldränder, bepflanzte Verkehrsinseln und Parkplätze waren ebenso dabei wie eine Wiese in einem Seitental des Pfälzer Walds. Das war so weit abgelegen, dass ich schon fürchtete, vom Rand der Scheibe herunterzufallen wenn ich nicht aufpasse. Und ich muss sagen: Hier in der Pfalz scheint noch alles in Ordnung zu sein. Hier gibt es eine vielfältige Gliedfüsserfauna, teilweise mit aus wärmeren Gegenden eingewanderten Neozoen wie zum Beispiel der Gottesanbeterin oder der Wespenspinne.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnCIG4L6tdZo4WPbB7hGkZE54pXeuwe7idK1fF746FmivrtZKR7lHF_psc44uc3yDiHWhBfMqDlu5W2aIV-HsabfjsPK80_VgreOlpml0COPTyqsu541NWyEgsuLk4rMkb-5M966kOm9TM/s1600/28560252627_3bec36da3a_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgnCIG4L6tdZo4WPbB7hGkZE54pXeuwe7idK1fF746FmivrtZKR7lHF_psc44uc3yDiHWhBfMqDlu5W2aIV-HsabfjsPK80_VgreOlpml0COPTyqsu541NWyEgsuLk4rMkb-5M966kOm9TM/s320/28560252627_3bec36da3a_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">die japanische Steingartenverkehrsinsel<br />
(mit Mopped und Helm)</td></tr>
</tbody></table>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj03JhCOIbCIWNqAl9Mo86oL50sjgXE6yyGUg7FMZjwXOdjj8fmQFFX-5nfUY7o8chRV8vpcTOuYh9Z-G4IONq1BEyCfbgOcBdNvF2h2fhzDX8FbMd9Xab0NPTDr8QYKcw3WTQBcmUfiSbf/s1600/15074924485_0295b3ced9_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="765" data-original-width="1024" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj03JhCOIbCIWNqAl9Mo86oL50sjgXE6yyGUg7FMZjwXOdjj8fmQFFX-5nfUY7o8chRV8vpcTOuYh9Z-G4IONq1BEyCfbgOcBdNvF2h2fhzDX8FbMd9Xab0NPTDr8QYKcw3WTQBcmUfiSbf/s320/15074924485_0295b3ced9_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Verkehrsinsel als Wingert,<br />
gesehen in Bad Bergzabern</td></tr>
</tbody></table>
Kaum, dass meine mit-Birdwatcher angekommen sind, verteilen sie sich flächendeckend in der kleinen Hütte. Wie man unschwer an der Sprachfärbung erkennen kann, handelt es sich um ein Rudel Exilrheinländer. Es wird überaus konzentriert fotografiert, und dabei kommen wir ins Gespräch. Das Exil ist irgendwo im Hessischen, und die Rheinländer kommen offensichtlich öfter her. Nur der Mann mit der Canon ist derart in seine Arbeit vertieft, dass es sich am Gespräch nicht beteiligt. Man hört nur das machinengewehrartige klickern seines Auslösers. Im Prinzip muss ich nicht mehr durch den Sucher schauen. Da ich heute wieder nur das alte 300er dabei habe, ich wollte ihm einfach noch mal eine Chance geben, ist mein Bildausschnitt relativ groß und die Vögel auf ihrer Sitzwarte immer im Bild, wenn ich Kamera und Objektiv in einer bestimmten Art und Weise aufstütze. Den Autofokus habe ich abgeschaltet und manuell auf die Sitzwarte der Tiere fokussiert. Ich muss jetzt nur noch abwarten, bis einer der Vögel den Zweig anfliegt und abdrücken, damit ich sie genau im richtigen Augenblick mit weit ausgestreckten Flügeln erwische. Im Grunde genommen muss ich auch nicht mehr beobachten. Ich muss nur in dem Augenblick den Auslöser drücken, wenn neben mir die Canon losknattert. Das führt zwar zu erstaunlich guten Ergebnissen, macht aber nicht so viel Spaß wie bei meinem letzten Besuch. Ich sitze also noch eine Weile im Weg herum, verabschiede mich dann und mache mich auf den Weg. Ich wollte hier in der Nähe noch bei einem Freund vorbeischauen und es dräut ein Gewitter. Also habe ich gleich mehrere gute Gründe, aufzubrechen. Ganz in der Nähe der Gerolsheimer Gruben fällt mir noch eine Verkehrsinsel auf, die wie ein japanischer Steingarten aussieht. Ohne blühende Pflanzen, aber mit Steinen in farbenfrohen Grautönen. Seltsam, welche Blüten die Verkehrsinselgestaltung in der Pfalz treibt: Kunstwerke habe ich schon gesehen. Kleine Biotope und einen kleinen Weinberg. Und jetzt ein Steingarten.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWV2UXASeED5xUoXIyorj2nkOlv-Bvk5lXKu-LOjP4HGmayQYt-XMS0wycVRI-vImtXT9EoLOOdN49AUpW4bHti-Y3zOEzO3Z6TSKV1M6UZfl0kx6y8hXFawHwRhhrakUIyiBqcXJYVwuD/s1600/29555190118_389daf950e_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="682" data-original-width="1024" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWV2UXASeED5xUoXIyorj2nkOlv-Bvk5lXKu-LOjP4HGmayQYt-XMS0wycVRI-vImtXT9EoLOOdN49AUpW4bHti-Y3zOEzO3Z6TSKV1M6UZfl0kx6y8hXFawHwRhhrakUIyiBqcXJYVwuD/s320/29555190118_389daf950e_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Er hat mich gesehen!</td></tr>
</tbody></table>
Als eine der Ursachen des Insektensterbens gilt der Mangel an adäquaten und hinreichend vernetzten Lebensräumen mit einheimischen Pflanzen. Tatsächlich sind japanische Steingärten zur Zeit sehr in Mode. Sie sehen schick aus und sind zudem Pflegeleicht. Aber eben keine geeignete Bienenweide. Allenfalls Loriots Steinlaus würde hier satt werden. Die Streuobstwiesen meiner Kindheit (Achtung! Gleich erzählt der Alte wieder vom Krieg!) wurden ersetzt durch maschinenkompatible Spalierobstpflanzungen. Und das macht eben den Unterschied aus zwischen ein paar zehntausend Blüten an einem ausgewachsenen Apfelbaum im Frühling und bestenfalls 100 an einem Spalierbäumchen. Die verwilderten Brachgrundstücke, auf denen meine Generation spielend noch große Teile der Kindheit verbracht hat, wurden ersetzt durch Spielplätze oder fielen der innerstädtischen Verdichtung zum Opfer. In den Vorgärten sieht man heute oft gepflasterte Parkplätze und die zwischen Äckern stehenden Hecken wurden bei der letzten Flurbereinigung beseitigt. Baugrundstücke wurden immer kleiner und so schrumpfte auch der Gartenanteil in den Wohngebieten. Flüsse wurden begradigt und ihre Betten befestigt. Es fehlt einfach an allem, was Insekten zum Leben benötigen.<br />
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Bei meinem Freund angekommen überreiche ich zwei Exemplare des Plakats, das ich aus dem Ensemblebild gebastelt habe. Da das Ensemble wirklich sehr groß war, konnte ich es kostengünstig im Vierfarbdruck vervielfältigen lassen. Trotzdem ist die Qualität des Drucks unglaublich hochwertig. Wir freuen uns sehr darüber. Wir sitzen noch eine Weile auf einer kleinen Terrasse und reden. Mein Freund will keinen großen Garten, das ist ihm viel zu viel Arbeit. Und tatsächlich ist die Terrasse sehr gemütlich. Der Boden ist mit Rindenmulch bedeckt, an den Rändern stehen Blumenkübel. In einem davon blüht sich gerade ein Lavendelgebüsch um den Verstand. Summend und brummend wird es von ganz unterschiedlichen Arten von Wildbienen umschwirrt. Das freut mich. Doch leider liegen unter dem Lavendel einige tote Bienen. Mein Freund weiß auch nicht, woran das liegt. Auf den benachbarten Pflanzen tummeln sich sogar, so sagt er, leider viel zu viele unerwünschte sechsbeinige Besucher, die ihm die Pflanzen schädigen. An einer prinzipiell insektenfeindlichen Umgebung könne es also nicht liegen.<br />
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In meinem Kopf knirscht es hörbar, aber zunächst kann ich dieses Knirschen nicht enträtseln. Ich mache mich auf den Weg nach Hause. Irgendwann fällt es mir wie Schuppen von den Haaren. Da mein Spezialthema im ersten Staatsexamen die Schädlingsbekämpfung war, kenne ich mich ein Bisschen aus mit den Insektiziden. Nicht alle sind Fraßgifte und müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Solche können Bienen natürlich bei der Nahrungssuche gefährlich werden, nämlich immer dann, wenn Blütenpflanzen damit behandelt werden. Es gibt aber auch noch reine Kontaktgifte. Hier reicht es, wenn sich eine Biene nur auf einer behandelten Pflanze niederlässt, um sich zu vergiften. Je nach Darreichungsform eines Insektizids kann es zudem vorkommen, dass Pflanzen versehentlich kontaminiert werden, weil der Wind das Gift verdriftet. Das funktioniert im Kleinen, also von einem Blumenkübel auf der Terrasse auf einen benachbarten, wie im Großen, also von einem Feld auf eine nahe gelegene Hecke oder den Waldrand. Ich hätte meinen Freund danach fragen sollen ob er versucht hat, die Schädlinge auf der anderen Pflanze loszuwerden. Vielleicht hätten wir so schon eine Erklärung für das kleine Bienensterben auf seiner Terrasse. Als eine weitere Ursache für den Artenschwund bei den Insekten gilt jedenfalls tatsächlich der großflächige Einsatz von Insektiziden. Wer hätte das gedacht?<br />
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Zuhause angekommen beschließe ich, die Bienenfresser gleich morgen noch einmal zu besuchen. An einem normalen Wochentag ist dort bestimmt nicht so viel los wie am Sonntag. Etwas verliebt bin ich ja schon in die kleinen Vögel.Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-44835903776453048652018-07-11T20:39:00.001+02:002018-07-16T16:55:34.769+02:0024. Die Exkursion zu den Bienenfressern<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQFrS6E4qdKNF1s0r9hB9Qhx8uqH21GxcoAe6PLDU1EGtixUBteUUzOESZa8Y4XDCK0srPDz5j05D_QCYlR6g4jekCfJO2KbiDblqTbqDChcPNS4zk3czhedSnzXO2AMpVOqlk8jiscE7-/s1600/28474720647_1b3b73b94b_h.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1068" data-original-width="1600" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQFrS6E4qdKNF1s0r9hB9Qhx8uqH21GxcoAe6PLDU1EGtixUBteUUzOESZa8Y4XDCK0srPDz5j05D_QCYlR6g4jekCfJO2KbiDblqTbqDChcPNS4zk3czhedSnzXO2AMpVOqlk8jiscE7-/s320/28474720647_1b3b73b94b_h.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Zwiebeln werden von einer Maschine eingesammelt.</td></tr>
</tbody></table>
Ich streife durch meine Gegend und laufe dabei über einen Feldweg. Es riecht nach den Zwiebeln, die ein Gemüsebauer wohl am Vortag aus dem fruchtbaren Auelehmboden gebuddelt hat und die er heute einsammelt. In meiner Hand halte ich die Kamera mit dem alten 300er Teleobjektiv. Die Lichtstärke ist mit f=4,0 nicht wirklich überwältigend, aber es ist die längste Brennweite mit Autofocus, die ich besitze. Damit will ich mich an das heutige Thema herantasten, und mich im Übrigen auf die aberwitzige Auflösung der Kamera verlassen. Im Notfall kann ich immer noch Ausschnittvergrößerungen machen, wenn die Brennweite nicht mehr hergibt.<br />
An einer kleinen, halboffenen Hütte direkt am Weg halte ich an und setze mich auf eine kleine Bank in der Hütte, und zwar mit dem Gesicht zur Rückwand. Dann öffne ich eine schmale Klappe in dieser Rückwand und habe ich sie direkt vor mir: Die <a href="https://www.nabu-frankenthal.de/exkursionen/grubengebiet-bei-gerolsheim/" target="_blank">Gerolsheimer Gruben</a>. Der teilweise noch in Nutzung befindliche Tagebau zur Sand- und Kiesgewinnung beherbergt immerhin die zweitgrößte Bienenfresserkolonie in Rheinland-Pfalz.<br />
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Augenblick mal! Habe ich hier nicht großflächig das Thema verfehlt? Ich habe doch erst gestern lang und breit hinausposaunt, dass das Sommerferienthema „Makrofotografie“ heißt. Sogar mit dem Zusatz „dokumentarisch“. Und jetzt laufe ich hier mit einer 300mm-Spannerkanone herum? Nun: Es geht u. A. um Insekten. Und ein guter Indikator für den Zustand einer Population von Lebewesen ist der Zustand der Prädatorenpopulation, die sich von diesen Lebewesen ernährt. Wir müssen über Insekten reden. Das wollte ich eigentlich schon in der letzten Folge dieses Blogs, habe mich aber dann doch irgendwie verquasselt. Den Gliederfüßern geht es in der letzten Zeit überhaupt nicht gut, das belegen verschiedene Studien. In der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Insektensterben#Studien" target="_blank">Wikipedia</a> findet sich zu dem Thema eine ganz ordentliche Zusammenfassung. Der Rückgang der Insekten seit den 80er Jahren ist teilweise erschreckend. Wenn wir dem nicht Einhalt gebieten, werden die Folgen katastrophal sein. Nicht nur für die Landwirtschaft. Ich bilde mir wirklich ein, dass ich mir zu diesem Thema ein Urteil erlauben kann.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJWrQKI3zlN-ZKZqEpjY1DYJhmBIF-GWj9BA9sRuKr11b1H09Xtsg4mLe-izNErnljNEg8pnPm2-UriWLOAUIrbKhWC53QD3fvWyepF9qSl4xlrhC0LG50sx355ORXdXwEnQS1qVVl0RSU/s1600/41534758000_61adff9015_h.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1066" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJWrQKI3zlN-ZKZqEpjY1DYJhmBIF-GWj9BA9sRuKr11b1H09Xtsg4mLe-izNErnljNEg8pnPm2-UriWLOAUIrbKhWC53QD3fvWyepF9qSl4xlrhC0LG50sx355ORXdXwEnQS1qVVl0RSU/s320/41534758000_61adff9015_h.jpg" width="214" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">In den Steilwänden des Tagebaus<br />brütet der Bienenfresser. </td></tr>
</tbody></table>
Der Anblick, der sich mir durch das schmale Fenster bietet ist atemberaubend. Ich sitze nur ein paar Meter von einer Steilwand im Auelehm entfernt. Hier bauen die Bienenfresser ihre Nester als Höhlen in den Lehm. Und vor der Steilwand liegt ein langsam zuwuchernder Grundwassertümpel. Hier tummeln sich alle möglichen Insekten und davon ernähren sich die Bienenfresser. Es herrscht Hochbetrieb. Die für mitteleuropäische Verhältnisse ungewöhnlich bunten Vögel fangen die Kerbtiere im Flug. Dann setzen sie sich auf einen Ast, um die Beute zu töten, eventuell vorhandene Giftstachel zu entfernen und sie so für die Küken oder für den eigenen Verzehr aufzubereiten. Schnell wird klar: Der Autofocus bringt mir hier keine Vorteile. Er stört vielmehr, weil er nach jeder Änderung des Bildausschnitts die Focusebene verändert. Das kostet Zeit, in der die Vögel oft schon wieder ihren Platz gewechselt haben. Außerdem sind 300mm bei derart kleinen Tieren nicht wirklich eine lange Brennweite. Ich brauche die große Linse. Die ganz große! Alla hop: Ab auf‘s Mopped und los. Dass ich bereit bin, einfach so 60 Kilometer zu verblasen, nur um ein anderes Objektiv zu holen, zeigt wohl, wie wichtig mir die Bilder sind. Ich bin ganz wuschig vor Aufregung. Ein solchen Suchtverhalten im Zusammenhang mit Fotografie hatte ich schon lange nicht mehr.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgr0AeslwOcRFol3am1FOwYTVW01DrRFUO68wSCQ0W08gwFAVWjm97T3HzAevBKSNuEhWgx_oAd2ycXemk5qYn_L_UjDH6fjw0evH6QQJt3Se76XCkJquJwQE-FNeNG1P_PlqrTQfrdTHtw/s1600/43294791852_91b5b23562_h.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1068" data-original-width="1600" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgr0AeslwOcRFol3am1FOwYTVW01DrRFUO68wSCQ0W08gwFAVWjm97T3HzAevBKSNuEhWgx_oAd2ycXemk5qYn_L_UjDH6fjw0evH6QQJt3Se76XCkJquJwQE-FNeNG1P_PlqrTQfrdTHtw/s320/43294791852_91b5b23562_h.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Tatsächlich ernähren sich Bienenfresser zu 80% von<br />Großlibellen.</td></tr>
</tbody></table>
Einen Rückgang der Insektenbiomasse seit den 80er Jahren um etwa 80% stellte ein Krefelder Entomologenverein fest. Untersuchungsstandort war, und das ist vielleicht besonders alarmierend, ein Naturschutzgebiet. Nun könnte man das abtun mit Bemerkungen wie: „Das sind doch nur Amateure!“ oder „Das ist doch keine wissenschaftliche Arbeit!“. Aber ich sage: Es ist wissenschaftliche Arbeit. Gerade bei großen statistischen Erhebungen in der Biologie werden oft Studenten (im wissenschaftlichen Sinn Amateure) angelernt und dann im Feld eingesetzt. Mit der Zeit kommt die Routine, und solche angelernten Helfer sind dann zuverlässig und günstig. Langzeitstudien nur mit Doktoren und Professoren durchzuführen wäre unbezahlbar. Außerdem sind eben diese Doktoren und Professoren oft Mitglieder in den entomologischen Vereinen und leiten die anderen Vereinsmitglieder wissenschaftlich an. Die verwendeten Methoden sind dokumentiert, hier wurde sauber und wissenschaftlich belastbar gearbeitet. Und das Ergebnis lässt nur geringen Interpretationsspielraum: Wenn schon in einem Naturschutzgebiet der Rückgang an Insektenbiomasse so erheblich ist, wie groß ist er dann erst auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen?<br />
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Da ist noch ein 400mm-Tele mit der vergleichsweise hohen Lichtstärke von f=3,5. Das hat zwar keinen Autofocus, aber sonst hätte ich mir diese Teletröte wohl auch kaum leisten können. Für moderne Objektive mit dieser Brennweite und Lichtstärke wird man heute deutlich vierstellig, wenn nicht sogar fünfstellig zur Kasse gebeten. Der Hersteller hat seinerzeit einen 2x-Telekonverter exakt für dieses Objektiv berechnen und herstellen lassen. Auch ein solcher befindet sich in meinem Besitz, und so komme ich auf 800mm mit Lichtstärke f=7,1. Die geringe Lichtstärke kompensiert die D810 locker über die ISO-Einstellungen. Der Konverter schluckt nicht nur zwei Blendenstufen Licht, er überträgt auch die Blendenwerte nicht an die Kamera. Aber das kann ich verschmerzen. Hier ist sowieso Handarbeit angesagt. Das Telefon, inzwischen habe ich dafür eine Halterung am Lenker, bringt mich sicher von den Gruben nach Hause und wieder zurück. Das klappt mittlerweile recht gut, ganz egal, ob ich mich von Tante Google oder von Frau Apple lotsen lasse. Da ich auf dem Telefon naturgemäß bei der Firma mit dem angebissenen Apfel immer angemeldet bin, hat sich Frau Apple nach und nach auch gemerkt, dass ich die Bundesstraße 271 hasse. Ich nehme sie nie, egal, wie oft sie mir vorgeschlagen wird. Inzwischen schlägt mir Frau Apple diese also auch nicht mehr vor. Ich vermute, dass der Algorithmus selbstständig aus meinem Verhalten gelernt hat. K.I. ist auch ein Thema, über das wir noch einmal reden müssen.<br />
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Die Bedeutung der Insekten in dem uns umgebenden Ökosystem lässt sich gar nicht hoch genug einschätzen. Bestäubter, nicht nur für Nutzpflanzen, sondern für fast alle Pflanzen. Nahrung für eine Vielzahl von Tieren. Ohne Insekten gäbe es weder die leckeren Erdbeeren auf dem Neustadter Wochenmarkt, noch die prächtigen Kirschen, die ich immer mit den Worten „Der dicke Mann mit dem Obst ist da!“ in den Keller der Villa Böhm bringe. Auch die Fledermäuse, die im Villapark abends herumflattern und bei den Vorstellungen eine stimmungsvolle Atmosphäre schaffen, wären weg. Womit sollten wir sie auch anlocken? Mit in die Luft geworfenen Leberknödeln? Amseln? Fehlanzeige! Kröten und Frösche? Vergessen Sie es. Forellen? Die leben von Insektenlarven! Die gibt es dann nicht mehr. Bienenfresser?<br />
Ich habe Biologie studiert. Ich kann das stundenlang!<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJtQKTzK6AJ1DCDAHQA6NEbLNMCnMmkRjUDIKe9VoH8utJq2sOVT8yTW2Sfa9acuADSVFfsUQFVbCxUMaCVV9WgtiCZCAgZkCq0XYKuRhCkgl4dk-FmXnwvY-f6ZE4y4_lMT0GwYajMT2Q/s1600/42440342405_08d21235f8_h.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1066" data-original-width="1600" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJtQKTzK6AJ1DCDAHQA6NEbLNMCnMmkRjUDIKe9VoH8utJq2sOVT8yTW2Sfa9acuADSVFfsUQFVbCxUMaCVV9WgtiCZCAgZkCq0XYKuRhCkgl4dk-FmXnwvY-f6ZE4y4_lMT0GwYajMT2Q/s320/42440342405_08d21235f8_h.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Merops apiaster</td></tr>
</tbody></table>
Das Objektiv mit dem Telekonverter gebärdet sich zunächst etwas zickig. Es dauert eine Weile, bis ich die für meine Zwecke passenden Einstellungen gefunden habe. Aber irgendwann klappt es ganz ordentlich. Ich gewöhne mir an, eine der Sitzwarten der Vögel anzuvisieren. Dann schaue ich mit dem rechten Auge durch den Sucher und halte den Bildausschnitt möglichst so, wie ich ihn festgelegt habe. Mit dem linken Auge schaue ich seitlich an der Kamera vorbei. So sehe ich, wenn sich ein Vogel dem Zweig nähert und kann abdrücken, bevor er sitzt. Ich will den Augenblick der Landung festhalten. Mit noch ausgebreiteten Schwingen sehen die bunten Flieger viel dynamischer aus. Das macht großen Spaß und die Ergebnisse gefallen mir gut. Manchmal erwische ich zufällig auch einen Streit zwischen den Tieren. Einer plustert sich auf und verjagt einen Artgenossen schreiend vom Ast. Das wirkt alles sehr putzig. Ich könnte stundenlang abtauchen in diese Welt.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjED-MGI33E8tdaLamNx9pgkE4-CeGZGbuFqBJ2gf4lExx6Gv-ttzLslPAsmL_ejZB7NkqX4Tl0JNt6yuXdEbkrs6vtZBtIvyo3vk5Abaq9bbalYJUpgwBZypzcxnPAgRWPkax6uWzgtdgF/s1600/43294658332_90eec03be3_h.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1066" data-original-width="1600" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjED-MGI33E8tdaLamNx9pgkE4-CeGZGbuFqBJ2gf4lExx6Gv-ttzLslPAsmL_ejZB7NkqX4Tl0JNt6yuXdEbkrs6vtZBtIvyo3vk5Abaq9bbalYJUpgwBZypzcxnPAgRWPkax6uWzgtdgF/s320/43294658332_90eec03be3_h.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">streitlustig</td></tr>
</tbody></table>
Auf dem Rückweg fallen mir noch die bunt blühenden Blumen am Straßenrand auf. Die beiden Neustadt umgebenden Landkreise haben in den letzten Jahren auf den Straßenrändern natürlich in Mitteleuropa vorkommende Wildkräuter aussähen lassen. Kornblumen, Disteln und Schafgarbe erkenne ich ohne abzusteigen, weitere Blütenpflanzen bereichern das Bild. Das ist gut für die Insektenwelt, und damit gut für uns.<br />
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Als ich in den Hof meines Hauses einfahre gibt das Handynavi bekannt: „Ziel erreicht. Sie sind Zuhause“. Ach Telefon: Ich bin in der Pfalz. Ich bin doch schon den ganzen Tag zuhause!<br />
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P.S.:<br />
Einen Ordner mit der vollständigen Bilderausbeute dieses Tages können Sie <a href="https://www.flickr.com/photos/adolf_kluth/albums/72157695769333532" target="_blank">hier</a> einsehen.Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-51672441475752175252018-07-10T18:56:00.000+02:002018-07-18T18:55:09.057+02:0023. Das Sommerthema<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWC8sBLYzQ9Yr4lXpspmDJrN1avsaq1qZXNuAGmZVyn_mz9mrvGkYz1AjhGSb8hAP0Q95rYU26Ys-wk7dAtMMWfts8jBbcz0Nc-o1fGmnFQ6ff-ouTyvl3jaWjd6vy0YBH3sU1x_OPp8YP/s1600/98d53e95-20ae-45bb-9683-37eea958a1fb.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1200" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWC8sBLYzQ9Yr4lXpspmDJrN1avsaq1qZXNuAGmZVyn_mz9mrvGkYz1AjhGSb8hAP0Q95rYU26Ys-wk7dAtMMWfts8jBbcz0Nc-o1fGmnFQ6ff-ouTyvl3jaWjd6vy0YBH3sU1x_OPp8YP/s320/98d53e95-20ae-45bb-9683-37eea958a1fb.jpg" width="240" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Gleich verschwinden die Plakate im<br />
Wertstoffsack.</td></tr>
</tbody></table>
Ich streife durch meine Stadt, und dieses Mal musste ich dafür überhaupt nicht weit laufen. Ich treibe mich mal wieder im Park der Villa Böhm herum. Den <a href="http://adolfkluth.blogspot.com/2011/05/11-die-alte-villa.html" target="_blank">Weg</a> dorthin kennt ihr ja bereits. Und um es kurz zu machen: Ich habe den <a href="https://adolfkluth.blogspot.com/2016/08/17-der-groe-aftershow-blues_17.html" target="_blank">Aftershow-Blues</a>. Das Sommerstück ist vorbei. Es war so eine schöne Inszenierung und das Publikum hat das Stück wirklich gut angenommen! Die letzten fünf Vorstellungen waren praktisch ausverkauft und wir mussten noch weitere Stühle dazustellen. Das hat wirklich gut getan! Auch der Zusammenhalt im Ensemble war großartig. Wie in einer Familie. Bis eben habe ich mit meinen Freunden aus der <a href="http://www.neustadter-schauspielgruppe.de/" target="_blank">Neustadter Schauspielgruppe</a> die Plakate von den Straßenlaternen entfernt. In dem Augenblick, als ich sie in die Wertstoffsäcke gestopft habe, hat es mich innerlich fast zerrissen.<br />
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So viel Arbeit steckt da drin - man macht sich ja als Außenstehender keine Vorstellung davon! Das geht nur mit einem riesigen Ensemble auf und hinter der Bühne. Allein an diesen Plakaten haben zwei Personen gewerkelt: Den Scherenschnitt von Cyrano habe ich aus einem extra dafür aufgenommenen Profilfoto mit Fotoshop erzeugt. Nicht wirklich schwierig, aber wenn man, wie ich, so gar keine Ahnung von Photoshop hat, sitzt man dennoch eine ganze Weile daran und wühlt sich durch gefühlt eine Million Menüpunkte. Eine Grafikerin hat dann damit die Plakate gebaut. Für die Nase des Cyrano wurde eigens eine professionelle Maskenbildnerin mit ins Boot geholt. Weil sie ihre ersten Gehversuche im Zusammenhang mit ihrem Beruf im Keller der Villa Böhm - also im amtlichen Hauptquartier der Neustadter Schauspielgruppe - gemacht hat, hat sie ihr professionelles Know-How selbstverständlich ehrenamtlich und kostenlos eingebracht. Wie alle hier. So standen zum Beispiel in diesem Jahr allein drei ausgebildete Theaterpädagogen auf und hinter der Bühne und betreuten Teilbereiche der Regie. Dazu viele alte Theaterhasen mit Jahrzehnten an Bühnenerfahrung. Der Tontechniker war vor seinem beruflichen Ruhestand Profi auf diesem Gebiet, und das merkt man auch. Die Kulissen bauen, zumindest teilweise, gelernte Handwerker und angemalt werden sie nicht von irgendwem, sondern von einer bekannten Künstlerin aus der Region. Selbst die blutjungen Nachwuchsschauspieler hatten teilweise schon mehrere Jahre Erfahrung auf dem Buckel.<br />
Wir sind Amateure, keine Laien!<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhktLFLL4IG5N3FqzmMhWjhMy4HkV-HzhM6DEFapg7ki61h71DrOyySpSsrfWDZTUat682zGPTg6v6ZGmpCaOi5KVW0Hb14tdHjnyuC4WS11ZptBcxO1LJYql9l2023YWCTkd8occ5qYi3_/s1600/KTH_3095.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="180" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhktLFLL4IG5N3FqzmMhWjhMy4HkV-HzhM6DEFapg7ki61h71DrOyySpSsrfWDZTUat682zGPTg6v6ZGmpCaOi5KVW0Hb14tdHjnyuC4WS11ZptBcxO1LJYql9l2023YWCTkd8occ5qYi3_/s320/KTH_3095.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">das sympathische Sommerensemble 2018 (teilweise)</td></tr>
</tbody></table>
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Um mich vom Verlust meiner Sommerfamilie abzulenken mache ich Insektenbilder. Als studierter Biologe und Geograph sind eigentlich die Landschafts- und Architekturfotografie meine Domänen. Und die Makrofotografie. Klassische Bienchen- und Blümchenbilder mit dem Ziel, die bestimmungswichtigen Merkmale festzuhalten. Die Gestaltung ist dabei erst einmal nicht so wichtig. Dennoch entwickeln solche Bilder trotzdem eine gewisse Ästhetik, einfach weil die Geschlechtsorgane der höheren Pflanzen und die Kerbtiere so schön sind. Außerdem sind die Outtakes manchmal bezaubernd: Man sieht zwar keine bestimmungswichtigen Details, aber plötzlich schaut einem ein Schmetterling oder eine Gottesanbeterin direkt in die Augen. Atemberaubend! Damit habe ich mich schon viel zu lange nicht mehr beschäftigt. Alla dann: Ferienthema 2018 ist die dokumentarische Makrofotografie. Im Park der Villa Böhm gibt es ein geradezu hinreißend verwildertes Blumenbeet. Dort beobachte ich schon seit Wochen die Schmetterlinge und Wildbienen und hier beginne ich meine Exkursion in die Welt der Kleintiere. Doch die Qualität der entstehenden Bilder hält sich in überschaubaren Grenzen. Habe ganz schön viel verlernt, in den letzten Jahren.<br />
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Etwas frustriert steige ich auf’s Mopped. Der Weg führt mich zunächst auf einen bereits beschrieben <a href="https://adolfkluth.blogspot.com/2018/06/22-der-umweg.html" target="_blank">Umweg</a>. Die ganze Strecke darf nur mit maximal 30 km/h, stellenweise auch weniger, befahren werden. Und so tuckere ich gemütlich und untertourig das Sträßchen hinauf. Ich schwelge in Erinnerungen. Zum Beispiel an das hübsche <a href="https://www.forsthaus-benjental-gaststaette-am-eselsweg.de/" target="_blank">Ausflugslokal</a> in dem lauschigen Tal, wo ich mir erst vor Kurzem den Bauch vollgeschlagen habe. Während ich so träumend das Sträßchen entlangrolle streift mein Blick einen großen Doldenblütler, an dem sich auffällig viele Schmetterlinge tummeln. „Augenblick mal. Das ist doch genau das, was du suchst.“ muss ich mir selbst ins Gedächtnis rufen. Es dauert trotz der niedrigen Geschwindigkeit einige hundert Meter, bis ich eine geeignete Stelle zum Drehen finde. In der Nähe der Umbellifere biegt ein kleiner Forstweg ab. Dort kann ich den Boxer abstellen und mich mit der Kamera zu Fuß auf den Weg machen. Tatsächlich tummeln sich an den Blütenständen der Pflanze nicht nur die auffälligen orangefarbenen Kaisermäntel. Es finden sich dort auch Fliegen, mehrere Arten von Schwebfliegen und diverse Käfer ein. Insgesamt zähle ich fast ein Dutzend Arten, und das an nur einer einzigen Pflanze. Warum eine weitere Engelwurz, die nur zehn Meter weiter ihre Dolden präsentiert, völlig sexlos und unbestäubt bleibt ist mir ein Rätsel.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjWgVlLINvAMeRr0BiuMHytnrjhK5eC-8scchrYuaAPe-2NG50T-IyZy-jj9r8mX2RC6a9HeQkUJ7arcT2gX_-5QG2SKycF-gP0jFJSHvJ0WVrxHkPxjZhPqcgFMPYxUq43UBGbMZw6HWX/s1600/43252935572_0cdacbb1d8_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjWgVlLINvAMeRr0BiuMHytnrjhK5eC-8scchrYuaAPe-2NG50T-IyZy-jj9r8mX2RC6a9HeQkUJ7arcT2gX_-5QG2SKycF-gP0jFJSHvJ0WVrxHkPxjZhPqcgFMPYxUq43UBGbMZw6HWX/s320/43252935572_0cdacbb1d8_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Kaisermantel schaut, aus der Nähe betrachtet,<br />
ganz schön dumm aus der Wäsche.</td></tr>
</tbody></table>
So langsam erinnere ich mich an die für die Insektenfotografie notwendigen Zutaten: Neben einem ordentlichen, langbrennweitigen Makroobjektiv mit 1/2 bis 3/4 zugezogener Blende und einem Blitzgerät braucht man vor Allem Geduld und Beobachtungsgabe. Welche Blüte an einer Pflanze gibt besonders viel Nektar, wird also häufiger besucht? Vor dieser Blüte legt man sich bewegungslos auf die Lauer und wartet. Den Tieren hinterherzujagen bringt nichts, damit schlägt man sie nur in die Flucht. Tatsächlich gelingen mir einige Aufnahmen, mit denen ich die Lepidoptera später zuhause bestimmen kann. Außerdem gelingt mir noch ein schönes „Schau mir in die Augen, Kleines“-Bild. Ich hatte fast schon vergessen, wie beglückend und entspannend das Abtauchen in diese Welt ist.<br />
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Wieder auf dem Motorrad fahre ich das Sträßchen bis zu dem an seinem oberen Ende gelegenen Parkplatz. Von dort aus nehme ich eine lauschige Kreisstraße, die mich mit sanften Kurven über eine Strecke von fast zehn Kilometern quer durch den Wald nach Wachenheim bringt. Hier biege ich nach links ab Richtung Bad Dürkheim. Doch dann mache ich gleich wieder ein kleiner Abstecher: Anstatt die Stadt auf dem direkten Weg zu durchqueren biege ich ab und bin mit einem Mal auf dem Holzweg. Der heißt wirklich so! Zunächst geht es durch ein Wohngebiet, und plötzlich bin ich wieder mitten im Wald. Es gibt mitten in Bad Dürkheim einen bewaldeten Berg, der fast vollständig von der Kurstadt und ihren Vororten umgeben ist. Den lasse ich das Fahrzeug jetzt erklimmen. Oben angekommen stehe ich vor der Klosterruine Limburg. Da wird heute geheiratet. Ein Schild an der Klostertüre fordert die Hochzeitsgäste auf, hier auf die Abholung durch den Standesbeamten zu warten. Da ich aber mit der Hochzeit nichts zu schaffen habe, trete ich ein und finde mich in einer ziemlich großen Kirche ohne Dach wieder. Im Inneren wachsen Platanen und es finden sich kaum noch Hinweise auf das Spektakel, welches hier noch vor wenigen Tagen stattgefunden hat: Theater unter freiem Himmel. Das „<a href="https://www.tadw.de/" target="_blank">Theater an der Weinstraße</a>“ hat in der malerischen Ruine seinen Stammsitz. In diesem Jahr gab es mit dem „eingebildet Kranken“ von Molière einen echten Schenkelklopfer. Natürlich hat es sich das Sommerensemble der Neustadter Schauspielgruppe nicht nehmen lassen, am spielfreien Wochenende fast geschlossen dort aufzuschlagen, um sich über die klassischen Komödie zu amüsieren und um der befreundeten Theatergruppe unsere Aufwartung zu machen. Schließlich wurde das Theater an der Weinstraße vor über 40 Jahren von ehemaligen Mitgliedern der Neustadter Schauspielgruppe gegründet. So erzählt man es sich zumindest. Den Wahrheitsgehalt dieser Erzählung konnte ich bislang nicht überprüfen.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh12IGlIomxS9_LK0O20Euf0TSRxjYG_Ifzb7sA-pWMJLJyFBdm5BTRSfe5nozrSRtAzguylTg3GMy_BIp958IdeRv8U34sEDpdtadnWyzxShND-dOu7iMC4LrM8dEA3ZFz5wOneHt5-BoB/s1600/IMG_2390.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="779" data-original-width="1600" height="156" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh12IGlIomxS9_LK0O20Euf0TSRxjYG_Ifzb7sA-pWMJLJyFBdm5BTRSfe5nozrSRtAzguylTg3GMy_BIp958IdeRv8U34sEDpdtadnWyzxShND-dOu7iMC4LrM8dEA3ZFz5wOneHt5-BoB/s320/IMG_2390.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Bühnenabbau auf der Limburg</td></tr>
