Mittwoch, 3. Juli 2019

29. Der große Bahnhof

Schicker Zug der SBB. Wohl in Japan gekauft.
Ich streife durch meine Gegend. Heute benutze ich dafür ausnahmsweise einmal die Bahn und lasse den Boxer Zuhause. Ich möchte nach Stuttgart auf eine Comic-Messe. Das ist mir für die Fahrt mit dem Mopped zu weit, denn ich benutze ja bekanntlich keine Autobahnen. Ohne Autobahn ist der Weg von Neustadt nach Stuttgart aber eine richtige Reise von vielen Stunden. Und das bei dem Wetter! Dann doch lieber die Eisenbahn.
Man sollte ohnehin wieder öfter mit dem Zug reisen. Die Deutsche Bahn ist, von der Pünktlichkeit abgesehen, in der Regel viel besser als ihr Ruf. Die Züge sind oft klimatisiert und das Personal freundlich und wirklich bemüht, den Fahrgast zufrieden zu stellen. An Sauberkeit mangelt es in der Regel auch nicht. Ich muss jedoch zugeben, dass ich mir in der letzten Zeit immer häufiger den Luxus der ersten Klasse gönne. Mit etwas vorausschauender Planung ist das gar nicht mal so teuer. Insofern ist der Vergleich mit meinen früheren Erlebnissen etwas unfair.

Der Regionalexpress bringt mich bis Karlsruhe, dort steige ich in einen ICE und fahre bis Stuttgart HBF. Im ICE erklärt mir eine entzückende Zugbegleiterin noch den Weg vom ICE-Gleis zur Abfahrtsstelle der S-Bahn, mit der ich bis zum Messegelände am Flughafen fahren möchte. Im Grunde genommen ist das nicht notwendig, denn innerhalb von Bahnhöfen sind die Wegstrecken immer ausgezeichnet beschildert. Außerdem könnte ich das ganze Apfelzeug an meinem Körper auch als Fußgängernavi benutzen. Aber sie meint, dass man sicherer den Weg findet, wenn man schon einmal eine ungefähre Richtung im Kopf hat. Da hat sie natürlich auch wieder Recht. Also lasse ich sie weiterplappern. Ich bin geradezu hypnotisiert von ihrem bezaubernden Akzent, dessen Herkunft ich irgendwo im westlicher Erzgebirge verorte. Es ist wirklich nur der Hauch eines Zungenschlags, eine ganz leicht eingefärbte Sprachmelodie. Aber seitdem ich fünf Jahre am Erzgebirgsrand gelebt und gearbeitet habe, empfinde ich diesen Akzent als äusserst angenehm, fast schon als erotisch. Die arme Zugbegleiterin denkt vermutlich, dass der debil grinsende ältere Herr vor ihr versucht, sie anzubaggern. Aber danach steht mir wirklich nicht der Sinn. Die junge Frau könnte mit ihren geschätzt Anfang 30 Lenzen locker meine Tochter sein und so junge Dinger fasse ich nicht an. Also reiße ich mich los und verlasse den klimatisierten Zug. Die Hitze im Bahnhof trifft mich wie ein Vorschlaghammer. Draußen müssen es jetzt schon über 30 Grad sein - so zeigt es mir zumindest das virtuelle Thermometer an der Apfeluhr. Und das im Juni. Um 10 Uhr morgens. Also nichts wie zur S-Bahn.

In der S-Bahn-Station
Den Weg finde ich leicht, auch wenn er sich bei dieser Hitze zieht wie Kaugummi. Ein junger Mann fällt mir wegen seines ungewöhnlichen Haarschnitts auf. Er trägt einen klassischen Afro-Look wie aus den frühen Siebzigern kombiniert mit einem modischen Undercut an den Seiten und am Hinterkopf. Merkwürdig! An der S-Bahn angekommen stelle ich fest, dass überhaupt keine Züge fahren. Die Anzeigetafel gibt erstaunlich detailliert Auskunft: Wegen polizeilicher Ermittlungen auf dem Bahnhof Bad Cannstatt ist die gesamte Strecke b. a. W. gesperrt. Diese Erklärung für einen Zugausfall ist tatsächlich neu. Deshalb lasse ich das mal gelten und verlasse den Bahnhof, um mir ein Taxi zu suchen. Empfand ich die Hitze beim Aussteigen aus dem klimatisierten ICE noch wie einen Schlag mit dem Vorschlaghammer, trifft sie mich jetzt wie eine Abrissbirne. Laut meiner Wetter-App beträgt die Lufttemperatur zwar „lediglich“ 30°C. Aber diese Werte gelten für Messungen im Schatten. Auf dem Bahnhofsvorplatz von Stuttgart gibt es jedoch keinen Schatten. Der Asphalt der Großstadt, die Betonwände, überhaupt alles hat sich in der prallen Sonne trefflich aufgeheizt und diese Hitze wird jetzt auf mich abgestrahlt als gälte es, mich zu garen. Und ich rede nicht vom fast zärtlichen Niedrigtemperaturgaren, wie ich es bisweilen mit einem Stückchen Lachs in meinem Backofen mache. Ich meine Oberhitze plus Unterhitze plus Grill und alles auf höchster Stufe. Der kleine Adolf: außen knusprig - innen Geschmack.

