Über Hambach und Diedesfeld geht es erst einmal in Richtung des bezaubernden Maikammer. Da ist die Ortsdurchfahrt wegen Bauarbeiten gesperrt, also weiter, vorbei am Edenkobener Mitbewerber ins entzückende Rhodt unter Rietburg und dann durch das endlos erscheinende Rebenmeer ein kleiner Abstecher zu meinem Biowinzer in Weyher. Vielleicht hat der ja noch etwas von dem köstlichen, staubtrockenen Rieslingsekt.
Der Weinbau wurde wohl schon von den Römern in die Pfalz gebracht. Die Leelage am Ostrand der Haardt sorgt durch Föhneffekte für über 1800 Jahressonnenstunden. Milde Temperaturen, auch im Winter, und nicht zu ergiebige Niederschläge sind die Folge. Für den Weinbau ist das ideal, besonders der fruchtige Riesling gedeiht hier in einer erstklassigen Qualität. In Weyher gab es deshalb schon vor rund 1800 Jahren einen römischen Gutshof, der Ortsname leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen Wort Villa ab. Was unmittelbar nach dem Niedergang des römischen Reiches in Weyher los war, weiß man noch nicht so genau. Aber im Jahr 777 wurde das Dorf zum ersten mal einer urkundlichen Erwähnung für würdig befunden. Auch in der Pfalz war es dann im Mittelalter so, wie es auch anderenorts in Deutschland war: Die Dörfer gehörten, und zwar den Landesherren, einem Ritter, einem Kloster oder wie in diesem Fall dem Hochstift Speyer. Und die Bauern und Winzer hatten Abgaben zu zahlen.
Mein Biowinzer hatte noch Sekt. Uff... das war knapp! Seine über 70jährige Mutter verkauft mir einen Karton, den ich dankbar in einem Koffer meines Motorrades verstaue. Wir halten noch einen kurzen Plausch, dann fahre ich wieder los. Und wie so oft in den Ferien fahre ich nicht wieder zurück nach Neustadt, sondern erkunde nun die südliche Weinstraße mit ihren zahlreichen Winzerdörfern. Die südliche Ortsausfahrt bringt mich durch einen aromatisch duftenden Wald nach Burrweiler und von dort aus geht es wieder durch Wingerte, die sich von Horizont zu Horizont in eine sanfte Hügellandschaft schmiegen. Traumhaft! Trotzdem ist mir bisweilen an einsamen Plätzen etwas mulmig zumute. Ich habe nämlich in den letzten Jahren meine Vorliebe für Regionalkrimis entdeckt. Der den ich zur Zeit lese, handelt von einer schauerlichen Mordserie in der Südpfalz. Dabei lässt der wahnsinnige Serienkiller seine grausam verstümmelten Opfer immer in den Rebenreihen zurück, wodurch dann ahnungslose Menschen ohne Vorwarnung über zerfledderte Körper stolpern. Gruselig!
Irgendwann lande ich, ohne es geplant zu haben, in Eschbach.
Dort stehen im ganzen Dorf lebensgroße, und mit den unterschiedlichsten Bemalungen gestaltete Eselstandbilder herum. Diese bunten Esel locken seit einigen Jahren Touristen in den Ort. Ich habe schon von Besuchern gehört, die eigens wegen dieser künstlerisch gestalteten Esel quer durch Rheinland-Pfalz angereist sind. Donkeywatching als Tagesausflug. Nicht, dass die Esel alles wären, was man in Eschbach besichtigen kann. Eine Burgruine und einen naturnahen Wald im Biosphärenreservat haben in dieser Gegend viele Gemeinden. Aber bunte Esel gibt es nur in Eschbach.
Man sollte ja vermuten, dass man mit Weinbau in einem solchen Gunstraum ein recht ordentliches Einkommen erzielen kann. Tatsächlich findet man an der Weinstraße auch einige recht stattliche Höfe, die von über Generationen erarbeitetem Wohlstand zeugen. Doch die meisten alten Winzer- und Bauernhäuser in der Gegend sind eher klein, einige sogar winzig. Selbst heute, nach Jahrzehnten der Flurbereinigung und des Höfesterbens in Deutschland, bewirtschaften in der Pfalz weniger als die Hälfte der Winzer ihre Wingerte als Vollerwerbslandwirte. Die andere Hälfte kann von dem mit der Winzerei erreichten Einkommen alleine nicht leben.