</tbody></table>
Die Inszenierung fand ich sehr gelungen, nicht zuletzt weil das Regieteam das Stück beherzt zusammengestrichen hat. Das ist vermutlich der schwierigste Teil der Regiearbeit, sicher aber einer der wichtigsten. Außerdem wird es in der zugigen Klosterruine nachts recht kühl, deshalb gilt gerade hier: In der Kürze liegt die Würze! Trotzdem hatten natürlich alle etwas zu nörgeln. Der Lichtmann unserer Gruppe legte sofort den Finger in die Wunden des Bühnenlichts, der Tontechniker bemerkte Unstimmigkeiten beim Ton, Regisseure bemängelten dies, Schauspieler das. Man sollte einfach nicht mit Theaterleuten ins Theater gehen.<br />
Ein paar Tage nach unserem Besuch bin ich noch einmal auf der Limburg gewesen und zufällig in den Abbau der surrealen Kulissen geplatzt. Eine der Darstellerinnen hat mich angesprochen und sofort mit meinem Namen begrüßt. Vermutlich eine ehemalige Schülerin meiner Schule. Ich kann hier wirklich kaum noch irgendwo auftauchen, ohne dass mich jemand erkennt.<br />
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Ich genieße noch einmal den atemberaubenden Ausblick von der Limburg. Mit der Ruhe ist es vorbei in dem Augenblick, da die Hochzeitsgesellschaft eintrifft. Zeit aufzubrechen. Der Umweg über die Limburg hat den Vorteil, dass man von hier aus ohne viel Federlesen direkt auf die B37 kommt. Klingt wenig spektakulär, ist es aber. Die B37 führt von Bad Dürkheim aus direkt in den Pfälzer Wald. Bei strahlendem Sonnenschein spüre ich den Wind auf meiner Haut, sehe liebestollen Zitronenfalterpärchen beim Hochzeitstanz zu und weiche den Tänzern aus, damit sie nicht als gelber Belag auf meinem Helmvisier enden. Und wo Sie gerade sagen „Wind auf meiner Haut?“: Ja! Ich weiß! Ich sollte nicht ohne Schutzkleidung fahren. Damit bin ich kein gutes Vorbild und das sollte ich in meinem Beruf doch unbedingt sein. Und ich bezahle ja auch regelmäßig dafür, und zwar einen ziemlich happigen Preis. Nämlich immer dann, wenn sich ein stechendes Fluginsekt in mein T-Shirt verirrt. Aber manchmal kann ich nicht anders. Dann muss es einfach sein. Ich arbeite daran und gelobe Besserung. Bis zum nächsten Rückfall.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjXEd0Zp7jZs0SUGkE9UyI1eRh9X-CWSjToROmoyWlwD_iBeVBWTR5weRypqP-rEmd4M93x08JEdlzcEFLMsA_BeHemPOlUHhARc_a1HMOlEnA5xwrqHsOdkRr8GpM_7iUvEVfxoRe7Tw94/s1600/43244507772_a2ec1346ff_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjXEd0Zp7jZs0SUGkE9UyI1eRh9X-CWSjToROmoyWlwD_iBeVBWTR5weRypqP-rEmd4M93x08JEdlzcEFLMsA_BeHemPOlUHhARc_a1HMOlEnA5xwrqHsOdkRr8GpM_7iUvEVfxoRe7Tw94/s320/43244507772_a2ec1346ff_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">die Verkehrsinsel in Enkenbach-Alsenborn</td></tr>
</tbody></table>
Die einspurige Bundesstraße ist einfach zu fahren. Nur an einmal zwingt mich eine scharfe Doppel-S-Kurve zum Bremsen. Um es kurz zu machen: Letzten Endes führt mich mein Weg über Frankenstein (und ja: das heißt wirklich so.) nach Enkenbach-Alsenborn. Hier interessiert mich ein Kreisverkehr, den ich vor vielen Jahren zufällig bei einer Veranstaltung der (wie sollte es anders sein) Neustadter Schauspielgruppe entdeckt habe, bei der ich die Videotechnik mit gestaltet und bedient habe. Er wird dominiert vom Denkmal eines pflügenden Elefanten, dessen Geschichte Sie bitte an <a href="http://www.kreiselkunst.com/2011/09/enkenbach-alsenborn/" target="_blank">anderer Stelle</a> nachlesen. Im Zusammenhang mit meinem Sommerferienthema ist seine Bepflanzung von Interesse. Lavendel übt eine geradezu unwiderstehliche Anziehungskraft auf Insekten aus. Tatsächlich entdecke ich wieder viele verschiedene Arten. Ein besonders bunter Kleinschmetterling weckt mein Interesse. Wie ich später feststelle gehört er zu den Widderchen. Dass ich mich bei einer Familie mit über 1000 Arten auf die Gattung Zygaena festlege, kommt mir im Nachhinein ziemlich vermessen vor. Das können eigentlich nur eingefleischte Spezialisten entscheiden.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjGu5YssdLoT8YZXeAb4KqZpNontxjm8KqXEit5RMNjw3hNQ6ermYMT6SSxM980D6b_Zp0r8yisU3p4laOZ4Jbdc4zFYWJVSGf6kmQfczSaEAwizKanaBs9cV15lKiSWx9q2qXA4fMBqPk3/s1600/28425172037_12b223206b_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="683" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjGu5YssdLoT8YZXeAb4KqZpNontxjm8KqXEit5RMNjw3hNQ6ermYMT6SSxM980D6b_Zp0r8yisU3p4laOZ4Jbdc4zFYWJVSGf6kmQfczSaEAwizKanaBs9cV15lKiSWx9q2qXA4fMBqPk3/s320/28425172037_12b223206b_b.jpg" width="214" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">ein Widderchen</td></tr>
</tbody></table>
Der Rückweg ist wie immer von Umwegen geprägt. Anstatt über das Lambrechter Tal direkt nach Neustadt zu fahren, verlasse ich in Frankeneck die Bundesstraße und nehme den Weg über die Kalmit nach St. Martin und Maikammer. Auch hier erinnert mich viel an meine Theatergruppe. In der Nähe der Tankstelle, wo ich den Durst meiner Maschine lösche, haben wir in der Maschinenhalle eines befreundeten Winzers Teile unserer Kulissen eingelagert. Im Gemeindehaus von Maikammer führten „meine“ Schauspieler zusammen mit Teilen der <a href="https://www.bluenotebigband.de/" target="_blank">Blue Note Big Band</a> vor einigen Jahren mit „Wir machen Musik - Davon geht die Welt nicht unter“ eine geradezu sensationelle Musikrevue mit Musik aus den 20er und 30er Jahren auf. Das war vermutlich die größte und aufwändigste Produktion der Neustadter Schauspielgruppe überhaupt, auf jeden Fall aber die größte Winterproduktion.<br />
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Und so geht es jetzt immer weiter. Es vergeht keine Viertelstunde, bis ich erneut auf Spuren der Theaterwelt stoße, in die ich vor sieben Jahren eingetaucht bin: In Hambach komme ich am „<a href="https://www.theater-in-der-kurve.de/" target="_blank">Theater in der Kurve“</a> vorbei. Eine Art Zimmertheater, mit dem sich ein ehemaliges Mitglied der Neustadter Schauspielgruppe wohl einen Lebenstraum verwirklicht hat. Wie schön, dass es so etwas gibt! Auch eine ehemalige Schülerin von mir, inzwischen ausgebildete Schauspielerin, macht hier regelmäßig Theater mit ihrer freien Theatergruppe „<a href="http://www.der-petunientopf.de/" target="_blank">Der Petunientopf</a>“. Großartige Nachwuchsarbeit wird hier geleistet, um junge Menschen an die Schauspielerei heranzuführen und ihnen das dafür notwendige Handwerkszeug zu vermitteln. Auch die Neustadter Schauspielgruppe hat immer wieder davon profitiert, denn schon mehrfach haben wir den talentierten und gut ausgebildeten Nachwuchs aus dieser Schauspielerschmiede in unseren Produktionen einsetzen können. Besonders stolz dürfen wir wohl auf einen <a href="https://www.rheinpfalz.de/lokal/neustadt/artikel/neustadt-pfaelzer-schauspieler-landet-in-hollywood/" target="_blank">jungen Darsteller</a> aus diesem Stall sein, der auf Anhieb die Aufnahme in eine renommierte Schauspielschule in den USA geschafft hat. Danke Petunientopf, danke Theater in der Kurve!<br />
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Irgendwo fallen mir noch die Reste eines Plakates des „<a href="http://www.dramatisches-hoftheater.de/" target="_blank">Dramatischen Hoftheaters</a>“ auf. Auch diese freie Theatergruppe wurde gegründet von theaterbegeisterten Menschen, die in den Produktionen der Neustadter Schauspielgruppe über Jahre eine prägende Rolle gespielt haben. Auch heute noch arbeiten sie mit den hervorragenden Licht- und Tontechnikern der Schauspielgruppe zusammen. Daraus ergibt sich der für beide Gruppen charmante Vorteil, dass es niemals zu Terminüberschneidungen und damit zu einer Konkurrenzsituation kommen kann.<br />
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Ich kann es drehen und wenden wie ich will: Wenn ich an einem Tag mit Aftershow-Blues einen Ausflug mache, dann dreht sich in meinem Kopf doch wieder alles nur um Theater. Ganz egal, was das Thema des Ausflugs ist.<br />
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P.S.: Der Blog trägt den Untertitel „kleine mürrische Geschichten“, nicht „kleine mürrische Protokolle“. Der Ausflug hat so nie stattgefunden, das Sommerensemble hat auch nicht an der Produktion auf der Limburg herumgenörgelt und überhaupt habe ich eine ganze Menge frei erfunden. Und die tanzenden Zitronenfalter waren in Wirklichkeit Kohlweißlinge. Aber auch die werden zu gelbem Matsch, wenn sie mit einem Motorrad oder seinem Fahrer kollidieren.Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-69232088953592328632018-06-18T21:37:00.000+02:002018-07-16T17:00:05.765+02:0022. Der UmwegIch streife durch meine Gegend. Zwischen meinen Knien schnurrt der Boxer, in einer Woche beginnen die Sommerferien und ich lasse das fast vergangene Schuljahr Revue passieren. Es war ungewöhnlich anstrengend und ich fühle mich deshalb wie durch den Wolf gedreht. Die Fahrt auf dem Motorrad durch meine geliebte Pfalz genieße ich deshalb ganz besonders. Motorradfahren wird für mich zunehmend zur Meditation. Stressabbau vom allerfeinsten. Um den Feierabendverkehr in Neustadt zu umgehen, fahre ich erst einmal in die falsche Richtung. Eigentlich möchte ich nach Süden, zunächst aber geht es nach Norden. In Gimmeldingen gibt es ein ziemlich verstecktes Sträßchen, das mich an einem malerischen Bachlauf entlang direkt in den Pfälzer Wald bringt. Ein Forstweg, aber für den allgemeinen Straßenverkehr durchaus freigegeben. Das weiß nur kaum jemand und viele Kartendienste im Internet weisen deshalb hier zwar einen Weg, nicht aber eine befahrbare Straße aus. Das ist ein Abstecher genau nach meinem Gusto. Glücklich strahlend erreiche ich den Parkplatz am oberen Ende des kleinen Tals. Von dort aus geht es über Lindenberg, Lambrecht und Frankeneck ins Elmsteiner Tal. Das ist zwar für Motorräder gesperrt, aber nur an Wochenenden und Feiertagen. Und auf den Wegweisern der Hauptstraße wird diese Sperrung auch nur ohne diese Einschränkung ausgewiesen. Erst direkt an der Einfahrt ins Tal wird klar, dass ich an einem Freitagnachmittag völlig legal die Strecke genießen darf. Ist schon schön, wenn man sich etwas auskennt. Aber ich wohne ja nicht erst seit gestern in der Pfalz.<br />
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Was war an dem Schuljahr eigentlich so anstrengend? Warum fühle ich mich so gebügelt?<br />
Nun: Zunächst einmal war das Schuljahr aufgrund der Ferienregelungen extrem kurz. Dadurch drängelten sich Termine für Leistungsüberprüfungen im Kalender, die Kinder standen unter permanentem Prüfungsstress und als Lehrer hat man ständig einen Berg Arbeit auf dem Tisch liegen. In den Hauptfächern ist immer eine genaue Anzahl von Klassenarbeiten vorgeschrieben. Die Abstände zwischen zwei Klassenarbeiten desselben Fachs und den Klassenarbeiten mehrerer Fächer unterliegen einem komplizierten Regelwerk, da darf man als Lehrer keinen Fehler machen, sonst ist die Zeugnisnote anfechtbar. Außerdem hat man als Lehrer eine „hinreichende Anzahl von unterschiedlichen Leistungsnachweisen“ im nicht schriftlichen Bereich einzufordern. Was auch immer das heißen soll - aber auch hier: Anfechtbarkeit der Zeugnisnote wenn der Lehrer einen Fehler macht. Auch die den Vertretungsplan betreffenden Termine folgten dichter aufeinander als in einem längeren Schuljahr. Das ist natürlich für mich als den Vertretungsplanverantwortlichen eines mittelgroßen Gymnasiums ein nicht unerheblicher Stressfaktor.<br />
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Zunächst fahre ich an dem Wegweiser nach Iggelbach vorbei. In meinem Kopf rattert die Suchmaschine. Über diesen Ort hat ein ehemaliger Schüler aus einem Erdkunde-Leistungskurs einmal eine interessante Facharbeit geschrieben. Ehemalige Wüstung, dann wiederbesiedelt mit Einwanderern aus Frankreich und der Schweiz. Ist alles schon ewig her. Merkt man inzwischen auch nur noch an den Nachnamen, ansonsten sind das ja jetzt echte Pfälzer. Wer lange genug hier lebt, gehört irgendwann dazu. War da nicht auch noch eine bezaubernde Route am hinteren Ortsausgang von Iggelbach? In meinem Kopf tauchen verschwommene Bilder eines verträumten Sträßchens auf, auf das ich vor vielen Jahren einmal zufällig gestoßen bin. Ich drehe am nächsten Parkplatz um und nehme den Abzweig in das kleine Dorf. Vielleicht entdecke ich ja so einen weiteren der von mir inzwischen so geliebten Umwege in der Pfalz.<br />
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Im Laufe des Schuljahres erschütterten dann noch mehrere Schicksalsschläge die Schulgemeinschaft. Und ich meine jetzt nicht zerbrochene Fensterscheiben oder Liebeskummer, sondern von dem ganz harten Zeug. Dinge, die junge Menschen besser nicht erleben sollten und im Normalfall auch nicht erleben. Besonders meine liebenswerten Pubertiere aus der neunten Klasse hat es schlimm gebeutelt. Am Anfang des Schuljahres sind sie mir ja noch gehörig auf die Nerven gegangen. Aber als ich gesehen habe, wie sie in einer Krisensituation zusammenrücken können, wie sie sich, alle Rivalitäten über Bord werfend, gegenseitig unterstützen und aufrichten, war ich doch arg gerührt. Auch die Kolleginnen und Kollegen haben sich in der Krisensituation vorbildlich und sehr engagiert verhalten. Alle sind daran gewachsen und haben zueinander gefunden. Und gestern, am Tag der Zeugniskonferenzen, standen kurz vor der Dienstbesprechung einige meiner Pubertiere vor der versammelten Lehrerschaft, um sich dafür mit selbst gebackenem Kuchen zu bedanken. Ich war einigermaßen gerührt. Ich bin sehr stolz darauf, Teil einer so großartigen Schulgemeinschaft zu sein.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDgXSrpQXTaE7-8nSwbHk3MERes3-GmZa1WR0TcM_BoAINB8vanBu3-kEuAgbJrnVWs_moq2ymT4OfBvovhNsZ4pC8euIDrb6OxR1nB21rZjFpJNC5xfM82BNsz8Gs9W75gPlg_KaYhXaX/s1600/41070412310_f0c4d24815_o.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDgXSrpQXTaE7-8nSwbHk3MERes3-GmZa1WR0TcM_BoAINB8vanBu3-kEuAgbJrnVWs_moq2ymT4OfBvovhNsZ4pC8euIDrb6OxR1nB21rZjFpJNC5xfM82BNsz8Gs9W75gPlg_KaYhXaX/s320/41070412310_f0c4d24815_o.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Mopped am Trifels</td></tr>
</tbody></table>
Hinter Iggelbach gibt es tatsächlich eine kleine und sehr hübsche Straße, die mich letzten Endes nach Annweiler bringt. Dort fahre ich noch bis zur Burg Trifels, genauer gesagt zum Parkplatz unterhalb der Burg, den ich aber sogleich wieder verlasse. Ich will heute nicht wandern, ich möchte nur fahren. Schon auf dem Hinweg zur Burg ist mit der Parkplatz zu einem Naturfriedhof aufgefallen, auf dem mehrere Moppeds herumstanden. Die Aussicht von dort wirkte von der Straße aus sehr vielversprechend und ist es tatsächlich, wie ich später feststelle. Das könnte ein neuer Lieblingsplatz werden.<br />
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Im vergangenen Schuljahr habe ich mich wieder stärker mit wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Literatur zum Thema Pubertät beschäftigt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich das Phänomen völlig neu bewerten muss. Bisher dachte ich in diesem Zusammenhang immer an eine Art Krankheit: „Gehirn wegen Umbau geschlossen“.<br />
Aber damit macht man es sich wohl zu einfach. In dieser Zeit werden ganz wesentliche Teile des Gehirns völlig neu verkabelt und verdrahtet. Am Anfang der Pubertät stehen Kinder mit kindlichen Gemütern. Am Ende sind es mehr oder weniger erwachsene Menschen mit völlig unterschiedlichen Denkstrukturen. Das ist für die Pubertiere extrem anstrengend und verwirrend und das Resultat grenzt an ein Wunder! Vielleicht sollten wir es einmal so sehen und diesen jungen Menschen in einer schwierigen Zeit des Umbruchs mehr Verständnis entgegen bringen. Ich meine jetzt nicht, dass wir ihnen alles durchgehen lassen sollten. Aber vielleicht würde es die Metamorphose erleichtern, wenn wir Erwachsenen die Pubertät wieder mehr als das begreifen würden, was sie tatsächlich ist: ein wichtiger, unverzichtbarer und wunderbarer Vorgang auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Es geht einfach nicht ohne, und da müssen alle durch. Und wir Lehrer eben noch ein Bisschen häufiger. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Meistens.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg1BSeelH_UWOiz7egk7pxEl-DQh3Qq9XUAdbBqUuG0j0zvpLXpE1-eHMK9JgeFBp2F11Sdihrne1uQ_c8x3wd_moQyDakDymlIwSpZ0o1YX7yPO69KWhaZi0jSOtYH_P6NmHzkOxk7jB3W/s1600/40909138930_5566dda803_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg1BSeelH_UWOiz7egk7pxEl-DQh3Qq9XUAdbBqUuG0j0zvpLXpE1-eHMK9JgeFBp2F11Sdihrne1uQ_c8x3wd_moQyDakDymlIwSpZ0o1YX7yPO69KWhaZi0jSOtYH_P6NmHzkOxk7jB3W/s320/40909138930_5566dda803_b.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Modenbachtal:<br />
Das Herz geht einem über und man möchte weinen vor Glück.</td></tr>
</tbody></table>
Von Annweiler aus taste ich mich zunächst nach Bad Bergzabern vor. Jetzt ist das Terrain wieder vertraut, den Weg entlang der Weinstraße und zurück nach Neustadt würde die langbeinige Bajuvarin auch ohne mein Zutun finden. Doch ich möchte es ihr nicht zu leicht machen, deshalb nehme ich einen weiteren Umweg und biege kurz hinter Burrweiler ins Modenbachtal ab. Besonders bezaubernd ist es hier im Frühling, aber auch im Frühsommer hat das Tal seine Reize: Es ist weiter als andere Täler im Pfälzerwald, lichter. Auf den Wiesen weiden Pferde und es riecht nach Kiefernharz und Blumen. Fingerhut leuchtet rot und giftig. Das Herz geht einem auf bei diesem Anblick. Nach etlichen Kilometern durch den Wald führt der Weg schließlich durchs Edenkobener Tal zurück an die Weinstraße. Dann noch ein kleiner Schlenker über St. Martin. Normalerweise würde ich an dieser Stelle auch noch einen Abstecher über die Kalmit genießen, aber da war ich heute schon. Lange vor dem Frühstück habe ich mir von dort aus den Sonnenaufgang angesehen, deshalb lasse ich diesen Umweg jetzt aus.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgHfvVa9eI-Eup581ik22npfodkbZH-qDGZ8HlJ9zxtNDELIMEIaR7YdL_xJdbfSy4NYp-IOtPsAN24CnIuHXSqIpIEsDcjVJG6MJcosogYCUn6cT1HzAmmOVG6qH70LG0jDVwMg0TEyqFL/s1600/34448553083_7a78e0a743_o.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="960" data-original-width="960" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgHfvVa9eI-Eup581ik22npfodkbZH-qDGZ8HlJ9zxtNDELIMEIaR7YdL_xJdbfSy4NYp-IOtPsAN24CnIuHXSqIpIEsDcjVJG6MJcosogYCUn6cT1HzAmmOVG6qH70LG0jDVwMg0TEyqFL/s320/34448553083_7a78e0a743_o.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Schlaflos in Neustadt</td></tr>
</tbody></table>
Ein weiterer Grund für meine Erschöpfung fällt mir jetzt ein: Schlafmangel. Mit zunehmendem Alter neige ich dazu, abends erst lange nach Mitternacht einzuschlafen um dann morgens schon vor fünf Uhr wieder zu erwachen. Im Sommer schlägt diese Art der senilen Bettflucht inzwischen besonders gnadenlos zu und halst mir monatelang ein Schlafdefizit nach dem anderen auf. Wenn es sehr warm ist, bleibe ich bisweilen auch die ganze Nacht wach. Wenn nach dem Mittagessen dann das Suppenkoma einsetzt, könnte ich mich theoretisch gut und gerne eine Stunde aufs Ohr hauen. Aber praktisch funktioniert das nicht: Mittags zu schlafen ist mir noch nie gelungen, selbst nach einer durchwachten Nacht nicht. Und so bin ich heute morgen schon sehr früh aufgestanden, habe mich auf das Mopped gesetzt und bin auf die Kalmit gefahren. So kann ich die schlaflose Zeit wenigstens nutzen. Morgenmeditation nenne ich das. So beginnt der Arbeitstag zwar immer noch unausgeschlafen, aber wenigstens tiefenentspannt und mit einem mit Sauerstoff aufgeladenen Gehirn.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjK-dam5cuYUjjIKtrnAnARYApwPah-IdOXuMT-TkTLBJIRd4YRmVjJ4dv7ENM0aCr8N9k2xMJMwi-RnX3jMhRoUNtw2RVBp1m8BjgAhqhiFYYf5Zc92fN-hFoej3e_RdbW5qToZePXkhbx/s1600/33569959896_0406e3dc91_o.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjK-dam5cuYUjjIKtrnAnARYApwPah-IdOXuMT-TkTLBJIRd4YRmVjJ4dv7ENM0aCr8N9k2xMJMwi-RnX3jMhRoUNtw2RVBp1m8BjgAhqhiFYYf5Zc92fN-hFoej3e_RdbW5qToZePXkhbx/s320/33569959896_0406e3dc91_o.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Wenn das stimmt...</td></tr>
</tbody></table>
In Neustadter Stadtteil Hambach ist wegen einer Baustelle die Ortsdurchfahrt gesperrt. Ich muss mich entscheiden: Rechts abbiegen bedeutet ein relativ rasches Erreichen der Umgehungsstraße, die ich normalerweise meide wie der Teufel das Weihwasser. Links geht es hingegen hinauf zum Schloss. Zum Hambacher Schloss, dem Symbol für das Einheits- und Demokratiebestreben der Deutschen im 19. Jahrhundert. Außerdem führt der Weg zum Schloß noch ein ganzes Stück durch den Wald - eine gute Wahl. Doch dieses mal entscheide ich mich für die Schnellstraße. Ich will schauen, ob mein Lieblingsgraffito noch existiert. Ich habe es vor etwa anderthalb Jahren entdeckt, sofort fotografiert und erwarte seitdem den September 2018 mit großer Sehnsucht. Denn wenn das Wandgemälde Recht hat, dann werde ich zu diesem Zeitpunkt Pfälzer. Dann lebe ich nämlich seit 19 Jahren in Neustadt. Ich kann das noch gar nicht glauben und bin eigentlich auch ziemlich skeptisch, ob das wirklich stimmt. Aber wie dem auch sei: Im kommenden September werde ich mir aus dem Wandgemälde ein T-Shirt machen lassen. Mal schauen, wer es versteht.Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-78605833543293089402018-04-04T10:12:00.000+02:002018-06-30T01:48:16.485+02:0021. Der Frühlingsanfang<script async="" charset="utf-8" src="//embedr.flickr.com/assets/client-code.js"></script><br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh8mk_FHoSLYlEkyhuroYq9CDi_DV1c9OJk5hDB0OJMoT6x0kRbbEmOxBDbpOkDccUzhNNOq_3uWHhb_hI89XYMseMdIoUJSl6XfMxzlMhva3Wijew_Zx4EwACPjarmUF1ID8Q2rIH__5W7/s1600/41210555411_461054ebb5_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh8mk_FHoSLYlEkyhuroYq9CDi_DV1c9OJk5hDB0OJMoT6x0kRbbEmOxBDbpOkDccUzhNNOq_3uWHhb_hI89XYMseMdIoUJSl6XfMxzlMhva3Wijew_Zx4EwACPjarmUF1ID8Q2rIH__5W7/s400/41210555411_461054ebb5_b.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Denkmal für ein ziemlich großes Trinkgefäß</td></tr>
</tbody></table>
Ich streife durch meine Wahlheimat und finde mich vor dem Restaurant "<a href="https://alter-kastanienhof.de/" target="_blank">alter Kastanienhof</a>" in Rhodt unter Rietburg wieder. Vor der Gaststätte ziehe ich mir aus einem Automaten 90 Minuten Parkzeit und bewundere dann das Denkmal für den "Rohdter Piff". Sie glauben wahrscheinlich, dass das 500 Milliliter fassende Pfälzer Schoppenglas groß ist. Nun: In den "Rhodter Piff" passen davon 1000.<br />
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Eigentlich ist es zum Mittagessen noch etwas zu früh, aber das gebe ich mir jetzt. Der "Kastanienhof" in der Theresienstraße ist in der Tat einer der schönsten Plätze der Welt. Nicht nur weil die Theresienstraße selbst ein geradezu entzückendes Kleinod der Pfalz darstellt. Rhodt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft“ - nicht zuletzt wegen eben dieser Straße. Nein, auch der Kastanienhof ist eine Perle: Ein altes landwirtschaftliches Anwesen wurde hier nach und nach zu einer der schönsten Gaststätten in der Pfalz ausgebaut. Neben den geschmackvoll eingerichteten Räumlichkeiten im Inneren des Gebäudekomplexes gibt es im Innenhof des ehemaligen Bauernhofes eine Außenterasse, auf die jetzt die Sonne scheint. Das Gasthaus hat noch eine zweite Außenterasse. Die liegt hinter dem Haus auf der Südseite und ist quasi in einen Wingert hineingebaut worden. Einmalig! Es ist der erste richtig warme Tag im Frühjahr 2018, über 20 Grad sind angekündigt und ich freue mich jetzt sehr auf einen Platz in der Sonne.<br />
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Mein ursprünglicher Plan sah eigentlich ganz anders aus. Auf meinem Schreibtisch liegt noch ein Stapel mit zu korrigierenden Arbeiten. Ein dicker Stapel. Die erste Ferienwoche habe ich mir bewusst frei genommen. Eine Woche Abschalten ist zwischendurch auch mal wichtig. Aber heute wollte ich die Ärmel hochkrempeln und möglichst viel wegschaffen. Doch dann kam alles ganz anders: Ich war noch nicht richtig wach, da summte und brummte es. Nicht etwa, dass mich Insekten in meinem Schlafzimmer besucht hätten. Es waren Telefon und Tablett, die unentwegt irgendwelche Meldungen auf dem Bildschirm anzeigten. Geräusche habe ich bei den Geräten längst abgeschaltet, also ist das "Summen und Brummen" eher metaphorisch zu verstehen. Aber Sie ahnen vielleicht was ich meine. SMS, WhatsApp, Telegramm, Facebook-Messenger oder Email: auf allen möglichen Kanälen schalmeite es: "Herzlichen Glückwunsch zum Wiegenfest!", "Lass' es ordentlich krachen!" oder "Feier' schön." Ach herrje! Das hatte ich ja völlig verdrängt! Ich habe Geburtstag. Was mache ich denn jetzt?<br />
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Der Wirt baut im Innenhof gerade die Außenbestuhlung auf. Vielleicht ist die andere Terasse, meine Lieblingsterasse, ja schon fertig. Ich frage freudig und freundlich danach. In dem Augenblick, da ich die Frage abschicke merke ich schon, das ich besser die Klappe gehalten hätte. Ich finde zunächst keine rationale Erklärung für seine Reaktion. Aber Tonfall (durchaus beherrscht, aber man spürt bei jedem Wort Blutdruck und Puls), abgesendete Informationen (sinngemäß: wir bauen hier gerade erst auf, dann müssen wir die Tische und Stühle noch abwischen und ich weiß jetzt schon nicht, wo mir der Kopf steht...) und Körpersprache (arbeitet weiter, während er mit mir spricht, und zwar heftig! Mann! Hat der Kraft!) sind eindeutig und lassen nur eine Interpretation zu: Der Wirt hat Stress. Und zwar richtig. Ich bin selber in einem gastronomischen Betrieb aufgewachsen und weiß deshalb, welch extremen Stressbelastungen ambitionierte Gastronomen wie der vor mir stehende ausgesetzt sind. Das respektiere ich uneingeschränkt und deshalb tut mir sofort meine Frage leid. Ich versuche zu beschwichtigen, entschuldige mich so höflich es geht und betrete die Gaststube. Himmelarschundzwirn! Der Laden ist ja jetzt schon brechend voll. Und auf den wenigen noch freien Tischen stehen "reserviert" Schildchen. Ich bitte einen der Kellner, mir einen kleinen Tisch zu geben, und es gibt noch genau einen. Später erfahre ich zufällig, dass außerdem noch eine Gesellschaft in einem Reisebus erwartet wird. Der Wahnsinn. Wir haben den ersten schönen Tag im Frühling, und hier geht schon die Post ab! Es ist noch nicht einmal halb Zwölf, und hier sind alle 80 Plätze im Innenbereich ausgebucht. Da habe ich ja mit meiner Frage nach der Terrasse in ein Wespennest gestoßen. Entschuldigung! Das wollte ich wirklich nicht.<br />
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Geburtstag geht mir ja eigentlich am A**** vorbei. Ein völlig willkürlich festgelegtes Datum, an dem man auf Kommando feiern soll. Und alle bohren in der Wunde herum: Du bist inzwischen schon wieder ein Jahr älter. Ein weiterer Schritt auf deinem Weg zu Siechtum und Tod. Ein Jahr näher an deiner ultimativen Verabredung mit dem Sensenmann. Geplant war eigentlich preußisches "business as usual". Und dann schrieb mein großer Bruder unter Anderem: "...gönne dir was!". Und mir schoß ein völlig aus dem Zusammenhang gerissenes Satzfragment durch den Kopf, das ich in den letzten Monaten immer häufiger benutze: "...wann, wenn nicht jetzt?"<br />
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<iframe allow="autoplay; encrypted-media" allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/U7-60tyLQhA" width="560"></iframe>
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Habt Sie das Video gesehen? Haben Sie es auch verstanden?<br />
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Ich antwortete meinem Bruder also:<br />
"...wenn du es sagst... Dann gehe ich einmal nachsehen, ob ich im Tank noch ein paar Kilometer finde." Ich nehme mir erneut vor, wieder bewusster zu leben: Bei schlechtem Wetter wird disziplinierter gearbeitet, damit bei gutem Wetter der Schreibtisch möglichst leer ist und ich die schöne Landschaft in der ich lebe auch auskosten kann. "...wann, wenn nicht jetzt?"<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVi638sdupvSCoTA2ADvfauwZ9FJ9dJTVJN7nZzhfN7ic1uXQy4IhdU5TgeC3CRpVJ9WppAWBPGL4FJK3N-uBpSannhYvsND38TMpoFBmDTu5Qd8U-2_a5voitxWQdh0bA-L52YX6a9lKb/s1600/41165416822_4277d1b974_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVi638sdupvSCoTA2ADvfauwZ9FJ9dJTVJN7nZzhfN7ic1uXQy4IhdU5TgeC3CRpVJ9WppAWBPGL4FJK3N-uBpSannhYvsND38TMpoFBmDTu5Qd8U-2_a5voitxWQdh0bA-L52YX6a9lKb/s400/41165416822_4277d1b974_b.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Blick auf den Geilweiler Hof ist im Frühling unbezahlbar.</td></tr>
</tbody></table>
Ich bestelle ein Gericht mit Rahm-Champignons. Die Küche arbeitet schnell, die Kellner sind trotz des inzwischen bis auf den letzten Tisch besetzten Restaurants freundlich und gut organisiert. Das Essen ist köstlich, sehr zu empfehlen. Mehr als satt und überaus zufrieden verlasse ich den Kastanienhof und fahre weiter gen Süden. Inzwischen hat die Frühlingssonne die Luft schon ordentlich erwärmt. Überall blühen sich Mandelbäume um den Verstand, Osterglocken säumen gelb leuchtend die Straße und auch freilebende Tulpen stehen herum.<br />
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Das Herz geht mir auf bei diesem Anblick. Es ist der perfekte Tag. So kann es jetzt bleiben bis Ende November.<br />
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Ich fahre noch eine ganze Weile bis an die französische Grenze. Normalerweise würde ich jetzt in der <a href="http://patisserie-rebert.fr/" target="_blank">Konditorei Rebert</a> in Wissenbourg noch ein Stück Kuchen essen. Aber nach dem verfrühten Mittagessen im Kastanienhof bin ich noch derart pappsatt, dass ich diesen Programmpunkt getrost ausfallen lassen kann. Ich überfahre die Grenze also nur, um später erzählen zu können, dass ich in Frankreich war. Am ersten Kreisverkehr drehe ich um und freue mich, dass die deutsch-französische Grenze inzwischen so bedeutungslos geworden ist, dass man sie kaum noch wahrnimmt. Das ehemalige Zollhäuschen auf der französischen Seite wird inzwischen anders genutzt, wie genau kann ich nicht erkennen. In der ehemaligen deutschen Zollstation residiert inzwischen passenderweise ein Reisebüro.<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFDmUE18Euf7Jkwdamr5LSj-Dc_THHEOo9A7xsDkbQ3kHdx-5hyphenhyphenZUSsgJLyLAxSdO4qScVvvshjg2tY8QN4nYXGra6V_wDofIoMPF1HGpZanI6l2xnfeKNVfCbYEcB_DfnwNsv_Ez3Bo25/s1600/39416349480_27a1bd45d4_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="768" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFDmUE18Euf7Jkwdamr5LSj-Dc_THHEOo9A7xsDkbQ3kHdx-5hyphenhyphenZUSsgJLyLAxSdO4qScVvvshjg2tY8QN4nYXGra6V_wDofIoMPF1HGpZanI6l2xnfeKNVfCbYEcB_DfnwNsv_Ez3Bo25/s400/39416349480_27a1bd45d4_b.jpg" width="300" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">https://www.youtube.com/WantedAdventure</td></tr>
</tbody></table>
Auf dem Rückweg mache ich noch einen Umweg zu meinem Spargelbauern. Ich möchte mich nach der zu erwartenden Ernte des beliebten Pfälzer Quietschgemüses erkundigen. Es war in den letzten Wochen so kalt, dass das noch auf sich warten lässt. Und wir werden wohl auch weiterhin noch etwas Geduld haben müssen. Aber wenn es dann wieder so weit ist, hat der Frühling endgültig gewonnen.<br />
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<script async="" charset="utf-8" src="//embedr.flickr.com/assets/client-code.js"></script><br />
Das passende T-shirt habe ich bereits.Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-54724850542343039452018-03-29T18:16:00.001+02:002020-09-20T19:54:09.654+02:0020. Das "Hindenburg"Ich streife durch meine Gegend und finde mich schließlich am Dom zu Speyer wieder. Augenblick mal! Hier bin ich doch schon einmal gewesen! Richtig! Hier hat vor fast zehn Jahren alles <a href="http://adolfkluth.blogspot.de/2008/09/" target="_blank">angefangen</a>. Also dieser Blog hat damals angefangen, "alles" hat viel früher angefangen, nämlich ziemlich genau 13,7 Mrd. Jahre früher. So gegen Mittag.<br />
Im September 2008 wollte ich hier das Domgebirge fotografieren und ein Tourist ging mir dabei auf die Nerven. Aus dem Bedürfnis heraus, die Geschichte des daraus resultierenden Bildes zu erzählen, entstand damals dieser Blog mit meinen kleinen mürrischen Geschichten. Mannomann! Wie die Zeit vergeht!