Wir müssen über das sich verändernde Klima reden, Leute. Damit habe ich mich im letzten Jahr noch zurückgehalten, obwohl es von den Temperaturen her ein Rekordjahr war. Aber es hilft ja nichts! Da müssen wir jetzt durch. Müssen wir uns ängstigen? Es hat natürlich immer wieder heiße Tage gegeben, auch ungewöhnlich warme Sommer oder besonders milde Winter. Das sind alles noch keine Gründe, Alarm zu schlagen. Der Unterschied ergibt sich aus einer mathematischen Betrachtung heraus, genauer gesagt aus einer statistischen. Ein heißer Tag macht noch keine Hitzewelle. Folgen aber mehrere Dutzend ungewöhnlich heiße Tage aufeinander, spricht man ganz selbstverständlich von einer Hitzewelle. Das würde man selbst dann noch tun, wenn die Folge sehr heißer Tage von einem oder zwei kühlen Tagen unterbrochen würde.
Ein heißes Jahr macht noch kein erwärmtes Klima. Aber eine Folge von einem Dutzend oder oder gar mehreren Dutzend heißen Jahren wäre ganz ohne Zweifel eine messbare Klimaerwärmung. Das gilt ganz besonders dann, wenn hier zusätzlich ein stetiger Trend nach oben erkennbar ist.

Def.: Klima ist der langjährige Mittelwert (i. d. R. über 30 Jahre gemittelt) der Klimaelemente Temperatur, Niederschlag, Wind, Luftfeuchte usw.

Das bedeutet, dass ein seriöser Klimaforscher niemals von einer Klimaveränderung sprechen würde, weil das Wetter mal für ein paar Tage oder Wochen verrückt spielt. Und genau das machte lange Zeit die Argumente derer, die einen Klimawandel befürchten, so angreifbar. Es gab einfach noch nicht genug vom langjährigen Mittelwert abweichende Daten. Das ist inzwischen anders. Schon in den späten 90er Jahren warnte das MPI für Meteorologie in Hamburg, dass alle statistischen Daten darauf hinweisen, dass es tatsächlich zu einer Veränderung des Klimas kommt. Das sehen alle seriösen Klimaforscher (damit meine ich jetzt die, die nicht von irgendeinem Interessensverband der Industrie bezahlt werden) schon seit einigen Jahren so und setzen aktuell sogar noch eins drauf: Diese Veränderung, da ist man sich inzwischen ebenfalls einig, ist vom Menschen verursacht und sie beschleunigt sich.

Der Taxifahrer tippt während der Fahrt fast ohne Pause auf seinem Telefon herum. Im Normalfall würde ich ihn jetzt bitten, rechts ranzufahren. Dann würde ich aussteigen und mir ohne Kommentar ein neues Taxi suchen. Aber bei diesen Außentemperaturen ist diese Vorgehensweise keine Option. Wer möchte schon als Trockenmumie enden? Am Straßenrand in Stuttgart. Trotz seines verkehrswidrigen Verhaltens bringt der Fahrer mich relativ sicher und nur mäßig zu schnell zum Messegelände am Flughafen. Am Eingang wird mein Rucksack durchsucht, wobei die Dame vom Sicherheitsdienst mit meiner Kamera sichtlich überfordert ist. Statt der geradezu zierlichen und leicht zu transportierenden D810 habe ich nämlich die vergleichsweise klobige D3 eingesteckt und das dicke Telezoom angeflanscht, mit dem ich immer bei der Schauspielgruppe Bilder mache. Die D3 ist zwar laut und hat eine viel kleinere Auflösung als die D810, aber sie ist brutal schnell und extrem zuverlässig. Noch nie hat sie die Auslösung verweigert, wenn es darauf ankam. In dieser Beziehung ist die D810 eine kleine Zicke die ich schon mehrfach während einer Fotositzung neu starten musste, indem ich den Akku herausgenommen habe. Die Dame schaut in meinen Rucksack und hat keine Vorstellung davon, wie sie den Anblick eines dicken, schwarzen Rohres deuten soll, das da aus dem Rucksack heraus auf sie gerichtet ist. Die bei mir wie immer mit schwarzem Klebeband abgedeckten Herstellerlogos und das hohe Gewicht des rätselhaften Objekts machen ihr die Interpretation des Anblicks auch nicht gerade leichter. Schließlich fragt sie, ich sage nur „Kamera“ und jetzt scheint ihr alles klar zu sein. Vielleicht auch nicht, schließlich hat sie heute schon dutzende der bizarren Waffenattrappen der Cosplayer inspiziert, wer weiß also, was sie wirklich denkt. Ist mir jetzt aber auch egal. Hauptsache, ich darf rein.

