Mopped 1

Da ich es so oft erwähne und da es mehr und mehr zu einer zentralen Figur bei meinen Streifzügen wird, hier ein paar Worte zum Mopped:

Das Mopped ist eine Moto Guzzi California Jackal Baujahr 1999, die ich im Jahr 2000 einem Händler abgekauft habe. Bis dahin diente sie ihm als Vorführmodell. Der 1100er V2-Motor ist, anders als bei einer Harley Davidson, längs eingebaut (bezogen auf die Kurbelwelle), wodurch eine sehr angenehme Unwucht entsteht, die das Mopped auch im Stand seitlich bewegt, wenn man den Gashahn etwas aufdreht.

Das Drehmoment des Motors ist unbeschreiblich und der eigentliche Grund, warum ich mich seinerzeit in das Mopped verknallt habe. Bei der ersten Probefahrt habe ich es gewagt, am Ortsausgangsschild im dritten Gang den Gashahn aufzudrehen: Das Vorderrad hat abgehoben, und mich hat es fast heruntergeworfen. WIE GEIL!

Der Händler hat mir das anschließend so erklärt: "Du kannst am Ortsausgang den fünften Gang reinknallen, und der kann dann bis Italien drin bleiben." Und das mache ich dann auch bei meinen Rundfahrten: Runtergeschaltet wird eigentlich nur kurz vor dem Anhalten, ansonsten tuckere ich gemütlich und mit niedriger Drehzahl durch die in der Pfalz reichlich vorhandene Gegend.


Das Mopped ist kein Fetisch. Es bringt mich jeden Tag zur Arbeit und zurück, und zwar im Sommer wie im Winter. In Ermangelung einer Garage musste es fast die kompletten ersten zehn Jahre bei mir draußen schlafen. Deshalb sieht es inzwischen deutlich gebraucht aus. Aber es ist eine treue Seele, und hat mich bisher nur selten im Stich gelassen. Der eine zerstochene Vorderreifen, der Nagel im Hinterrad und eine im Winter gelegentlich schlapp machende Batterie zählen hier als höhere Gewalt.

Inzwischen markiert das Mopped ab und zu sein Revier, aber im Großen und Ganzen läuft es, und läuft, und läuft...

Und ja: Man sagt Mopped. Mit zwei "P." Alles mit zwei Rädern und über 1000 Kubikzentimeter heißt Mopped.

Nachtrag am 21. Januar 2018:

Nachdem das Mopped in den letzten Jahren dann doch etwas unzuverlässig wurde, ich habe ja an dieser Stelle mehrfach davon berichtet, habe ich mir im Herbst 2017 ein Zweitfahrzeug angeschafft. Der ursprüngliche Plan war, beide Moppeds als gleichberechtigte Partner jeweils abwechselnd zu benutzen. So hätte mir, vor Allem in den Ferien, immer ein Beförderungsmittel zur Verfügung gestanden, selbst nach einer Panne. Soweit der Plan.

In meinem ersten Winter mit zwei Moppeds erinnerte ich mich aber schnell daran, wie schwer es fällt, einen Ganzkörpercabrio in der kühlen Jahreszeit regelmäßig zu bewegen damit der Akku nicht den Geist aufgibt. Man muss seinen inneren Schweinehund schon ziemlich gut im Griff haben, um bei Schnee, Regen und Kälte auf den Bock zu steigen, und wenigstens alle zwei Wochen etwa zehn Kilometer abzuspulen. Aber mit der doppelten Anzahl an Moppeds verdoppelt sich auch die unangenehme Verpflichtung. Das fällt mir selbst im vergleichsweise milden Winter 17/18 recht schwer. Aber was wird, wenn ein anderer Winter einmal richtig streng wird?

Und dann ging alles ganz schnell: Mit meinem Nachbarn bin ich über die Moppeds ins Gespräch gekommen. Er vermittelte mir den Kontakt zu jemandem, der ein solches sucht. Ich will mich von einem trennen. Er will nicht allzuviel Geld investieren, ich nicht allzuviel dafür haben. So wurden wir schnell handelseinig.

Es ist wie es ist: Seit heute gehört mir die alte Tante Guzzi nicht mehr. Ich wünsche meinem Nachfolger im Sattel viel Vergnügen und bin froh, dass sich jemand gefunden hat, der mit den 75 Pferden aus Italien noch etwas herumreitet.

Fazit nach fast 18 Jahren: Es war eine tolle Zeit.
Alles Gute, Tante Guzzi!







P.S.: Nachtrag 2. 8. 2022
Inzwischen habe ich Nachricht vom Käufer der alten Tante Guzzi. Er hat sie auf das entzückendste wieder aufgearbeitet und sie lebt noch. Das sind gute Nachrichten! Fast so, als würde man von einem lange verschollenen Familienmitglied erfahren, dass es ihm in der Fremde gut geht.

Foto: Christian Tuscher


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