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<script async="" charset="utf-8" src="//embedr.flickr.com/assets/client-code.js"></script><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVNGDnY9RRwFYXq0JEmjZDvag34ioIQs79g8SHdVz_3BFH0G2KsiW1ztZi6aRtNeZGsMwc9wbbWTTA7h6Gv_2ju9v7lWf1VE7AosvVsFaA-ZG7qMHkofxIr_lIQGrHtkDxLcVppRR57qC1/s1600/40384573644_2138bbf7e8_b.jpg" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVNGDnY9RRwFYXq0JEmjZDvag34ioIQs79g8SHdVz_3BFH0G2KsiW1ztZi6aRtNeZGsMwc9wbbWTTA7h6Gv_2ju9v7lWf1VE7AosvVsFaA-ZG7qMHkofxIr_lIQGrHtkDxLcVppRR57qC1/s400/40384573644_2138bbf7e8_b.jpg" width="400" /></a></div>
Und natürlich hat sich in diesen zehn Jahren die Welt gewaltig verändert: Die USA hatten ihren ersten dunkelhäutigen Präsidenten. In Russland regierte schon seit vielen Jahren Wladimir Putin. Kriege wurden beendet und neue Kriege begonnen. Diktatoren zum Teufel gejagt und Oligarchen haben sich ins Ausland abgesetzt. Die beiden jungen Frauen von Pussy Riot gingen für mehrere Jahre ins Arbeitslager und kamen wieder heraus. Multinationale Konzerne haben in mehrstelliger Milliardenhöhe Steuern "vermieden" und Wahlen wurden manipuliert, von wem weiß man noch nicht so genau. In den USA ist inzwischen der Mann mit dem Eichhörnchen auf dem Kopf Präsident. In Russland immer noch Putin. Das scheint die einzige Konstante zu sein. In Deutschland gewinnen sogenannte "besorgte Bürger" an Einfluss. Ein Rechtsruck geht durch die Gesellschaft, wie ich ihn noch vor wenigen Jahren für völlig unmöglich gehalten hätte. Aber Deutschland ist damit nicht allein. Auf der ganzen Welt machen sich Nationalismus und Rassismus breit, als habe es die 70er Jahre nie gegeben. Zur Zeit lese ich ein interessantes Buch über dieses Phänomen, was ich an<a href="http://alle-meine-buecher.blogspot.de/2018/04/till-reiners-von-einem-der-auszog-das.html" target="_blank"> anderer Stelle</a> zu gegebener Zeit besprechen werde. Immerhin war <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Kim_Jong-un" target="_blank">Kim Jong-un</a>, seit Jahren mein persönlicher "sexiest man alive", gestern auf Staatsbesuch in Peking. In einem gepanzerten Zug. Das finde ich nun wirklich cool. Also den gepanzerten Zug. Nicht den dicken Mann mit den Atomwaffen.
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7yNhRL0B7vu3kn9wRSavmYHArjdhaPBoTeEOCp6tA2-AOL3ZuaRunoE1n7yPsFqNzPtYnvy6h50_Z542YZ1CUVOoDQyDg5U7HLrRTCg7MFjRzn53fYYZSNw-DsiJ_Pra7nB6eKvvtINNi/s1600/26223650787_f6e9879c0d_b.jpg" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7yNhRL0B7vu3kn9wRSavmYHArjdhaPBoTeEOCp6tA2-AOL3ZuaRunoE1n7yPsFqNzPtYnvy6h50_Z542YZ1CUVOoDQyDg5U7HLrRTCg7MFjRzn53fYYZSNw-DsiJ_Pra7nB6eKvvtINNi/s400/26223650787_f6e9879c0d_b.jpg" width="400" /></a></div>
Ich setze mich ins "<a href="http://www.cafehindenburg-speyer.de/" target="_blank">Café Hindenburg</a>". Hier gibt es den besten Espresso nördlich der Alpen. Und falls du, lieber Hubert, das jemals lesen solltest: Der ist wirklich ausgezeichnet! Nicht nur in Eichstätt gibt es guten, italienischen Kaffee. Und die Geschichte dahinter wird dich, mein Freund in deiner Eigenschaft als Historiker, besonders interessieren: Als der später im Dom zu Speyer bestattete Heinrich IV. von seinem Gang nach Canossa im Jahr 1077 zurückkehrte, brachte er einen arabischen Sklaven aus Italien mit ins Rheinland, der sich hervorragend auf die Zubereitung eines in seiner Heimat sehr beliebten Getränks namens "<span face="sans-serif" style="color: #222222; font-size: 14px;"><a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffee#Osmanisches_Reich" target="_blank">qahwa</a>"</span> verstand. Heinrich liebte es wegen seiner anregenden und, in größeren Dosen genossen, auch leicht euphorisierenden Wirkung. Dieser Sklave, sein Name ist nicht überliefert, wurde von Heinrich schließlich aus Dankbarkeit in die Freiheit entlassen und mit einem stattlichen Sümmchen ausgestattet. Er ließ sich in Speyer nieder und gründete 1084 das erste Kaffeehaus Deutschlands. Das "Hindenburg" versteht sich als Teil dieser langen Tradition und deshalb gibt es hier den besten Espresso nördlich der Alpen. Der in Eichstätt ist natürlich auch ganz gut, denn da wurden die ersten Bohnen vom Archaeopteryx höchstpersönlich eingeflogen. In der Jurazeit. Vor 150 Millionen Jahren.<br />
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Noch einmal zurück zu den besorgten Bürgern. Ich versuche, ihre Sorgen ernst zu nehmen und zu verstehen. Ich schaue mich um, und sehe tatsächlich viele Menschen, die irgendwie fremd aussehen. Ein junger Mann mit dunklem Teint fällt mir auf. Sein Haupthaar ist an den Seiten und im Nacken modisch superkurz und oben etwas länger. ("Undercut" nennt man das, glaube ich.) Er trägt einen dichten Vollbart. Jeans, Parka, Smartphone - soweit ich das beurteilen kann: kein billiges. Ein alleinreisender syrischer Flüchtling? Taliban oder doch nur Hipster? Als er näher kommt kann ich ihn in sein Handy sprechen hören: Er babbelt lupenreines Pfälzisch. Diese Frage wäre dann also geklärt. Aber jetzt mal im Ernst: Laufen wir Gefahr, durch Fremde überrannt zu werden? Werden wir "umgevolkt"? (Diese Vokabel habe ich tatsächlich irgendwo gelesen!) Was ist ein "Volk" überhaupt? Die <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Volk" target="_blank">Wikipedia</a> bietet ein Füllhorn an verschiedenen Definitionen, die uns aber meines Erachtens nicht weiterbringen.
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Nehmen wir doch einfach einmal ein praktisches Beispiel: Das deutsche Volk, insbesondere das am Rhein, wo wir schon einmal hier sind. Hier waren zunächst irgendwelche Leute, deren Namen wir nicht kennen, die aber Spuren hinterlassen haben.<br />
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<script async="" charset="utf-8" src="//embedr.flickr.com/assets/client-code.js"></script><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiq2Ytb-0dQAAySIiQYWv93mgvlLYZ_X_TFuHuabt7ZcocqRD7KTxkTaQWFaspgCasnc3jZr-E6KEkz2qzvAc7odmzxEjdN3M-fSPO5ZdLbmKoSmCbBnvzDqZpWJnvwjKiAvn1Vwi0LfmCK/s1600/7430577280_88cb929c59_b.jpg" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="576" data-original-width="1024" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiq2Ytb-0dQAAySIiQYWv93mgvlLYZ_X_TFuHuabt7ZcocqRD7KTxkTaQWFaspgCasnc3jZr-E6KEkz2qzvAc7odmzxEjdN3M-fSPO5ZdLbmKoSmCbBnvzDqZpWJnvwjKiAvn1Vwi0LfmCK/s400/7430577280_88cb929c59_b.jpg" width="400" /></a></div>
Zum Beispiel den <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Gollenstein" target="_blank">Gollenstein</a> bei Blieskastel. Das liegt zwar nicht am Rhein, ist aber trotzdem ein gutes Beispiel, denn es liegt mitten in Deutschland und ich habe zufällig gerade ein schönes Bild von dem Menhir zur Hand. Dieses Artefakt ist über 4000 Jahre alt und ist präkeltisch. Hat ziemlich lange gehalten, bis die Nazis es umgeworfen haben und es dabei zerbrach. Halten wir fest: Schon vor den Kelten gab es hier Leute, die so etwas zustande gebracht haben.<br />
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Dann kamen die Kelten. Und wie das so ist, wenn Leute irgendwo einwandern: Man beäugt sich zunächst, möglicherweise skeptisch. Aber irgendwann geht man vorurteilsfrei miteinander um. Und irgendwann vermischen sich die Leute. Und das ist auch gut so. Durch das Vermischen von genetischem Material entstehen widerstandsfähigere Individuen. So war das schon immer. Auch unsere aus Afrika eingewanderten Homo-sapiens-Vorfahren in Europa haben sich mit den schon anwesenden Neandertalern (ursprünglich auch aus Afrika eingewandert - findet euch damit ab, ihr Rassisten: Wir sind alle Afrikaner!) vermischt, das ist mit modernen gentechnischen Methoden zweifelsfrei belegt worden. So wird man zum Beispiel gegen mehr Krankheiten immun. Vielleicht auch mit neuen Fähigkeiten ausgestattet. Der eingewanderte Kelte kennt vielleicht ein paar Tricks beim Ackerbau, die der präkeltischen Zivilisation noch nicht bekannt waren. Und so weiter, und so weiter.<br />
<br />
Deutsche gab es damals noch gar nicht. Dann wanderten verschiedene germanische Stämme ein. Ein ziemlich kleiner davon, die Alemannen, war dann der Namensgeber für uns. Zumindest in der romanischen Welt. Halten wir fest, was bisher geschah: Mischung aus präkeltischer Bevölkerung und Kelten vermischt sich mit verschiedenen Stämmen, die wir heute als Germanen bezeichnen.
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Dann kamen die Römer.
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCMy1nt5Bk3e8ZnhIa-lVhQwMGoL7YTWlZuXNA0e42sMqE6oRv9tkKpXspVg3Aff1aSMrtXXN-n7S6FoyXxKNg4-VYLvZIcYp7c5vd_QXJlf5XQ3o9uda8aUdYfvVvHdGUI-MuxUyfRAM8/s1600/14805167611_d2ca914391_b.jpg" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCMy1nt5Bk3e8ZnhIa-lVhQwMGoL7YTWlZuXNA0e42sMqE6oRv9tkKpXspVg3Aff1aSMrtXXN-n7S6FoyXxKNg4-VYLvZIcYp7c5vd_QXJlf5XQ3o9uda8aUdYfvVvHdGUI-MuxUyfRAM8/s400/14805167611_d2ca914391_b.jpg" width="400" /></a></div>
Man muss kein Historiker sein um zu wissen, dass man im Rheinland nur den Finger in die Erde zu stecken braucht, um sofort auf ein römisches Artefakt zu stoßen. In Köln fürchten Bauherren nichts mehr als den Tag, an dem die Baugrube ausgehoben wird. Es könnte ja sein, dass sich ein wertvolles römisches Artefakt findet, das dann archäologisch verarztet werden muss und den Bau um Monate oder gar Jahre verzögert bis einem die Finanzierung gepflegt um die Ohren fliegt. Die Römer haben sich hier wirklich eine ganze Weile gehalten. Und mit "Römer" meine ich jetzt nicht die Einwohner Roms. Im römischen Reich war es üblich, in den eroberten Gebieten Hilfstruppen anzuwerben, die dann in jeweils anderen Teilen des Reichs eingesetzt wurden. Anders hätte man den Laden auch nicht in Betrieb halten können. Was bedeutet das? In Spanien angeworbene Hilfstruppen wurden zu Beispiel in Palästina eingesetzt. Die aus Palästina in Nordafrika, und die aus Nordafrika in Germanien und so weiter. Die Veteranen bekamen nach einer gewissen Zeit im Dienst (20 Jahre, wenn mich nicht alles täuscht) ein Stück Land zugesprochen und trugen als Gutsherren zur Lebensmittelversorgung der Truppen und der Bevölkerung in den Provinzen bei.<br />
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Und was machen Leute, die mehrere hundert Jahre zusammenleben? Na was wohl? Ein Veteran der römischen Armee war im günstigsten Fall noch nicht einmal 40 Jahre alt. Wenn er 20 Jahre im Dienst der Legion überlebt hat, dann vermutlich unversehrt oder zumindest nur leicht beschädigt. Was ist ein gesunder Mann, wohlhabend und weltoffen, für ein Mädchen irgendwo in der germanischen Provinz? Richtig: eine gute Partie! Vernunftehe nennt man so etwas. Vielleicht hat er auch geglänzt mit Bildung und Humor. Schließlich war er geprägt von einer Hochkultur. Vielleicht war Liebe im Spiel und nicht nur schnödes Kalkül.<br />
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Aber das Ergebnis liegt auf der Hand: Bevölkerungsgruppen vermischen sich. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ich bin es leid, das jetzt in jedem Einzelfall mit historischen Tatsachen zu unterfüttern. Deshalb zitiere ich hier einfach nur Carl Zuckmayer:<br />
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"Vom Rhein. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas!</div>
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Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor – seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. – Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant – das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt – und – und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald, und – ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt – wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein – das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf!"</div>
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(aus "Des Teufels General")</div>
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Sehr nachdenklich mache ich mich wieder auf den Heimweg.<br />
Und wieder einmal finde ich für die bezaubernden Weinprinzessinnen und Gebietsweinköniginnen, die mich von den Plakaten an jedem Ortseingang in der Pfalz anlächeln, keinen Platz in der Geschichte. Wie schade. Ich hatte mich so darauf gefreut, sie endlich einmal in den Blog einzubauen. Ach was soll's? Ich mach' das jetzt einfach.<br />
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Und ja: Die ganze Geschichte um den Espresso, den in Speyer und den in Eichstätt, ist völlig frei erfunden.Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-1053843693154326572017-10-13T20:20:00.000+02:002018-05-14T20:24:29.612+02:0019. Der PutschIch streife durch meine Gegend. Dabei blitzt es silbrig zwischen meinen Knien und ich habe eine Geräuschkulisse in den Ohren, die an ein futuristisches Maschinenwesen erinnert. Raubtierhaft, irgendwie. Doch dazu später mehr. Ich denke noch kurz an die Arbeit, die ich an meinem Schreibtisch unterbrochen habe, als ich zu diesem spontanen Ausflug aufgebrochen bin. Die kann ich auch morgen noch erledigen, denn heute ist wunderschönes Herbstwetter. Nach Wochen mit Wolken und Regen ist es endlich noch einmal warm und trocken. Das muss man doch ausnutzen! Am Kreisverkehr hinter Maikammer, das ist der mit dem überdimensionalen Klappmeter, biege ich in Richtung St. Martin ab. Diesen kleinen Umweg fahre ich jetzt immer auf dem Weg nach Edenkoben. Ich fahre überhaupt gerne Umwege. Ich vermute, ich kenne an der Weinstraße jeden nur möglichen Umweg. So kann ich einen kleinen Hüpfer von 50 Kilometern locker zu einer interessanten Tagestour ausdehnen. Man kommt netto nur ein paar Kilometer voran, benötigt dafür aber die drei- oder vierfache Fahrstrecke. Immerhin ist ja bekanntlich der Weg das Ziel.<br />
Ich habe wieder ein funktionierendes Mopped!<br />
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Dass die <a href="https://adolfkluth.blogspot.de/p/uber-das-mopped.html" target="_blank">Italienerin</a> schrecklich krank war habe ich ja bereits an <a href="https://adolfkluth.blogspot.de/2017/07/19-der-verrat.html" target="_blank">anderer Stelle</a> berichtet. Kommen wir also zur Genesung: Das Telefon klingelt, und der beste Mechaniker der Welt ist dran: "Du, die Jungs aus Hinterweidenthal haben deine Guzzi fertig. Ich fahre sie heute holen und dann kannst du sie nachmittags bei mir abholen." Hier muss ich kurz ausholen: Der Mechaniker meines Vertrauens hat eigentlich eine Werkstatt für Moppeds aus Bayern. Da er als junger Mann selber mal eine eine Weile eine Italienerin gefahren ist, darf ich mit meiner ausnahmsweise zu ihm kommen. Er erledigt die Inspektionen, wechselt Reifen und Bremsbeläge. Aber immer dann, wenn spezielle Ersatzteile oder spezielles, markenspezifisches Know-How notwendig ist, bringt er sie mit dem Hänger zu einem Kollegen, der auf Italienerinnen spezialisiert ist. Ich habe schon ein richtig schlechtes Gewissen deswegen. Kurz und knapp: Irgendeine Pumpe, die die Einspritzanlage mit Benzin versorgt war wohl völlig durchgedreht, und das hat der Motor nicht gemocht. Wie verabredet hole ich meine Dicke ab und bringe dabei auch gleich die blauweiße GS zurück, die mir bis lange nach dem Ende der Sommerferien zur Verfügung stand. Auch dafür kann ich nicht dankbar genug sein.<br />
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An der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Ludwigsh%C3%B6he" target="_blank">Villa Ludwigshöhe</a> über Rhodt genieße ich die schöne Aussicht. Und da bin ich nicht der einzige. Mehrere Hobbyfotografen begegnen mir, ein Mensch, dessen Fotoausrüstung schon professionellen Ambitionen genügen dürfte, sowie ein Zeichner und ein Maler. Das ist aber auch ein schönes Fleckchen Erde hier! König Ludwig I. von Bayern soll bei einer Besprechung mit dem Architekten dieses Gebäudes gefragt worden sein, ob er denn an seiner Sommerresidenz auch einen Park wünsche. Er hat das der Überlieferung zufolge heftig verneint mit der Argumentation, dass man bei solch einer Landschaft keines Parks bedarf. Recht hat er gehabt!<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiZxnF89atxbiBXcN96NMnnPuziGOKwI0R64zIHYUjdWCI-QIKGDYbLhl0oF2GlXxtk4pCUfH9D1rOnPeU_idMx0N8d3WOK7SP2cgMJfiJtlt3zk4hTYA9nEjGCtvXWzZRi4chRi7E-3Vec/s1600/37003571943_fc4ea9bd27_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiZxnF89atxbiBXcN96NMnnPuziGOKwI0R64zIHYUjdWCI-QIKGDYbLhl0oF2GlXxtk4pCUfH9D1rOnPeU_idMx0N8d3WOK7SP2cgMJfiJtlt3zk4hTYA9nEjGCtvXWzZRi4chRi7E-3Vec/s400/37003571943_fc4ea9bd27_b.jpg" width="400" /></a></div>
Das Schuljahr läuft also schon auf Hochtouren, als mein Mopped wieder bei mir ankommt. Viel Zeit zum Herumfahren ist da nicht. Die Herbstferien brechen aus und eine Kollegin und gute Freundin fragt an, ob ich sie denn einmal auf dem Mopped mitnehmen könne. Sie schreibt <a href="https://www.clara-benedict.com/" target="_blank">Bücher</a> und braucht für eine Szene mit Mopped eigene Erfahrungen, damit sie keinen Unsinn schreibt. Da helfe ich natürlich gern. Gesagt, getan: Helm in passender Größe und Lederjacke (unpassend - an ihr quasi ein Mantel) kann ich leihweise zur Verfügung stellen. Wir haben gemeinsam einen wunderschönen Ausflug über die von mir so geliebten Umwegstrecken. Kurz bevor ich sie wieder Zuhause abliefern kann stottert der Motor und geht aus. Und viel wichtiger: er geht nicht wieder an. Also schon wieder das gesamte Pannenprogramm: Gelbes Auto rufen, eineinhalb Stunden Wartezeit, dann Mopped verladen und zur Werkstatt bringen. Einziger Unterschied zu sonst: Die quirlige junge Kollegin ruft ihren Mann herbei. Der bringt frischen Kaffee und die Kinder blödeln im Auto herum. Ich habe eigentlich während der gesamten Wartezeit nette und unterhaltsame Gesellschaft. Eine Panne kann wirklich auch Spaß machen. Also so ein Bisschen. Sonntags arbeitet der beste Mechaniker der Welt nicht, das sei ihm gegönnt. So habe ich ihm das Mopped vor die Türe gestellt, den Schlüssel in den Briefkasten geworfen und ihn per Email benachrichtigt. Die liebe Kollegin holt mich noch an der Werkstatt ab und fährt mich nach Hause. Schon die zweiten Ferien direkt hintereinander ohne Fahrzeug. Ich bin einigermaßen frustriert.<br />
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In Rhodt fällt mir noch ein besonders schöner Umweg ein. Man könnte einfach nach Edenkoben zurück fahren, dann wäre man nach wenigen Kilometern wieder zurück. Es geht aber auch anders, das habe ich selber erst in diesem Jahr entdeckt. Wenn man hier rechts nach Weyher abbiegt, das Dorf durchquert und hinten wieder herausfährt geht es in den Wald. Und zwar nicht in irgendeinen Wald, sondern in den Pfälzerwald, in dem inzwischen sogar wieder Luchse leben. Hier fährt man zunächst in Richtung Ramberg. Das lässt man dann aber links liegen und fährt immer weiter hinein in den Wald. Die Straße wird immer enger und dunkler, der Wald immer dichter. Und gerade wenn man anfängt darüber nachzudenken, ob man sich vielleicht verfahren hat, weist ein Schild den Weg nach Edenkoben. Die jetzt folgende Strecke nennt sich Edenkobener Tal und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Deshalb sollte man vorsichtig fahren, es könnten Leute auf der Straße laufen. Außerdem ist die Straße steil, eng, kurvig und ohne Leitplanke. Ein Grund mehr, hier sehr vorsichtig zu sein. Hier ist mir einmal ein Bus entgegengekommen, das war kein Vergnügen!<br />
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Auf meine Email mit dem Betreff "Die Guzzi ist schon wieder verreckt" antwortet der Techniker meines Vertrauens Dinge, die nicht unbedingt zitierfähig sind. Ein Satz ist es, und der regt mich erneut zum Nachdenken an: "Wir brauchen da eine Lösung!". Stimmt! Und ich wäge ab: Ersatzteilversorgung beim meistgebauten Mopped in Mitteleuropa (also der GS) gegen geringe Vertragswerkstattdichte bei meiner breitärschigen Italienerin mit den dicken... (Zylindern! Was haben Sie denn gedacht?). Brillante Verarbeitung, geringe mechanische Toleranzen sowie Laufruhe (GS) gegen kesselnden Motor, beruhigendes Pöttern und labberige und klapprige Schalt- bzw. Bremsgestänge. Wenn man eine solche Entscheidung von den Emotionen abkoppelt, ist sie ganz einfach. "Ich denke, die Lösung heißt BMW. Hat dein Kunde seine GS noch? Was will er denn dafür haben?" antworte ich. Um es kurz zu machen: Der beste Mechaniker der Welt hatte mir einmal von einem Kunden erzählt, der seinen Fuhrpark verkleinern möchte. Der hatte unter Anderem eine ältere GS, die er abstoßen wollte. Um es noch kürzer zu machen: Der Kontakt war sehr freundlich (interessanter Mensch!) das Angebot überaus fair, die Laufleistung des Moppeds nur etwa ein Viertel von dem, was meine Italienerin gelaufen ist.<br />
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In einem Wort: Taddaaa:<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhsfB1G3nvKW0qcFNl5itJqxmCDTYep-NMfgzaCBZmFoaEss70zwq1cDGLD3b-6lPA8cPrk4o8fx-87dfbDMrNrfkmrYRjrwSKaz4m_5tn8stlr41ndznX6fJjzcwW8sRB_YD9HvkEhRPCG/s1600/37585921406_e42dfe9baa_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhsfB1G3nvKW0qcFNl5itJqxmCDTYep-NMfgzaCBZmFoaEss70zwq1cDGLD3b-6lPA8cPrk4o8fx-87dfbDMrNrfkmrYRjrwSKaz4m_5tn8stlr41ndznX6fJjzcwW8sRB_YD9HvkEhRPCG/s400/37585921406_e42dfe9baa_b.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><b style="text-align: start;"><span style="font-size: x-small;">Darf ich vorstellen: Meine neue Herde Pferde (mit Helm und Handschuhen)</span></b></td></tr>
</tbody></table>
Die Strecke zwischen Edenkoben und Hambach kenne ich aus dem FF. Hier traue ich mich auch einmal, ein Wenig aufzudrehen. Das neue Mopped ist mir noch nicht so vertraut, deshalb lasse ich auf weniger bekannten Strecken Vorsicht walten. Meine Italienerin habe ich die ersten zwei Jahre (!) praktisch nur mit angezogener Handbremse gefahren bis ich mit dem Fahrverhalten so vertraut war, dass ich mich wirklich sicher fühlte. Heute lenke ich die Guzzi de facto mit dem Hintern (durch Gewichtsverlagerung). Sie ist ein Teil meines Körpers geworden über den ich nicht mehr nachdenken muss. So werde ich es mit der GS auch machen. Immer vorausschauend, defensiv bis vorsichtig und zuweilen paranoid. Denn wer als Motorradfahrer nicht mit den Fehlern der anderen Verkehrsteilnehmer rechnet spielt, ganz egal wie gut seine eigenen fahrtechnischen Fähigkeiten einzuschätzen sind, mit seinem Leben.<br />
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Bei den Ortsdurchfahrten probiere ich aus, wie leise ich die GS fahren kann, wie ich das Raubtierröhren in den Griff bekomme. Der Vorbesitzer hatte einen Sportauspuff montiert. Der einzige Sinn und Zweck eines Sportauspuffs besteht offenbar darin, dass der Motor so klingt als habe er mehr Leistung. Hat er aber nicht! Aber im vierten Gang und bei mäßigem Gas schnurrt auch diese GS dann wie eine Katze. Wenn auch wie eine ziemlich große Katze. Eine ziemlich große, heisere Katze. Ach was! Ich lass' das jetzt so. Ich baue darauf, dass ich es hinbekomme, so leise zu fahren, dass ich niemandem damit auf den Zwirn gehe.<br />
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"Mit breitem Grinsen kommt er herein..." spiegelt mir der beste Mechaniker der Welt mein Verhalten, als ich das neue Mopped zum ersten Mal vor seiner Werkstatt abstelle und durch die Türe gehe. Tatsächlich freue ich mir ein Loch in den Bauch. Von meiner Italienerin gibt es auch frohe Kunde: Offensichtlich gibt es, das bestätigt den ursprünglichen Anfangsverdacht, auf einem Topf keinen Zündfunken. Vielleicht war die defekte Pumpe ja nur ein Symptom, nicht aber die Ursache. Wie dem auch sei: Es gibt eine konkrete Spur, und damit auch die Hoffnung auf rasche Genesung. Ich kann gelassen auf die Rückkehr der Italienerin warten, denn ich bin jetzt wieder mobil. Der freundliche Gemüsehändler aus der Nachbarschaft, mit dem ich mich manchmal über die Italienerin unterhalte, hat mir angeboten, dass ich eins meiner Moppeds in seinem Moppedschrauberraum abstellen kann. Nicht weit von meiner Wohnung entfernt und abschließbar. So kann ich zum Beispiel die GS vor dem Zugriff der an Silvester marodierenden Jugendlichen schützen, die Motorradsitzbänke auch gerne mal als Abschussrampe für Pyrotechnik benutzen.<br />
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Wenn die Italienerin genesen sollte, wird sie durch die GS sicher spürbare Entlastung finden. Das hat sie auch verdient, denn sie ist, bezogen auf die Laufleistung, schon zwei mal um den Globus gefahren und mit ihren 18 Jahren auch nicht mehr wirklich ein junges Fahrzeug. Aber wie dem auch sei: Falls eines der beiden Moppeds noch einmal den Geist aufgeben sollte, habe ich ab sofort immer Ersatz. Bleibt abzuwarten, wer in Zukunft meine "Nummer eins" wird.<br />
<br />Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-5834173390008400282017-07-31T16:29:00.001+02:002018-05-14T20:20:16.787+02:0018. Der VerratIch streife durch meine Wahlheimat und zwischen meinen Beinen gurgelt nicht markant und untertourig der V2. Es ist Sommer, es ist heiter bis wolkig, der warme Wind bläst durch meine Jacke und es geht mir gut.