Ich fasse noch einmal zusammen:
Die Erde erwärmt sich immer schneller.
Diese Erwärmung wird vom Menschen verursacht.

Das sind die Fakten. Ich gehe davon aus, dass die Leser dieses Blogs den Erkenntnissen zustimmen, bei denen sich die überwiegende Mehrheit der zuständigen Wissenschaftler einig sind. Hier geht es nicht mehr um Meinungen, es geht hier um wissenschaftlich untermauerte Fakten. Darüber diskutiere ich nicht mehr und erkläre es auch nicht, denn wir reden hier über Schulbuchwissen. Wer das leugnet, sei gewarnt: Sie können JETZT aufhören diesen Blog zu lesen. Oder Sie müssen es ertragen, dass Sie sich möglicherweise im weiteren Verlauf dieser Episode meines Blogs brüskiert oder gar übel beschimpft fühlen. Vielleicht lernen Sie ja auch noch etwas dazu, aber ich wage das zu bezweifeln. Wenn Sie die oben genannten Fakten leugnen ist jede weitere Diskussion an dieser Stelle Zeitverschwendung. Kaufen Sie sich ein gutes, wissenschaftliches Lehrbuch der Klimatologie oder wenigstens ein Erdkundebuch für die gymnasiale Oberstufe und melden Sie sich wieder, wenn Sie es gelesen und verstanden haben. Oder kaufen Sie sich eine Rolle Aluminiumfolie und falten Sie sich einen lustigen Hut daraus. Das ist allein Ihre Entscheidung!

Noch ein kurzer Plausch mit dem Mann an der Kasse, 29 Euronen wechseln den Besitzer und dann bin ich endlich drin. Genauer gesagt bin ich nur fast drin, denn jetzt steht Boba Fett, der Kopfgeldjäger aus dem Star-Wars-Universum, vor mir und unverrückbar im Weg herum. Wir schweigen uns an, ausweichen ist keine Option. Er zückt seine futuristische Strahlenpistole, ich die D3. Er gibt auf und ich gewinne das Duell. Leider vergesse ich in der Aufregung völlig, ein Bild von ihm zu machen. Ein unverzeihlicher Fehler, aber da muss ich jetzt wohl durch. Schon jetzt wird mir klar, dass ich im nächsten Jahr auf ein weiteres Duell mit Boba Fett wiederkommen muss.

In den Messehallen ist es dank einer gigantischen Klimaanlage angenehm kühl.

Klimaanlage liefert das Stichwort. Die Klimamaschine Erde ist viel zu kompliziert, als dass wir sie in einfachen, linearen Zusammenhängen denken dürften. Deshalb kursieren ein paar gravierende Missverständnisse, die von Klimaleugnern (gemeint sind: Leugner der globalen, durch den Menschen verursachten Erwärmung) gerne für plakative Meme genutzt werden. Diese Meme kursieren dann in den einschlägigen Filterblasen und verfestigen dort die irrige Meinung, dass eine einzige knackig kalte Woche im Februar oder ein besonders schneereicher Monat in den Dolomiten im Widerspruch zur globalen Erwärmung stehen würden. Sogar der Mann mit dem Eichhörnchen auf dem Kopf entblödet sich nicht, dies so in seinen Twitter-Meldungen zu thematisieren.