Und jetzt kommen die Touristen ins Spiel: ein häufiger Zuerwerb besteht in der Vermietung von Ferienwohnungen oder in der Bewirtschaftung von Gaststätten und kleinen Pensionen. So wird der Landwirt auch zum Wirt. Das ist leider in vielen Gegenden Deutschlands so. Vor allem in den so genannten Erbteilungsgebieten, wo die Betriebe über viele Jahrhunderte jeweils unter allen erbberechtigten Nachkommen aufgeteilt wurden, gilt: von der Landwirtschaft alleine kann man immer seltener existieren. Die Mechanisierungswelle der 50er Jahre war ein Versuch dieser Not zu entkommen. Dann kamen die 60er und 70er Jahre, in denen man durch Mengensteigerung das Einkommen zu erhöhten versuchte. "Masse statt Klasse" war vielerorts bis weit in die 80er Jahre hinein die Parole. Die süße Plörre, die seinerzeit in manchem Supermarkt mit bunten Etiketten als Wein verkauft wurde, hätte man eigentlich guten Gewissens keinem Esel ins Ohr kippen dürfen. Das hat dem Ruf des deutschen Weins nachhaltig geschadet.
Und jetzt kommen die Touristen ins Spiel: ein häufiger Zuerwerb besteht in der Vermietung von Ferienwohnungen oder in der Bewirtschaftung von Gaststätten und kleinen Pensionen. So wird der Landwirt auch zum Wirt. Das ist leider in vielen Gegenden Deutschlands so. Vor allem in den so genannten Erbteilungsgebieten, wo die Betriebe über viele Jahrhunderte jeweils unter allen erbberechtigten Nachkommen aufgeteilt wurden, gilt: von der Landwirtschaft alleine kann man immer seltener existieren. Die Mechanisierungswelle der 50er Jahre war ein Versuch dieser Not zu entkommen. Dann kamen die 60er und 70er Jahre, in denen man durch Mengensteigerung das Einkommen zu erhöhten versuchte. "Masse statt Klasse" war vielerorts bis weit in die 80er Jahre hinein die Parole. Die süße Plörre, die seinerzeit in manchem Supermarkt mit bunten Etiketten als Wein verkauft wurde, hätte man eigentlich guten Gewissens keinem Esel ins Ohr kippen dürfen. Das hat dem Ruf des deutschen Weins nachhaltig geschadet.
Inzwischen achten viele Winzer wieder mehr auf qualitativ hochwertige Produkte, die sie in Eigenregie und zu angemessenen Preisen in der Region vermarkten. Bioweine sind keine Seltenheit mehr, auch Spitzenweine für die gehobene (Sterne-) Gastronomie werden hier ausgebaut. Eine neue Generation junger Winzer hat inzwischen in vielen Betrieben die Regie übernommen. Hochklassig ausgebildet, kompetent und ehrgeizig greifen sie nach den höchsten Auszeichnungen in der Branche. Der Deutsche Wein ist wieder da!
Ich beschließe, meinen Ausflug mit einem Spaziergang auf die Ruine der Madenburg zu krönen. Von dort genieße ich den atemberaubenden Blick über die wunderbare Landschaft der Pfalz: Im Westen die Höhenzüge des Haardtgebirges, im Osten die Oberrheinebene und dazwischen das Hügelland der Weinstraße - die pfälzische Toscana. Wenn es diese schöne und abwechslungsreiche Landschaft nicht schon gäbe, dann müsste man sie bauen.
Und zwar sofort!
wunderschöne beschreibung meiner heimat...
AntwortenLöschenhe adolf....wenn du dich mal richtig gruseln möchtest, solltest du mal mit uns eine bunkertour machen, das sind die richtigen objekte für serienkiller....lach !
Vielen Dank Horst.
AntwortenLöschenEs fällt mir leicht, die Pfalz schön zu beschreiben. Da muss man nichts dazu erfinden, es IST einfach zum Niederknien geil hier. Deshalb bin ich auch seit über zehn Jahren sehr gerne zu Gast in der Pfalz.
Bunkertour? Ist das Dein Ernst?
Ich mag vergammelte Ruinen sehr. Vielleicht wird ja mal 'was draus. Würde mich freuen.
LG
Adolf