Moment mal! Was war das gerade? Der V2 gurgelt nicht? Aber womit bewege ich mich dann vorwärts? Was da zwischen meinen Beinen Geräusche macht ist etwas Anderes. Es surrt emsig wie eine Nähmaschine und ist kein V2-Motor aus Italien, sondern ein Boxermotor aus Bayern. "Guzzi mit Hängetitten" nennt ein lieber Freund von mir so etwas. Ich komme mir vor wie ein Verräter an meiner geliebten Italienerin. Ich möchte mich in die Ecke stellen und mich schämen. Und nicht eher zurückkommen, ehe ich mich richtig geschämt habe.
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4xTqn2Qmm4_-iTmUOlI3cEkI0pTiigquz5zrMW2zgamTPijJoVMVOfU-utKSEyieD9IJOVlQ2Ja3gS23eFrlTO_FAo2L-OhSxlYoiJ9q9WDJZn2JLrHs6GyaqTC2uYuTZdL_u_lLI_qig/s1600/36089396751_9598f4df4a_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4xTqn2Qmm4_-iTmUOlI3cEkI0pTiigquz5zrMW2zgamTPijJoVMVOfU-utKSEyieD9IJOVlQ2Ja3gS23eFrlTO_FAo2L-OhSxlYoiJ9q9WDJZn2JLrHs6GyaqTC2uYuTZdL_u_lLI_qig/s400/36089396751_9598f4df4a_b.jpg" width="400" /></a></div>
Die Kleine Kalmit bei Ilbesheim ist mein Ziel. Südliche Weinstraße - wo sonst? Ich will mir ein Bild vom dortigen Naturschutzgebiet und mit der Kamera Fotos davon machen. Doch als ich in Leinsweiler von der Weinstraße abbiege, merke ich sofort: da stimmt etwas nicht! Merkwürdig viel Verkehr auf der Straße. Ilbesheim und Leinsweiler sind entzückende und leicht verschlafene Winzerdörfer. Da ist normalerweise nie viel Verkehr auf der Straße. Aber heute stehen links und rechts am Straßenrand Autos, als wäre Flohmarkt. "Ein Fest!" schießt es mir durch den Kopf. "Das kann nur ein Fest sein! Die feiern ja ständig Feste in der Pfalz!". Und tatsächlich sieht man auf der Kleinen Kalmit schon von weitem allerlei Zelte und überdachte Stände. "Na, die werden ja wohl nicht im Naturschutzgebiet feiern, also was juckt es mich?" denke ich, und fahre tapfer weiter. Doch nach und nach wird mir die Tragweite des Problems deutlich: Ich kann das Mopped nicht in der Nähe der Kleinen Kalmit abstellen. Es sind einfach keine Stellplätze mehr frei. Und selbst wenn: Ich müsste mir nach dem Abstellen des Moppeds erst einmal den Weg mit Kamerarucksack und daran hängendem Helm (das Mopped hat keine Koffer) durch vermutlich tausende feiernde Pfälzer kämpfen, bevor ich oben ankomme. Nöh! Das ist nicht mein Ding. Die Kleine Kalmit läuft mir ja nicht weg, die ist auch nächste Woche noch da. Zurück marsch, marsch!<br />
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Bleibt noch die Frage nach dem Mopped. Was ist passiert? Die Antwort ist erfrischend banal: "Irgendetwas mit der Zündspule:" hat der Mann mit dem gelben Auto vermutet. Und "Die Zündspule ist erst in KW 32 lieferbar." hat dann noch der Moppedschrauber meines Vertrauens einen draufgesetzt. Da er es einmal erwähnt hat, weiß ich: er hat mehrere Moppeds, die er gelegentlich auch an Kunden seiner Werkstatt verleiht. Da an der Guzzi auch schon im letzten Jahr in den großen Ferien pünktlich zur ersten größeren Ausfahrt ein wichtiges Teil abgeraucht ist, habe ich beschlossen, dass ich ein Ersatzmopped haben will. Ich möchte nicht schon wieder meine Sommerferien ohne Fahrzeug verbringen. Also allen Charme ausgepackt, Wimpernklimpern und "Bittebittebitte..." - hat geholfen. Er leiht mir eine! Hurra! Ferien mit Mopped!
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Ich plane spontan um und fahre einfach die südliche <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Weinstra%C3%9Fe" target="_blank">Weinstraße</a> weiter entlang bis zum <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Weintor" target="_blank">Weintor</a> in Schweigen-Rechtenbach direkt an der französischen Grenze. Dort erfreue ich mich an der Aussicht vom Weintor in die Rheinebene und auf der anderen Seite bis nach Frankreich. Schön, dass die Grenze inzwischen so offen ist, dass man sie überhaupt nicht mehr bemerken würde, wenn Schilder nicht darauf hinweisen würden. Ich bin froh über jedes Land in Europa, in dem die Menschen diese Freizügigkeit genießen können. Denn das war auch schon anders. Mit Grausen erinnere ich mich noch an den Eisernen Vorhang, der einst Europa teilte und von einer Seite her gänzlich undurchdringlich war. Beim Gedanken an die vielen Kriege, die Europa einst erschüttert haben wird mir ganz mulmig. Wie jedesmal, wenn ich am Weintor bin, schaue ich mir deshalb zwei Details daran noch einmal genau an: Da wäre zunächst das riesige Relief eines Adlers auf einem Kranz aus Eichenlaub. Die Stelle, an der früher das Hakenkreuz prangte ist heute ein Trümmerfeld und Zeuge der gewaltsamen Entfernung dieses Symbols der Erbauer des Tors. Außerdem hat sich 1945 in einem der Sandsteinquader zu Füßen des Adlers ein offensichtlich aus Texas stammender G. I. in einem großflächigen Relief verewigt. Beides, Hakenkreuztrümmer und Texaskarte, erzählen etwas über unsere Geschichte. Ich finde es gut und richtig, dass bei bisherigen Instandsetzungsarbeiten darauf verzichtet wurde, diese Spuren zu beseitigen. Wer seine Geschichte vergisst, kann für seine Zukunft nichts daraus lernen.
Ich kaufe noch eine Flasche Rieslingsekt. Schließlich bin ich hier als Tourist unterwegs und das soll man auch merken. Der Sekt stammt aus Niederkirchen, keine zehn Kilometer von Neustadt entfernt. Na, dafür hätte ich ja nicht so weit fahren müssen. Ich mache mich bei deutlich wolkenverhangenem Himmel auf den Rückweg.<br />
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"Am besten nimmst du bei deiner Größe die GS." Sagt der Moppedschrauber meines Vertrauens und zeigt auf ein blau-weißes Riesending mit Rädern. Meine Italienerin kommt ja mit der Eleganz eines zweirädrigen Autoscooters daher. Aber dieses Teil erinnert eher an ein Insekt. Vielleicht eine Gottesanbeterin oder eher noch an eine Libelle. Der riesige Tank könnte die gewaltige Flugmuskulatur aufnehmen, die notwendig wäre, um dieses Tier in die Lüfte zu erheben. Als hätte er meine Gedanken gelesen wiegelt der beste Mechaniker der Welt ab: "Keine Sorge! Die fährt sich wie ein Fahrrad. Setz' dich einfach vorurteilsfrei drauf und fahr' los." Vorurteilsfrei? Als hätte ich Vorurteile gegen die Bayern! Allenfalls gegen ihre Sprache. Aber auf keinen Fall gegen ihre Moppeds. Ist halt nur alles so anders.<br />
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Was ist eigentlich anders? Nun, meine Italienerin würde ich eher als Cruiser beschreiben. Das hier ist eindeutig eine Enduro, und zwar eine sehr, sehr große. Die Motoren sind von ihren Eckdaten her ähnlich: Der Hubraum aus Bayern ist gerade mal zweieinhalb Schnapsgläser größer als der aus Italien. Das macht summasummarum neun Pferde mehr. Nicht die Welt. Allerdings spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle. Das Getriebe ist anders abgestimmt und die Enduro ist einen ganzen Zentner leichter als mein Cruiser. Die Sitzbank ist stark nach unten gebogen, so rutscht man als Fahrer nach dem Besteigen dieses Riesendings mit Gesäß und Gemächt in eine Art Kuhle, die einen von vorne und hinten sanft festhält. Das kann man mögen oder auch nicht, aber nötig ist es. Um es in einem Satz zusammenzufassen: Das Teil geht ab wie die wilde Sau! Dabei schnurrt der Boxermotor wie ein Kätzchen. Die Laufruhe des Zweizylinders irritiert mich etwas. Es fehlt das Pöttern und Gurgeln, das Hämmern und Schlagen. Das muss kesseln! Aber andererseits: Das Ding geht ab wie die Luzie. Ich kann mich bei meiner Italienerin bestimmt nicht über mangelndes Temperament beklagen, aber das hier ist noch einmal eine andere Größenordnung. Holla, die Waldfee!<br />
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In <a href="http://adolfkluth.blogspot.de/2012/07/14-der-vermisste-zebraesel.html" target="_blank">Eschbach</a> spüre ich ein paar Regentropfen auf der Haut. Zeit, irgendwo einen Happen zu essen. Ich kehre in einer der zahlreichen Weinstuben ein, die irgendein Winzer nebenbei betreibt. Es stehen pfalztypisch überwiegend recht fleischlastige Gerichte auf der Karte. Da ich weder Säugetiere noch Vögel esse, habe ich über die Jahrzehnte gelernt, diesen Teil einer Speisekarte einfach auszublenden. Dadurch wird die Karte viel übersichtlicher und ich kann in der Regel kurz nach dem Aufklappen dem Kellner schon meine Bestellung aufgeben. Ich entscheide mich für zwei Vorspeisen: Weinbergschnecken und Handkäse mit Musik. Einfach, gut und lecker. Auch ich bin in der Pfalz bisher immer satt geworden. Habe schließlich nicht umsonst Übergewicht.<br />
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Auf dem Heimweg fange ich mir immer wieder ein paar Tropfen ein, werde aber nicht wirklich nass. Über der Weinstraße hängt eine dramatisch wirkende, dunkelgraue Wolkendecke. Nur an einer Stelle blitzt der blaue Himmel durch, und zwar genau über der Maxburg, besser bekannt als das "<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hambacher_Schloss" target="_blank">Hambacher Schloß</a>". Ein schönes Symbol am Ende einer gelungenen Ausfahrt über meine geliebte Weinstraße. Vielleicht fahre ich morgen noch einmal über die <a href="https://adolfkluth.blogspot.de/2016/09/18-die-schonsten-funfzehn-kilometer-der.html" target="_blank">schönsten fünfzehn Kilometer der Welt</a>.<br />
<br />Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-10878331886988802632016-09-04T15:21:00.001+02:002018-05-14T20:17:09.474+02:0017. Die schönsten fünfzehn Kilometer der WeltIch streife durch meine Wahlheimat und zwischen meinen Beinen gurgelt, wie so oft bei meinen Streifzügen, markant und untertourig der V2. Es ist Spätsommer, die Sonne scheint, der warme Wind bläst durch meine Jacke und es geht mir gut. Ich bin auf der Jagd nach Motiven für mein aktuelles Fotoprojekt.<br />
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Jedes Jahr in den sechs Wochen des Sommers, in denen ganz plötzlich alle Arbeitnehmer Deutschlands mit mir tauschen möchten, stelle ich mir ein Thema, das ich dann fotografisch bearbeite. Meistens arbeite ich dann auch in den Wochen bis zu den Herbstferien in jeder freien Minute daran. In diesem Jahr heißt es „Panorama“. Und damit meine ich nicht die Panoramen, wie sie das Apfelfon inzwischen recht ordentlich hinbekommt. Wir reden hier vom kompletten Programm: Stativ, Nodalpunktadapter und ein neues Kameragehäuse mit einem CCD-Chip von geradezu atemberaubender Auflösung. Endlich zeigt sich, dass meine Kaufstrategie in Bezug auf Fotokram der letzten 30 Jahren genau richtig war: Lieber nur eine Festbrennweite als ein Zoombjektiv von minderer Qualität. Die Festbrennweite aber dann bitte hochwertig. Gerne auch gebraucht und ohne Autofocus, wer braucht bei Makro oder Landschaft schon Autofocus. Bei der hohen Auflösung meiner Panoramabilder würden Objektivfehler gnadenlos sichtbar - ich sage nur: „chromatische Aberration“! Näht man die Einzelbilder dann abends auf dem Rechner zusammen, entstehen Panoramen von einem Detailreichtum, der einem die Sprache verschlägt. Leider entstehen auch Datenmengen, die man nur noch schwer mit irgendwem teilen kann. Unkomprimierte TIFF-Dateien wiegen da schon einmal locker 1,5 GB. Selbst als komprimierte JPG-Versionen kann ich sie in Originalgröße nicht auf <a href="http://www.flickr.com/photos/adolf_kluth/" target="_blank">meinen Flickr-Account</a> hochladen, weil sie schlicht zu groß sind. Aber egal: Ich tue das ja in erster Linie für mich und nicht für andere. Vielleicht lasse ich ja irgendwann einmal einen Kalender daraus herstellen.<br />
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Heute tuckere ich also an der nördlichen Weinstraße entlang bis Bad Dürkheim. Ich plane, zunächst mögliche Standorte für Panoramen nur auszukundschaften. Mittags mag ich keine Landschaftsfotos machen. Die Sonne steht dann hoch am Himmel, das Licht ist gleißend und hart. Schatten sind kaum sichtbar und die Landschaft wirkt flach. Auf dem Rückweg, so hoffe ich, kann ich dann bei günstigeren Lichtverhältnissen eine richtige Liste abklappern. Hinter Bad Dürkheim gibt es eine schöne Straße, die quer durch den Wald bis nach Altleiningen führt. Sie beginnt an einem Schild, das Fahrzeugen mit einem Gewicht von über zwei Tonnen die Durchfahrt untersagt.<br />
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Das lockt mich natürlich besonders an. Schilder wie dieses sind für mich gleichbedeutend mit Wegweisern zu schönen Moppedstrecken, quasi Gütesiegel. Hinter ihnen befinden sich nach meiner Erfahrung immer kurvenreiche, schmale Landstraßen mit wenig Verkehr die mich durch eine bezaubernde Landschaft geleiten. Hängen am gleichen Mast dann noch „Forstwirtschaftlicher Verkehr frei“ und „Ende der Ausbaustrecke“, ist das für den motorisierten Zweiradfahrer wie ein Sechser im Lotto. Das ist hier zwar nicht der Fall, aber ich kenne die Route: kommt noch! Und tatsächlich passiere ich nach wenigen Kilometern ein Ausflugslokal, neben dem die ersehnte Schilderkombination hängt. Grinsend schalte ich in den fünften Gang und pöttere das Sträßchen entlang. Immer wieder begegne ich Gruppen von Wanderern. Wandern ist sehr beliebt im dieser Gegend, und zwar durchaus auch bei jungen Leuten. Das liegt sicher nicht nur an dem ausnehmend gut ausgebauten und vielfältigen Wanderwegenetz. Auch die mannigfaltigen Sehenswürdigkeiten allein locken kaum so viel Jungvolk in den Wald. Aber da sind ja noch dutzende Hütten des Pfälzerwaldvereins. Die werden oft ehrenamtlich bewirtschaftet und hier gibt es ausgezeichnete, wenn auch einfache Gerichte aus der deftigen Pfälzer Küche, sowie kühle Getränke. Die Hütten sind an strategisch wichtigen Plätzen im Wald gleichmäßig verteilt und hier sitzt es sich bei meist prächtiger Aussicht herrlich in der Sonne. Geselligkeit, Wurst und Wein - so lässt man es sich hier in der Pfalz gut gehen.<br />
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Da ich leise und relativ langsam fahre, fühlt sich keiner der Wanderer durch mich gestört und ich ernte freundliches Kopfnicken und hin und wieder auch mal ein Lächeln. Meine Laune verbessert sich weiter. Neben der Strecke wachsen beeindruckend große Pilze, wie in einem Zauberwald. Der Duft von Kiefernharz und Wildblumen steigt mir in die Nase. Es riecht immer so gut im Pfälzerwald!<br />
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In <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6ningen" target="_blank">Höningen</a> bewundere ich noch die Ruinen eines alten Klosters, dessen Fassadenteile die Bewohner malerisch in die aktuelle Wohnbebauung mit einbezogen haben, dann lichtet sich die Landschaft - Wald weicht Wiese - und vor mir liegt <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Altleiningen" target="_blank">Altleiningen</a>. Über dem Ort thront eine mittelalterliche Burgruine, deren wieder aufgebauten Teile heute als Jugendherberge dienen.<br />
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Im Veranstaltungssaal der Burg habe ich bereits der Musikrevue eines mir bekannten französischen <a href="http://www.philippe-huguet.eu/de" target="_blank">Sängers</a> beiwohnen dürfen. Gleich mehrere Amateurgruppen nutzen den schönen Spielort für ihre Veranstaltungen, und so hat das kleine Altleiningen ein durchaus ansehnliches kulturelles Programm aus Musik und Theater zu bieten. Im Burggraben befindet sich kurioserweise das Freibad des Ortes, und aus dieser Kombination - Burg und Schwimmbecken - möchte ich irgendwie ein Motiv für mein erstes heutiges Panorama herauskitzeln. <br />
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Gesagt - getan. Auf dem Parkplatz der Burg steht ein Büdchen. Im Ruhrgebiet würde man es vielleicht Trinkhalle nennen, doch in der Pfalz heißt es schlicht Kiosk. Hier decken sich die Schwimmbadbesucher und die Gäste der Jugendherberge mit Erfrischungen und Zuckerzeug ein. Ich parke daneben das Mopped und erkunde das Terrain. Das Schwimmbad ist bei dem tollen Wetter natürlich bestens besucht. Plötzlich ist mir gar nicht wohl bei dem Gedanken, vor der Jugendherberge und mit Blick auf das Becken in aller Seelenruhe ein Stativ mit Kamera aufzubauen. In Neustadt hat es im Freibad schon einmal richtigen Ärger inclusive Polizeieinsatz gegeben, weil jugendliche Besucher mit Handys herumgeknipst haben. Ich decke mich am Büdchen erst einmal mit einem Kaffee und einem Muffin ein und lasse mir das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen. Diesen Ärger riskiere ich lieber nicht. Wer will schon als Spanner verhaftet werden. In meinem Beruf geht so etwas garnicht. Vielleicht komme ich lieber noch einmal her, wenn das Schwimmbad geschlossen ist.<br />
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Etwas frustriert bin ich schon, als ich wieder auf das Mopped klettere. Doch das ändert sich rasch, denn ich habe ja wieder die schöne Strecke nach Bad Dürkheim vor mir. Die genieße ich in vollen Zügen. Mir fällt auf, dass sportliche Radfahrer hier, anders als in meiner eigentlichen Heimat, nicht in großen Pulks auf der Straße fahren, sodass man sie nur schwer überholen kann ohne sie oder sich selbst zu gefährden. Im Gegenteil: Hier wird in langen Ketten geradelt, Radfahrer wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Der Fahrer an der Spitze einer dieser Ketten kann die nächste Kurve schon einsehen und gibt mir völlig selbstverständlich per Handzeichen zu verstehen, dass ich gefahrlos überholen kann. Zum Dank dafür überhole ich mit besonders großem seitlichen Sicherheitsabstand. Ich bin als Student und auch in meinen ersten Berufsjahren lange genug selber recht ambitioniert Fahrrad gefahren. Ich weiß, wie beklemmend es sich auf einem Velo sitzend anfühlt, wenn der motorisierten Verkehr ohne genügenden Sicherheitsabstand vorbeibrettert.<br />
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In Bad Dürkheim wird gerade der Wurstmakt aufgebaut. Eine überdimensionale Digitaluhr zählt den Countdown bis zum Beginn: Noch sechs Tage. Anders als der Name der Veranstaltung vermuten lässt, geht es dabei nur ganz nebenbei um Wurst. Der Dürkheimer Wurstmarkt ist nicht mehr und nicht weniger als das größte Weinfest der Welt. Mit angeschlossenem Rummel und natürlich auch mit Wurst. Aber vor allem Anderen: mit Wein. Solcherart Festivitäten sind mir eigentlich wurst. Deshalb habe ich den Wurstmarkt auch immer gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Doch vielleicht sollte ich mir das versuchsweise einmal geben. Und sei es nur, um eine Geschichte darüber zu schreiben. Den <a href="http://adolfkluth.blogspot.de/2008/12/5-das-groe-fest.html" target="_blank">Neustadter Winzerfestumzug</a> habe ich ja auf diese Weise auch kennen und schätzen gelernt.<br />
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Irgendwo zwischen Neustadt und Dürkheim steht direkt an der Weinstraße ein Hinweisschild "Pfalzblick" und zeigt in einen Wingert. Möglicherweise kann ich da noch ein schönes Panorama anfertigen. Das Licht ist inzwischen deutlich angenehmer und die Landschaft wirkt viel plastischer als um die Mittagszeit. "Pfalzblick" ist ein Ausflugslokal mitten im Wald und auf halber Höhe des Haardtgebirges. Der Clou: man kann bis vor die Türe fahren, und so muss ich das schwere Stativ nicht kilometerweit durch die Gegend schleppen. Die Aussicht von dort ist grandios. Bei klarem Wetter kann man von hier bis zum Odenwald sehen. Darauf freue ich mich jetzt.<br />
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Der schmale Weg führt in der Hügellandschaft der Weinstraße mitten durch die Weingärten. In allen Farben blühende Ackerwildkräuter, aber auch so mancher Rosenstock, säumen die Wingertränder. Die vielen Rosenstöcke neben den Reben sind mir schon öfter aufgefallen. Ich frage mich langsam, ob die Rosen vielleicht nicht nur zu Dekorationszwecken gepflanzt werden. Möglicherweise treiben sich auf denen ja Schädlinge herum, die sonst an die Reben gehen würden. Das muss ich bei Gelegenheit mal einen Winzer fragen.<br />
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Der Parkplatz des Pfalzblick ist rappelvoll. Ich stelle das Mopped hinter einem Kleinwagen ab in der Hoffnung, dass ich schneller mit dem Bild fertig werde als der Besitzer des Wagens mit seinem Kuchen. Am Aussichtspunkt sondiere ich erst einmal die Lage. Die Fernsicht ist nicht umwerfend, aber in Ordnung, die Gestaltungsmöglichkeiten für ein Bild wegen der vielen geparkten Autos eingeschränkt. Doch etwas anderes irritiert mich: Dutzende Großlibellen, es müssen über hundert sein, ziehen in meinem Gesichtsfeld ihre komplizierten Bahnen. Die jagenden Flugkünstler sind dabei wegen ihrer zwei unabhängig voneinander beweglichen Flügelpaare zu Manövern in der Lage, die kaum ein Vogel oder fliegendes Insekt jemals schaffen würde. Und das scheinen sie mir jetzt beweisen zu wollen. Hier im Berghang, abseits von jedem stehenden Gewässer, hätte ich so etwas nicht erwartet. Ich bin völlig fasziniert von diesem Anblick.<br />
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Ein Spielfilm fällt mir ein, den ich in den Ferien gesehen habe. In einer Szene schaut ein Fotograf durch sein Teleobjektiv und entdeckt einen Leoparden. Aufgeregt fordert er einen neben ihm sitzenden Mitarbeiter eines Bildmagazins auf, ebenfalls durch die Kamera zu schauen. Eine ganze Weile beobachten die beiden Männer nun abwechselnd den Leoparden durch das Teleobjektiv, bis der Magazinmitarbeiter den Fotografen fragt: „Wann drückst du auf den Auslöser?“. Und der antwortet: „Manchmal gar nicht. Wenn mir ein Moment gefällt - ich meine: Mir. Persönlich. Dann will ich nicht, dass mich die Kamera irgendwie ablenkt. Dann will ich einfach nur darin verweilen.“<br />
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Ich stehe noch ein paar Minuten an dem Aussichtspunkt und beobachte die Geschwader der kleinen Luftakrobaten. Dann steige ich auf das Mopped und fahre zurück nach Neustadt. Das Panorama am Pfalzblick werde ich an einem anderen Tag fotografieren.<br />
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Nachtrag (zwei Tage später):<br />
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<script async="" charset="utf-8" src="//embedr.flickr.com/assets/client-code.js"></script>Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-21907800189120842042016-08-17T16:12:00.001+02:002018-05-14T20:07:52.097+02:0016. Der Aftershow-BluesIch streife durch die unendlich scheinenden Weiten meiner Festplatte, und stoße dabei auf die Digitalversion des Fotobuchs, das ich für den Regisseur des diesjährigen Sommerstücks der Neustadter Schauspielgruppe gebastelt habe. Es wurde ihm am Abend der Dernièrefeier von mir überreicht, und alle hatten unterschrieben: Die phantastischen Schauspieler, die großartigen Techniker, die überaus zuverlässige Souffleuse, die nette Kassenfrau und sogar der tolle Dame vom Toilettenwagen. Man macht sich ja keine Vorstellung davon, wie wichtig (und schwierig) es ist, dass bei so einer Veranstaltung die Toiletten immer tiptop sauber sind.<br />
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Niemand drückte sich vor unangenehmen Arbeiten. Und wenn doch, wurde er/sie bei nächster Gelegenheit scherzhaft darauf hingewiesen und strengte sich von da ab doppelt an: „Sooo…. Und alle die, die letzte Woche nach dem Wegräumen der Scheinwerfer noch trocken waren, kümmern sich jetzt bitte um der Aufbau und die Nummerierung der Stühle!“. Die Nashornherde trampelte jedes Wochenende gemeinsam durch den Park, und das über Monate. Darüber hinaus haben wir viel private Zeit miteinander verbracht: wir waren in diesem halben Jahr sicher eine tragende Säule der einheimischen Gastronomie. Und auch die Nachbarn der Villa Böhm werden unsere nächtlichen Gespräche vermissen, die wir, auf der Bühne liegend und den Himmel, die Sterne und die ISS beobachtend, geführt haben. Mehrfach kamen so einige Nashörner in den Genuss, der Sonne beim Aufgehen über dem Park zuzusehen. Völlig selbstverständlich fanden sich hier Leute unterschiedlichsten Alters zu einer Gruppe zusammen, die sich nach ein paar Monaten fast so anfühlte wie eine Familie. Eine Vertrautheit bildet sich, ohne die so manches Detail der Inszenierung gefährlich oder überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Einer der Schauspieler bezeichnete dieses Gefühl als ein „inneres Puddingkochen“. Treffender kann man es wohl nicht ausdrücken.<br />
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Dann kam er aber doch, der letzte Tag, die Dernière. Alle legten sich noch einmal besonders ins Zeug. Kleine aber feine Scherze wurden in die Texte und Handlungen eingebaut, gerade so, dass das Publikum es nicht merkt. Einzelne Wörter wurden ausgetauscht und plötzlich standen zwei zusätzliche Nashörner auf der Bühne. Nur die anderen Spieler und die Techniker bekamen das überhaupt mit und immer wieder musste sich jemand auf die Knöchel beißen, um nicht laut loszulachen. Dann noch Applaus, Feuerwerk, noch einmal Applaus und das war’s.<br />
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Die Scheinwerfer wurden weggeräumt, die Requisiten verstaut, die letzten Abschiedsgeschenke ausgetauscht und dann passierte es doch noch, was eigentlich vermieden werden sollte: Tränen kullerten und selbst die Hartgesottenen hatten plötzlich einen dicken Kloß im Hals. So richtig umgehen kann damit keiner. Wie immer versprachen wir uns baldiges Wiedersehen - manchmal klappt das sogar. Meistens aber nicht so bald.<br />
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Zeit, dass die Vorbereitungen zum Winterstück losgehen.<br />
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P.S.: Hiermit bedanke ich mich bei <a href="http://u1amo01.de/" target="_blank">Klaus</a>, bei dem ich schon vor Jahren den Begriff "<a href="http://u1amo01.de/blog/archives/2488-Vorhang.html" target="_blank">Aftershow-Blues</a>" gelesen habe. Danke Klaus. Das trifft es so gut, dass ich kein anderes Wort dafür verwenden möchte.Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-46989067134092428322016-05-21T19:57:00.001+02:002018-05-14T19:59:26.553+02:0015. Die wütenden Nashörner„…meinst Du, so als Biologielehrer (…) könntest Du vielleicht für’s Programmheft einen Essay über Nashörner schreiben? Irgendwas lustiges mit wissenschaftlichem Anstrich? (…) kann auch pseudowissenschaftlich, ironisch, lustig sein.“<br />
Na das ist mir jetzt aber reichlich diffus. Mit „wissenschaftlichem Anstrich“, „ironisch“ UND „lustig“? Das klingt mir sehr nach einer Reklame für in Schokoladeneier verpackte Spielsachen zum Selberbauen: „Was spannendes, was zum Spielen und Schokolade!" Zunächst muss ich mich erst einmal schlau machen, was genau überhaupt ein Essay ist. Ich hatte in der Schule nur Deutsch Grundkurs bei Herrn Karpstein und der hatte es mehr mit Lyrik. Die Wikipedia klärt mich auf: „Der Essay (seltener das Essay; Plural: Essays), auch: Essai, ist eine geistreiche Abhandlung, in der wissenschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche Phänomene betrachtet werden. Im Mittelpunkt steht die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit seinem jeweiligen Thema. Die Kriterien wissenschaftlicher Methodik können dabei vernachlässigt werden; der Schreiber hat also relativ große Freiheiten.“ Das spricht mich an. Ich glaube, wir haben einen Deal. Gekauft! Mach’ ich. Ob’s wirklich geistreich wird, mag der Leser entscheiden.<br />
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Und so streife ich also durch meine digitale Umgebung auf der Suche nach Themen für ein Essay über Nashörner. Mit wissenschaftlichem Anstrich. UND ironisch. UND lustig. Und ja: Ich streife, denn mein Blog heißt „Streifzüge“, und ich kann ihn ja schließlich nicht für jede Folge umbenennen.<br />
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<b>Beginnen wir mit der Biologie:</b><br />
Es existieren fünf rezente Arten in dieser Familie: Breit- und Spitzmaulnashorn in Afrika sowie Panzer- Java- und Sumatranashorn in Asien. Die beiden afrikanischen Arten sowie das Sumatra-Nashorn besitzen zwei Hörner, die verbleibenden zwei asiatischen Arten nur eines. Darauf werden wir später im Stück noch zurückkommen. Sie sollten sich das gut einprägen, denn darüber schreiben wir in der nächsten Woche einen Test. Genau diese Hörner sind übrigens ein Problem für die Tiere. Betrachtet man die früheren und die aktuellen Verbreitungsgebiete der Arten, so fällt auf, dass der Lebensraum dieser wunderbaren Tiere geradezu pulverisiert wurden.<br />
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Im Jemen schnitzt man aus dem Horn repräsentative Dolchgriffe, in Ostasien spielt es eine wichtige Rolle in der traditionellen Medizin. Auch als Aphrodisiakum soll es Verwendung finden, wenn auch ohne jeden traditionellen oder gar wissenschaftlichen Hintergrund. Für 30.000 US$ pro Kilogramm wird es gehandelt, obwohl die berühmten blauen Pillen nachweislich wirkungsvoller und, verglichen mit den Hörnern der Rhinocerotidae, deutlich günstiger sind. Nashörner werden nicht nur wegen ihrer Hörner gewildert, sie stehen auch als sogenanntes Bushmeat auf so mancher Speisekarte. Bitte beachten Sie deshalb auch die Kochrezepte am Ende dieses Essays. Die Tiere standen noch vor nicht allzu langer Zeit am Rande der Ausrottung. Aber die Bestände haben sich etwas erholt. Nicht zuletzt, weil in der letzten Zeit immer wieder auch Nashörner im Park der Villa Böhm gesichtet wurden. Um welche der fünf Arten es sich dabei handelt, ist allerdings umstritten.<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj7bzGiwtI-7dT-OI31auUoMxhNWx0r9oBiu_bsAXt-vNOUJpOkVY3xjn_EZzKrsV5phQGVx2OYIHRl5cNLVAde_XVE_TQey2QSVDWVkq4O5eVRMpleCs9RiqsEn15SW0E8ilAyx3qMDCpv/s1600/%25282%2529+Paintings_from_the_Chauvet_cave_%2528museum_replica%2529.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj7bzGiwtI-7dT-OI31auUoMxhNWx0r9oBiu_bsAXt-vNOUJpOkVY3xjn_EZzKrsV5phQGVx2OYIHRl5cNLVAde_XVE_TQey2QSVDWVkq4O5eVRMpleCs9RiqsEn15SW0E8ilAyx3qMDCpv/s320/%25282%2529+Paintings_from_the_Chauvet_cave_%2528museum_replica%2529.jpg" width="317" /></a>Als reine Vegetarier haben Nashörner einen bis zu 20 Meter langen (!) Magen-Darmtrakt. Ihr Herz kann bis zu fünf Kilogramm wiegen und die Bullen besitzen kein Skrotum. Ihre Hoden liegen im Leibesinneren. Nashörner leben oft einzelgängerisch, die Arten der Savannen rotten sich jedoch zu matriarchalisch organisierten Herden zusammen. Ihre gefährliche Angriffslust ist ebenso legendär wie frei erfunden. Sie meiden die Nähe zum Menschen. Kommt es jedoch in seltenen Fällen zu einem Angriff, ist besonders mit den Bullen nicht zu spaßen. Die massigen Tiere erreichen Geschwindigkeiten von über 45 km/h und nutzen als Waffen nicht nur ihre Hörner sondern auch die kräftigen Zähne.<br />