Mit diesen Missverständnissen und Vereinfachungen möchte ich an dieser Stelle aufräumen, zumindest exemplarisch. „Globale Erwärmung“ bedeutet nämlich nicht zwingend, dass es auf dem gesamten Planeten gleichmäßig wärmer wird. Im Gegenteil. Die Erwärmung des Planeten kann regional sehr unterschiedlich erfolgen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass sich einzelne Regionen im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung abkühlen könnten. Klingt komisch - ist aber so. Das zu verstehen ist gar nicht so schwierig. Benötigt werden ein paar grundlegende geographische und physikalische Kenntnisse aus der Mittelstufe. Und los gehts:


Dass unterschiedliche Regionen der Erde unterschiedlich auf globale Erwärmung reagieren hat, unter Anderem, mit ihrer Albedo zu tun, also mit der Fähigkeit von Oberflächen, elektromagnetische Strahlung (Eigentlich sind das Wellen, aber wir wollen nicht pingelig sein.) in den Weltraum zurück zu reflektieren. Diese Fähigkeit zu reflektieren ändert sich bei einigen Oberflächen kaum, ob sie nun kalt oder warm sind. Es gibt aber Oberflächen, bei denen sich die Albedo ziemlich radikal ändert, wenn sie erwärmt werden. Wasseroberflächen zum Beispiel. Die flüssige Oberfläche eines Meeres absorbiert deutlich über 90% der einfallenden Strahlung und reflektiert nicht einmal 10%. Die Energie der absorbierten Strahlung wird dabei auf die Wassermoleküle übertragen, die der reflektierten, vereinfacht gesagt, in den Weltraum zurückgeworfen. Die schneebedeckte Oberfläche von Eis (Ob Gletscher oder Meereis spielt dabei keine Rolle) reflektiert hingegen über 90% der einfallenden Strahlung, nur weniger als 10% werden absorbiert. Da Eisflächen auf diesem Planeten aber (noch) recht ungleichmäßig verteilt sind (in der Nähe der Pole sehr viel, in der Nähe des Äquators eher wenige) reagiert die Albedo der Erdoberfläche breitengradabhängig auf die globale Erwärmung: Am Äquator ändert sie sich wenig, an den Polen jedoch nimmt sie bei durch die schmelzenden Eisflächen dramatisch ab. Das führt dann zu einer weiteren Erwärmung dieser Flächen, denn plötzlich reflektieren sie nicht mehr 90% der einfallenden Energie, sondern absorbieren 90%. Deshalb schaukelt die die globale Erwärmung in der Nähe der Pole quasi selbst hoch und die Polarregionen erwärmen sich im Rahmen der Klimaänderung viel dramatischer als die Äquatorregionen. Von solchen Rückkopplungseffekten im Zusammenhang mit dem Thema werden wir noch öfter sprechen, jedoch nicht in dieser Folge des Blogs.

Man darf schon verrückt sein. Aber bitte mit Stil!
Nach dem Durchqueren des Foyers betrete ich die große Messehalle. Ich bin überwältigt: Comicstand reiht sich an Comicstand, Zeichner signieren ihre Werke mit kleinen Zeichnungen, Devotionalien werden gehandelt, futuristische oder mittelalterlich-martialische Waffenreplikate kann man ebenso erstehen wie Action-Figuren in Originalverpackung. In mobilen  Fotostudios kann sich jeder in seiner Verkleidung von Profis ablichten lassen, es wird geschminkt und tätowiert. Wo wir gerade beim Thema sind: am meisten beeindrucken mich die vielen aufwändig verkleideten Besucher. Täuschend echt stellen sie futuristische Cyborg-Soldaten mit klobigen Uniformen dar. Der Boden bebt, wenn sie mit den Füßen aufstampfen. Star-Wars Figuren, Vulkanier, Klingonen, Elfen, Trolle und andere Fantasiegestalten tummeln sich. Jonathan Frakes und Brent Spinner sollen übrigens auch kommen, Richard Dean Anderson ist schon da und scherzt auf der Bühne über seine etwas aus der Form geratene Figur. Eben überholt mich eine Mutter in Hobbitkostümierung. An ihrer Hand zieht sie einen etwa sechsjährigen Superboy hinter sich her. Ich bin so geflasht, dass ich wieder über einen längeren Zeitraum das Fotografieren vergesse.