Wollen Sie das wirklich wissen? Ich glaub’s nicht!<br />
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<b>Kommen wir zu einer exemplarischen Kulturgeschichte der Nashörner:</b><br />
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Sehr bekannt ist auch der Holzschnitt Albrecht Dürers aus dem Jahr 1515. Bemerkenswert ist, dass Albrecht Dürer niemals ein Nashorn zu Gesicht bekommen hat. Er stellte das Tier ausschließlich nach den Schilderungen eines Reisenden dar. Man beachte das Horn im Genick. <br />
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Auch Salvador Dali hat sich den Tieren künstlerisch genähert, von ihm stammt eine spektakuläre Skulptur, die den Dürer-Holzschnitt zitiert. Auch hier: Ein Horn im Genick. <br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfKvA30JkSo460DRKwOKIOm8kPxWUGKd48FW2E8GpFN-y0ndePOGX_Tp0CtS_CEliXVxBnwxeweGcdfyinDA2EegGCdKzeXjM0SSA4oEoMXwMGZ9iaN2s_Rj7j0AMOes-n3hxjGcGeGUQ8/s1600/%25284%2529+Dali%25CC%2581.Rinoceronte.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfKvA30JkSo460DRKwOKIOm8kPxWUGKd48FW2E8GpFN-y0ndePOGX_Tp0CtS_CEliXVxBnwxeweGcdfyinDA2EegGCdKzeXjM0SSA4oEoMXwMGZ9iaN2s_Rj7j0AMOes-n3hxjGcGeGUQ8/s320/%25284%2529+Dali%25CC%2581.Rinoceronte.JPG" width="320" /></a></div>
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Sie lesen ja immer noch. Möchten Sie sich nicht lieber mit Ihrem Nachbarn unterhalten?<br />
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<b>Kochrezepte mit Nashörnern:</b><br />
Wie oben bereits erwähnt sind Nashörner durchaus essbar. In der einschlägigen Literatur finden sich allerdings nur wenige Rezepte. Hier einige Beispiele:<br />
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<u>Nashorn in Burgunder</u><br />
Etwas für die festlichen Tage, vorausgesetzt, das Nashorn fühlt sich in Burgunder wohl.<br />
Nashorn waschen und trocknen, in passendem Schmortopf mit 2000 Litern Burgunder, 6 bis 8 Zwiebeln, 2 kleinen Mohrrüben und einigen Nelken 8 bis 14 Tage kochen, herausnehmen, abtropfen lassen und mit Petersilie servieren.<br />
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<u>Nashorn im Schlafrock</u><br />
Das afrikanische Nashorn fängt man hauptsächlich für ein bekömmliches ostfriesisches Nationalgericht. Das Nashorn wird 14 Tage gekocht und mit einer Prise Gewürznelken ganz klein gewiegt, in einen ausgerollten Nudelteig gewickelt und in feuerfester Form bei massiger Hitze 8 bis 9 Stunden gebacken. Hagebuttenmarmelade darüber geben und heiß servieren.<br />
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Sie könnten sich auch, anstatt zu lesen, in unserem Freiluftfoyer mit einer Brezel versorgen. Die sind wirklich gut. Oder zum Beispiel einen Sekt trinken. Hier treffen Sie ganz sicher auch nette Leute.<br />
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Quellen:<br />
https://de.wikipedia.org/wiki/Nashörner<br />
http://www.tagesspiegel.de/wissen/ost-afrika-die-rhinos-kehren-zurueck/1966504.html<br />
https://de.wikipedia.org/wiki/Rhinocerus<br />
Rezepte verändert nach: Loriots großer Ratgeber<br />
Das Bild des Dali-Nashorns stammt von <span style="background-color: whitesmoke; color: #555555;"><span style="font-family: inherit;">Manuel González Olaechea y Franco</span></span>Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-29001206482239256342015-10-09T19:01:00.000+02:002018-05-14T19:57:35.366+02:0014. Das große Spektakel an der WeinstraßeIch streife durch mein Land, und wie fast immer tue ich das auf meiner guten, alten Schüssel. Seit über 15 Jahren leistet mir der Ganzkörpercabrio schon treue Dienste, fast zweimal hat er mich um den Erdball getragen - zumindest was die Zahl der gefahrenen Kilometer angeht. Nur äußerst selten hat das Mopped mich dabei im Stich gelassen. Danke Mopped, ich freue mich bereits auf die nächsten 15 Jahre! Ich finde, das musste jetzt auch einmal gesagt werden!<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgYMGia09hYe8MJuJhuwEDjKZTBXtBc6jJlFdGWTzzV9q8rRY4WOh_awdq1MfmSio7iLlQtsvG_XZAaf0rtxlv-r4ozimN01sD3y2ZICJDPz7zLZWLf73ChP3B51VkSqrn6iMccKIk8pUmc/s1600/4778038112_3721c886fe_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="681" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgYMGia09hYe8MJuJhuwEDjKZTBXtBc6jJlFdGWTzzV9q8rRY4WOh_awdq1MfmSio7iLlQtsvG_XZAaf0rtxlv-r4ozimN01sD3y2ZICJDPz7zLZWLf73ChP3B51VkSqrn6iMccKIk8pUmc/s400/4778038112_3721c886fe_b.jpg" width="400" /></a></div>
Ich habe mir vorgenommen, meine Familie im Norden von Rheinland-Pfalz zu besuchen. Von Neustadt aus sind das laut Google-Maps rund 200 Kilometer, knapp zwei Stunden ist man unterwegs. „Alla hopp!“ werden Sie vermutlich jetzt sagen, „Ab auf’s Mopped und los!“. „Moooment!“ würde ich Ihnen dann antworten „Hatte ich schon erwähnt, dass ich Autobahnen bis auf’s Blut hasse?“. Ich mag sie einfach nicht. Natürlich sind es effiziente Verkehrswege, um die uns die Welt beneidet. Selbstverständlich ist man auf ihnen schnell und zeitsparend unterwegs. Zur Zeit wird gerade die A61 aufgemöbelt und die neuen Teile sind jetzt richtig schick. Aber es sind so viele Psychopathen auf Autobahnen unterwegs. Drängler, die von hinten herangerast kommen, obwohl die Überholspur offensichtlich „zu“ ist, die aber trotzdem mit der Lichthupe nerven. Rücksichtslose Irre, die kurz vor einem Stauende noch mit hoher Geschwindigkeit rechts überholen. Dazu der Anblick von geplatzten LKW-Reifen, bei denen man sich gar nicht vorstellen möchte, was einem Motorradfahrer da hätte passieren können. Abgerissene Rückspiegel liegen herum und zerfetzte Tierkadaver. Erst heute habe ich mehrere regelrecht halbierte… Nein! Diese Bilder wollen Sie nicht in ihrem Kopf haben. Ich könnte jetzt noch ausführen, in wie vielen lebensbedrohlichen Situationen ich mich auf deutschen Autobahnen schon befunden habe, aber einigen wir uns bitte darauf, dass Sie mir das ohne weitere Überprüfung glauben. Auf dem Sattel eines Motorrades nimmt man den Straßenverkehr einfach völlig anders wahr.<br />
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Aber zurück zu Google-Maps: Hier gibt es einen wunderbaren Schalter, der heißt „Autobahnen vermeiden“. Dann berechnet einem die Software eine Route ohne Autobahnen. Und schon schnellt der Kilometerzähler von 196 auf 207 Kilometer (klingt nicht dramatisch), aber die prognostizierte Dauer der Fahrt von 1:56 Stunden auf 3:41. Und die vierspurigen Bundesstraßen, die sich unter den genannten Aspekten wie Autobahnen anfühlen und die ich deshalb ebenfalls meide, haben wir in dieser Routenberechnung noch mit drin, denn dafür gibt es bei Google-Maps leider keinen Schalter. Sie ahnen langsam, auf was ein Familienbesuch für mich hinausläuft, oder?<br />
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Alla hopp! Ab auf’s Mopped und los!<br />
Wir schreiben den 30. August 2015, es ist kurz vor neun Uhr, und heute findet der <a href="https://www.pfalz.de/erlebnistag-deutsche-weinstrasse" target="_blank">Erlebnistag Deutsche Weinstraße</a> statt. Deshalb wird dieselbe ab 10.00 Uhr gesperrt und nur für Radfahrer und Fußgänger freigegeben. Also jetzt bloß nicht trödeln! Gefrühstückt habe ich schon in der kleinen Backstube am Bahnhof, jetzt will ich über Mussbach und Deidesheim nach Bad Dürkheim und dann über Nebenstrecken, die schöne Landschaft genießend, die Weinstraße bis 10 Uhr hinter mir lassen. Von Bockenheim bis Alzey kenne ich weitere Landstraßen, und von dort aus will ich mich unter konsequenter Umgehung der Autobahn bis Bingen durchschlagen. Da beginnt der Mittelrhein. Rechts und links davon gibt es je eine lauschige Bundesstraße mit Blick auf eine der schönsten Landschaften der Welt. Ab und zu lockt hier eine gemütliche Fährfahrt mit Abwechslung und Abkühlung. So lautet der Plan.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhyNszt6WG_vS0Jd6FT0bffznBe70oSZs1YNFBfL08YTu6wH_6gam8D-z_kX0UbKuQ1_VH8OmOFC5y1gV7NTZsWOeE1AZ-RN88EhVsjotJKZLGlQkqVNDddOfOAeRDvl-Q9jUffnbxNwp73/s1600/20774531092_83c240c5ae_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="576" data-original-width="1024" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhyNszt6WG_vS0Jd6FT0bffznBe70oSZs1YNFBfL08YTu6wH_6gam8D-z_kX0UbKuQ1_VH8OmOFC5y1gV7NTZsWOeE1AZ-RN88EhVsjotJKZLGlQkqVNDddOfOAeRDvl-Q9jUffnbxNwp73/s400/20774531092_83c240c5ae_b.jpg" width="400" /></a></div>
Und der funktioniert dann auch. Für etwa 400 Meter. Da steht dann nämlich schon die erste Straßensperre. Ist ja eigentlich auch logisch und ich hätte daran denken können: Wenn um 10.00 Uhr alle Zufahren zur <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche/_Weinstra%C3%9Fe" target="_blank">Weinstraße</a> gesperrt sein sollen, muss man etwas früher mit dem Aufstellen der Schilder beginnen, sonst wird man nicht rechtzeitig fertig. Ich respektiere das Schild, nicht aber den Umstand, dass ich schon jetzt nicht mehr auf der Weinstraße fahren soll. Inzwischen kenne ich mich gut aus. Ich hoffe deshalb, eine andere Zufahrt im noch ungesperrten Zustand zu erwischen. Das gelingt auf Anhieb und so kann ich tatsächlich noch ein ganzes Stück über meine Lieblingsstrecke in der Pfalz tuckern. Ab und zu sieht man auch noch ein Auto und keiner der vielen Polizisten meckert, also scheint meine Vorgehensweise prinzipiell in Ordnung zu sein. Es wird jedoch von Ortschaft zu Ortschaft schwieriger, einfach durchzufahren, denn überall werden Lieferwagen mit leckeren Spezialitäten abgeladen und Stände aufgebaut. Immer wieder stoße ich auf Absperrungen und Umleitungen. Ganze Dorfkerne sind offenbar schon seit dem Vorabend nicht mehr befahrbar, weil Vorbereitungen für das große Spektakel getroffen werden müssen. Die Pfälzer nehmen es verdammt ernst, das Feiern.<br />
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Außerdem schwillt die Menge der im Rudel cruisenden Radfahrer geradezu dramatisch an. Und mit der Menge auch das Unverständnis für die im deutschen Straßenverkehr gelten Regeln. Noch ist die Strecke ja eine ganz normale Straße, die von Autos, Weinbergschleppern und Motorrädern genutzt werden kann und auch genutzt wird. Vor mir zum Beispiel fährt ein Herr mittleren Alters auf einem flammneuen weißen Ebike neben einem etwas jüngeren Radler, ebenfalls mit Elektrounterstützung. Sie erreichen dabei, ohne zu schwitzen, eine für Fahrräder erstaunlich hohe Geschwindigkeit. Die Gebilde auf den Köpfen der Herren kommen mir dabei wie eine bunt lackierte Mischung aus Insektenkopf und Klonkrieger vor. Ich frage mich ernsthaft, warum vernünftige Menschen sich derart alberne Dinge auf den Kopf setzen.<br />
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Lord Helmchen und sein Padawan unterhalten sich während der Fahrt fröhlich plappernd. Sie achten dabei weder auf das was vor ihnen liegt, noch auf das was hinter ihnen kommt. So bemerken sie ein Hindernis erst in allerletzter Sekunde und müssen beide eine Vollbremsung machen. Glücklicherweise habe ich das kommen sehen und bin schon vor einiger Zeit auf Abstand gegangen. Sonst wäre das sicher nicht so glimpflich abgelaufen. Sechs Zentner Metall mit zwei Zentnern Mensch obendrauf bremsen sich eben nicht von jetzt auf gleich ab.<br />
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Den Versuch, mich noch vor der endgültigen Vollsperrung über die Weinstraße zu mogeln gebe ich schließlich in Bad Dürkheim auf. Zu viele Umleitungen nerven und kosten unnötig Zeit. Außerdem hat man in der Kurstadt das Plakat mit dem schönen Portrait der von hier stammenden deutschen Weinkönigin entfernt. Das hat zwar überhaupt nichts mit der Routenfindung zu tun, ärgert mich aber trotzdem. Ich bin ein großer Fan dieses Plakats und der darauf portraitierten jungen Frau. Dieser Tropfen hat das Fass zum überlaufen gebracht. So nicht, meine Damen und Herren aus der Kreisverwaltung, so nicht!<br />
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Zunächst bewege ich mich noch parallel zur Weinstraße nach Norden. Angesichts zahlreicher Sperrungen und Umleitungen mit unklarer Beschilderung gebe ich mich jedoch irgendwann endgültig geschlagen und brause dann doch noch ein Stück über die so ungeliebte Autobahn, auf der ich mich dabei auch reichlich unwohl fühle. Wenigstens sind sonntags keine LKW auf der A61, so fährt es sich relativ stressarm. In Bingerbrück geht es dann in Richtung B9. Diesen Abschnitt finde ich immer besonders aufregend, denn noch bevor ich den Fluss meiner Kindheit sehen kann, habe ich ihn bereits in der Nase. Etwas kühler wird die Luft, feuchter und leicht moderig. Ich mag das. Der Rhein ist vermutlich der einzige Fluss dieses Planeten, den ich am Geruch erkennen kann.<br />
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Durch die Trockenheit der letzten Wochen hat sich der Rhein stellenweise bis in die Mitte seines Bettes zurück gezogen. Die Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub steht bei normalem Wasserstand auf einem Stückchen Land im Strom, das kaum größer ist als die Burg selbst. Bei diesem Niedrigwasser schwillt es auf eine beachtliche Größe und wächst mit benachbarten Inseln zu einem stattlichen Anwesen zusammen.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiiaDt39t19quJI3t3_hWKcPFbnoZ2hbr9whWoCn17-C2L2lzmNle29faV7I7J2K7CiOoQn8EnJaKCqSPJHi780-OW3lSG7NmbJ5a9c_YECa8015G8d4fVYVwab_2RsGHZ3KGOEOjJDDp8m/s1600/21017523791_a870fd1852_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiiaDt39t19quJI3t3_hWKcPFbnoZ2hbr9whWoCn17-C2L2lzmNle29faV7I7J2K7CiOoQn8EnJaKCqSPJHi780-OW3lSG7NmbJ5a9c_YECa8015G8d4fVYVwab_2RsGHZ3KGOEOjJDDp8m/s400/21017523791_a870fd1852_b.jpg" width="400" /></a></div>
Große Sandbänke erscheinen, auf denen sich das höhere Leben in Form einiger Weidenzweige angesiedelt hat die, kaum angeschwemmt, sofort austreiben und innerhalb weniger Wochen kleine Sträucher bilden. Würde der Wasserstand so niedrig bleiben, wären sie die Vorreiter für eine Bewaldung der Eilande. Wenn ihnen die Klimaerwärmung jedoch nicht unter die Arme greift, werden sie vermutlich bald einfach nur ertrinken. Große Felsen werden sichtbar, die bei normalem Pegel tückisch unter der Wasseroberfläche lauern. Jetzt aber ergreifen die Möwen Besitz von ihnen und kümmern sich um die Düngung für eventuell interessierte Pionierpflanzen. An solchen in der Regel unsichtbaren Felsen sind früher Schiffe zerschellt, nicht etwa wegen der Ablenkung der Steuermänner durch leicht bekleidete junge Damen, die sich auf einem Berg sitzend die goldene Lockenpracht bürsteten. Dank moderner Technik und dank der Sprengung der gefährlichsten ihrer Art, ist die Gefahr heute nicht mehr so groß. Also die Felsen wurden gesprengt, nicht die leicht bekleideten jungen Damen.<br />
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Ich liebe diese Strecke aus jeder Perspektive. Aus dem Auto habe ich sie schon genossen, meistens mit Beethoven als Soundtrack, im Zug gerne auch mit Vivaldi oder den Stones, und auf dem Mopped liefert eben der V2 den hypnotischen Klangteppich, der die Gedanken kreisen lässt. Im Kopf spielt allerdings das Columbia Symphony Orchestra unter der Leitung von Bruno Walter Wagner: Lohengrin, Vorspiel zum III. Akt, WWV 75. Kennen sie nicht? Sie haben doch bestimmt „Der große Diktator“ von und mit Charles Chaplin gesehen, oder? Sie kennen das Stück.<br />
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Die Schüssel fährt sich handlich wie ein Kleinkraftrad, das muss man ihr lassen. Lenken kann man mit dem Hintern, allein durch Gewichtsverlagerung. Die Fahrt über die schmale Bundesstraße ist bei diesem Wetter sehr angenehm. Ich bewundere die Landschaft und bei freier Straße überhole ich hin und wieder einen ebenso die Landschaft bewundernden, aber deutlich langsamer fahrenden Autofahrer mit britischem Kennzeichen. Am Anfang will ich mich noch über die rollenden Verkehrshindernisse ärgern. Aber dann wird mir wieder bewusst, dass es ja die Briten waren, die die <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Rheinromantik" target="_blank">Rheinromantik</a> im 19. Jahrhundert praktisch erfunden haben. Ohne sie wäre der Mittelrhein als touristische Attraktion wohl niemals entdeckt worden, niemand würde sich heute um die geschleiften Festungen und Zollburgen scheren. Vermutlich wären sie als Steinbrüche genutzt und vollständig abgetragen worden. So höre ich auf, mich zu ärgern und muss schmunzeln, wenn ich mal wieder ein britisches Kennzeichen sehe. Und ob ich jetzt drei Stunden und vierzig Minuten für die Fahrt brauche oder vier Stunden zwanzig… Darauf kommt es nun wirklich nicht mehr an.<br />
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In St. Goar lege ich eine Pause ein. Da gibt es, mit herrlichem Blick auf den Rhein und das gegenüberliegende Ufer, auf einem großen Parkplatz einen Imbiss. Hier mache ich immer Pause, wenn ich am Mittelrhein unterwegs bin. JEDER auf dieser Route macht hier Pause. Der Parkplatz ist wie üblich rappelvoll und die Leute stehen in Scharen um den Imbiss herum. Es ist eigentlich kein besonderer Imbiss. Die Speisen sind nicht ungewöhnlich und die Karte genretypisch übersichtlich. Aber es ist jederzeit blitzsauber hier. Die Pommes schmecken nie nach altem, ranzigem Frittenfett und der Kaffee wird immer ganz frisch zubereitet. Die Damen hinter dem Tresen bleiben stets überaus freundlich und arbeiten routiniert und schnell. Man fühlt sich wohl, hat schöne Aussicht und kann zwischendurch seine Lieben anrufen und die voraussichtliche Ankunftszeit ankündigen. Je älter ich werde, desto mehr kann ich mich über solche Kleinigkeiten freuen. Gerne gebe ich der jungen, asiatisch aussehenden Frau mit der frisch gestärkten Bluse ein Trinkgeld. In einem Imbiss scheint das nicht üblich zu sein, denn sie bedankt sich geradezu überschwänglich. Das macht mir ein gutes Gefühl im Bauch, das mich bis Koblenz begleitet.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlYe_pV3HnHlBmMdBw1I1GfVKW4nNRbSxDdHLtnqwkqdfWse3pfsWUg-COpWnpo5OINMHPodPxgOkTVBiFiYtOxry5LQlau0FhlCi-yWXBx-s-3x3PqqkWumUJg8H-2J0BMwVccUkcMmD8/s1600/20710503555_f4a49d91db_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="768" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlYe_pV3HnHlBmMdBw1I1GfVKW4nNRbSxDdHLtnqwkqdfWse3pfsWUg-COpWnpo5OINMHPodPxgOkTVBiFiYtOxry5LQlau0FhlCi-yWXBx-s-3x3PqqkWumUJg8H-2J0BMwVccUkcMmD8/s400/20710503555_f4a49d91db_b.jpg" width="300" /></a></div>
Hier wird die Fahrt wieder problematisch. Vor der Ortseinfahrt ist ein heftiger Stau, die Umgehungsstraße hinter dem Bahnhof ist gesperrt, und auf der Umleitungsstrecke über einen Parkplatz bewegt sich auch kaum etwas. Man könnte sagen: Koblenz ist völlig dicht. Da ich mich in der Stadt ein Wenig auskenne, benötige ich nur rund eine Stunde, um mich an der Innenstadt vorbei auf die andere Rheinseite durchzuschlagen. Zwischendurch erfahre ich noch den Grund für dieses erneute Ungemach: Ein <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe/_auf/_Koblenz" target="_blank">Fliegerbombe</a> aus dem zweiten Weltkrieg wurde gefunden. Auch so eine Hinterlassenschaft der Briten. Zusammen mit United States Air Force hat die Royal Air Force nämlich die Stadt am Zusammenfluss von Mosel und Rhein zwischen 1944 und 45 nahezu dem Erdboden gleich gebombt. Von den ursprünglich fast 100000 Einwohnern lebten deshalb bei Kriegsende nur noch rund 9000 in Koblenz, und in den Trümmern lagen jede Menge Blindgänger. Die Menschen kamen schließlich zurück, die Stadt wurde wieder aufgebaut, die Blöcke lösten sich auf und Deutschland wurde wieder ein Land. Die Besatzungssoldaten verschwanden, aber die Blindgänger blieben. Und die lauern bis heute auf eine Gelegenheit, ihre ursprüngliche Bestimmung zu erfüllen.<br />
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Zugegeben: Deutschland hatte sich zuvor bei den europäischen Nachbarn auch nicht gerade nett benommen. Der Kontinent brannte, und deshalb durften wir nun auch nicht meckern, als es auch am Rhein Trümmer gab. Umso mehr erstaunt es mich, dass Deutschland in vielen <a href="https://www.blogger.com/[http://www.sueddeutsche.de/politik/positiver-einfluss-auf-weltgemeinschaft-deutschland-das-beliebteste-land-der-erde-1.2287270]" target="_blank">Umfragen</a> siebzig Jahre später als beliebtestes Land der Welt abschneidet. Wie bitte? Die Deutschen werden gemocht? Mit Ablehnung wegen meiner Staatsbürgerschaft oder einer wegen meines Vornamens gerümpften Nase kann ich umgehen. Aber mit Zuneigung? Was ist denn da los?<br />
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Der Rest der Fahrtstrecke zu meiner Familie bietet wenig Spektakuläres. Auch der Rückweg nach Neustadt verläuft ohne nennenswerte Zwischenfälle. Nur zwei Dinge sind der Erwähnung würdig:<br />
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<li>Auch auf dem Rückweg mache ich wieder eine Pause in St. Goar. Obwohl inzwischen viel Wasser den Rhein heruntergeflossen ist, sieht die Bluse der jungen Asiatin, trotz stundenlanger Küchenarbeit, immer noch aus wie frisch gebügelt. Das Wort „adrett“ schießt mir durch den Kopf, obwohl ich das normalerweise nicht mit der Kneifzange anfassen würde.</li>
<li>Auf der inzwischen wieder für den motorisierten Verkehr freigegebenen Weinstraße tummeln sich immer noch Schwärme von Radfahrern. Die meisten haben ihre futuristischen Helmgebilde inzwischen abgestreift und tragen sie nun lässig am Ellenbogen. Dafür sind viele von ihnen jetzt… (Nun - wie soll ich es ausdrücken?) …reichlich angeschickert.</li>
</ul>
Extrem vorsichtig lege ich die letzten Kilometer bis nach Neustadt zurück. Als ich endlich Zuhause ankomme, habe ich fast zehn Stunden auf der Schüssel hinter mir und bin wie immer sehr froh, dass unterwegs nichts passiert ist.<br />
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<br />Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-8834552135211128042012-07-26T19:32:00.000+02:002018-05-15T19:28:45.794+02:0013. Der vermisste Zebraesel<span style="font-size: large;">Ich streife durch meine Gegend. Zwischen meinen Knien gurgelt und pöttert mal wieder untertourig der V2, der Wind bläst mir durch die Jacke - schön! Manchmal, wirklich nur ganz selten und auf freier, gerader Strecke, drehe ich aus purem Übermut am Gasgriff. Nur um mich davon zu überzeugen, dass alle 75 Pferde noch da sind. Das vermittelt mir das beruhigende Gefühl, dass ich mich aus einer Gefahrensituation wuchtig herauskatapultieren kann. Bisher war das erst einmal notwendig. Gut so!</span><br />
<span style="font-size: large;"><br /></span>
<span style="font-size: large;">Alle nörgeln über den verregneten Sommer, aber mir macht das nichts aus. </span><span style="background-color: white; font-size: large;">Mit Grausen erinnere ich mich noch an den schrecklichen Sommer von 2003, der de facto von April bis November dauerte. Da gab es Temperaturen von über 40°C im Schatten, und in der Pfalz hat es stellenweise ausgesehen, wie ich mir die Sahelzone vorstelle. </span><span style="background-color: white; font-size: large;">Hitze bekommt mir eben nicht, und die paar Tropfen Regen vertrage ich auch ohne besondere Schutzkleidung. Ich bin ja schließlich nicht aus Zucker! Und seit ich die elende Qualmerei aufgegeben habe, bin ich ohnehin dauerhaft mit Thermounterkleidung </span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">ausgestattet - aus Biopren. </span></span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj0zCYirjYTFAvx4RtwbQ0_rXZmWkRZkedyEZCVBSETeulMjhBKXG42QN17B-OPqfYKUWfUIGN3FHEFyGsd9-ND-0qUz5zSG5CUe021xZhcvaaVNq51KTfdmjhsE1aRT0ICl0JwjIHI3_jq/s1600/7544031546_918caaba02_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="682" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj0zCYirjYTFAvx4RtwbQ0_rXZmWkRZkedyEZCVBSETeulMjhBKXG42QN17B-OPqfYKUWfUIGN3FHEFyGsd9-ND-0qUz5zSG5CUe021xZhcvaaVNq51KTfdmjhsE1aRT0ICl0JwjIHI3_jq/s400/7544031546_918caaba02_b.jpg" width="400" /></a><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">Durch die ständig verfügbare Feuchtigkeit ist die Natur geradezu explodiert, deshalb blühen jetzt am Straßenrand Wildblumen und ausgewilderte Ackerpflanzen. Herrlich! Mir fällt auf, wie ungeheuer reich diese Landschaft ist. </span></span><span style="background-color: white; font-size: large;">Ich meine nicht finanziellen Reichtum, auch wenn ich zugeben muss, dass es dem Durchschnittspfälzer heutzutage sicher erheblich besser geht, als in all den Jahrhunderten zuvor. Nein, ich meine die naturräumliche Ausstattung der Weinstraße und der Oberrheinebene: Zu den oft guten bis sehr guten Böden kommt ein mildes Klima mit vielen Sonnenstunden und ausreichendem Niederschlag in der Vegetationsperiode - also im Sommer. Dieses Klima ist unser Kapital, unser Reichtum, und das gibt es so in keiner anderen Landschaftszone der Welt. Also besteht keine Veranlassung, daran herumzunörgeln. Hier gedeihen saftige Pfirsiche und duftende Feigen, hervorragende Weintrauben, zuckersüße Melonen, herrlich blühende Mandeln und riesige Kürbisse. Edelkastanien </span><span style="background-color: white; font-size: large;">stehen,</span><span style="background-color: white; font-size: large;"> </span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">seit die Römer sie hier eingeführt haben, so zahlreich in den Wäldern, dass sie mit ihren Früchten die einheimische Küche um eine leckere Zutat bereichert haben. Und gerade bei diesem Wetter gibt es schmackhafte Pfifferlinge in rauen Mengen. </span></span><span style="background-color: white; font-size: large;">Insofern ist der Vergleich mit der Sahelzone natürlich unangemessen. Hier muss niemand Hunger leiden und verdursten, wenn es alle paar Jahre einmal ein paar Wochen nicht regnet. Die Menschen in der Pfalz müssen keine Not leiden. Jeder kann sich im Sommer vor oder hinter seinem Haus in den Schatten setzen, und in Ruhe einen Schoppen Riesling- oder Weißherbstschorle genießen. </span></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiE-Q4EC32JoEp_zPZMqFA31tQjx3yIAX_7bGMIBlvpRMFyoX2XKTFqGKpbSw6uw64jGLg6crKRg_EC6qCccMommhHldj1RaDwghNqOgJDn-J4GPAFkhhWAOOUFekUYwU44Hswz5Oa-S3LW/s1600/3934439114_91300d597c_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="678" data-original-width="1024" height="265" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiE-Q4EC32JoEp_zPZMqFA31tQjx3yIAX_7bGMIBlvpRMFyoX2XKTFqGKpbSw6uw64jGLg6crKRg_EC6qCccMommhHldj1RaDwghNqOgJDn-J4GPAFkhhWAOOUFekUYwU44Hswz5Oa-S3LW/s400/3934439114_91300d597c_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span style="background-color: white; font-size: large;">Das war leider nicht immer so. Nicht zuletzt weil es in der Pfalz so schön ist, weckte der Landstrich allerlei B</span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">egehrlichkeiten. Hier haben über Jahrhunderte die grausigsten Kriege getobt: Der Bauernkrieg, später der Dreißigjährige Krieg und der Pfälzische Erbfolgekrieg, um nur drei Beispiele zu nennen. Dabei wurden ganze Dörfer ausgelöscht, ganze Landstriche entvölkert. Und wenn nicht gerade gekämpft wurde, wurden die einfachen Leute trotzdem von den Landsknechten ausgeplündert. Denn es war damals nicht unüblich, einen Söldner erst am Ende des Krieges zu bezahlen, und die Versorgung der Armee ihr selbst zu überlassen. "Der Krieg ernährt den Krieg" hieß es damals. Deshalb litt die Bevölkerung auch dann, wenn ein "befreundetes" Heer durchzog weil ganz woanders Krieg herrschte. </span></span><br />
<span style="background-color: white; font-size: large;">Aber auch in Friedenszeiten mussten die Menschen Abgaben entrichten. Weite Teile Deutschlands waren durch das auch für den Hochadel </span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">geltende Erbteilungsrecht in Kleinstaaten zersplittert, die kaum eine vernünftige wirtschaftliche Grundlage für ein Staatswesen boten, geschweige denn für den Pomp, der damals bei Hof zelebriert wurde.</span></span><br />
<span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;"><br /></span></span>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmDe9Kk0QWZy7wa8_C0uQsA5hPxJX1MVkQ1C7qHYBq7y83GdYuaBfdySWxYsuK40L3paB7I8E_YsxLUEUsysWKitArYJ3y6S8TFR9OY9ROAv7_QRFd43EAz69AZSPwswEdGqKp1PLKS7Q6/s1600/7557284466_e032084c07_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="683" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmDe9Kk0QWZy7wa8_C0uQsA5hPxJX1MVkQ1C7qHYBq7y83GdYuaBfdySWxYsuK40L3paB7I8E_YsxLUEUsysWKitArYJ3y6S8TFR9OY9ROAv7_QRFd43EAz69AZSPwswEdGqKp1PLKS7Q6/s400/7557284466_e032084c07_b.jpg" width="267" /></a></div>
<span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">Mein heutiges Ziel ist Burg </span></span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">Trifels hoch über Annweiler.</span></span><br />
<span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">Da aber auch der Weg das Ziel sein soll, fahre ich Umwege, die mich ein Stück weit in den angrenzenden Pfälzer Wald führen. Hier sind die Böden sandig und mager, die Temperaturen deutlich frischer und die Niederschlagsmengen höher. Hier beginnt, auch wenn es sich in der politischen Aufteilung nicht widerspiegelt, die Hinterpfalz. Hier sind Bauerhäuser winzig, Nebenerwerbshandwerke entwickelten sich nach und nach zu kleinen Industrien: Papierfabriken, Parkettherstellung oder Bürstenbinderwerkstätten entstanden so. Typisch für ländliche Gebiete in Realteilungsgebieten mit schlechten Böden. Von irgendetwas muss man ja leben. Ich erreiche mein Tagesziel schließlich bei bedrohlich verdunkeltem Himmel. </span></span><span style="background-color: white; font-size: large;">Ich lese auf dem Telefon nach, was ich über diese alte Festung wissen möchte: </span><br />
<span style="background-color: white; font-size: large;">Burg Trifels war einst eine der größten und mächtigsten der zahlreichen Burgen in der Pfalz, ja in ganz Deutschland.</span><span style="background-color: white; font-size: large;"> </span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">Im 12. und 13. Jahrhundert wurden hier sogar die Reichskleinodien aufbewahrt, </span></span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">weil sie als so sicher und uneinnehmbar galt. "Wer Trifels hat, der hat das Reich!" sagte man damals, denn ohne Krone, Zepter und Reichsapfel galt ein deutscher König nicht als legitimer Herrscher. </span></span><span style="background-color: white; font-size: large;">Als Staatsgefängnis der staufischen Herrscher beherbergte sie so manch prominenten Gast. </span><span style="font-size: large;">Auch Richard I., genannt Richard Löwenherz, wurde hier für circa zwei Jahre gefangen gehalten. Erst nach Zahlung eines </span><span style="font-size: large;">immensen</span><span style="font-size: large;"> Lösegeldes kam er wieder frei.</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhhuYC-pFhLr3PB8urngXC54mmQWbo3exDFMzKUXVnsLbRkOV9wbrOaBjvF92tiCg0Q0RuaT5TjaCPp5933QuUryEuBDlJZ7rf01W6AYRFo_Q938blush07gS3EN4fpOTnqRCca0oFCLl5Y/s1600/7636414136_ff67ea33ef_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="681" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhhuYC-pFhLr3PB8urngXC54mmQWbo3exDFMzKUXVnsLbRkOV9wbrOaBjvF92tiCg0Q0RuaT5TjaCPp5933QuUryEuBDlJZ7rf01W6AYRFo_Q938blush07gS3EN4fpOTnqRCca0oFCLl5Y/s400/7636414136_ff67ea33ef_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">In diesem kleinen Landstrich standen einst 500 Burgen. Einerseits mussten die Dörfer der Bauern beschützt werden - ob sie das wollten oder nicht - andererseits befinden wir und ja im Grenzgebiet zu Frankreich. Und da wurde dann in jedes Seitental des Rheins als mögliche Aufmarschachse für feindliche Heere und zur Kontrolle der Handelswege eine Burg platziert. Und damit sich kein Händler und kein Kriegsherr stickum vorbeischlich, versah man auch jedes Seitental des Seitentals mit einer Burg und so weiter. Diese Burgen erhielt dann ein Adeliger zum </span></span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">Lehen. Die zur Burg gehörenden Dörfer hatten für seinen Unterhalt aufzukommen und genossen dafür in Kriegszeiten den Schutz des Ritters. So war das in der Theorie. Gehörte zur Burg aber nur ein winziger Weiler, wo die Menschen sich selbst kaum ernähren konnten, waren auch die Ritter zu relativer Armut verdammt. Nicht wenige kamen dann auf die Idee, bei Durchreisenden auf eigene Rechnung Zölle zu verlangen oder diese gleich ohne viel Federlesen auszuplündern. Gern wurden die </span></span><span style="background-color: white; font-size: large;">benachbarten </span><span style="background-color: white; font-size: large;">Territorien ausgenommen, auch das Erpressen von Schutz- und Lösegeldern war durchaus nicht unüblich. Je kleiner ein zu einer Burg gehörendes Lehen war, desto wahrscheinlicher wurde der Ritter zum Räuber - zum Raubritter.</span></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMlYSIm_xPgkL8yi8AWxi8lIq6gn-pejWI_7AVt8vL-cZvtfhchUlDX8GLMGHRUAHNuU2Ysi5K5_Q9evzVphEpSxqFVIQfXG-Z_Pqr_rEebLy_eGL2ohCwVrbQgoBjKXj95NxFkxVe-jgF/s1600/3870623546_3bbef8cecb_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="678" data-original-width="1024" height="265" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhMlYSIm_xPgkL8yi8AWxi8lIq6gn-pejWI_7AVt8vL-cZvtfhchUlDX8GLMGHRUAHNuU2Ysi5K5_Q9evzVphEpSxqFVIQfXG-Z_Pqr_rEebLy_eGL2ohCwVrbQgoBjKXj95NxFkxVe-jgF/s400/3870623546_3bbef8cecb_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span style="background-color: white; font-size: large;">Beim Verlassen der Burg schaue ich nach oben. Der Himmel sieht aus, als würde jeden Augenblick die apokalyptischen Reiter den Weltuntergang verkünden. Noch ist es aber trocken, also schnell den Rückweg antreten. Weil das Wetter jedoch überraschend stabil bleibt, kann ich mir die Route durch die Weindörfer der südlichen Weinstraße nicht verkneifen. Hier ist es um so vieles schöner als auf der Autoschnellstraße. Vielleicht finde ich ja in Eschbach den seit Jahren vermissten Zebraesel. </span><span style="background-color: white; font-size: large;">Der Anblick der kleinen, oft liebevoll restaurierten Fachwerkhäuschen in den putzigen Dörfern der südlichen Weinstraße ist für mich ein Stück Lebensqualität. Ich wohne dort, wo andere Menschen Urlaub machen. Beim Durchfahren von Klingenmünster, Ilbesheim, Birkweiler, Siebeldingen, Gleisweiler und all den anderen Gemeinden entdecke ich seit Jahren immer wieder für mich Neues. Mal ist es ein besonders prächtiger Dorfbrunnen, der mein Aufmerksamkeit anzieht, dann wieder ein kleines Barockkirchlein oder ein hübsches, mit Blumen geschmücktes Pfarrhaus. Und bei einer dieser Erkundungsfahrten stieß ich vor Jahren in Eschbach auf die Esel. Da ich bereits an <a href="http://adolfkluth.blogspot.de/2010/08/10-die-esel-von-eschbach.html" target="_blank">anderer Stelle</a> davon berichtet habe, kann ich mich hier kurz fassen: Bei einem Dorffest stand auf einem kleinen Platz ein wie ein Zebra bemalter Esel herum, doch den eigentlichen Standort </span><span style="background-color: white; font-size: large;">dieser Skulptur,</span><span style="background-color: white; font-size: large;"> den Heimathafen wenn Sie so wollen, habe ich nie gefunden. Auch Freunde von mir, extra mit Bahn und Bus von weit her angereist und dank einer Internetrecherche bestens für die Eseljagt präpariert, wurden nicht fündig. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. </span></div>
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<span style="background-color: white; font-size: large;"><br /></span>
<span style="font-size: large;">Nicht nur die Adeligen unterlagen den Zwängen der Realteilung, auch die Besitztümer der irgendwann freien Bauern wurden unter den Erben aufgeteilt. Das hatte zur Folge, dass die Höfe immer kleiner und kleiner wurden und die Bauern von Generation zu Generation immer ärmer. Schon vergleichsweise kleine äußere Anlässe reichten dann aus, um selbst in diesem Gunstraum bei der Landbevölkerung große Not auszulösen. So war es absurderweise eine besonders üppige Weinernte im Jahr 1934 mit der eine solche Krise begann: Der aus dem Überangebot resultierende Preisverfall war es, der viele Winzerbetriebe in große Bedrängnis </span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">brachte. Und so kamen die damaligen Machthaber auf die Idee, mit dem Begriff "Deutsche Weinstraße" einen Markennamen einzuführen, mit dem sich gleichermaßen Wein und Fremdenverkehr vermarkten lassen. Den armen Winzern brachte das bis heute </span></span><span style="background-color: white;"><span style="font-size: large;">Mehreinnahmen durch den verbesserten Absatz für ihren Wein und die Vermietung von Fremdenzimmern. Den Nazis brachte es Reputation und große Beliebtheit in der Region, und das fast zum Nulltarif. Der damalige Gauleiter Bürckel, auch von ihm <a href="http://adolfkluth.blogspot.de/2011/05/11-die-alte-villa.html" target="_blank">war hier bereits die Rede</a>, eröffnete die Weinstraße in Bad Dürkheim mit großem Pomp und einer Rede von "Kampf und Volk - Wein und Wahrheit" am 19. Oktober 1935. Und am 20. Oktober gab es dann das deutschlandweite "Fest der Traube und des Weines". Zum Wohl - die Pfalz! </span></span><br />
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<span style="background-color: white; font-size: large;"><br /></span>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi3bM5uRsFf7VvEzBcN3CmpHmKut-8myI9IWiBdK1LxJfAXl39jNSg_J9ZHLu_GJjwh0rD7h2onM7pcR1GlFGo5lJSTqcVZcr29lIJouJJHXdWEqWasRi7mY2UclARldRlJhrpbd6tKypaR/s1600/7651243198_bf9c60f61a_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="765" data-original-width="1024" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi3bM5uRsFf7VvEzBcN3CmpHmKut-8myI9IWiBdK1LxJfAXl39jNSg_J9ZHLu_GJjwh0rD7h2onM7pcR1GlFGo5lJSTqcVZcr29lIJouJJHXdWEqWasRi7mY2UclARldRlJhrpbd6tKypaR/s400/7651243198_bf9c60f61a_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span style="background-color: white; font-size: large;">In Eschbach angekommen finde ich zwar zwei weitere, mir bis dahin unbekannte Esel, doch der Zebraesel bleibt verschollen. Frustriert trete ich den Rückzug an. In Diedesfeld erwischt mich dann doch noch ein Regenschauer, zum Glück ist ein Wartehäuschen des Regionalverkehrs </span><span style="background-color: white; font-size: large;">in der Nähe, als es losgeht. Hier überstehe ich den Guss. Dann fahre ich zurück in mein Neustadt - seit 1935 "an der Weinstraße".</span><br />
<span style="font-size: large;"><br /></span>
<span style="font-size: large;"><u>Lesenswert in diesem Zusammenhang:</u></span><br />
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<li><span style="font-size: large;">Wikipedia-Artikel "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Weinstra%C3%9Fe" target="_blank">Deutsche Weinstraße</a>"</span></li>
<li><span style="font-size: large;">Wikipedia-Artikel "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Pf%C3%A4lzischer_Erbfolgekrieg" target="_blank">Pfälzischer Erbfolgekrieg</a>"</span></li>
<li><span style="font-size: large;">Wikipedia-Artikel "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Pf%C3%A4lzischer_Bauernkrieg" target="_blank">Pfälzischer Bauernkrieg</a>"</span></li>
<li><span style="font-size: large;">PFALZ.de "<a href="http://www.pfalz.de/freizeit-und-erleben/burg-trifels-bei-annweiler" target="_blank">Burg Trifels bei Annweiler</a>"</span></li>
<li><span style="font-size: large;">PFALZ.de "<a href="http://www.pfalz.de/freizeit-und-erleben/die-pf%C3%A4lzer-burgen-herrlichkeit#" target="_blank">Burgen in der Pfalz</a>"</span></li>
<li><span style="font-size: large;">Wikipedia-Artikel "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_L%C3%B6wenherz#Gefangen_auf_Burg_Trifels" target="_blank">Richard Löwenherz</a>"</span></li>
</ul>
<br />
<span style="font-size: large;">Zwei der Facharbeiten meiner Schüler im Erdkunde-LK möchte ich hier auch nicht unerwähnt lassen, sie haben viele Ideen geliefert. Bei der einen ging es um Strukturwandel im Weinbau am Beispiel eines Betriebes, bei der anderen um die Wiederbesiedlung eines einst wegen Kriegshandlungen wüst gefallenen Dorfes im Pfälzerwald.</span><br />
<span style="font-size: large;"><br /></span>
<span style="font-size: large;"><br /></span>Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-33879201083629620982011-10-10T20:48:00.009+02:002018-05-14T19:47:26.604+02:0012. Der Tod des Apfelmanns<span style="font-size: large;">Ich streife durch meine Gegend und lande schließlich im prächtigen Kopfbahnhof von Frankfurt am Main. Frankfurt ist für ein Landei wie mich schon eine ziemliche Metropole. Groß, unübersichtlich und laut kommt sie mir vor, diese Stadt. Überall liegt Dreck herum, Penner und Punks schnorren, ständig habe ich Paranoia, dass mir jemand das Portemonnaie aus der Tasche zieht. Wenn man den Bahnhof verlässt, ist man zudem auch noch sofort im Rotlichtbezirk. Da fühle ich mich überhaupt nicht wohl, denn da riecht es nach "hoffentlich sieht mich keiner"-Angstschweiß und nach Menschenhandel.</span><br />
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<span style="font-size: large;">Aber es ist wie es ist: alle paar Monate zieht es den kleinen Adolf in die große Stadt, ab und zu muss er einfach weg von der guten Landluft und rein ins Getümmel. Und da kommt die räumliche Nähe Neustadts zur Bankenstadt sehr gelegen: ab in den Zug, einmal umsteigen und schon bin ich da. Ich habe eigentlich keine konkreten Pläne. Schauen, was los ist und was man Unternehmen kann, evtl. noch bei Manufaktum ein lange begehrtes Lineal aus Metall kaufen. Einen USB-Hub für meine Backup-Laufwerke brauche ich auch noch. Den bekommt man im Laden mit dem angebissenen Apfel. Den ganzen Krempel hätte ich natürlich auch von Zuhause aus bestellen können. Das wäre mit Sicherheit günstiger gewesen als die Zugfahrt. Aber was soll's: Es sind Ferien, und man kann ja nicht den ganzen Tag in der Bude hocken.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi1Fy-1PWsBXaz4oBdF88r9Mg4LYqdsrjczsslI99YBtKIC86-d0VhHvmniAQLjgs1kFlmBaOuyIPAkHEkoc4jbCdpYAgZiFY05Z1Q4PHEaeAq5rup0TlvzelsBZ906FQZRE0fiPjKsp45O/s1600/4668712391_cc894cca18_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="681" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi1Fy-1PWsBXaz4oBdF88r9Mg4LYqdsrjczsslI99YBtKIC86-d0VhHvmniAQLjgs1kFlmBaOuyIPAkHEkoc4jbCdpYAgZiFY05Z1Q4PHEaeAq5rup0TlvzelsBZ906FQZRE0fiPjKsp45O/s400/4668712391_cc894cca18_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Beim Betreten der Innenstadt habe ich "Super Heavy" auf den Ohren. Das ist Multikulti-Reggae mit Superstar-Besetzung. Ein angemessener, entspannender Soundtrack für diesen Kultur-Schmelztiegel - den deutschen „Big Apple“ sozusagen. Während ich noch darüber nachdenke, ob nun Joss Stone oder Mick Jagger den knackigeren Hintern hat, legt neben mir an der Fußgängerampel eine Comicfigur an. Eine riesige, gertenschlanke Asiatin wächst zu meiner Linken dem Himmel entgegen. Sie ist ausschließlich in Schwarz und farbenfrohem Dunkelgrau gekleidet. Ihre pechschwarzen, endlos langen Haare treffen sich irgendwo an ihrer Körpermitte mit den ebenfalls beeindruckend langen Beinen. Von hinten scheint sie somit nur aus Haaren und Beinen zu bestehen. In der rechten Hand hält sie lässig und elegant ein iPad. Schon trippelt sie auf gesundheitsschädlich hoch anmutenden Absätzen weiter und lässt mich derart verblüfft stehen, dass ich glatt die Grünphase der Ampel verschlafe während ich ihr mit offenem Mund hinterherglotze. Wer jemals einen Comic des französischen Autoren mit dem Künstlernamen Möbius gelesen oder seine Entwürfe in dem Film „Das fünfte Element“ bewundert hat, kann vielleicht nachvollziehen, in welche Welt ich mich entführt glaubte.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br /></span>
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Angeregt durch die Möbiuserscheinung wechsle ich die Musik: Simon Rattle dirigiert John Adams "Short Ride in a Fast Machine". Klassische amerikanische Minimalmusic passt vielleicht doch besser zu dem Gewimmel um mich herum und auch zu den hohen Häusern. Das iPad der Comicikone bringt mich auf die Idee, die Apfeldichte auf meinem Weg zum Apple-Store zu erfassen. Ich zähle also iPhones, iPads und weiße Kopfhörer. Das Ergebnis dieser spontanen statistischen Erhebung ist verblüffend: Jedes zweite in der Frankfurter Innenstadt gesichtete Telefon ist eines mit einem angebissenen Apfel. Fast alle gesichteten Kopfhörer sind weiß. Das ist mir unheimlich. Sieht ein Wenig nach totaler Kontrolle durch den Apfelkonzern aus. Nur gut, dass man mit den Ohrstöpseln und mit den Telefonen keine Gehirnwellen beeinflussen kann. Hoffentlich!</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjgrByoJBiHVI_6oxKhrs3NfW-wbQOuIhF8p-dsyW97Ee_t3E5qLVcpmL3CdvWK8YsMPlRpGygr90aa27zqfIL_UAvsGEbqvrZzpVzoZ2j1qKkX_O-ZOn4bffty1JCwwlt3JsAUweBnKqMv/s1600/6231395206_4df46a64a3_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="765" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjgrByoJBiHVI_6oxKhrs3NfW-wbQOuIhF8p-dsyW97Ee_t3E5qLVcpmL3CdvWK8YsMPlRpGygr90aa27zqfIL_UAvsGEbqvrZzpVzoZ2j1qKkX_O-ZOn4bffty1JCwwlt3JsAUweBnKqMv/s400/6231395206_4df46a64a3_b.jpg" width="300" /></a><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Am Apple-Store angekommen fällt mir sofort der improvisierte, kleine Altar links neben dem Eingang ins Auge. Viele Apfelfreunde haben hier unter einem Foto des kürzlich verstorbenen Steve Jobs Blumen abgelegt und angebissene Äpfel. Sie haben auch kleine Zettel an die Schaufensterscheibe des Geschäfts geklebt mit persönlichen Gedanken zum Tod des Apple-Gründers. In der Tat hat das Ende des Apfelmanns letzte Woche, obwohl lange erwartet, ziemliche Bestürzung ausgelöst. Und das nicht nur unter seinen Fans. Alle Nachrichten und die Titelseiten der Tageszeitungen waren voll mit Artikeln zu diesem Thema. Der Spiegel zeigte ein schönes Bild des Firmenchefs aus besseren Tagen mit der Überschrift: „Steve Jobs - Der Mann, der die Zukunft erfand“. Obwohl mich das Ereignis selbst nicht unbewegt gelassen hat, finde ich derlei Pathos doch etwas übertrieben. Er war nicht mehr und nicht weniger als ein ziemlich guter Verkäufer, der die Bedürfnisse seiner Kunden und die Funktionalität und Schönheit seiner Produkte sehr ernst genommen hat. Trotzdem rührt mich der kleine Altar derart an, dass ich beschließe, beim Verlassen des Ladens ebenfalls einen angebissenen Apfel zu hinterlassen. Man weiß ja nie, ob es nicht doch gut für das Karma ist. Doch zunächst gehe ich erst einmal hinein, ich brauche ja noch einen USB-Hub.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"></span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjxwPEb7FS_kiLn5H7TZbt0qBBCylwXHpGb5lENnyD1E37QQoK8ZBBOyVbuX98FmoJOPypc4JK5HmEvSzOtp8exLF6LwMqZXWozO-Skkx0fsr8n74GdzCZ-XWKhAgov3qlz1pns8QR3IL4j/s1600/6231399214_abeeba4b63_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="765" data-original-width="1024" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjxwPEb7FS_kiLn5H7TZbt0qBBCylwXHpGb5lENnyD1E37QQoK8ZBBOyVbuX98FmoJOPypc4JK5HmEvSzOtp8exLF6LwMqZXWozO-Skkx0fsr8n74GdzCZ-XWKhAgov3qlz1pns8QR3IL4j/s400/6231399214_abeeba4b63_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Im Laden ist es wie immer: Schicke Geräte auf minimalistischen Regalen und Tischen drapiert. Aha! Meine Musik passt also immer noch. Diensteifrige und freundliche Verkäufer in blauen T-Shirts mit weißem Apfellogo wuseln zwischen den Kunden herum und versuchen, ihnen zu helfen. Man nimmt ihnen ab, dass sie an ihrer Arbeit Freude haben. Über eine gläserne Wendeltreppe geht es in den ersten Stock zum Zubehör. Und mit „gläserne Treppe“ meine ich nicht: „Treppe mit gläsernem Geländer“. Das Ding ist wirklich aus Glas, und zwar vollständig. Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass Apple oder sogar der verstorbene Steve Jobs höchstpersönlich, ein Patent auf diese Treppe hält. Irre! Beim Zubehör habe ich eine Frage. Der Verkäufer bemüht zunächst einen Kollegen und ergoogelt schließlich die Antwort ratzfatz. Nicht, dass ich das nicht selbst gekonnt hätte, aber so ist es schöner. Eine Kasse gibt es scheinbar nicht. Ich erkundige mich bei einer Verkäuferin, die scannt sofort mit einem leicht pummelig aussehenden iPhone den Barcode meines Kartons und schiebt meine Plastikgeldkarte in ein bis dahin unauffällig deponiertes Lesegerät. Prompt kommt aus einem kleinen, fast unsichtbaren Schlitz in der Wandverkleidung die Quittung. Die Rechnung gibt es per Email und das war‘s auch schon.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Beim Verlassen das Apple-Stores beobachte ich noch eine Dame, die mit süßsäuerliche Miene die angebissenen Äpfel aus dem improvisierten Altar klaubt. Sie gibt zu erkennen, dass sie von der Trauer der Kunden ebenfalls gerührt ist, möchte aber keine Ungezieferplage riskieren. Es käme mir nun gemein vor, noch einen dazu zu legen. Also schlendere ich, aus vollen Backen meinen Apfel kauend, in Richtung des Manufaktum-Geschäfts. Angesichts des emsigen Großstadttreibens und der dicht an dicht stehenden Hochhäuser habe ich inzwischen auf den Soundtrack des Films Matrix umgeschaltet. Der passt auch prima zu den vielen Herren in dungelgrauen und schwarzen Anzügen. Irgendwie erwarte ich die ganze Zeit, dass aus der Menge die Frau mit dem roten Kleid auftaucht. Doch sie kommt nicht.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br /></span>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-GI-BLlyBYjZ6QwqLSb87u5IGMLvtlf07zH8r5v0qUuaImY6dJJcCozbPGJO_Hdbx4DrQbf8Frmt-wGt9warW5Nm8Za04ts_AcGuWUQVgyP-q1J79dqtQZp8Z0Lbz8SjQIyRxpczXWlmA/s1600/5102365285_ac60b15629_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="765" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-GI-BLlyBYjZ6QwqLSb87u5IGMLvtlf07zH8r5v0qUuaImY6dJJcCozbPGJO_Hdbx4DrQbf8Frmt-wGt9warW5Nm8Za04ts_AcGuWUQVgyP-q1J79dqtQZp8Z0Lbz8SjQIyRxpczXWlmA/s400/5102365285_ac60b15629_b.jpg" width="300" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Stattdessen erscheint irgendwo hinter der Alten Oper der Manufaktum-Laden: Konsumlustschloss für Oberstudienräte, Tempel der Dinge, die niemand wirklich braucht, die man aber trotzdem unbedingt haben möchte. Das harmoniert dann wieder gut mit der Marke des angebissenen Apfels. Ein Glück, dass ich kein Oberstudienrat bin. Das macht mich vermutlich immun. Das Lineal ist rasch gefunden, aber es überkommt mich die Lust, durch die Regale zu streifen und zu schauen. Das ist ein Fehler! Letzten Endes verlasse ich das Geschäft um mehrere, wie außerirdische Parasiten in mein Gehirn gepflanzte Konsumwünsche reicher und um etliche Euronen ärmer. Zugegeben: neben dem schönen Lineal ist noch ein wunderbarer Kopfhörer herausgesprungen.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Auf dem Rückweg zum Bahnhof bemerke ich, dass der Akku meines Apfelfons inzwischen kaum noch Energie enthält. Da ich das Ding aber für die Fahrplansuche und für Emails unterwegs noch zu brauchen glaube, verzichte ich notgedrungen auf Musik. Nur dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass mir in einem kleinen Park ein Bettelmusikant auffällt, der auf seiner Geige erstaunlich präzise und doch gefühlvoll Mozart interpretiert. Ich höre also auf, nach der Frau im roten Kleid Ausschau zu halten, lausche dem Geiger und werfe ihm ein paar Münzen in den Geigenkoffer. Er bedankt sich, ich antworte </span><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">höflich: </span><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">„<i>Ich</i> habe zu danken!“ und verabschiede mich. In Zukunft werde ich wohl öfter mal mit offenen Ohren durch die Gegend laufen und sicher auch wieder mehr Äpfel essen.</span>Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-25733547673879763172011-06-18T16:17:00.018+02:002018-05-15T19:40:38.551+02:0011. Der Park der alten Villa<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPMUbbsAWJbKvFv7VO9RpFapAwhqjDxv3nDXbsARjlY2cqUgWlXBo08zZdu51E99bClO0cbCKveSdYOPiqZV8OmM3XS7nCBnh6dYJRTrHDAr0iVAWvVfvsCw8W8i8cZUvfn5QjKEh1pZmb/s1600/5743605668_ac1f4e35fe_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="681" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPMUbbsAWJbKvFv7VO9RpFapAwhqjDxv3nDXbsARjlY2cqUgWlXBo08zZdu51E99bClO0cbCKveSdYOPiqZV8OmM3XS7nCBnh6dYJRTrHDAr0iVAWvVfvsCw8W8i8cZUvfn5QjKEh1pZmb/s400/5743605668_ac1f4e35fe_b.jpg" width="267" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Ich streife durch die Straßen meiner Stadt...</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Nein.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Heute streife ich ja gar nicht.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Ich eile. Und das nicht nur weil es regnet.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Zielstrebig den Weg entlang, den ich schon an <a href="http://adolfkluth.blogspot.com/2011/05/11-die-alte-villa.html">anderer Stelle</a> beschrieben habe: An der Ampel links an der Polizei und dem neuen Grünzug am Ufer des Speyerbachs vorbei, an der nächsten Ampel wieder die Straße überqueren und dann rechts abbiegen. Nach einigen Metern gehe ich mit klopfendem Herzen durch das schmiedeeiserne Tor. Im Park schnell den Berg hinauf, rechts die Seqoias, links die stolzgeschwellte Hose. Ich kann es kaum erwarten, zu "meinen" Schauspielern zu kommen, denn heute ist Generalprobe. Dabei geht mir ausgerechnet jetzt ein altes Lied nicht aus dem Kopf:</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><i><b>"</b></i><span class="Apple-style-span" style="font-family: "arial";"><i><b>Leute, nehmt eure Wäsche weg, schließt die Gartentür zu:</b></i></span></span><br />
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Bringt die Katz ins Versteck, die Wäscheleine dazu:</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Und was da nicht ganz niet- und nagelfest ist,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Und was keinen Riegel vor hat,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Das wird sofort geklaut und bleibt ewig vermißt:</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><span class="Apple-style-span" style="font-family: "arial";"><i><b>Erbarmen, Musikanten sind in der Stadt!</b></i></span><i><b>"</b></i></span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Warum will mir dieses Lied nicht mehr aus dem Sinn? Musikanten, Schauspieler, Gaukler, Taschenspieler und Hausierer wurden im Mittelalter oft in einem Atemzug genannt. Bevor es Theater gab gehörten sie zum fahrenden Volk und zu den unehrlichen (ehrlosen) Berufen. Auch Scharfrichter, Hübschlerinnen (Prostituierte), <a href="http://adolfkluth.blogspot.com/2009/05/8-der-gipfelsturm-am.html">Turmwächter</a>, Zöllner und Büttel (Polizisten/Gerichtsdiener) wurden interessanterweise in diese Schublade gesteckt. Menschen am Rande der Gesellschaft, ausgegrenzt, oft in Armut gefangen und außerhalb der Stadtmauern untergebracht. Im Kriegsfall deshalb schutzlos. Ehrlos bedeutete auch wehrlos.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<div style="padding: 3px; text-align: left;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"></span></div>
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgDRzdiux5vTpUNU-7umwman4v51NeJCqaBKAJMjp_DRF9sc90U64f5SEc5miSq1OS3e5ub0SDAuB4GL0CXfPfVhtH64mw9XlQvG6rnI21LeoMcnu4YbJFXjQCJFf9MM725Et1qB6l8Vu92/s1600/5828423699_de1c73d8ab_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="1024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgDRzdiux5vTpUNU-7umwman4v51NeJCqaBKAJMjp_DRF9sc90U64f5SEc5miSq1OS3e5ub0SDAuB4GL0CXfPfVhtH64mw9XlQvG6rnI21LeoMcnu4YbJFXjQCJFf9MM725Et1qB6l8Vu92/s400/5828423699_de1c73d8ab_b.jpg" width="400" /></a><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Im "Meyers Großes Konversations-Lexikon" von 1905-1909 steht dazu:</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">"Fahrende Leute, im Mittelalter die einzeln oder in Banden umherwandernden Gaukler, Taschenspieler, Erzähler, Sänger, Spielleute, Mimen und andre unterhaltsame Leute, die allmählich die alten in höherer Schätzung befindlichen Barden, Volkssänger und Harfenspieler aufsogen. Allerdings übten auch die Fahrenden Instrumentalmusik und führten im Frühjahr Schwerttänze, im Winter gymnastische Künste, Puppenspiele etc. auf. Ihre Vorführungen waren oft so halsbrecherischer Natur, daß sie sich, wie Joinville erzählt, jedesmal vorher bekreuzigten. Die Schloßherren, denen sie in ihrer Einsamkeit willkommene Besucher waren, lösten sie nachher aus der Schenke aus, zeitweise hatte auch die Geistlichkeit die Pflicht, sie zu beherbergen. Nach den Kreuzzügen erhielten sie großen Zulauf aus fahrenden Priestern, Nonnen, Beghinen, Scholaren, wie sich ihnen auch Zigeuner, Söldner und Landsknechte anschlossen. Obgleich als Verbreiter von Dichtungen, Sagen, Neuigkeiten, Schauspielen überall beliebt, blieben die Vertreter der heitern Kunst (gaya scienza) doch als sogen. unehrliche Leute anrüchig und verachtet. Gesetz und Kirche stießen sie aus, sie waren rechtlos, und die kirchlichen Sakramente blieben ihnen vorenthalten. Gleich den Knechten durften sie nicht die Tracht des freien Mannes anlegen. Die Folge war, daß sie unter sich eigentümliche, z. T. ergötzliche Formen und Vereinbarungen einführten, und so entstanden das »Königtum der fahrenden Leute im Elsaß«, das »Pfeiferrecht und der Pfeifertag (Dienstag nach Mariä Geburt) zu Rappoltsweiler«. Die Herren von Rappoltstein präsidierten als Pfeiferkönige dem Pfeifergericht. Im 14. und 15. Jahrh. waren sie etwas günstiger gestellt, seit der Reformation aber beschränkten polizeiliche Maßregeln ihre Ungebundenheit und Zahl. Während des Dreißigjährigen Krieges und später erhielten sie dann neuen Zuwachs durch Alchimisten, Geisterbeschwörer, Schatzgräber, Bärenführer, Komödianten und andre »Landstörtzer«, die namentlich aus Italien zuströmten. Ein Nachklang existiert noch heute in den Orgeldrehern und den umherziehenden Kunstreitern, Seiltänzern und Schauspielergesellschaften (sogen. Schmieren)."</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><i><b>"</b></i><span class="Apple-style-span" style="font-family: "arial";"><i><b>Wirte macht den Bierhahn dicht:</b></i></span></span></div>
<div style="font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Sichert dreifach das Tor:</span></b></i></div>
<div style="font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Löscht im Fenster das Licht,</span></b></i></div>
<div style="font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Nagelt Balken davor:</span></b></i></div>
<div style="font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die singen und gröln bis der Morgen anbricht,</span></b></i></div>
<div style="font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die würfeln und fressen sich satt,</span></b></i></div>
<div style="font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die raufen und saufen und zahlen dann nicht:</span></b></i></div>
<div style="font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><span class="Apple-style-span" style="font-family: "arial";"><i><b>Erbarmen, Musikanten sind in der Stadt!</b></i></span><i><b>"</b></i></span></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Und tatsächlich kommt es mir im Keller der alten Villa ein Bisschen so vor, wie ich mir das Treiben in einem Zigeunerwagen vorstelle: Irgendwer hat ein paar Brotlaibe mitgebracht, Käse und Wurst sind auch da. Es herrscht gute Stimmung, obwohl die Probe buchstäblich ins Wasser zu fallen droht. "Noch ein Sektchen?" tönt es von rechts "Die Flasche ist aber schon leer!" krähen einer der Darsteller und ich im Chor, als hätten wir's abgesprochen. Irgendwie wird es schon gehen, schließlich haben sie in der Hauptprobe am vergangenen Wochenende das Stück schon einmal in einem Rutsch durchgespielt. Also warum die geliehenen Kostüme versauen? Warum auf dem nassen Bühnenboden ausrutschen, um womöglich zwei Tage vor der Premiere noch einen weiteren Darsteller verletzungsbedingt zu verlieren? Einer hat sich schon vor zwei Wochen den Arm gebrochen. Andererseits hat es bei der Hauptprobe durchaus noch ein paar Hänger gegeben. Teilweise war das zum Schreien komisch, mündete in regelrechte Kicheranfälle und Lachkrämpfe, wie ich sie sonst nur bei den Mädchen in der achten Klasse kenne. So etwas sollte in einer Vorstellung mit Publikum natürlich nicht passieren.</span><br />
<br />
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><i><b>"</b></i><span class="Apple-style-span" style="font-family: "arial";"><i><b>An den Gasthof schreibt Ruhetag,</b></i></span></span></i></div>