"AAARARRRGWWWH."
Schließlich mache ich dann doch noch ein paar Bilder von Chewbacca, der für einen der Fotografen posiert. Chewie ist viel zu groß für die vorbereiteten Blitzreflektoren. Der Fotograf sieht die D3 und bittet mich sofort um kollegiale Hilfe. Die D3 als Bildjournalistenausweis? Gar als VIP-Pass? So habe ich das noch nie gesehen. Das würde natürlich ganz andere Möglichkeiten bei einer solchen Veranstaltung eröffnen.


Ein weiterer Grund für die regional unterschiedlichen Auswirkungen der globalen Erwärmung ist in den Meeresströmungen zu suchen, die gewaltige Wärmemengen um den Globus transportieren. Manche Regionen werden dadurch aufgeheizt wie mit einer Fußbodenheizung, andere werden abgekühlt wie mit einer Klimaanlage. Meeresströmungen können ihren Lauf ändern und damit auch die regionale Wärmeverteilung. So etwas geschieht zum Beispiel, wenn durch Vorgänge der Plattentektonik große Landmassen zusammenstoßen und so Meeresströmungen den Weg versperren. Ein solches Ereignis ist wohl in den nächsten Jahrzehnten nicht zu erwarten. Und wenn, dann wurde es mit Sicherheit nicht durch die globale Erwärmung hervorgerufen. Aber neben den Meeresströmungen an der Oberfläche gibt es auch noch die globalen Tiefenströmungen, die mit den oberflächennahen Strömungen in lebhaftem Austausch stehen. Bei diesem Austausch spielt die salzgehalt- und temperaturabhängige Dichte des Oberflächenwassers eine entscheidende Rolle. Und Temperatur und Salzgehalt von Meerwasser ändern sich durch einströmendes Wasser vom Festland. Schmelzwasser von abtauenden Gletschern zum Beispiel. So etwas kann dann eine Meeresströmung wie den Golfstrom abreißen lassen. Das ist in der Vergangenheit schon mehrfach geschehen, und die Auswirkungen waren fatal und werden es wieder sein. Ohne den Golfstrom, so schätzen Wissenschaftler, wird die Temperatur in Europa im Schnitt um 5 bis 10 Grad sinken. Selbst wenn wir davon die ca. 1,5°C abziehen, die sich die Pfalz seit dem Anfang der Industriealisierung bereits erwärmt hat, so wären es dann in meiner Wahlheimat knackige 8,5°C kühler, als im langjährigen Mittel. Und dann gute Nacht, Riesling! Vielleicht reicht es dann ja gerade noch für den Getreideanbau. Dann gäbe es wenigstens noch Bier.

Mein persönlicher Comic-Gott
Die beiden Höhepunkte meines Comic-Con-Besuchs habe ich mir bis zum Schluß aufgehoben:
Ralf König liest aus seinem neuesten Buch „Stehaufmännchen“. Er macht das, indem er die Bilder aus seinen Comics auf eine große Leinwand projiziert und dann die Sprechblasen seiner Protagonisten mit verschiedenen Stimmen vorliest. Gerne auch die der weiblichen Figuren. Da er auch die Geräusche „vorliest“ ist das sehr unterhaltsam für das Publikum und vermutlich sehr anstrengend für den Autor.

Squaredolf
Finale Furioso: Ich mache einem mir bekannten Comiczeichner meine Aufwartung. Der ist eigentlich Grafiker oder so, zeichnet aber in seiner Freizeit witzige, ganz aus dem Leben gegriffene Comics, die er dann kostenlos im Internet veröffentlicht. Markenzeichen sind die rechteckigen Köpfe seiner Comic-Charaktere, die Squareheads, die er auch nach meinem Vorbild schon gestrichelt hat. Kennengelernt habe ich ihn, wie sollte es anders sein, bei der Neustadter Schauspielgruppe. Ich freue mich sehr ihn zu sehen und er ist offensichtlich überrascht. Hoffentlich angenehm überrascht. Wir unterhalten uns eine Weile, dann kaufe ihm zwei seiner Heftchen ab (die heißen wirklich so!) und bekomme zum Dank wieder eine entzückende Karikatur meiner Person. Wie cool ist das denn? Von mir existiert eine Comic-Version!

Stuttgart 21
Reichlich verschwitzt, aber sehr glücklich mache ich mich auf den Heimweg. Inzwischen ist das Thermometer im Glutofen Stuttgart auf 36°C gestiegen. Ich bestaune noch die riesige Baugrube des Stuttgart21-Projektes, dann will ich aber unbedingt wieder in einen klimatisierten Zug. Man gönnt sich ja sonst nichts. In Neustadt sind es dann 38°C. Es bleibt schwierig.