<div style="font-style: normal; font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Alle Betten belegt:</span></b></i></i></div>
<div style="font-style: normal; font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></i></div>
<div style="font-style: normal; font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Bevor es wie ein Schicksalsschlag</span></b></i></i></div>
<div style="font-style: normal; font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Durch die Herberge fegt:</span></b></i></i></div>
<div style="font-style: normal; font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></i></div>
<div style="font-style: normal; font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die kneifen Eure Mägde mit frevelnder Hand,</span></b></i></i></div>
<div style="font-style: normal; font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Verwüsten die Stuben euch glatt.</span></b></i></i></div>
<div style="font-style: normal; font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Wer Lieder singt, steckt auch die Herberg in Brand:</span></b></i></i></div>
<div style="font-style: normal; font: normal normal normal 14px/normal Arial; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></i></div>
<div style="font-style: normal; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
<i><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><span class="Apple-style-span" style="font-family: "arial";"><i><b>Erbarmen, Musikanten sind in der Stadt!</b></i></span><i><b>"</b></i></span></i></div>
<br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die große Mehrheit der Bevölkerung war in vorindustrieller Zeit nicht im Stande, Reserven zu bilden. So konnte man in Krisenzeiten und bei Arbeitsplatzverlust schnell auf der sozialen Leiter absteigen, sein Obdach und damit auch seinen Stand verlieren. Das fahrende Volk bekam somit stetigen Zulauf. Im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung Mitteleuropas war so bis ins ausgehende 19. Jahrhundert ständig auf der Walz, in Krisenzeiten schnell auch deutlich mehr. Das Elend war unvorstellbar. Und so war es schwer, ehrlich zu bleiben. Taschendiebe und Beutelschneider reisten mit den Schauspielern und Gauklern. Während man auf den Bühnen das Publikum erheiterte, wurden Börsen aus den Taschen gezogen. Vorn spuckte jemand Feuer, hinten wurden Geldbeutel vom Gürtel geschnitten. In Kriegs- und Krisenzeiten, aber auch im Winter, wenn mit Freiluftaufführungen kein Auskommen zu erzielen war, Rekrutierten sich aus den Scharen der Obdachlosen auch Räuberbanden wie die vom Hölzerlips oder vom Schinderhannes, die auf den Reisewegen auch vor Überfällen und Morden nicht zurückschreckten.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">"Krämer holt eure Habe rein,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die Budiken schließt ab:</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Zählt die Flaschen Bier und Wein,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Laßt die Gitter herab:</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die plündern den Keller, das Lager zerfällt,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die feilschen und fordern Rabatt</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Und zu guter Letzt samt der Kasse das Geld:</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Erbarmen, Musikanten sind in der Stadt!"</span></b></i></div>
<div style="padding: 3px; text-align: left;">
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgLZx0J6lw94AJD-Kj387PLd4Y1p7Pw7sHAz-ecIST7eD6WTZB8HE6Lal1FIWSw_9hqg4CxSCMOVD7bHeo-ryra-OS4Al5MbIKrdYaGTdVszbBqgTZnVJ9qiqMOyejR6YZcSXdAqQTRCFnU/s1600/5828319397_7102a1c27f_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="1024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgLZx0J6lw94AJD-Kj387PLd4Y1p7Pw7sHAz-ecIST7eD6WTZB8HE6Lal1FIWSw_9hqg4CxSCMOVD7bHeo-ryra-OS4Al5MbIKrdYaGTdVszbBqgTZnVJ9qiqMOyejR6YZcSXdAqQTRCFnU/s400/5828319397_7102a1c27f_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Irgendwann hört der Regen damit auf, auf den Bühnenboden zu trommeln. Jetzt aber rasch, denn die Generalprobe soll pünktlich um acht beginnen. Die Nachbarn der alten Villa sind eingeladen, als Entschädigung für den Lärm an den vergangenen Wochenenden sozusagen. Es kommt also zum ersten mal reguläres Publikum. Alles muss ganz schnell gehen, deshalb fasse ich selbstverständlich mit an: Kulissen aufbauen, Bühne und Stuhlreihen trocknen. Tontechnik und Scheinwerfer werden herbeigeschleppt und angeschlossen. Die Schauspieler schlüpfen in ihre Kostüme, für die Maske bleibt keine Zeit. Und schon geht es los: Vivaldi tönt aus den Lautsprechern, die ersten drei Akte gehen reibungslos über die Bühne. Eine Pause, die Akte vier und fünf dann mit Scheinwerferlicht, denn inzwischen ist es dunkel. In der ganzen Zeit fotografiere ich nicht, denn ich habe bereits alles aus verschiedenen Perspektiven gesehen und abgelichtet. Ich brauche nur noch ein einziges Bild: Ich hoffe darauf, die Kamera nach der letzten Szene mit einem Fischauge bestückt in der Mitte des Bühnenhintergrunds aufstellen zu können. Ich möchte die Schauspieler in einer Reihe aufgestellt bei der Verbeugung ablichten, im Gegenlicht der Scheinwerfer. Dadurch hätte ich eine Aufnahme aus ihrer Perspektive: Mit dem Gesicht zum Publikum, welches man aber wegen des gleißenden Lichts nicht sehen kann.</span></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><i><b>"</b></i><span class="Apple-style-span" style="font-family: "arial";"><i><b>Bürger, bringt euch in Sicherheit,</b></i></span></span><br />
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Legt die Schrotflinten an:</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Macht Schwefel und Pech bereit,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Und dann rette sich wer kann:</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die schänden Eure Frauen und Töchter alsbald,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Doch nicht nur was Röcke an hat,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die machen auch vor Greis und Haustier nicht halt!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind in der Stadt!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><i><b>Erbarmen, Musikanten sind in der Stadt!</b></i><span class="Apple-style-span" style="font-family: "times";"><i><b>"</b></i></span></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://www.flickr.com/photos/adolf_kluth/5844891201/" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;" title="photo sharing"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<a href="http://www.flickr.com/photos/adolf_kluth/5844891201/" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;" title="photo sharing"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span></a><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Jean-Baptiste Poquelin war im Frankreich des 17. Jahrhunderts ein solcher Wanderschauspieler. Er kam allerdings freiwillig und aus Leidenschaft zur Bühne, nicht aus Not. Die Wandertruppe, der er sich anschloss, hatte wohl reiche Gönner, deshalb waren ihre Mitglieder vermutlich nie auf krumme Touren angewiesen. Trotzdem ging ihnen irgendwann doch das Geld aus, und so landete Poquelin vorübergehend im Schuldturm. Doch er kam wieder frei, stieg innerhalb der Gruppe rasch auf und schrieb sogar eigene Stücke. Unter anderem auch "L'Étourdie ou Les Contretemps" ("Der Tolpatsch oder die Querstreiche"), eine in Versen verfasste Komödie im Stil der italienischen Comedia dell'arte. Immerhin 13 Jahre wanderte er umher, bis er schließlich in Paris unter dem Namen Molière erfolgreich wurde. Seine Komödie vom tollpatschigen jungen Mann, der sich in eine Sklavin verliebt und sich ohne seinen pfiffigen Diener nicht zu helfen weiß, wurde immer wieder aufgeführt, unter anderem 1973 von einer Gruppe unbekannter Laienschauspieler in Neustadt an der Weinstraße. Und eben diese Schauspielgruppe, inzwischen natürlich in anderer Besetzung, lässt es mit mit der ungereimten Übersetzung der Bühnenstücks unter dem Namen "Der Knallkopf" 38 Jahre später wieder so richtig krachen.</span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjiN7zao5S30OgOIcXSnWgD1A9c64bDAKWBsUJmr1GNKLF-rTCqABf84fhchsOeNTizU1FgaqHKBtuJ1U0zQsnb6qWlb5nkMBjAUOhJuH5_o3V7mEGnKrDb3orhNhpl-ixVh0U2NZJfms4X/s1600/5844891201_02bda3b1b6_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="727" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjiN7zao5S30OgOIcXSnWgD1A9c64bDAKWBsUJmr1GNKLF-rTCqABf84fhchsOeNTizU1FgaqHKBtuJ1U0zQsnb6qWlb5nkMBjAUOhJuH5_o3V7mEGnKrDb3orhNhpl-ixVh0U2NZJfms4X/s400/5844891201_02bda3b1b6_b.jpg" width="285" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-family: "arial"; font-size: large;"><i><b>"Oh, Heiliger Barnabas,</b></i></span><br />
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Schutzpatron dieser Stadt,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind vor dem Tor!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Zerschlag Geige und Kontrabaß,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die Trompeten walz platt:</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Musikanten sind vor dem Tor!</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Oh, schütz uns vor Sturmesflut, Feuer und Wind,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Vor Pest und vor Epidemien</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Und vor Musikanten, die auf Reisen sind,</span></b></i></div>
<div style="font: 14.0px Arial; margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px;">
<i><b><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Oder laß mich mit ihnen ziehn!"</span></b></i></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Während das Stück seinem Ende zustrebt, setzt der Regen wieder ein. Erst nieselt es nur, dann, innerhalb weniger Minuten, schüttet es wie aus Eimern. Es kann gerade noch die letzte Szene zu Ende gespielt werden, dann muss sofort gehandelt werden: Zuerst im Licht der Bühnenscheinwerfer die Kulissen retten, damit die Farbe nicht abgewaschen wird. Dann so schnell wie möglich die technischen Geräte sichern. An mein sorgfältig ausgedachtes Finalebild denke ich keine Sekunde mehr. Aber was soll's? Mache ich es eben im nächsten Jahr.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<u><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Sehens- und Lesenswert in diesem Zusammenhang:</span></u><br />
<ul>
<li><a href="http://www.neustadter-schauspielgruppe.de/"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Neustadter Schauspielgruppe</span></a></li>
<li><a href="http://www.flickr.com/photos/adolf_kluth/sets/72157626542816327/"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Bilder von den Proben</span></a></li>
<li><a href="http://de.academic.ru/contents.nsf/meyers/"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Meyers Großes Konversations-Lexikon</span></a></li>
<li><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Moliere"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Wikipedia-Artikel zu Molière</span></a></li>
<li><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrendes_Volk"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Wikipedia-Artikel "Fahrendes Volk"</span></a></li>
<li><a href="http://wiki.odysseetheater.com/Schauspieler"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Theater-Wiki-Artikel "Schauspieler"</span></a></li>
<li><a href="http://www.mittelalter-server.de/Mittelalter-FAQ/Das-Mittelalter-faq-nr_577.html"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Mittelalter-Server-Artikel "unehrliche Berufe" </span></a></li>
</ul>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die Strophen des bekannten Liedes "Musikanten sind in der Stadt" entstammen der Feder von Reinhard Mey.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<u><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Nachtrag:</span></u><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7TTT6MTNgQhpxX2XPmPO47wgAV3y6v5lLu2m_H7YgcPAXnx1xJqpJ0OYwUOBKlD8io3Kh6TB5JKDXahwdZI_tWDZ9TesjESN-NB_2Yw1HXnHPTeuSVyMMT8QN06AMDT6prMsqnHzP7oGf/s1600/5891831059_bcc1f4cc0e_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7TTT6MTNgQhpxX2XPmPO47wgAV3y6v5lLu2m_H7YgcPAXnx1xJqpJ0OYwUOBKlD8io3Kh6TB5JKDXahwdZI_tWDZ9TesjESN-NB_2Yw1HXnHPTeuSVyMMT8QN06AMDT6prMsqnHzP7oGf/s400/5891831059_bcc1f4cc0e_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Zu dem von mir so herbeigesehnten Schlussbild ist es dann bei einer der späteren Aufführungen doch noch gekommen. Es sieht so aus:</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br /></span>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"></span>Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-23841177240070368192011-05-14T16:36:00.009+02:002018-05-14T19:34:26.391+02:0010. Die alte Villa<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjO0dwTq1pmJLVOCXmvf-LwalWDCNgvjAu32uKMTX8dB56vShjhjmjjFWfLyByn_CC_2RQ6bBXh3gOKx9fgQpQRABbO0IOERjWnIMX2jJVGCWMH3oj0XRtFxal40yXXnwwGwk-acfPfIhXB/s1600/2968929281_9cb7402685_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="682" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjO0dwTq1pmJLVOCXmvf-LwalWDCNgvjAu32uKMTX8dB56vShjhjmjjFWfLyByn_CC_2RQ6bBXh3gOKx9fgQpQRABbO0IOERjWnIMX2jJVGCWMH3oj0XRtFxal40yXXnwwGwk-acfPfIhXB/s400/2968929281_9cb7402685_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Ich streife durch die Straßen meiner Stadt, und dieses mal bin ich nicht ziellos: Ich passiere den wiederbelebten Teil des Speyerbachs, biege um die Ecke und stehe nach einer weiteren Straßenüberquerung vor einem riesigen, schmiedeeisernen Tor. Im alten Park der Villa Böhm möchte ich heute Bilder machen. Eine Kollegin hat mich dazu eingeladen. Heute gibt es hier etwas ganz besonderes zu fotografieren. Als seien die Villa selbst und der sie umgebende Park nicht schon besonders genug. Nicht der überdimensionale Harlekin interessiert mich heute, der mit stolzgeschwellter Hose seine Boxhandschuhfäuste zur Siegerpose gen Himmel reckt. Auch die mächtigen, über 100 Jahre alten Sequoias lasse ich links liegen. Ich gehe weiter, immer weiter in die alte Parkanlage hinein.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">1886 entwarf der renomierte Landauer Architekt Ludwig Levy die Villa im Stil der Neorenaissance für Adolf Dacqué. Levy baute überwiegend Synagogen, repräsentative Wohnhäuser und Vereinsheime, aber auch eine Kirche. Der Bankier Dacqué musste für seine Dienste tief in die Tasche greifen: 450.000 Mark soll das prächtige Bauwerk damals gekostet haben. Die Schule in der ich heute arbeite wurde nur wenige Jahre später für 300.000 Mark errichtet. Im Vergleich zur Villa Böhm geradezu ein Schnäppchen. Nur um das richtig einzuordnen: Der Salär für einen Schulmeister betrug in dieser Zeit 1.200 Mark. Im Jahr! 1900 ging das Anwesen dann in den Besitz der Weinhändlerfamilie Hoch über. Als 1907 eine Tochter der Familie den Weinhändler Georg Böhm heiratete und mit ihm gemeinsam hier einzog, änderte sich nicht nur der Name des Mädchens, sondern auch der des Hauses: Aus Fräulein Hoch wurde Frau Böhm, und das Gebäude heißt seitdem Villa Böhm.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyhWw5iZpfcaLClsEY1pCx8BvuiEshho5gtPDVhjA7jRNpNt7SWXz9Bvvay5WZ6wrR1J_hMLzuraI6baMz6CXkXnahjv54wEMR3eQrMt5DTOu7raBgGP1SpVvMaOmWJqi5vvfRRq8Ol3l6/s1600/5700269250_e36cc8e905_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="681" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyhWw5iZpfcaLClsEY1pCx8BvuiEshho5gtPDVhjA7jRNpNt7SWXz9Bvvay5WZ6wrR1J_hMLzuraI6baMz6CXkXnahjv54wEMR3eQrMt5DTOu7raBgGP1SpVvMaOmWJqi5vvfRRq8Ol3l6/s400/5700269250_e36cc8e905_b.jpg" width="400" /><span style="font-size: large;"> </span></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Auf der schönen Terrasse steht ein älterer Herr mit einem Gehstock. Eigentlich könnte der mit seiner Halbglatze und seinem Bart ganz sympathisch wirken. Ein netter Großvater von nebenan eben. Wenn er nicht die ganze Zeit auf einen vor ihm auf dem Boden liegenden jungen Mann eindreschen würde. Mal schlägt er ihm mit dem Stock mit voller Wucht die Beine unter dem Leib weg, mal pufft er ihn mit der Spitze der Gehhilfe in den Bauch, wenig später reißt er dem Jüngling brutal am Ohr. Was ist denn da los? Und warum wehrt sich der Jüngere nicht? Er wirkt auf mich kerngesund und sein durchtrainierter Körper sieht aus wie der eines antiken Halbgotts. Mit dem prügelnden und schimpfenden Weißhaarigen würde er sicher spielend fertig. Aber stattdessen lässt er sich weiter verdreschen, windet sich laut schreiend und lamentierend auf dem Boden während der Alte ihn ebenso laut beschimpft und dabei immer weiter mit dem Knüppel drangsaliert. Um die beiden herum stehen mehrere Leute verschiedenen Alters, schrauben gelassen an Holzaufbauten herum und nehmen keine Notiz von der Züchtigung. Meine Kollegin beobachtet das Treiben seelenruhig von einer Parkbank aus. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Die Neustadter Schauspielgruppe probt ihr neuestes Stück.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBqECKG13LQ7sUvWJQtE2Z1ezs1zea-77i2AtLTrYb9wTaIkTI-GtG3Slo15vw1WihNijMLuEw-LzTwe3TXWaBcuxOks-RGHlFMo-sMUD5rjQuO1__85GeR6sK9ye5yTf1MHPruAE_kkmh/s1600/2969773854_06c5b530bc_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="682" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBqECKG13LQ7sUvWJQtE2Z1ezs1zea-77i2AtLTrYb9wTaIkTI-GtG3Slo15vw1WihNijMLuEw-LzTwe3TXWaBcuxOks-RGHlFMo-sMUD5rjQuO1__85GeR6sK9ye5yTf1MHPruAE_kkmh/s400/2969773854_06c5b530bc_b.jpg" width="267" /></a><a href="http://www.flickr.com/photos/adolf_kluth/2969773854/" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;" title="photo sharing"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"></span></a><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Die Villa Böhm wurde schließlich im Jahr 1935 von der Stadt Neustadt erworben. Ein gewisser Josef Bürckel sollte in Zukunft hier wohnen und arbeiten. Herr Bürckel war ein Kollege von mir. Als Volksschullehrer hat er seinerzeit Kindern im heutigen Ortsteil Mußbach das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht. Nun hatte die Stadt Neustadt aber nicht vor, meinen Kollegen in der Villa Böhm Kinder unterrichten zu lassen. Herr Bürckel hatte in den vergangenen Jahren Karriere gemacht und dabei auf das richtige Pferd gesetzt. Er war längst nicht mehr Lehrer, sondern er war inzwischen zum Leiter des Gaus Saarpfalz aufgestiegen. Und als solcher benötigte er natürlich repräsentative Wohn- und Arbeitsräume. Und die gibt es in der Villa Böhm. Von hier aus plante er dann wohl auch für Adolf Hitler die Deportation der jüdischen Bevölkerung der späteren Westmark. Dieser Deportation fiel ironischerweise auch die Witwe des Architekten zum Opfer, der viele Jahre zuvor die Villa Böhm gebaut hatte. Flora Levy verstarb 1942 im Alter von 74 Jahren im Konzentrationslager Theresienstadt. Die Synagogen, die von Levy einst entworfen wurden, verbrannte der braune Mob in der so genannten Kristallnacht im Jahr 1938. Und so ist ausgerechnet die ehemalige Residenz des Gauleiters Bürckel eines der wenigen verbliebenen Zeugnisse vom Schaffen des jüdischen Architekten Ludwig Levy.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhphsOBoO04hSVJ1cTOhz8x8ws2TyHbC_GYJ9x6Gbdf1_5rXG35nVocpVlNok58ASJkguVog7pSyCTTYKDHBirHer2UQsxdWNfEMUL76UkeV0zwXJS6wlr0szloiKJZn1oI2zz4sOmGRcUu/s1600/5700424180_d5c0058978_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="681" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhphsOBoO04hSVJ1cTOhz8x8ws2TyHbC_GYJ9x6Gbdf1_5rXG35nVocpVlNok58ASJkguVog7pSyCTTYKDHBirHer2UQsxdWNfEMUL76UkeV0zwXJS6wlr0szloiKJZn1oI2zz4sOmGRcUu/s400/5700424180_d5c0058978_b.jpg" width="267" /></a></div>
<a href="http://www.flickr.com/photos/adolf_kluth/5700424180/" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;" title="photo sharing"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"> </span></a><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Zunächst habe ich gewisse Hemmungen, während einer Theaterprobe zu fotografieren. Ich möchte mit dem Auslösergeräusch nicht die Konzentration der Akteure stören. Aber meine Kollegin ermuntert mich: "Du störst nicht!" versichert sie, "Die WOLLEN fotografiert werden!". Als schließlich eine Darstellerin zum ersten Mal das Make-Up ausprobiert, das sie während der Vorstellung um mindestens 40 Jahre altern lässt, beginne ich, ihr das zu glauben. Die junge Frau verwandelt sich vor meinen Augen durch Maske, Körperhaltung und Bewegungen in eine schrullige alte Schachtel, und diese posiert dann regelrecht für mich. Ich bin hingerissen von der falschen Greisin. Und irgendwann bei meinem zweiten Probenbesuch brennt bei mir eine Sicherung durch. Ich fotografiere wie im Rausch. Will jede große Geste einfangen, jeden Stunt und jede hochgezogene Augenbraue. Mit der Zeit traue ich mich näher an das Geschehen heran und bewege mich zwischen den Schauspielern und um sie herum. An diesem einen Wochenende drücke ich über 500 mal auf den Auslöser. Dabei erlebe ich ganz nebenbei, wie Theaterarbeit funktioniert. Ich begreife, dass sich die Akteure zusammen mit der Regisseurin das Stück mühevoll erarbeiten. Jede Bewegung wird besprochen und diskutiert, jede Veränderung der Stimme zig mal geprobt. Was bei einer Aufführung am Ende so spielerisch wirkt, ist in Wirklichkeit hart erarbeitet während endlos erscheinender Proben.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Inzwischen kenne ich Teile des Stücks auswendig. Doch ich freue mich sehr auf die Aufführung. Ich bin äußerst gespannt, wie alles zusammenwirkt. Der Neustadter Schauspielgruppe bin ich sehr dankbar für diese tolle Gelegenheit, sie bei den Proben beobachten und fotografieren zu dürfen.</span><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<u><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Lesens- und sehenswert in diesem Zusammenhang:</span></u><br />
<span class="Apple-style-span" style="font-size: large;"><br />
</span><br />
<ul>
<li><a href="http://www.neustadter-schauspielgruppe.de/"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Neustadter Schauspielgruppe</span></a></li>
<li><a href="http://www.flickr.com/photos/adolf_kluth/sets/72157626542816327/"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Bilder von den Proben</span></a></li>
<li><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Levy"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Wikipedia-Artikel zu Ludwig Levy</span></a></li>
<li><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_B%C3%BCrckel"><span class="Apple-style-span" style="font-size: large;">Wikipedia-Artikel zu Josef Bürckel</span></a></li>
</ul>
Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-92006281989636715842010-08-02T12:33:00.029+02:002018-05-14T19:28:11.178+02:009. Die Esel von Eschbach<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Ich streife durch meine Gegend und lasse mich dabei ziellos treiben. Es ist angenehm warm, der Fahrtwind bläst mir sanft durch die Ärmel in die Jacke hinein und am Kragen wieder hinaus. Der V2 gurgelt zwischen meinen Beinen. Schön!</span><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfsJHDEuCUBPstq1mgP4D59I-uvO1A1rXYzaIdlQedqdpTbs1CiD13p8gqtFuDAptmio1MvhfGAV4iASkR_j2H8R4HW8A6B4OWan_nWOENxRSXkENY6y8rP32wXjdh-WRcA6De9PdhMAcV/s1600/4778038112_3721c886fe_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="681" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfsJHDEuCUBPstq1mgP4D59I-uvO1A1rXYzaIdlQedqdpTbs1CiD13p8gqtFuDAptmio1MvhfGAV4iASkR_j2H8R4HW8A6B4OWan_nWOENxRSXkENY6y8rP32wXjdh-WRcA6De9PdhMAcV/s400/4778038112_3721c886fe_b.jpg" width="400" /></a></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Der Anfang der Ferien ist ja eher blöd gelaufen: Das Mopped ist mir direkt bei meinem ersten Ausflug auf der Autobahn liegen geblieben und der ADAC brachte mich dann in eine völlig überbuchte Werkstatt. Dort hat man das Motorrad zwar kompetent und zu einem fairen Preis repariert, aber ich durfte wochenlang darauf warten. Danach musste ich es zu allem Überfluss noch in eine weitere Werkstatt bringen: Etliche andere Reparaturen waren überfällig und die große Inspektion stand an. Also war ich wieder ein paar Ferientage ohne Fahrzeug. Aber jetzt geht es meiner Dicken wieder gut und ich zuckele durch die Südpfalz.</span><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Über Hambach und Diedesfeld geht es erst einmal in Richtung des bezaubernden Maikammer. Da ist die Ortsdurchfahrt wegen Bauarbeiten gesperrt, also weiter, vorbei am </span><a href="http://www.gymnasium-edenkoben.de/"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Edenkobener Mitbewerber</span></a><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"> ins entzückende Rhodt unter Rietburg und dann durch das endlos erscheinende Rebenmeer ein kleiner Abstecher zu meinem </span><a href="http://www.weingut-seiler.de/"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Biowinzer</span></a><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"> in Weyher. Vielleicht hat der ja noch etwas von dem köstlichen, staubtrockenen Rieslingsekt. </span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Der Weinbau wurde wohl schon von den Römern in die Pfalz gebracht. Die Leelage am Ostrand der Haardt sorgt durch Föhneffekte für über 1800 Jahressonnenstunden. Milde Temperaturen, auch im Winter, und nicht zu ergiebige Niederschläge sind die Folge. Für den Weinbau ist das ideal, besonders der fruchtige Riesling gedeiht hier in einer erstklassigen Qualität. In Weyher gab es deshalb schon vor rund 1800 Jahren einen römischen Gutshof, der Ortsname leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen Wort Villa ab. Was unmittelbar nach dem Niedergang des römischen Reiches in Weyher los war, weiß man noch nicht so genau. Aber im Jahr 777 wurde das Dorf zum ersten mal einer urkundlichen Erwähnung für würdig befunden. Auch in der Pfalz war es dann im Mittelalter so, wie es auch anderenorts in Deutschland war: Die Dörfer gehörten, und zwar den Landesherren, einem Ritter, einem Kloster oder wie in diesem Fall dem Hochstift Speyer. Und die Bauern und Winzer hatten Abgaben zu zahlen.</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Mein Biowinzer hatte noch Sekt. Uff... das war knapp! Seine über 70jährige Mutter verkauft mir einen Karton, den ich dankbar in einem Koffer meines Motorrades verstaue. Wir halten noch einen kurzen Plausch, dann fahre ich wieder los. Und wie so oft in den Ferien fahre ich nicht wieder zurück nach Neustadt, sondern erkunde nun die südliche Weinstraße mit ihren zahlreichen Winzerdörfern. Die südliche Ortsausfahrt bringt mich durch einen aromatisch duftenden Wald nach Burrweiler und von dort aus geht es wieder durch Wingerte, die sich von Horizont zu Horizont in eine sanfte Hügellandschaft schmiegen. Traumhaft! Trotzdem ist mir bisweilen an einsamen Plätzen etwas mulmig zumute. Ich habe nämlich in den letzten Jahren meine Vorliebe für Regionalkrimis entdeckt. <a href="http://alle-meine-buecher.blogspot.com/2010_08_01_archive.html">Der den ich zur Zeit lese</a>, handelt von einer schauerlichen Mordserie in der Südpfalz. Dabei lässt der wahnsinnige Serienkiller seine grausam verstümmelten Opfer immer in den Rebenreihen zurück, wodurch dann ahnungslose Menschen ohne Vorwarnung über zerfledderte Körper stolpern. Gruselig!</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Irgendwann lande ich, ohne es geplant zu haben, in Eschbach.</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEK7ob1ihSV9cR6B3LRQsUOv6B7Y6qbZhmjmLVnLsm2iFrs4dMHJg6b3GyR9iL3Ej3mUp8bdcoJqmwFgCVZFI0hb2U_0Q2m3fUBvBpJWAEQL3Fl1uFSnfsCEGgxaAjsjGPz2ZYQvUauIM-/s1600/4846785720_0e5b490f83_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="681" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEK7ob1ihSV9cR6B3LRQsUOv6B7Y6qbZhmjmLVnLsm2iFrs4dMHJg6b3GyR9iL3Ej3mUp8bdcoJqmwFgCVZFI0hb2U_0Q2m3fUBvBpJWAEQL3Fl1uFSnfsCEGgxaAjsjGPz2ZYQvUauIM-/s400/4846785720_0e5b490f83_b.jpg" width="267" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Dort stehen im ganzen Dorf lebensgroße, und mit den unterschiedlichsten Bemalungen gestaltete Eselstandbilder herum. Diese bunten Esel locken seit einigen Jahren Touristen in den Ort. Ich habe schon von Besuchern gehört, die eigens wegen dieser künstlerisch gestalteten Esel quer durch Rheinland-Pfalz angereist sind. Donkeywatching als Tagesausflug. Nicht, dass die Esel alles wären, was man in Eschbach besichtigen kann. Eine Burgruine und einen naturnahen Wald im Biosphärenreservat haben in dieser Gegend viele Gemeinden. Aber bunte Esel gibt es nur in Eschbach.</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"></span><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br />
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Man sollte ja vermuten, dass man mit Weinbau in einem solchen Gunstraum ein recht ordentliches Einkommen erzielen kann. Tatsächlich findet man an der Weinstraße auch einige recht stattliche Höfe, die von über Generationen erarbeitetem Wohlstand zeugen. Doch die meisten alten Winzer- und Bauernhäuser in der Gegend sind eher klein, einige sogar winzig. Selbst heute, nach Jahrzehnten der Flurbereinigung und des Höfesterbens in Deutschland, bewirtschaften in der Pfalz weniger als die Hälfte der Winzer ihre Wingerte als Vollerwerbslandwirte. Die andere Hälfte kann von dem mit der Winzerei erreichten Einkommen alleine nicht leben.</span><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi6oMWnjwWhSzr7xopWDCMq0h-Uph6cHwB0zrQSKlJhndv9lkSF-Tra6brdsKhmgD2SHyREDJHP3K-JdKbQCC0VK4GPK6ntiDsoyo13oHaOAuzYwbqRVIs774fN-e5jFGyq8xE9viUpaPyW/s1600/3869849615_d73829a297_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="678" data-original-width="1024" height="265" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi6oMWnjwWhSzr7xopWDCMq0h-Uph6cHwB0zrQSKlJhndv9lkSF-Tra6brdsKhmgD2SHyREDJHP3K-JdKbQCC0VK4GPK6ntiDsoyo13oHaOAuzYwbqRVIs774fN-e5jFGyq8xE9viUpaPyW/s400/3869849615_d73829a297_b.jpg" width="400" /></a><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Und jetzt kommen die Touristen ins Spiel: ein häufiger Zuerwerb besteht in der Vermietung von Ferienwohnungen oder in der Bewirtschaftung von Gaststätten und kleinen Pensionen. So wird der Landwirt auch zum Wirt. Das ist leider in vielen Gegenden Deutschlands so. Vor allem in den so genannten Erbteilungsgebieten, wo die Betriebe über viele Jahrhunderte jeweils unter allen erbberechtigten Nachkommen aufgeteilt wurden, gilt: von der Landwirtschaft alleine kann man immer seltener existieren. Die Mechanisierungswelle der 50er Jahre war ein Versuch dieser Not zu entkommen. Dann kamen die 60er und 70er Jahre, in denen man durch Mengensteigerung das Einkommen zu erhöhten versuchte. "Masse statt Klasse" war vielerorts bis weit in die 80er Jahre hinein die Parole. Die süße Plörre, die seinerzeit in manchem Supermarkt mit bunten Etiketten als Wein verkauft wurde, hätte man eigentlich guten Gewissens keinem Esel ins Ohr kippen dürfen. Das hat dem Ruf des deutschen Weins nachhaltig geschadet. </span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Inzwischen achten viele Winzer wieder mehr auf qualitativ hochwertige Produkte, die sie in Eigenregie und zu angemessenen Preisen in der Region vermarkten. Bioweine sind keine Seltenheit mehr, auch Spitzenweine für die gehobene (Sterne-) Gastronomie werden hier ausgebaut. Eine neue Generation junger Winzer hat inzwischen in vielen Betrieben die Regie übernommen. Hochklassig ausgebildet, kompetent und ehrgeizig greifen sie nach den höchsten Auszeichnungen in der Branche. Der Deutsche Wein ist wieder da!</span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"></span><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKZW1D2Hp59hsrAc-_p02w_Z-PVCYi8UGu-23f5NVAD7WDtgC200zaaMI_SKX_3kxWtRdFLsS3wVTHoG4gqTUl9t7MmRdyJZRvx5PdijzWtWYZIiEQZEuuOcE_kELP7VzwkqpRpFEQ31Xn/s1600/4846822036_697f78ac53_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="681" data-original-width="1024" height="267" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKZW1D2Hp59hsrAc-_p02w_Z-PVCYi8UGu-23f5NVAD7WDtgC200zaaMI_SKX_3kxWtRdFLsS3wVTHoG4gqTUl9t7MmRdyJZRvx5PdijzWtWYZIiEQZEuuOcE_kELP7VzwkqpRpFEQ31Xn/s400/4846822036_697f78ac53_b.jpg" width="400" /></a></div>
<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Ich beschließe, meinen Ausflug mit einem Spaziergang auf die Ruine der Madenburg zu krönen. Von dort genieße ich den atemberaubenden Blick über die wunderbare Landschaft der Pfalz: Im Westen die Höhenzüge des Haardtgebirges, im Osten die Oberrheinebene und dazwischen das Hügelland der Weinstraße - die pfälzische Toscana. Wenn es diese schöne und abwechslungsreiche Landschaft nicht schon gäbe, dann müsste man sie bauen. </span></div>
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<span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Und zwar sofort!</span></div>
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Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-76429563172448884692009-05-27T15:17:00.022+02:002018-05-14T19:22:48.834+02:008. Der Gipfelsturm am StiftskirchengebirgeIch streife durch die Straßen meiner Stadt und finde mich vor einer Türe wieder. Diese Türe habe ich in den letzten zehn Jahren gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Vor allem an Samstagen. Diese Türe ist offen und es ist ein Schild darauf befestigt. Auf diesem Schild steht in unmissverständlichen Worten: "Jeden Samstag um 12.00 Uhr Turmführung !" Leerstelle, Ausrufezeichen. Normalerweise fällt mir solcherart typografischer Blödsinn immer auf, und eine dazu passende bissige Bemerkung ein. Nicht so heute. Heute ist ein besonderer Tag: Es regnet. Es ist Samstag, 11.57 Uhr! Ich habe seit fast 20 Jahren geradezu bestialische Höhenangst. Und ich gehe da jetzt rauf! <br />
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Moment mal! Was war das gerade? Nicht das mit der Uhrzeit. Ich meine den Satz danach, den mit dem "...ich gehe da jetzt rauf". </div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxzxHxiz7p6FP_jyVOpSrlIihFNxEG_zvS_2jnwv319QDmVZwJLHgEZ8ObDwsIOuYBlO5ajymuKYDSIAPvn2XfbTSp1HYLPBhPP_DStCXGROkz3lt9l0FAQtLPvW_Zaw1-gc3X3m5z6G15/s1600/3434780780_b7b6a4ddb2_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="678" data-original-width="1024" height="265" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxzxHxiz7p6FP_jyVOpSrlIihFNxEG_zvS_2jnwv319QDmVZwJLHgEZ8ObDwsIOuYBlO5ajymuKYDSIAPvn2XfbTSp1HYLPBhPP_DStCXGROkz3lt9l0FAQtLPvW_Zaw1-gc3X3m5z6G15/s400/3434780780_b7b6a4ddb2_b.jpg" width="400" /></a></div>
Die Stiftskirche in Neustadt hat zwei gewaltige Sandsteintürme. Der Südturm misst von der Basis bis zur Spitze 56 Meter, der Nordturm ist noch einmal 8 Meter höher. Warum haben die Türme eigentlich eine so unterschiedliche Größe? Ursprünglich waren die beiden immer mehr oder weniger baugleich gewesen, und bis zu den in etwa 38 Metern Höhe gelegenen, begehbaren Plattformen sind sie das auch heute noch. Sie wären es auch oberhalb der 38 Meter-Grenze, wenn da nicht die Türmer von Neustadt gewesen wären. Die lebten als städtische Angestellte viele Jahrhunderte lang im Dachaufbau des Südturms und wachten über die Stadt und das Umland. Ob herannahende Franzosenheere oder wütende Feuersbrunst, ihnen entging wegen ihrer exponierten Wohnsituation nichts. Doch das Leben im Dachstuhl eines Glockenturms war alles andere als komfortabel und die Bezahlung der Türmer nicht gut. Der Rat der Stadt beschloss daher im Jahr 1730, dass es notwendig sei, ein Türmerhaus zu errichten. Von der Einsicht in die Notwendigkeit bis zur Durchführung vergingen noch einmal neun Jahre, und so wurde im Jahr 1739 der Dachstuhl des Südturms abgetragen und durch ein zweigeschossiges Barockhäuschen ersetzt. So kam es zu der unterschiedlichen Höhe der Türme und die Stadt Neustadt zu dem unverwechselbaren Wahrzeichen ihrer ungleichen Zwillingstürme.</div>
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Der Raum hinter der Türe ist bereits gut gefüllt. Unter anderem fällt mir eine größere Gruppe Wanderer auf, deren Sprachmelodie mir merkwürdig vertraut erscheint. Rheinländer! Ich schließe mich ihnen an. Der Rheinländer fühlt sich auch im Exil im Rudel wohler. Außerdem werden sie von einer Dame begleitet, die ich spontan sympathisch finde. Ein weiteres Schild springt mir ins Auge. Dieses ermahnt den Besucher im Namen des Presbyteriums, nicht zu rauchen. Es macht ferner darauf aufmerksam, dass es beschwerlich und gefährlich ist, die Türme zu begehen. Danke! Das hab' ich jetzt gebraucht! Welche Gefahren mögen da auf mich lauern? Fledermäuse, die mich mit irrem Kichern von hinten anfallen und irgendwo herunterschubsen? Schubsende Fledermäuse im Glockenturm - das kennt man ja spätestens seit dem Cartoon von MGM. Oder sind es gar morsche Holzstufen, die genau in dem Augenblick ihr mehr als fünfhundertjähriges Bestehen beenden, da ich darüber laufe? Ein Filmklassiker, geradezu ein filmischer Archetypus. Bekannt aus dutzenden von Abenteuer- und Gruselfilmen. Steintreppen, die vom Blitz getroffen zusammenbrechen? So etwas hab' ich im "Highlander" schon gesehen. Da hat allerdings Kurgan der Kirgise vorher schon mit seinem Schwert die Architektur mürbe geprügelt. Das kann man hier vermutlich ausschließen. Wahnsinnige, mordlustige Kirgisen habe ich heute noch keine gesehen, schon gar nicht solche mit Zweihänderschwertern. Gewitter haben wir auch keins. Möglicherweise hüpft gar ein buckliger Glöckner auf den Wasserspeiern herum und schmeißt mit Sandsteinquadern, um für seine geliebte Esmeralda Asyl zu erzwingen? Vielleicht besteht auch die Möglichkeit einer Ohnmacht, die mich im Moment größter Gefahr hinterhältig übermannt und stürzen lässt? Ach was soll's. Daran, dass der Weg beschwerlich ist, habe ich ohnehin nie gezweifelt, und die Gefahren können so schlimm nicht sein, sonst hätte die Stadt die Turmführungen längst untersagt. Da muss ich jetzt wohl durch! </div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlXG4ntYTEhIvzyEXeKNSPiv8W0fjthGcF78_6-pGY7p_HudQTLKntuFEWjDScK9JgdKa-C1H9EakKf7JqPmdPGBfXRjWBqzImlf8_Xg5vLh7LrnnQeHy7EARjvesVbxc4lVsFGkYLVDGw/s1600/3577827259_e23e9213e3_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="678" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlXG4ntYTEhIvzyEXeKNSPiv8W0fjthGcF78_6-pGY7p_HudQTLKntuFEWjDScK9JgdKa-C1H9EakKf7JqPmdPGBfXRjWBqzImlf8_Xg5vLh7LrnnQeHy7EARjvesVbxc4lVsFGkYLVDGw/s400/3577827259_e23e9213e3_b.jpg" width="265" /></a></div>
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Beschwerlich war das Leben der Türmer in früheren Zeiten. Die mussten jeden Tropfen Wasser vom Marktbrunnen holen und nach oben schleppen. Erst 1900 wurde eine Wasserleitung gelegt, aber wegen des geringen Wasserdrucks in Neustadt nur bis ins Erdgeschoß. Für das vierte Turmgeschoß reichte der Wasserdruck dann 1925, zum ersten Mal gab es jetzt im Turm eine Waschstelle und eine Toilette. Bis dahin mussten die Abwässer ebenfalls mit Eimern heruntergebracht werden. Das hat natürlich nicht jeder Türmer durchgehalten. Man stelle sich vor: Im Winter jeden Tag mehrmals einen Eimer Fäkalien all die Stufen nach unten bringen. Die haben ja da oben mit Frau und Kindern gewohnt. Und das in einer Zeit, als ein Paar mit drei Kinder noch nicht als kinderreiche Familie galt. Da konnte so mancher Türmer der Versuchung nicht widerstehen, die braune Brühe über das Kirchendach zu entsorgen. Das fand das Presbyterium natürlich weniger gut. Oder Brennholz. Schleppen Sie einmal im Winter Brennholz auf einen Kirchturm. Dann wissen Sie aber vor lauter Schwitzen nicht mehr, ob sie den brennenden Ofen überhaupt noch brauchen. Selbst wenn Ihre vielköpfige Kinderschar vor Kälte schreit!</div>
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Die Turmführerin erklärt uns mit leuchtenden Augen die verschiedenen touristisch bedeutsamen Superlative der Stiftskirche, während wir mit beunruhigendem Tempo immer weiter nach oben steigen. An der Basis zwei Meter dicke Wände, die Betonwendeltreppe aus dem Jahr 1928, die eine einheimische Firma mit einem damals ganz neuen Verfahren hergestellt hat, die Kaiserglocke, größte Gußstahlglocke der Welt, schwingt in einem tiefen "es" und ist mit 14 Tonnen die zweitschwerste Glocke Deutschlands.... und, und, und. Viel spannender finde ich die vielen Anekdoten über die Türmer, mit der sie ihre Erklärungen würzt. Während ich diesen Geschichten lausche, nehme ich meine Mit-Turmbesteiger etwas genauer unter die Lupe. Habe ich da unter der Regenjacke nicht eben einen länglichen Gegenstand metallisch aufblitzen sehen? Oder der Mann da im Halbschatten: geht der nur etwas gebeugt, oder hat der wirklich einen Buckel? Was war das für ein Schatten, der da soeben durch das Gebälk gehuscht ist. Und sollten wir die alte Holztreppe nicht lieber nach und nach benutzen, statt alle zusammen? Mit ungutem Gefühl im Bauch erklimme ich die letzten Stufen.</div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDwweTS0R0PVbrIy7l8QS06Nfz9u4daCJju-AHrIK4GKde_yi1pt2j3CTnoPUbks0OMpfSfza_DiprTOiFvk_xvlQnvsSI9AYMqWhTA0PiZEtrG2x-xD04l0fUY9gAbbe0GyCuP-pSS5Y9/s1600/3577837063_e80f540e13_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="678" data-original-width="1024" height="265" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDwweTS0R0PVbrIy7l8QS06Nfz9u4daCJju-AHrIK4GKde_yi1pt2j3CTnoPUbks0OMpfSfza_DiprTOiFvk_xvlQnvsSI9AYMqWhTA0PiZEtrG2x-xD04l0fUY9gAbbe0GyCuP-pSS5Y9/s400/3577837063_e80f540e13_b.jpg" width="400" /></a></div>
Die Besoldung der Turmwächter war schlecht, ihre Pflichten waren vielfältig und anstrengend. So mussten die Turmuhren aufgezogen, Signale für das Öffnen und Schließen von Stadttoren und Weinbergen gegeben und Feuerwehren zum Brandherd gelotst werden. Um ihre stete Wachsamkeit zu kontrollieren wurde von ihnen verlangt, dass sie nachts den Stundenschlag der Glocke durch einen Hammerschlag auf eben diese Glocke quittierten. Das bedeutete: Jede Stunde raus aus dem Bett und zwei Turmstockwerke nach unten laufen. Der Turm hat neben dem Türmerhäuschen nur vier Stockwerke, Sie können sich also vorstellen, wie hoch so ein Turmstockwerk ist und wie vielen Treppenstufen das entspricht. Dann durch den Dachstuhl der Kirche in den Nordturm, dort ein Turmstockwerk nach oben und mit dem großen Hammer einen Schlag auf die Glocke. Dann wieder den ganzen Weg zurück. An eine geordnete und gesunde Nachtruhe war da nicht zu denken. Und was ist mit...wie soll ich sagen... Familienleben? Immerhin hat es einer der Türmer auf die bemerkenswerte Kinderschar von 13 (!) Sprösslingen gebracht. Nur, um das zu verdeutlichen: das ist eine komplette Fussballmannschaft mit zwei Ersatzspielern. Oder die Besatzung eines olympischen Ruderachters mit Steuermann und Trainer und drei Bootstechnikern. Und das bei der gestörten Nachtruhe! Oder vielleicht gerade deshalb? Wie dem auch sei: Irgendwann ist einer der Türmer (vielleicht auch seine Frau) auf die Idee gekommen, ein Drahtseil aus dem Fenster der Türmerwohnung in ein Fenster des Nordturms zu spannen, von dort aus ins Glockengeschoss um es daselbst mit dem Schlagwerk der Glocke zu verbinden. Von nun an war Schluss mit der nächtlichen Rennerei, denn der Quittungsschlag konnte bequem vom Bett aus getätigt werden. Die tiefe Einkerbung im Sandstein des Fensters im Nordturm zeugt noch heute von diesem pfiffigen Turmwächter (bzw. seiner Frau). Der Lohn für die ganze Plackerei war allerdings karg, davon eine Familie, schon gar eine werdende Fußballmannschaft zu ernähren war schlechterdings unmöglich. So hatte jeder Türmer einen Nebenberuf. Der Kurfürst persönlich hatte ihnen das exklusive Recht zugebilligt, öffentlich Musik aufzuspielen. Das taten sie natürlich nicht umsonst. Wer nicht spielen konnte, durfte dieses Recht auch an andere Musikanten veräußern. So kam man über die Runden.</div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiluj7xDYOhShsp-aRpf9QktngwUEmG-QrqWyVMLmks1ETSNFFrRHUcos1ZOBYp2MOmj5OPUospKrxbpQWEsXQ6hfv9DaVLYKq5lvwc5EeEr1GPuQNMyH-OzcgvrBrvC1anWVdQvq_lTKQ8/s1600/3578649906_a58c91aae8_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="678" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiluj7xDYOhShsp-aRpf9QktngwUEmG-QrqWyVMLmks1ETSNFFrRHUcos1ZOBYp2MOmj5OPUospKrxbpQWEsXQ6hfv9DaVLYKq5lvwc5EeEr1GPuQNMyH-OzcgvrBrvC1anWVdQvq_lTKQ8/s400/3578649906_a58c91aae8_b.jpg" width="265" /></a></div>
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Inzwischen sind wir in der Türmerwohnung angekommen. Unsere Führerin erklärt uns, dass das Geländer der Plattform 1794 von französischen Revolutionstruppen demontiert und ins damals noch Französische Landau verbracht wurde. Es wird noch heute auf dem dortigen Stiftskirchenturm verwendet - eine Frechheit! Ende der 50er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, also rund 160 Jahre später, kam endlich jemand auf die Idee, einen Versuch zu unternehmen, die Landauer zur Rückgabe des Geländers aufzufordern. Auf die Dauer ist das ja für die Türmerfamilien kein Zustand: so ganz ohne Geländer in 38 Meter Höhe. Das ging natürlich in die Hose. Die Landauer hatten sich inzwischen so sehr an das Geländer gewöhnt, dass sie es nicht herausrücken wollten. Kann man ja auch irgendwie verstehen, denn es ist ein sehr schönes Geländer. Also musste ein neues gebaut werden. Das wurde im Jahr 1963 dann mit viel Tamtam montiert, und schützt seitdem Türmer, Türmerin, Kinder, Katzen und Besucher vor dem Herunterfallen. </div>
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Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich der Kunstschlosserei Bäcker aus Neustadt in diesem Augenblick dafür bin. Ich stehe nämlich inzwischen hoch über dem Marktplatz auf regenfeuchten, glitschigen und vor allem schmalen Holzplanken. Ein nur 110 cm niedriges Geländer hindert mich daran, ein raumgreifendes und auch blutiges Ende auf dem Dach des Verkaufswagens der netten Fischhändlerin zu nehmen, bei der ich Samstags immer so gerne einkaufe. </div>
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Auch den Französischen Revolutionstruppen bin ich zutiefst zu Dank verpflichtet. Das entwendete Original war nämlich noch ein paar Zentimeter niedriger, als das was mich jetzt beschützt. "Vive la France! Vive la Révolution!" möchte ich am liebsten über den Marktplatz hinausschreien, aber mein Hals ist trocken und ich bekomme kein Wort heraus. Trotz des trüben, regnerisch-kühlen Wetters rinnt mir der Schweiß in Strömen. Ich kann die Kamera kaum halten, deshalb habe ich sie mir vorsorglich am Hals befestigt. Niemand wundert sich, denn ich habe im Vorfeld jedem, der es wissen wollte - auch jedem, der es nicht wissen wollte - von meiner Höhenangst erzählt. Und siehe da: ich war nicht der Einzige. Bei Weitem nicht! Ich werde vielmehr das Gefühl nicht los, dass ich mich hier in einer Art Akrophobie-Selbsthilfegruppe befinde. Ich habe die ISO-Empfindlichkeit der Kamera hochgedreht. So komme ich auf kürzere Belichtungszeiten und das Zittern fällt nicht so auf. Aber wie dem auch sei: Die Aussicht auf mein Neustadt ist spektakulär! Grandios, möchte man sagen! Sogar meine alte Wohnung in der Kunigundenstraße kann ich sehen. Die Hurra-Atome in meinem Gehirn mischen sich mit dem ganzen Panik-Adrenalin vom Aufstieg, und das macht mich ganz wuschig. Wohl besser, wenn ich jetzt wieder hineingehe. Sonst komme ich womöglich noch auf die Idee, ich könne fliegen.</div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFYeR-SfYufWaY_vhfs_VsNJK6zsO8iTjDe5Bq12N3HvPyjwWWtttlgXtOW8jHpVcbQfRa7J3j1hP8I18ZI0fwlD7d4_jZgMTY3aKeVr0_VkUfmIJnbO-ioVtC92qEIeb925WOwP6hKPAr/s1600/3452866258_b8e4c4c813_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="678" data-original-width="1024" height="265" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFYeR-SfYufWaY_vhfs_VsNJK6zsO8iTjDe5Bq12N3HvPyjwWWtttlgXtOW8jHpVcbQfRa7J3j1hP8I18ZI0fwlD7d4_jZgMTY3aKeVr0_VkUfmIJnbO-ioVtC92qEIeb925WOwP6hKPAr/s400/3452866258_b8e4c4c813_b.jpg" width="400" /></a></div>
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In den Chroniken der Stadt liest man immer wieder davon, dass in früheren Zeiten die Turmwächter, auch Turmknechte oder Zinkenisten genannt, auf dem Turm ein loses Leben voller Ausschweifungen geführt haben sollen. Was man sich darunter vorzustellen hat, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen. Fest steht jedoch, dass die Türmer, die ja zum größten Teil auch Musiker waren, regelmäßig ermahnt wurden, nicht spät nachts zu musizieren. Kann ich nachvollziehen. Ich höre nachts auch schon mal ganz gerne etwas lautere Musik. Irgendwann bekomme ich dafür bestimmt auch Ärger. Auch sollen einige der Turmwächter ihrer Pflicht, nachts die Glocken zu schlagen nicht immer sehr ernst genommen haben. Was denn nun? Erst sind sie zu laut, dann sind sie wieder zu leise... Und das bei der miesen Bezahlung. Außerdem sorgten noch die bereits erwähnten Fäkalien auf dem Kirchendach für Misstöne in der Stadtverwaltung.<br />
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Wir steigen wieder vom Turm herab und machen dabei noch einen kleinen Umweg ins Glockengeschoss des Nordturms. Da hängt das richtig große Geläut. Der dickste Brocken ist die Kaiserglocke. Alleine der Klöppel wiegt rund drei mal so viel wie mein Mopped. Zum Stundenschlag wird die Glocke allerdings nur mit einem mechanisch betätigten Hammer angeschlagen. Das hat den Vorteil, dass man als besichtigender Tourist nicht während der Führung vor 14 Tonnen hin- und herpendelnden Gussstahls erschlagen wird. Und man kann sich, wenn man das möchte, nach dem Anschlagen in die noch lange nachschwingende Glocke stellen, und die Vibrationen genießen. Ein Wahnsinnsgefühl!</div>
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Im Jahr 1755 wurde Joseph Hayn zum Türmer ernannt. Er war als fahrender Musikant nach Neustadt gekommen und hatte zunächst als Geselle bei seinem Vorgänger angefangen. Er begründete eine Türmerdynastie, die endlich Ruhe ins Gebälk der Stiftskirche brachte. Die Familie Hayn stellte von nun an für die nächsten 215 Jahre alle Türmer und Türmerinnen, bis zu Heinrich Hayn, dem letzten Turmwächter von Neustadt. Er war im Frühling des Jahres 1970 wegen einer schweren Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Als ihm klar wurde, dass er diese Krankheit nicht überleben würde, bat er darum, wieder ins Türmerhaus gebracht zu werden, in dem er im Jahr 1891 das Licht der Welt erblickt hatte und in dem er sein ganzes Leben gewohnt hatte. Sanitäter, die Feuerwehr und seine Tochter Linda erfüllten ihm diesen Wunsch am 21. März 1970. Als seine Tochter schließlich am 25. März zu ungewohnter Zeit die Kaiserglocke läutete wussten die Neustadter, dass ihr letzter Türmer gestorben war.</div>
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Beim Verlassen des Turms unterhalte ich mich noch kurz mit einem der Wanderer. Mit "Rheinländer" lag ich gar nicht so schlecht. Die Gruppe ist aus Bonn angereist. Ursprünglich stammen die zwar nicht von dort, aber wer mehr als ein Jahrzehnt im Rheinland verbringt, der gehört dort in der Regel dazu. Völlig egal, welcher Religion, Muttersprache, Hautfarbe oder Nationalität der Zugereiste angehört. "Sie werden assimiliert - Widerstand ist zwecklos. Prost und Alaaf!" Wir Rheinländer sind schließlich die Borg des Deutschland-Quadranten.</div>
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Die nette Dame, die die Gruppe begleitet hat, das erfahre ich eine Woche später zufällig, ist Wirtin in einer Neustadter Gaststätte. Ich gehe manchmal an Sonntagen dort frühstücken. Sie ist mir sofort bekannt vorgekommen, ich konnte sie aber nicht zuordnen, weil ich mich als Morgenmuffel zum Frühstück eher mit der Lektüre von Krimis beschäftige als auf meine Umgebung zu achten. Vielleicht gehe ich ja in der nächsten Zeit auch einmal am Abend dort hin. Wo ich aber ganz sicher noch einmal hingehen werde ist hoffentlich klar: Der Turm hat mich nicht zum letzten Mal gesehen. Der nächste Gipfelsturm erfolgt bei schönem Wetter!</div>
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P.S.:</div>
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Wen die Geschichten um die Türmer von Neustadt ebenso anrühren wie mich, dem sei <a href="http://alle-meine-buecher.blogspot.com/2009/04/axel-rehe-die-turme-der-stiftskirche.html">dieses</a> Buch empfohlen.</div>
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Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com7tag:blogger.com,1999:blog-1576426288937897313.post-50718300332234521102009-05-10T15:41:00.009+02:002018-05-13T18:39:15.762+02:007. Der Wächter<div>
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5O1RTa5zdWEOs9PUIavhd3h8CTG6ZSqLOwu3fAtcSylkzsjCD5nwFomzK4rLIuEsoqOux9CG0hYLBtCQES7WbfQAXMwA79IjdoAHrffWzW8vOuJs4eypkarxNFEZz5HXETtUfqp0EgSM_/s1600/3326318572_859538de0a_b.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="681" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5O1RTa5zdWEOs9PUIavhd3h8CTG6ZSqLOwu3fAtcSylkzsjCD5nwFomzK4rLIuEsoqOux9CG0hYLBtCQES7WbfQAXMwA79IjdoAHrffWzW8vOuJs4eypkarxNFEZz5HXETtUfqp0EgSM_/s400/3326318572_859538de0a_b.jpg" width="267" /></a>Ich streife durch meine Gegend und finde mich im zoologischen Garten in Landau wieder. Der liegt nahe der Universität in den Resten der ehemaligen Stadtbefestigung und ist für mich gut zu erreichen. Ich habe mich dort sogar schon mit den Schülern meiner Biologie-Leistungskurse getroffen. Wir haben uns über evolutionäre Anpassungen an ökologische Gegebenheiten ausgetauscht, uns um das Für und Wider der Zoohaltung gestritten und letzten Endes auch unseren Spaß beim Betrachten der Tiere gehabt.<br />
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Und natürlich zieht es mich wieder unwiderstehlich zu IHM. ER ist mir schon so oft aufgefallen. ER steht auf seinem kleinen Hügel im Erdmännchengehege und bewacht mit grimmiger Miene seinen Clan. ER steht den ganzen Tag an dieser Stelle, schaut mal nach vorne, mal nach hinten, bald nach der einen Seite, dann wieder zur Anderen... </div>
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ER ist... </div>
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DER WÄCHTER.<br />
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Eigentlich habe ich Zoos nie gemocht. Enge Tierknäste mit verhaltensgestörten Elefanten in viel zu kleinen Gehegen. Depressive Menschenaffen die den ganzen Tag traurig am Gitter herumhängen oder zornig auf Panzerglas eindreschen und verkrüppelte Flamingos die verstört auf der Wiese herumstehen. Aber die Zeiten ändern sich und mit ihnen auch die zoologischen Gärten. Man hält immer weniger Tiere auf immer mehr Platz, Wildfänge sind inzwischen tabu und es gibt weltweite Nachzuchtprogramme für vom Aussterben bedrohte Tierarten. Natürlich hat sich auch meine Wahrnehmung verändert.<br />
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Ich nehme das 300er Tele und beobachte die Erdmännchen durch die Kamera. Irgendwo am Rand des kleinen Geheges wird fleißig gegraben. Dabei steckt eines der possierlichen Tierchen bis zum Bauch in einem Erdloch und schaufelt aus Leibeskräften Erde mit seinen Vorderbeinen zwischen den Hinterbeinen hindurch. Diesen Anblick möchte ich festhalten. Aber, wie auf ein geheimes Zeichen, steht auf einmal DER WÄCHTER im Bild und schaut mich durch das Teleobjektiv hindurch mit mürrischem Gesichtsausdruck an. Erst vor ein paar Tagen habe ich im Fernsehen einen lustigen Trickfilm gesehen. Unter anderem ging es um die Flucht einiger Zootiere aus dem New Yorker Zoo. Eine wichtige Rolle spielte hierbei eine Gruppe militärisch straff organisierter Pinguine und ein durch sie gebuddelter Fluchttunnel. "Die Erdmännchen wollen sich in die Freiheit graben, und DER WÄCHTER steht Schmiere." schießt es mir durch dem Kopf, und ich kann vor Lachen erst einmal nicht mehr fotografieren. Ein anderer Besucher ist inzwischen ebenfalls auf den Tunnelbauer aufmerksam geworden: "Was ist, wenn die Erdmännchen sich bis auf die andere Seite graben?" fragt ein kleines Mädchen seinen Vater.<br />
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Gar nicht zum Lachen war die Haltung der Zootiere noch vor wenigen Jahrzehnten: So wurden Braunbären früher in den so genannten Bärenzwingern gehalten. Das waren kahle, nach oben offene und an den Wänden betonierte Gruben, in denen sich die Einzeltiere meist zu dritt oder zu viert nicht aus dem Weg gehen konnten, denn Bärenzwinger waren erschreckend klein. So etwas habe ich noch vor etwas mehr als zehn Jahren sehen müssen - ich verrate jetzt nicht in welcher Stadt das war, denn man will ja niemanden anprangern. Unwürdig, so etwas! In Landau bietet sich dem Besucher ein anderes Bild: Zum Gelände des Zoos gehört ein Teil der ehemaligen Stadtbefestigungsanlage. Der Stadtgraben enthält heute kein Wasser mehr, sondern Bären. Und zwar erfrischend wenige. Das mit Bäumen und Büschen bepflanzte Gelände hat eine für Zooverhältnisse komfortable Größe, die Tiere können sich gut aus dem Weg gehen und müssen sich auch nicht vom Publikum angaffen lassen, wenn sie das nicht wollen. Als Besucher wird man über einen Steg in luftiger Höhe an dem Gehege vorbeigeführt, wenn man Glück hat, kann man einen Blick auf die Bären erhaschen, wenn nicht ist das auch gut, denn man hat wenigstens ein gutes Gewissen den Tieren gegenüber. Trotzdem bin ich mir sicher, dass Meister Petz lieber im Bayerischen Wald herumtoben würde, als im Stadtgraben von Landau. Aber wie es den Bären dort ergeht, haben wir ja vor einiger Zeit in den Nachrichten gesehen.<br />
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DER WÄCHTER hat sich inzwischen vor der Tunnelbaustelle auf den Boden geworfen. Er rollt eine Weile hin und her, und entfernt sich dabei nach und nach von dem Loch. Geschickt zieht er die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich indem er die putzigsten Possen reißt. Im Loch wird weiter gebuddelt. Wieder muss ich an die Trickfilmpinguine denken. "Nicht vergessen Leute: süß und knuddelig, süß und knuddelig!" raunt der Chef der Pinguinbande seinen Kumpanen zu, als sie auf der Flucht von der Polizei gestellt werden. Und auf dieses Kommando hin gebärden sich die Vögel so drollig, dass niemand auf die Idee kommt, ihnen eine absichtliche Flucht, verschlagene Planung oder gar militärischen Drill zuzutrauen. Ein genialer Schachzug.<br />
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Natürlich wünsche ich allen Zootieren kompromisslos die Freiheit. Aber Wunsch und Wirklichkeit passen nicht immer zusammen. Nehmen wir die Wildtiere Ghanas. Ghana passt zwar nicht unbedingt zu den Erdmännchen, ist aber trotzdem ein gutes Beispiel. Durch medizinische Versorgung und durch bessere Nahrungsmittelversorgung konnte die Sterblichkeit hier in den letzten Jahren deutlich gesenkt werden - allerdings reden wir jetzt von den Menschen, nicht von den Menschenaffen. Da die Geburtenrate aber nicht im gleichen Maß gesenkt wurde, steigt die Bevölkerungszahl an. Und zwar schnell. In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Bevölkerung fast verdoppelt. Und dieses Mal ist Benedikt nicht einmal schuld, denn hier sind nur 10% der Menschen katholisch.</div>
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"Alles halb so wild, in Ghana wird ohnehin traditionell viel Fisch gegessen, und die Fischgründe vor der Küste sind reich." werden Sie vielleicht jetzt einwenden. "Doch ein Problem, denn die Meere rund um Europa leiden an Überfischung." würde ich ihnen dann antworten. Die hoch subventionierten europäischen Fabriktrawler weichen immer häufiger an die afrikanischen Küsten aus. Die Lizenzen dafür gibt es in jedem Drittweltland für einen Appel und ein Ei, oder man bleibt gleich in internationalen Gewässern und fischt die mit kilometerlangen Schleppnetzen buchstäblich leer. Das Ergebnis ist immer das gleiche: die einheimischen Fischer fangen immer weniger. Und wenn der Hunger kommt, besinnt man sich auf eine alte Tradition zur Überbrückung von Notzeiten: Bushmeat. Als Bushmeat bezeichnen die Menschen dort die Tiere, die man in den Savannen und den Regenwäldern jagen kann. Gegessen wird in der Not quasi alles, was nicht zurückschießt. Und das sind nicht selten alte Bekannte aus den Zoos: Warzenschweine, Antilopen, Schimpansen, Paviane, Gazellen...<br />
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<span class="Apple-style-span" style="color: #551a8b; text-decoration: underline;"><br />
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Sehr nachdenklich verlasse ich den Zoo.</div>
Adolf Kluthhttp://www.blogger.com/profile/15674656695839595899noreply@blogger.com3